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und Krebse mit Messer und Gabel essen und den Zucker mit der Zange anfassen sehe, dann denke ich bei mir: das ist auch so ein überverfeinerter, zimperlicher Kerl!"
Frau Barbara mußte bei dieser Antwort herzlich lachen — warf jedoch das hübsche Köpfchen in die Höhe und entgegncte schmollend:
„Hincinfallen?! O nein, in dieser Hinsicht glaube ich genügende Menschenkenntnis zu besitzen. Doch, bestes Onkelchen. über unfern kleinen Disput vergesse ich ganz, Dich zu bedienen. Bitte, von diesem Aspck versuche einmal und dann ein Stückchen geräucherten Lachs."
„Auf mein Wort, da kann man wirklich sagen: owbarras äe riollesso! Alles süperb, Bärbel, wie immer in Deinem Haufe. Schade — schade nur —"
„Was, schade?" unterbrach ihn die junge Frau mit neugierig blitzenden Augen.
„Daß Du so allein dastehst! Alle Annehmlichkeiten Deines Reichtums mußt Du allein genießen! Willst Du den« durchaus keine Anstalten tr.ffen, um Dich noch einmal zu vermählen? Mein Gott, den vortrefflichen Ottcrstnn hast Du nun wirklich genug betrauert, bist vier Jahre in Sack und Asche cinhergegangen. Nun aber ist's an der Zeit, Dein junges Leben zu genießen. Fünfundzwanzig Jahre! Pah. Du bist viel zu hübsch, um schutzlos bleiben zu können!"
Die Wangen der jungen Dame hatten sich mit sanftem Rot bezogen. ein wenig verlegen erwiderte sie scherzhaft:
„Das klingt ja fast wie ein versteckter Heiratsantrag, Onkelchen!"
Der alte Herr strich sich wohlgefällig über den Weißen Schnurrbart mit den Worten:
„Na, wenn ich 20 Jahre weniger zählte, warum nicht. So aber wollen wir das einem Jüngeren überlassen!"
„Du hast wohl gar schon sür mich gewählt, Herzensonkel."
„Ich könnte Dir ein halbes Dutzend an- führen, die Dich onbeten. Barbara, natürlich pur clistance. Soll ich sie Dir nennen?"
„Nein, um Gotleswillen, nein!" eiferte die hübsche Frau in ängstlicher Hast. „Ich kann Dir versichern, Onkel, von allen Herren aus meinem hiesigen Bekanntenkreise hat auch nicht ein einziger verstanden mir ein wärmeres Inte- resse einzuflößen. Von einer Wicderverheiratung nehme ich fast Abstand."
„So, na ja, die böse Welt behauptet auch, Du wolltest die Exzellenz nicht hergcbcn! Vielleicht hat sie nicht so unrecht?!" entgegncte der alte Herr in nachlässigem Tone, während er sich angelegentlich mit den ihm vorges.tzlen Genüssen beschäftigte, dabei aber doch zuweilen seltsam forschende Blicke auf die junge Frau richtete.
„Unsinn, Onkel! Wenn ich einen Mann liebe," Frau Barbara sprach das letzte Wort fast zagend aus, „so würde ich mich durchaus nicht daran kehren, ihn zu heiraten, und wäre er auch ein Bürgerlicher!"
„Vorausgesetzt, er ist so artig und gebildet, um sich der Zuckerzange zu bedienen!" antwortete sarkastisch der alte Herr.
(Fortsetzung folgt.)
Am Bienenstand im Frühjahr.
Bon Schullehrer Bürkle in Ottenhausen.
I.
Vorüber sind die Sorgen des Winters, mit neu erwachtem Eifer sammeln die Bienen in den wärmeren Tagesstunden Honig und Blutenstaub, der sich ihnen gegenwärtig von den allerwärts blühenden Kirschen, Stachelbeer- u. Johannisbeersträuchern, Schlüsselblumen u. s. w. in reicher Fülle darbietet. Gestützt auf die bewährten Ratschläge unserer „B i e n e n p f l e g e", die seit Januar jedem Mitglied des Vereins für Bienenzucht gratis geliefert wird, werden die Imker des Bezirks die Auswinterungsarbeiten bereits vorgenommen haben. Etwa noch fehlende Futtervorräte sind gewiß ergänzt, daß die Bienen bei der rasch wechselnden Witterung nicht notleiden, daß der Bruteinschlag nicht in der Entwicklung gehemmt wird. Eine Säuberung der Stöcke wurde vorgenommen; Ge- mülle, Wachszellen, Mottennester, Randmaden u. a. hier nicht zu nennende Unreinigkeiten wurden entfernt. Die Witterungsverhältnisse haben es gestattet, daß auch eine genaue Musterung der Völker stattfinden konnte.
Hiebei hat sich der Imker genau zu informieren über die Königin jedes Stockes. Gewiß hat er in seinem Merkbuch oder an der Kastenthüre ausgeschrieben, von welchem Jahr das Alter der Königin datiert. Ist er im Zweifel, ob er eine junge oder alte Königin vor sich hat, so mache er die Rauchprobe. Ein gelinder Rauch stoß aus dem Bläser oder der Pfeife veranlaßt die Königin zum Laufen. Ist sie alt, so vermag sie nur langsam und unsicher sich von ihrem Platze zu entfernen; die in Bewegung gesetzten Flügel müssen ihr zur schnelleren Flucht behilflich sein. Hiebei kann der Imker sehr leicht beobachten, ob nicht ein Fuß oder Teile eines Fußes fehlen. Ist zudem die Eierlage von geringer Ausdehnung, manchmal sehr lückenhaft oder mit Buckelbrut vermischt, so sind das lauter untrügliche Zeichen, daß man eine untaugliche Königin vor sich hat. Ist man in der Lage, eine solche zu entfernen und durch eine andere zu ersetzen, so ist dem Fehler abgeholfen; in den meisten Fällen aber ist der Imker aufs Zuwarten angewiesen. In dieser Zeit ist ein solcher Stock genau unter Aufsicht zu stellen. Will man das Volk nicht mit einem andern vereinigen (was das beste wäre), so ist in der Zeit der ersten Drohnen die Königin zu entfernen. Das Volk hat aus einer beigegebenen guten Arbeiterwabe aus einem andern Stocke eine Königin nachzuziehen. Ein solcher Stock ist gegen räuberische Angriffe anderer Stöcke zu sichern. Findet man aber geschlossene Bruttafeln, eine rasch davonlaufende Königin, so braucht man sich über deren Tauglichkeit keine weiteren Sorgen zu machen.
Ferner hat der Imker sein Augenmerk auf das Brutnest zu richten. Vorne am Stirnbrett befinden sich vielleicht noch ;e eine Blumenstaubwabe in jeder Etage aus der Zeit der vorjährigen Mohnblüte. Dieselben sind dort zu belassen. Auch der neugewonnene Blumenstaub wird teilweise dort abgelagert. Hierauf folgen in oberer Etage 3—5 Brutwaben, wovon die mittlere am meisten Brut enthält. Je weiter von dieser Mitte entfernt nimmt die Menge der Brut mehr und mehr ab, bis auf den beiden äußersten Waben des Brutkörpers nur mehr eine Seite mit Brut besetzt ist. Ueber, vor und hinter diesem Brutkörper befinden sich die für die Bruternährung unentbehrlichen Futtervorräte. Dieselben sollen gegenwärtig in Gegenden mit Frühtracht noch mindestens 2—3 Pfd. betragen. In solchen Gegenden, wo erst in 3—4 Wochen die Löwenzahnblüten die erste Weide bilden, müssen noch 5—6 Pfd. vorrätig sein. Uebrige Vorräte, welche das Brutnest beengen, sind wegzunehmen und ut auszubewahren. Ebenso müssen alle schlechtge- auten, schiefen, bauchigen, verzogenen und sonst verkrüppelten Arbeiterwaben, ebenso aller Drohnenbau aus dem Brutnest entfernt werden. Dies gilt für beide Etagen.
Soll ein Volk ungehindert schnell und gut sich entwickeln , so muß das Brutnest nur mit tadellosen Waben ausgestattet sein. Ist man aber nicht mit einem genügend großen und den Anforderungen entsprechenden Wabenbau versehen, so sorge man in der Zeit der Volltracht sür Herstellung solcher Waben durch Einstellen von Kunstwaben (s. u. II.). Unpassende Brutwaben werden mit der zunehmenden Vergrößerung des Brutkörpers immer mehr der Thüre zugerückt, bis sie endlich von Brut befreit, nur noch als Honigwaben Dienste zu leisten haben, und nach und nach außer Gebrauch gesetzt werden können, d. h. sie verfallen dem Wachsauslaßapparat. Werden die Tage wärmer und strömt der Honigsegen reichlicher, so füllen sich die Waben der oberen Etagen mehr und mehr mit Honig. Das Volk zieht sich mit der Königin mehr in die untere Etage, um auch diesen Raum mit Brut zu besetzen. Werden beide Etagen bis dicht an das Fenster vom Volk belagert, so daß manchmal die Königin auf der letzten Wabe eierlegend angetroffen wird, dann versäume man nicht, das Brutnest angemessen zu erweitern. Dies geschieht am besten durch Einhängung und Anfügung leicht erwärmter, sauberer Arbeiterwaben. Sollte als letzte Wabe eine Wabe mit frisch eingetragenem Blumenstaub den Brutkörper b e g r e n z e n, so sind vor diese eine oder zwei Arbeiterwaben einzustellen. Ebensoviele Arbeiterwaben sind vor den Brulkörper in der Nähe des Stirnbrettes einzustellen. Von einem AuSeinander- reißen des Brutkörpers durch Einstellen von Arbeiterwaben zwischen die Brutwaben möchte ich dringend abraten, da solches Verfahren dem Wohl des Bien's nicht förderlich ist. Im übrigen lasse man in dieser Zeit die Völker möglichst in Ruhe und störe ihre Arbeit nicht. So lange noch kalte Nächte zu befürchten sind, belasse man Füllkissen u. a. Wärme- material in den Kästen. Man erreicht durch diese gleichmäßige Erwärmung — die aber nicht zur übermäßigen Erhitzung werden darf — oft mehr als durch die verzweifelten Anstrengungen übereifriger Imker, welche durch Spekulaiivfutterung u. a. Künste der Natur allzu häufig ins Handwerk pfuschen.
Bei dem herrschenden Aprilwelter möge folgende Nachricht zum Trost dienen: Der Gothaer Wetterkundige Professor Habenich kündigt einen schönen Sommer für Mitteleuropa an, gestützt auf die Wahrnehmung, daß durch die im ostgrönländischen Meere herrschende Südströmung nun wohl bald auch der Süden desselben eisfrei werden dürfte, und auf die geringen Eismengen bei Neufundland. Ein anderer Wetterprophet, der Gymnasial-Oberlehrer
Lamprecht in Bautzen, welcher sür das Jahr 1896 die große Hitze der Monate Mai und Juni, sowie die Kälte des Septembers richtig vorausgesagt hatte, verkündet: April und Mai warm mit Gewittern, der Juni heiß mit sthr starken Hagelschlägen, der Juli kalt mit Landregen und der August etwas unter mittelwarm.
(Ein „denkwürdiger" Polizeikommissär), der seinerzeit vielgenannte M. Clement, ist in Paris gestorben. Er gehörte seit 1857 der Pariser Polizei-Präfektur an und begleitete seinen Posten als Kommissär seit 1870. Er war eS, der seinerzeit Peter Bonoparte, als er den Journalisten Viktor Noir niedergeschossen hatte, verhaftete; er war es. der den Prinzen Je-ome Bonoparte, sowie den jungen Herzog von Orleans nach ihren Rckrulenstreichen in Arrest setzte. Er war es auch, der das Ausweisungsdekret zur Kenntnis des Grafen von Paris brachte. In seinem Bureau befand sich ein eiserner Schrank, worin lediglich Dokumente aufbewahrt waren, von denen, wie er behauptete, die Ehre von zehntausend Familien abhing. Nach seinem Tode erschien eine Kommission in dem Bureau, um den Inhalt des Schrankes an sich zu nehmen, zu ihrer großen Ueberraschung aber fand sie ihn vollständig leer.
Grüeß Gott. Herr Bismarck! Die „Hamb. Nachr. teilen folgendes Gedicht einer launigen Schwäbin mit, das dem Fürsten Bismarck unter vielen anderen zum 82. Geburtstag zugeschickt worden ist:
Grüeß Gott, Herr Bismarck, Gottes Sega Zom heitga Tag ond reacht viel Glück,
's isch freile von mir reacht verwega,
Daß i Der au en Glückwonsch schick.
Ha no, wenn Dir au gratelieret Firnehme Leit von allerwärtS,
I brauch me au net grad z'schenira,
Ben doch an ehrlich Schwobaherz.
Ond guck, 's isch et bloß Spazafrechhait,
Worom i Dir heit schick an Grueß Noi, descht vo.dswega weil i mi heit Reacht' schea bei Dir bedanka mueß.
Da hoscht amol a Wertle gesprocha Gar schiolz vom raechta deitsche Muet Ond bsonders seit de lezschte Wocha Do sizt mer's fest en Floisch ond Bluet.
„Mir Deitsche firchtet onsern Herrgott Ond so'scht nix en der Welt," hoscht gsait Ond guck, i ka Der gar et saga,
Wie grausig mi des Wertle freit.
Jo weger, 's isch a Schpruch fir's Leaba,
So gschikt wia's gar koin andra zeit,
Denn so a Wort, des hilft oim eba Durch jede besä, schweare Zeit.
Wia—n—i ens Seminar Han wella Da hent se Dir a Gschichtä ghet:
O Mädle, do muascht wüatig lern» —
No Han i gsait: I fircht me net.
Ond wenn se saget: Des Exama Mei, des isch schwer, sell glaubscht mer et,
No lach i halt: En Gottes Nama,
I bin jo deitsch und fircht me net.
Ond Han i mei Exama bschtanda,
No muaß i gar noch Frankreich nei,
Do saget Freind ond au Verwandle:
O Mädle, gang no do net nei.
So, hent er denn scho eimol gseha,
Daß sich der Bismarck gfirchtet Hot- Do Drenna ka mer au nex gscheha,
Ich bin jo Deitsch, mit mir isch Gott!
Drom guck, Herr Bismarck, fir des Wertle Dank i Der halt mei lebalang,
Des isch's, daß ich armes Gouvernentle So kuraschiert durch's Leaba gang.
Drom dank i Dir von ganzem Herza Ond sag: Vergelt's Gott tausendmol,
Mensch Dir an Alter ohne Schmerza,
Mit Glick und Freida ohne Zahl.
Gott laß Di Dein Geburtstag feira En Fried ond Froid no viele Johr!
Des wenscht Der halt von ganzem Herza Der frechschte Spaz vom Seminar. Stuttgart. HedwigH....
(Rache.) Vegetarianer (der vor einem Stier auf einen Baum flüchten mußte): „Du Bestie, du! So, von morgen ab wird wieder Fleisch gegessen! Und lauter Rindfleisch!"
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.