Franzosen und Italiener wetteifern dort förmlich mit einander, durch möglichste Verbreitung ihrer Sprachen unter der einheimischen Bevölkerung ihren politischen Interessen einen Rückhalt zu geben. Frankreich z. B hat in den letzten 10 Jahren zahlreiche Schulen unter den Kabylen gegründet, die 1896 schon gegen 20000 Schüler zählten. Auf diesem Gebiete öffnet sich für die Nebenbuhlerschaft der Mächte ein ungeimssener Raum, und das hier bahnbrechend vorgegangene Deuischland hat sich neue Verdienste um die Menschheit erworben.

Württemberg.

Der König hat verfügt, daß zur Feier des 100jährigen Geburtstags des Kaisers Wilhelm I. am 21. und 22. März eine all ge meine Beflaggung der Staotsgebäude des Landes stattzufinden habe und daß am 22. März, so­weit dies mit dem ungestörten Fortgang der Geschäfte vereinbar ist, die Beamten und Be diensteten aller Departements dienstfrei und die Kanzleien der Staatsbehörden des Landes zu schließen seien Die Stuttgarter bürgerlichen Kollegien beschlossen, eine dementsprechende An­ordnung auch für die städtischen Beamten und Bediensteten bezw. die städtischen Kanzleien zu erlassen.

Stuttgart. Oberlehrer a. D. Schüttle, früher viele Jahre am k. Waisenhaus in Stutt­gart. ist gestern Abend auf der Heimfahrt von Stuttgart nachObereßlingenverunglückt. Schüttle wohnte der Beerdigung seines Freundes Kanzlei­rat Decker an. Abends kehrte er mit der Eisen­bahn nach Hause zurück. Auf der Haltestelle Obereßlingen ist er. als der Zag hielt, statt auf der rechten auf der linken Seite ausgestiegen und kam dabei unter einen vorbeifahrenden Güterzug. von dem er überfahren und sofort getötet wurde.

Stuttgart. 9. März. Der vormalige Pfarrer Steudel in Maienfels, der z. Z. in Markgröningen lebt, ist zum Prediger an der tvang- Lambertikirche in Bremen ernannt worden.

Ulm , 5 März. Eine praktische Neuerung für das Schuhmachergewerbe hat Schuhmacher- Meister G. Al lg öwer hier erfunden. Er hat die bisherigen Knöpfe, Nistel, Gummizüge durch eine Stahljchienenfeder ersetzt, welche das Oeffnen und Schließen durch einen einzigen Druck er­möglicht.

Ulm, 8. März. Daß es mit der Steiger­ung der Jagdpachtpreise nicht überall in dem­selben Tempo wie bisher fortgeht, zeigt die Verpachtung der Langenauer Gemeindejogd. Für dieselbe bezahlten die Olfiziere des hiesigen Ulanen-RegimentS bisher 1150 »ft, beider neu- lichen Neuverpachtung wurden nur 340 ge­boten

Rottweil. 8. März. Die Platzfrage für das württemb. Kriegerbundesfest ist nun glücklich gelöst, indem Herr Fabrikant Benzing dem Gesuche des Festausschusses, seinen großen Garten in der neuen Vorstadt zur Verfügung zu stellen, in anerkennenswerter Weise ent­sprochen hat.

Jsny, 8 Febr. Schon seit Monaten kamen bei unserem elektrischen Lichte Störungen in der Weise vor, daß dasselbe während der Brennstunden plötzlich erlosch und oft 5 bis 10 Minuten ausblieb. Derartige Störungen traten beispielsweise bei einer un­längst vomKatholischen Kirchenchor" veran- stalteten Theateraufführung dreimal ein, wodurch der ganze Saal in undurchdringliches Dunkel gehüllt war. Die öffentliche Meinung mußte wohl oder übel den technischen Leitern die Schuld geben, welche ihrerseits ratlos über diese Mißstände waren und solche auf Buben­streiche zurückiühren zu müssen glaubten. Nun hat sich endlich die Richtigkeit dieser Ansicht herausgestellt, und die Thäter, halbwüchsige Burschen aus Baldenhofen wurden ermittelt und gestanden, daß sie oft so lange an den Anker- drähten der Hochspannleitung gezerrt haben, bis an den Leitungsdrähten die Funken herausge- fohren seien. Durch diese Manipulationen wurde natürlich eine Berührung der Leitungs- drähte und dadurch Kurzschluß herbeigeführt.

Lebensversicherung»- und Er­sparnis-Bank in Stuttgart. Der Neuzugang von Versicherungsanträgen im ver- gangenen Jahre hat wieder gewaltige Fortschritte gemacht. Er beläuft sich auf 55.7 Millionen Mark. Verglichen mit dem Zugang, wie er noch vor 5 Jahren war, bedeutet das eine Steigerung um mehr als 20 Millionen. Zur Aufnahme kamen 45,i Mill. Mark. Durch Tod wurden zahlbar 5.i M:ll Mark, d. i. um 397 000 Mark weniger als 1895. Die Sterb­lichkeit war also eine auffallend günstige. Der vorzeitige Abgang durch Kündigung, mangels P'ämienzohlung rc., betrug in der Abteilung für Todesiallversicherung nur 095°/» der im Laufe des Jahres versichert gewesen-» Summen; damit ist der niedere Satz von 1,07°/o in 1895 noch unterboten worden, ein äuß-rst günstiges Zeichen für die Stabilität des Versicherungs- b stands. Nach Abzug der erloschenen Ver- sicherungen verbleibt der Bank Ende 1896 ein Rcinzuwachs von 33 2 Millionen, d. i. mehr als das Doppelte von dem vor 10 Jahren noch erzielten Reinzuwachs. Der Gesamtversicherungs« stand stellt sich Ende 1896 auf 86 600 Policen, 74 647 Personen und 479 6 Millionen Ver- sicherungskap'tal. Ueber die finanziellen Resultate werden wir später, wenn die Abschlußarbeiten beendigt sind, berichten.

Stultgarr. fLandesproduktenbörse. Bericht vom 8. März von dem Vorstand Fritz Kreglinger.j Trotzdem die sichtbaren Vorräte in Amerika abnehmen und die andern Bezugsländer, wie Rußland und Rumänien, eher ihre Preise etwas erhöht haben, ist der Verkehr im Getreidegeschäit ein ruhiger. Die Landwirte zeigen schwache Zufuhr bei etwas gebesserten Preisen. Wir notieren per 100 Kilogr. frachtfrei Stuttgart je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, württ. 17 4L, bahr. 17 4L 50 bis 17 4!l 80 Ulka 18 4L 75 ^ bis 19 4L, Saxonska 18 4L 75 «j bis 19 4L, Rumänier 18 4L 75 ^ bis 19 4L 50 Amerikaner 19 4t ^ bis 19 4L 50 ^>, Walla-Walla 19 4L 25 Kernen, Oberländer 18 4L bis 18 4L 50 4, Dinkel, gering 10 4t, gut 12 4L, Roggen russ. 14 4L 4 bis 14 4L 50 4, rumän. 14 4L 50 4, Gerste, bayr. 17 4L 50 4, Hafer, württ. 13 4L

bis 14 4« 60 russ. 15 4L 25 4 bis 15 4L 90 4,

Mais, Mixed 9 4i 50 bis 9 4L 65 4, Laplata gesund 10 beschädigt 9 -4L 40 4 bis 9 4« 60 4. Mehlpreise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 30 4L 4 kis 30 4L 50 4, Nr. 1. 27 4L 50 4 bis

28 4L 50 ^Z, Nr. 2: 26 4L bis 27 4L 4.

Nr. 3: 23 4t 50 4 bis 25 4L 50 4, Nr. 4: 21 4L 50 4 bis 22 4L 50 4. Suppengries 31 4L 4, Kleie 8 4L 20 4-

Ausland.

Prinz Albert von Belgien, welcher als Gast des deutschen Kaisers den schlesi'chen Manövern beiwohnte, hat neulich vor den Offi­zieren des Brüsseler Garderegiments einen Vor­trag über diese großen militärischen Operationen und über die deutsche Armee gehalten. Er betonte, daß Kaiser Wilhelm über die Manöver selbst die Kritik übte. Die Feuerdisziplin der deutschen Truppen sei bewundernswert; ern Signal und das Feuer hört sofort auf. Der Ver- proviantierungsdicnst sei ausgezeichnet geordnet, aber die belgischen Militärradfahrer seien, da sie viel einfacher und leichter ausgerüstet sind, den deutschen überlegen. Weiter sagte der Prinz: Die Zucht und der Geist der deutschen Armee sind unübertrefflich; die theoretische Ausbildung des deutschen Soldaten ist musterhaft. Der methodische Geist der deutschen Reglements, die alles vorhersehen und nichts dem Zufall über­lassen. ist bewundernswert.

Die Denkschrift des ersten Lords der Ad­miralität Goschen über den englischen Flottenetat für das Jahr 1897/98 ist im Parlament verteilt worden. Das Programm für die englischen Schiffsbauten umfaßt den Bau von 4 Schlachtschiffen, 3 drittklassigen Kreuzern, 2 Korvetten, 4 Kanonenbooten, 2 Torpedobootszerstörern und einer neuen könig- lichen Iicht. Im ganzen sind 108 Fahrzeuge im Bau. von denen 66 im Laufe dieses Jahres vollendet werden. Die Zahl der Schiffsmann, schäften wird im Laufe des Jahres um 6300, einschließlich 121 Olfiziere, vermehrt.

Athen, 8. März. Die Antwort Griechen­lands ist mittags an die griechischen Vertreter im Auslande telegraphiert worden. Ueber den

Inhalt verlautet: Griechenland erklärt, daß e» den Wünschen der Mächte entsprechend den Kretern die Annahme der Reformen empfohlen hätte, welche d'e Muselmanen unmöglich gemacht hätten. Griechenland sei verpflichtet gewesen, bei den neuen Unruhen zu intervenieren, um das Brudervolk zu schützen. Die Autonomie biete keine Lösung. Dieselbe müßte in erster Linie von den Kretern angenommen werden, die sie aber ablehnen. Griechenland werde sich der Entscheidung der Kreter unterwerfen. Die Rück­berufung der Flotte und der Truppen würde das Zeichen zu neuen Ausschreitungen sein, gegenüber denen die griechische Regierung nicht unthätig bleiben könnte.

InAthen fand am Sonntag in der Kathe­drale ein R quiem für die auf Kreta gefallenen griechischen Offiziere und Soldaten statt, welchem der König und die gesamte königliche Familie beiwohnten. Die Athener Presse richtete an den italienischen Admiral Canevaro ein Telegramm, in welchem sie ihrem Erstaunen über die Be­drohungen der griechischen Korrespondenten auf Kreta durch die muselmänische Bevölkerung Aus« druck verleiht und die Hoffnung ausspricht, Canevaro werde die nötigen Schutzmaßregeln für die Bedrohten anordnen. Ministerpräsident Dclyannis richtete an die Behörden im ganzen Lande ein Rundschreiben, in welchem er em­pfiehlt, die Einziehung der Steuern im Hinblick auf die kritische Lage zu beschleunigen. Diese Maßregel dürfte den Herren Griechen trotz ihrer patriotischen Begeisterung nicht sonderlich passen. Der Kronprinz von Griechenland gedachte am Montag nach der thessalischen Grenze ab­zureisen.

Vermischtes.

(Wie wird der Sommer werden?) Der be­kannte Meteorologe Habenicht aus Gotha sagt: Durch die seit November anhaltende strenge Kälte im Norden unseres Erdteils dürften sich in den angrenzenden arktischen Meeren große Eismassen gebildet haben, die im Verein mit dem hohen Grundwasserstand häufige und späte Kälte-Rückschläge bis nach Mitteleuropa bewirken können. Die diesjährigen Verhältnisse des at- ländischen Westeises sind jedoch einer Fcühjahrs- Ostluft- und Trockenzeit günstig. Wenn, wie es allen Anschein hat, bei Neufundland viel Eis erscheint, so haben wir wieder einen naßkalten Sommer zu erwarten."

(Alte Tiere.) Dem LondonerEcho" meldet ein Einsender, daß ihm ein Rabe gestorben ist, welcher sich über 100 Jahre im Besitze seiner Familie befunden hat. Der Vogel war schon der Liebling des Hauses, als sein Groß­vater noch ein Kind war. In Shelborne giebt es eine Eiche, wo dasselbe Rabenpaar schon 90 Jahre sein Nest aufgeschlagen hat. Auf der Themse giebt es Schwäne, die 150 Jahre alt sind. ^

(Die kleine Wurst.) Metzger: . . . Haben Sie denn an dieser Wurst etwas aus­zusetzen. mein Herr?" Herr:Ja, die Zipfel sind mir nicht recht!" Metzger:Nu, zwei Zipfel hat doch jede Wurst!" Herr: !

Das schon aber sie sind zu nah bei'nander!" ^

(Fortschritt.)Was, Ihre Frau läßt Sie I

nicht zu Hause rauchen?!Nein!"Na, i

das würd' ich ihr doch abgcwöhnen!"Fang' s

auch damit an; jetzt gestattet sie mir schon, daß j

ich's Zigarrenspitze! zu Haus abschneid'!" >

Auflösung der Zahlen-Pyramide in Nr. 34. j

A, Ar, Are, Gera, Anger, Tanger, Granate. !

Richtig gelöst von Gotthilf Weissert, Rudolf Hart­mann, Sensenfabrik in Neuenbürg.

Aufgabe.

Zähler und Nenner eines gewissen Bruches betragen zusammen 100. Wenn man den Zähler um I vermindert und den Nenner um 1 ver­mehrt. so ist der Wert des neuerstandenen Bruches */r. Welcher Bruch ist gemeint?

Mit einer Beilage.

Redaktion. Druck und Verlag do» S. Mee» tu Neoiubüig.