«u» Stadt, Bezirk unb^Umgedun,.

Conweiler. In Folge öffentlicher Einladung hatten sich gestern zahlreiche Ein. wohner von hier und den benachbarten Orten am hiesigen Platze zusammengefunden, um das Bahnprojekt MarxzellNeuen­bürg weiter zu behandeln. Wie schon er­wähnt. fanden vor Wochen hier und in Schwann Besprechungen statt, welche bezweckten, rme Schienenverbindung des hiesigen und weiterer Orte mit der bereits in Angriff genommenen Bahnlinie HerrenalbKarlsruhe anzustreben. ES wurde damals schon allseitig betont, von welch großem Werre eine Schienenverbindung mit dieser Linie für hier und die benachbarten Orte sei, ganz besonders wenn das Geleise bis Neuenbürg geführt werde. Am Sonntag nun hörte man weiter, daß eine Privatgesellschaft in Stettin durch ihren Karlsruher Vertreter dem Projekt in sofern näher getreten ist. als sie sich event. bereit erklärt hat, dasselbe einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Einige Anwesende in der Versammlung, vor allem der Referent, glaubten schon jetzt ihre Mutmaßungen über die Führung der projektierten Bahnlinie Marxzell-Neuenbürg aussprechen zu müssen und erregten deshalb bei den Vertretern der etwas neben hinaus geschobenen Gemeinden leb- hasten Widerspruch. Es war ganz besonders Gräfenhausen. das sich eine günstigere Position wahren wollte. Mit Recht betonte dieser ver­frühten Planmacherei gegenüber ein Sachver­ständiger, daß es Sache der dabei interessierten Gemeinden sein müsse, zuerst gemeinsam einen Plan durch einen Techniker aufstellen zu lassen, welcher vorerst nur die bei dem vorhandenen Terrain geeignetste und am wenigsten kostspielige Linie feststellt. Zu diesem Zwecke soll vom hiesigen Komitee an die verschiedenen Gemeinden die Aufforderung ergehen. Vertreter zu wählen, welche «n gemeinschaftlicher Zusammenkunft hier- über und über Verteilung der erwachsenden Kosten sich schlüssig machen. Ein energisches Betreiben des ganzen Bahnprojekts wurde all­seitig als wünschenswert bezeichnet, um so mehr, da der Plan einer Bahnverbindung Ettlingen- Pforzheim fraglich geworden ist. Wünschen wir, daß die Bemühungen Conweilers von Erfolg gekrönt werden, wodurch auch die Oberamtsstadl Neuenbürg, die sonst so gerne umgangen wird, an Bedeutung gewinnt. (Pf. St. T.)

Seine Majestät der König hat aus das erl. Revieramt Schrezheim, mit dem Sitz in Ellwangen, Len Oberförster Koch in Hirsau seinem Ansuchen entsprechend versetzt.

Calw. 3. März. Heute wurde Herr Georg Schütz, seit 9 Jahren Stadtschultheißen- amts Assistent von dem Gemeinderat einstimmig als Sladipfleger gewählt.

Calw. In der Sitzung der bürgerlichen Kollegien am 3. März wurde die Forterhebung der Konfumsteuer auf Fleisch und Bier auf 2 Jahre mit großer Mehrheit beschlossen.

Pforzheim, 9 März. Das Bijouterie- geschäst ist in letzter Zeit recht befriedigend gegangen und es ist in den Fabriken nicht nur voll gearbeitet worden, sondern viele derselben ließen auch noch Ueberstunden machen. Der günstige Einfluß hiervon auf die gesamte Konsumtion war ein wohl bemerkenswerter. Die hiesige Industrie aber, deren Absatzgebiet inter­nationaler Natur ist und in der Hauptsache vom Export abhängr, ist für politische Unsicherheiten j sehr feinfühliger Art und so ist es nicht zu verwundern, daß die Dinge im Orient, mit welchem unser Platz mancherlei Beziehungen unterhält, bereits unangenehm zur Geltung ge­langen. Sollte durch den Ausbruch kriegerischer Wirren der Ueberlandverkehr und der Geschäfts­gang überhaupt in Mitleidenschaft gezogen werden, so würde man dies hier ganz besonders empfinden. Man sieht daher nicht ohne Be­sorgnis der Entwicklung der Verhältnisse entgegen.

Deutsches Aeich.

Berlin, 7. März. Dem Reichstag ist ein Gesetzentwurf zugegangen, der sich auf die Vornahme von Vorarbeiten bezieht für die Er­richtung einer Gedenkhalle zu Ehren der im

Feldzug 1870/7 l gefallenen oder schwer ver­wundeten Krieger. In der Begründung zum Entwurf wird bemerkt, daß die Errichtung eines solchen Bauwerkes, dessen Kosten auf ungefähr 2 Millionen Mark berechnet werden. einem be- sonderen Wunsche des Kaisers entspreche, dieses Denkmal den kommenden Geschlechtern zum bleib­enden Gedächtnis und zur Nacheiferung zu über liefern. In der Presse wird bereits dir Er- Wartung ausgesprochen, daß der Entwurf eine möglichst einstimmige Annahme finden werde, und in dieser Beziehung darauf hingewiesen, daß die Erricht ing des Denkmals in gewissem Sinne eine wahrnehmbare Anerkennung des in der all gemeinen Wehrpflicht enthaltenen demokratischen Gedankens sein würde.

Berlin. 8. März. Vom nunmehrigen Kommandeur der 5. Division in Frankfurt a. d. O., dem Generallieutenant Fchr. v. d. Goltz, dem langjährigen Leiter des türkischen Militär­bildungswesens, war neulich erzählt worden. eS sei ihm vom Sultan das Oberkommando an der griechischen Grenze angeboren, von ihm jedoch in entschiedener Weise abgelehnt worden. Der General dementiert selber, daß ihm über­haupt eine Stellung bei der mobilen türkischen Armee angeboren worden sei, und bemerkt dort weiter noch: »Trotz aller augenscheinlichen Mängel in Ausrüstung, Versorgung und Aus- bildung, namentlich der Führer, halte ich die türkische Landarmee dennoch für sehr tüchtig, zumal aber für außerordentlich brav und willig Ihre Organisation hat im letzten Jahrzehnt er- hebliche Fortschritte gemacht, und in dem durch die Militärschulen gebildeten Teil des Offizier­korps giebt sich viel reges und ehrenwertes Streben kund."

Die Frier des hundertjährigen Ge­burtstages Wilhelms deS Großen ist den Partikularisten ein Dorn im Auge. In ihrer Presse haben sie sich deshalb mehr oder weniger offen dagegen aufgelehnt. Am weitesten ist das »Bayerische Vaterland" des Reichstagsabgeord Dr. Sigl gegangen. Dr. Sigl erklärt nämlich kurz und bündig die Wiederherstellung des deut­schen Reiches durch Kaiser Wilhelm I. für eine nationalliberale Erfindung. Das deutsche Reich sei nur ein Bund und der König von Preußen Präsident dieses Bundes, dem sein Kaisertitel nicht die geringsten Rechte gewähre. Hierzu be­merkt der »Hannoversche Courier": »Nun, die den Bund bildenden deutschen Fürsten haben eben beschlossen, diesem Bund den Namen »Deutsches Reich" zu geben, und die Vertretung des deutschen Volkes hat dem zugestimmt. Daß ferner dem deutschen Kaiser als solchem recht beträchtliche Rechte zustehen, darüber könne sich Dr. Sigl durch einen Blick in die Reichsver- fassung belehren, und es ist nur eine thörichte Wortklauberei, darüber zu streiten, ob dem Könige von Preußen diese Rechte zu teil geworden, weil er den Kaisertitel erhallen, oder ob ihm dieser Titel geworden, weil er über so wesentliche Rechte verfügte. Wenn jemals in der tausendjährigen Geschichte seit Errichtung der Kaiserwürde deut scher Nation der Name Deutsches Reich und Deutscher Kaiser gerechtfertigt war, so ist es in dem »neuen Reich", denn nur in wenigen Zeit­abschnitten des altenrömischen Reichs deutscher Nation" war die äußere und innere Fügung des Reiches und die sestgegründete Machtvollkommen­heit seines Oberhauptes so, daß sie einen Ber- gleich mit der Stellung von Kaiser und Reich , in unseren Tagen aushalten könnte von der jammervollen Zeit des endgiltigen Niederganges nach dem westfälischen Frieden ganz abgesehen, wo ja der ganze Reichsapparat glücklich in die Hände des Auslandes gekommen war.

In Dresden wurde am Sonntag nach­mittag eine von etwa 2000 Personen besuchte Landesversammlung des konservativen Ver­eins für das Königreich Sachsen abgehalten. Aus Preußen waren eine größere Anzahl Reichs­tags- und Landtagsabgeordneter als Gäste er schienen, so Graf Herbert Bismarck, Freiherr v Manteuffel Crosseu, Graf Limburg-Stirum, Felisch, Frhr, v. Erffa. Herr v. Plötz u. s. w Graf Bismarck überdrachle Grüße seines Vaters und betonte, wie derselbe seinen großartigen Em­pfang in Dresden vor 5 Jahren in treuer Er­

innerung halte. Graf Bismarck verbreitete sich dann namentlich über die Anfeindungen seines Vaters im Reichstage anläßlich der Enthüllungen in den »Hamb Nachr" und über die Bekämpf­ung der Sozialdemokratie und schloß unter brausendem Beifall mit der Mahnung, de» nationalen Gedanken leuchten zu lassen. Die übrigen Redner besprachen vorwiegend die For­derungen für das Handwerk» sowie die wirt­schaftlichen Fragen. Nach dem Schluffe der Versammlung vereinigten sich etwa 220 Teil­nehmer an derselben zu einem Festmahl.

Am 6. März wurde zu München im Evangelischen Vereinshause auf Veranlassung des Alldeutschen Verbandes eine öffentlich« Versammlung abgehalten, in der Kapitän­lieutenant a. D. Wcyer einen Bortrag über die deutsche Kriegsflotte hielt. N^ch Schluß des Vortrages wurden solgende Telegramme an den Reichskanzler und den Reichstag angenommen. 1. An Sr. Durchlaucht den Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst, Reichs- kanzler: Mit Freuden begrüßt eine zahlreich« Versammlung deutschgesinnter Männer nach einem überzeugenden Vortrag über die Unzu­länglichkeit der deutschen Flotte, daß Seitens der R.lchsregierung neuerdings von der Volks­vertretung Mittel zur Hebung unserer Seemacht gefordert werden und hofft, daß eine patriotische Volksvertretung dieselben rückhaltlos bewilligen werde. Heil Kaiser und Reich! 2. An den Reichstag: Eine zahlreiche Versammlung deutschgesinnter Männer spricht nach einem über­zeugenden Vortrage über die traurige Unzu­länglichkeit unserer Kriegsflotte die patriotische Hoffnung aus, daß die Seitens der Reichs- reglerung von der Volksvertretung zur Hebung unserer Marine geforderten Mittel bewilligt werden möchten.

Im Monat Januar d. I. haben 367 Schiffe mit einem Netto Raumgehalt von 108000 Re» gistertons gegen 53000 im Januar 1896 den Kaiser Wilhelm-Kanal benutzt und nach Abzug des auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringende Elb Lotsengeldes an Gebühren 56 900 gegen 37100 ^ entrichtet.

Die moderne Kolonialpolitik zeichnet sich vor den Kolonisterungsmethoden früherer Zeiten dadurch höchst vorteilhaft aus. daß sie auf die Erziehung der Eingeborenen ein ganz besonderes Gewicht legt. Die Menfchen- schlächtereien eines Conez und Pizarro sind er« überwundener Standpunkt. Man braucht sich nicht erst auf die Forderungen der wahren Humanität zu berufen, um fchon eme harte Behandlung der Neger unserer Schutzgebiete als verwerflich erscheinen zu lassen. Das afrikanische Kolonisationswerk wäre aussichtslos, wenn man die Neger nicht in dasselbe mit emfügen türmte oder wollte. Für körperliche Arbeit der Weißen ist das im tropischen und subtropischen Himmels­strich belegene Afrika schlechterdings nicht ge­eignet. Soll dieser Erdteil seiner Abgeschlossen­heit entzogen werden, so ist es einfach ein G^bot der Zweckmäßigkeit, die Neger unter steter Auf­sicht oer Weißen allmählich so wert zu bcmgea, daß sie selbst mit Hand anlegea zum Zwecke ihrer Befreiung aus den Banden des Fetisch- dienstes, der Sklaverei und der geistigen Stumpfheit. Die demjche Kolonialpoluik hat daher mit Fug und Recht auch den deutschen Schullehrer als Werkzeug ihrer Bestrebungen mit ausecsehen, unv die von ber deutschen Pädagogik unter den Negern erzielten Refnuake sind mit Rücksicht auf die obwallenoea Verhält­nisse schon fehr achlungswerk zu nennen. Als. eia hoher moralischer Erfolg muß es geschätzt werden, daß das deutsche Beispiel auch andere Nationen zur Nacheiferung angefpornt har; denn jetzt wird auch von englischer, französtfcher und belgischer Seite ernstlich oer Versuch ge­macht, den Negern die Woyllhaten einer schul- mäßigen Unterweisung zugänglich zu machen. Große Resultate sind natürlich noch nirgends erzielt worden, aber bei geouloigem Ausyarren verspricht die Zukunft lohnenden Erfolg. Lte in den am Mittelmeer liegenden nocüafrckanischea Koioaialläadern, in Algerien, Tunis, Tripolis und Egypten unternommenen Versuche leisten dieser Hoffnung großen Vorschub. Engländer,