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«uS Stadt. Bezirk und Umgebung.
Waldrennach, 7. April. (Korr.) Heute nachmittag fand dahier Schultheißenwahl statt. Von 91 Wahlberechtigten haben abge- stimmt 82. Gewählt ist Gottlieb Scheck. Sensenschmied, bisheriger Gemeinderat mit 43 Stimmen. Verwaltungsassistent Seufer von Ottenhausen, der vor einigen Tagen von seiner Bewerbung zurückgetreten, dessen Kandidatur jedoch von seinen Anhängern aufrecht erhalten worden war, erhielt 38 Stimmen. Der Ge- wählte, ein Sohn des früheren f Schult- heißen Scheck, ist seit längerer Zeit Vorstand des Homöopath. Vereins dahier. Es war eine äußerst lebhafte Wahlbewegung, die manchen sonst ruhigen Bürger leidenschaftlich erregt hat und aus dem Gleichgewicht zu bringen drohte. Nun der heiße Kampf vorüber, ist zu wünschen, daß bald wieder Ruhe und Versöhnlichkeit cinkehren möge
Alten steig. 6. April. Der heutige Jahr- markt war zahlreich besucht. Der Handel in Fettvieh gestaltete sich lebhaft und wurden insbesondere von badischen Händlern manche Mast- ochsen aufgekauft. Zur Bahn gelangten vier Wagenladungen Fettvieh. Auch in den übrigen Biehgattungen wurde lebhaft gehandelt zu seitherigen Preisen. Auf dem Schweinemarkt, der gut befahren war, ist gegen frühere Preise eine Erhöhung zu verzeichnen. Mrlchschweine galten per Paar 20—30 -/kL; Läufer 40—70 »it.
Deutsches Seich.
Berlin, 8. April. Staatssekretär Dr. von Stephan, der gestern Abend noch bei Besinnung war. verschied heute früh 12^» Uhr sanft ohne Todeskampf. — Das Reichspostamt war bis nach Mitternacht von einer teilnahm- vollen Menge dicht umlagert. In später Abend- stunde erschienen noch Staatssekretär Frhr. v Marschall, Minister Thielen, Oberhofmarschsll Graf Eulenburg, Prinz Hohenlohe u. s. w. Die Morgenblätter feiern in Nachrufen Stephan als Wohlthäter der Menschheit und hervorragen, den Mitarbeiter an der Neubegründung des deutschen Reichs.
Greiz, 7^ April. Wie ich aus zuver- lässiger Quelle erfahre, hat der F ü r st Reuß älterer Linie unmittelbar nach seiner Rückkehr hierher ein eigenhändiges Schreiben an den Kaiser gerichtet, worin er sein lebhaftes Bedauern über die Einziehung einer preußischen Fahne am Tage der Jahrhundertfeier ausspricht und anzeigt, daß der schuldige Beamte sofort seiner Stellung enthoben worden sei.
Köln, 7. April. Die „Köln. Ztg « meldet aus Konstantinopel: Die Botschafter erhielten den Auftrag, sich über die Ernennung des zeitweiligen Militärgouverneurs für Kreta zu einigen, nachdem der österreichische Vorschlag, den italienischen Admiral dazu zu ernennen, von Frankreich abgelehnt worden war.
Württemberg.
Stuttgart. Die württbg. Kammer der Abgeordneten erledigte in der letzten Berichtswoche den Kultus-Etat und denjenigen des Finanzdepartements. Die Frage der Abschaffung der geistlichen Lokalschulaufsichl wurde nur von einem Redner und zwar ganz leicht gestreift, so daß die Etatsberatung ohne größere Debatten vor sich ging.
Stuttgart, 6. April. 115. Sitzung der Kammer der Abgeordneten. Nach Erledigung der Einläufe fährt die Kammer in der Beratung des Finanzelats fort. Zuerst legt Frhr. v. Gültlingen das dem Reichstag vorgelegte Rechnungsergebnis des Reiches pro 1895/96 auf den Tisch des Hauses, um wie er sagt, zu beweisen, daß er in der letzten Sitzung nicht geflunkert habe. Zu Kap. 111—117 (Ertrag der Domänen) giebl Berichterstatter v. Geß einen Rückblick auf die Wünsche und Erklärungen' dieses Hauses und einzelner Interessenten über die Organisation des Forstwesens (Abschaffung der Forstämter rc.) Frhr. v. Herman spricht für Beibehaltung der Forstmeisterstellen. Wenn Man diese aufhebe, so werde blos die Aufsicht über die Forsten nach Stuttgart verlegt, aber kein gar nichts erspart. Man möge 3—4 Re
viere zu einem Forstaml vereinigen. Dem Redner sind zahlreiche Zustimmungen zu einem diesbe- zügl. Aufsatz im Zentralblatt für Forstwissenschaft zugegangen, welche er im Auszug verliest. Der Finanzminister erklärt, er habe die Frage der Forstorganisation eingehend geprüft und Gutachten sowohl von der Forstdirektion als auch von einzelnen Forstbeamten des Außendienstes eingeholt. Die Mehrheit der Mitglieder der Forstdirektion sei für Aufhebung der Forstämter und Beibehaltung der Zahl der Revierämter, welche zu Oberförstereien erhoben werden sollen. Die Inspektion sollte dann von der Forstdirektion ausgeübt werden. Dagegen seien aber zahlreiche Gegengründe einer solchen Organisation geltend gemacht worden, welche der Minister, wie die Gründe dafür, vorträgt. Der Minister betont, daß die Forstverwaltung nach Beseitigung der Forstämter nicht billiger werden dürfte. Es handle sich also nur um Abwägung der technischen Organisationsgründe. Zunächst müsse auch das Ministerium des Innern gehört werden wegen des Forstpolizei, und des Gemeindebeforstungs- gcsetzes, event. müssen diese beiden Gesetze geändert werden, dann erst könne die Forstorganisation selbst in die Hand genommen werden. Der Minister kann mit dieser schwierigen Arbeit nicht rasch fertig werden. Berichterstatter v. Geß tritt zunächst den Ausführungen des Frhr. von Herman entgegen. Statt jetziger 146 Revier- förster würden wir 500 Förster alter Ordnung, statt 16 Forstmeister deren ca. 50 erhalten; auch könne man die Förster alter Ordnung nicht an besonderen Schulen nach dem Muster der Acker- bauschulen ausbilden. Diese Bildung wäre un- genügend. Die Neuorganisation mit Abschaffung der restlichen 16 Forstämter würde keinesfalls mehr kosten, als die bisherige Organisation Die einheitliche Bewirtschaftung und Kontrole unserer Wälder würde diesen zu gute kommen Vizepräsident Dr. Kiene spricht gleichfalls für völlige Aufhebung der Forstämter. Eine aus führende und eine leitende Instanz sei vollauf genügend, eine Zwischeninstanz brauchen die heutigen Oberförster nicht mehr, diese vermehre nur die Schwierigkeiten und Reibungen. Die Ausbildung der Forstbeamten dürfe nicht zurück- geschraubt werden auf die Zeit von 1868. Da gegen wünscht Redner mit dem Frhr. v. Hermann eine bessere praktische Vorbildung der Revieramts- und Forstamlsaffistenten, sowie die Schaff ung kleinerer Reviere (Affessorats-Reviere) als Durchgangspunkte für die jungen Forstbeamten. Die Förster sollten nicht in den Siädten. sondern mehr beim Walde wohnen. Kleine Forstkollegien an den Sitzen der Kreisrcgierungen eignen sich für Preußen. aber nicht für das kleine Würt temberg. Abg. Maurer beschwert sich darüber, daß die Holzverkäufe nicht mehr im Walde ab- gehalten werden und daß große Schläge Langholz an einen Gcoßkäufer abgegeben werden, so daß der Kleinhandwerker schwer geschädigt werde. Letzterer aber zahle höhere Preise, als die Groß Händler, welche „Ringe* bilden. Abg. Rath geb wünscht, daß man die Stöcke und Wurzeln der gefällten Bäume besonders an die kleinen Leute verkaufe, wie dies früher der Fall gewesen. Mit Laubstreu könne man das Vieh warm erhalten, was die Tierärzte zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche empfehlen. Man möge daher Laubstreu zu billigen Preisen abgeben. Abg. Scheck wünscht, daß den fast ausschließlich von Staatswaldungen umgebenen Gemeinden mehr Laubstreu abgegeben werde. Ferner beklagt Redner, daß die Großgrundbesitzer in seiner Gegend (Gaildorf) alle Wälder zu- sammenkaufen. Abg. Hartranft-Fceudenstadt wünscht, daß den kleinen Leuten die Stockholz- Nutzung überlassen werde. Forstpräsidenl von Dorrer spricht gegen die Stockyolznutzung, weil durch die Entfernung des Stockes der Nach wuchs sehr erschwert werde. Mit dem von der Finanzkommtsston erhöhten Voranschlag des Reinertrages aus den Staatswaldungen erklärt sich der Finanzminister einverstanden. Abg. Sch re mpf unterstützt die Ausführungen des Abg. Maurer. Man solle das auf der Solitude lagernde Holz nicht im Stuttgarter Stadtgarten verkaufen. Die Stockholzverkäufe sollte man wieder ein- sühren. Solange eine Nachfrage nach Stockholz
bestehe, sollte man ihr im Interesse der kleiner» Leute genügen. Oberforstrat Speidel: Im Interesse der großen Holzkäufer dürfe man keine allzu kleinen Verkäufe abhalten. Das liege auch im Interesse der Verwaltung. Die Holzverkäufe in den Wirtschaften seien bei der großen Mehrzahl der Holzkäufer sehr beliebt. Die Stockholz. Nutzung könne ausgiebig nur beim Kahlhieb vorgenommen werden. Aber dieser sei schädlich für die Zukunft des Waldes. Abg. Schick: Er wiederhole den Wunsch, daß etwas mehr auf die kleinen Leute gesehen werden solle und daß an Stelle der Submissionsverkäufe die Versteigerungen treten sollen. Abg Spieß: Es sei von den Grünröcken bei der Abgabe von Laub- streu eine milde Handhabe zu bemerken, doch könnte noch mehr geschehen im Interesse der notleidenden Landwirtschaft. Mit billiger, reichlicher Abgabe von Torfstreu könnte man weiter ein Ersatzmittel schaffen. Finanzminister Dr. v. Riecke: Schon vor einiger Zeit habe er an die Folstdireklion die Frage gerichtet, ob Barbe- reiiungen getroffen seien zur Abgabe von Laubstreu. Es werde Alles geschehen, was geschehen könne und was sich mit den Wirlschaftsrückstchtea auf den Wald vereinigen lasse. Abg. Haffner: Ec möchte auch aus seinem Bezirk Wünsche für reichere Abgabe von Laubstreu vorführen. Im Schwarzwald könnte auch Moos aus den älteren Waldungen gegeben werden. An unvermögende Einwohner möge die Nadelholzstreu unentgeltlich abgegeben werden; Versteigerungen seien da gar nicht amPlatze, da dann gerade der armeMannnicht konkurrieren könne. Die Freiherren v. Wöll- warrh und v. Herman beschweren sich über die hohen Preise für die Torfstreu in Schüssen- ried. Abg. Käs empfiehlt eine rationelle Rinden- gewinnung. Die ausländische Rinde sei nicht besser. Die Forstverwaltung habe alle diesbczügl. Bitten der Gerber unberücksichtigt gelassen. Dieselbe solle den bureaukratischen Standpunkt verlassen und sich auf den kaufmännischen Standpunkt stellen. Der Finanzminister erwidert, die Forstverwaltung sei bemüht, kaufmännisch zu verfahren, einzelne ungeschickte Vorkommnisse können sich überall ereignen. Dre einzelnen Titel des Kapitels 112 werden nach den Anträgen der Kommission genehmigt. Nach Tit. 2 ist der Holzerlrag aus den Staatswaldungeu auf rund 12 Millionen veranschlagt, also gegenüber bisher um 838000 hinaufgesetzt
Stuttgart, 7. April. Die Volkspartei hat nun ihren U m g e l d s a n t r a g bei der Kammer der Abgeordneten eingebracht. Er ist von dem Abg. Maurer und weiteren 28 Abgeordneten unterzeichnet und lautet: Antrag zu Kapitel 128 Titel 1 des Hauptfinanzeiats für 1897/99. Abgabe von Wein und Obstmost. Die Kammer der Abgeordneten wolle beschließen: Die K. Staatsregierung zu ersuchen, die Aufhebung des Umgelds unter Ersatz des dadurch entstehenden Ausfalls zum Teil durch Erhöhung der Wirtschaftssporteln der Umgeldspflichtigen, zum Teil durch die Erträgnisse der in Aussicht genommenen Einkommensteuer ins Auge zu fassen und eine diesbezügliche Vorlage der Stände- verjammlung so zeitig zugehen zu lassen, daß dieselbe zugleich mit dem Einkommensteuergesetz verabschiedet werden kann.
In der Reichstagssitzung vom 2. April, in der die Margarinevorlage behandelt und über den Antrag v. Plötz (Beibehaltung der getrennten Verkaufsräume für Butter und Margarine) abgestimmt wurde, haben von den württemb. Reichstagsabgeordneten mit Ja (für den Antrag v. Plötz) gestimmt: Braun, Gröber, Hofmann und Rembold; mrt Nein: Galler. Krank sind Haag und Siegle; beurlaubt waren: Ehni, v. Gültlingen, Häynle, Hartmann, Payer, Speiser; ohne Entschuldigung fehlten: Äugst, Haußmann, Kercher, Schnaidt.
Metzingen, 7. April. Die Ehefrau des Kaufmanns K. von hier, entfernte sich laut „Tüb. Ehr." wegen Zwistigkeiten vor einigen Tagen von Hause. Heute wurde ihr Leichnahm bei Bempfingen aus der Erms gezogen.
Göppingen, 6. April. Seit etwa 17 Tagen wird der Corsettfabrrkant Herm. Schottländer vermißt. Derselbe begab sich auf Reisen ohne seither etwas von sich hören z»