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Versuchsanstalt zu richten, das sie mit seinen Anträgen der Zentralstelle für die Landwirt­schaft zur Entscheidung vorlegen wird.

Stuttgart, den 15. Oktober 1901.

In Vertretung: Krais.

Tagesnemgkeiten.

Calw. In letzter Zeit hört man hie und da Klagen, daß das Gas nicht mehr so schön und hell leuchte, wie im Vorjahr und wird dies bald minderwertigem Gas, bald mangelhafter Reinig­ung desselben zugeschrieben. Demgegenüber ist hervorzuheben, daß zur Gasbereitung nur prima Stückkohlen verwendet werden, daß die Qualität des Gases gegenüber dem Vorjahr sich nicht ver­schlechtert hat und auch die Reinigung desselben regelmäßig vorgenommen wird, der Fehler muß also wo anders gesucht werden. Wie bei jeder Pe­troleumlampe von Zeit zu Zeit eine Reinigung des Brenners, in dem sich Staub etc. ansammelt, not­wendig wird, ebenso notwendig ist auch eine regel­mäßige Reinigung der Gasglühlichtbrenner. Letz­tere sind mit einem feinen Sieb versehen, das sich leicht verstopft und dann die Luftzuführung hindert, auch die ganz winzigen Oeffnungen der Brenner­düse, durch welche das Gas austritt, verstopfen sich mit der Zeit und verhindern die Zuführung des nötigen Gasquantums. Mit einem solchen unge­reinigten Brenner kann ein schönes Licht nicht er­zeugt werden, namentlich auch in solchen Fällen nicht, wo man versäumt, einen alten Glühkörper (vielleicht einen solchen vom Vorjahr, in dem sich den Sommer über Staub u. s. w. angesetzt hat) durch einen neuen zu ersetzen. Notwendig ist also und wird den Gaskonsumenten dringend empfohlen: eine regelmäßige Reinigung der Gasglühlichtbrenner event. Erweiterung der Oeffnungen der Brenner­düsen, durch welche das Gas zuströmt, mit einer Nadel und rechtzeitige Ergänzung älterer Glüh­körper durch neue, da die Leuchtkraft der Glühkörper immer etwas abnimmt. Wo eine rechtzeitige Reinigung der Brenner und Ergänzung der Glüh­körper stattfindet, wird auch ein schönes Helles Licht zu finden sein.

sAmtliches aus dem StaatsanzeigeiZ Auf Grund der im Prüfungsjahr 1900/01 erstan­denen ärztlichen Approbationsprüfung wurde vom K. Ministerium des Innern die Approbation als Arzt erteilt: Hayd, Heinrich Albert, aus Calw.

Se. König!. Majestät haben am 20. d. M. geruht, zum Amtsgerichtsschrciber in Gaildorf den Bezirksnotariatsgehilfen Wurster in Teinach zu ernennen.

Stuttgart, 21. Okt. Ein junger Post­praktikant vom Postamt I entwendete dem amtierenden Beamten einen Geldbetrag von ca.

3300 ^ Der Verdacht lenkte sich alsbald auf den Thäter, der festgenommen wurde. Das Geld hatte er in der Nähe des Hotels Ihle versteckt, wo es

Ihnen nicht helfen kann. Vergessen Sie nicht, daß das Glück launenhaft ist und daß der Beistand eines Freundes Ihnen die Möglichkeit bietet, das Verlorene zurückzugewinnen. Und nun bitte ich Sie nochmals überstürzen Sie nichts!"

Der Fremde gab keine Antwort; schweigend warf er sich in seinen Sessel, das Gesicht mit den Händen bedeckend. Diesen Augenblick benützte der Engländer, um rasch an den Tisch zu treten und den blinkenden Revoloer in seine Tasche gleiten zu lasten. Seine Bewegung war jedoch nicht unbemerkt geblieben.

Was machen Sie da?" rief der Fremde, zornig aufspringend.Welches Recht haben Sie, sich meine Sachen anzueignen?"

Das Recht des Freundes! Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich Ihr Freund zu sein wünsche? Lasten Sie uns ruhig Ihre Angelegenheiten besprechen und wenn Sie dann noch den Wunsch hegen, diese Welt mit einer anderen zu vertauschen, so gebe ich Ihnen die Waffe zurück. Ist das nicht ein ehrlicher Handel? Sie können sich ebenso gut morgen wie heute eine Kugel durch den Kopf schießen vielleicht noch bester, denn wie ich sehe, zittert Ihre Hand. Sie bedürfen vorerst der Ruhe."

Der Fremde sah seinen Besucher mit offenbarer Verwunderung an.Sie sind «in merkwürdiger junger Mann," bemerkte er,und erstaunlich unerschrocken. Es giebt nicht viele, die es wagen würden, sich auf solche Weise in meine An­gelegenheiten zu mischen. Wer sind Sie denn eigentlich ? Ich habe doch wohl ein Recht, den Namen desjenigen zu erfahren, der sich mir zum Freund aufzwingt, ! ob ich will oder nicht."

Natürlich!" erwiderte der andere lachend, denn er fühlte, daß er gesiegt hatte.Ich heiße Antony Melstrom und bin der zweite Sohn des Lords Culwarren."

Bei diesen Worten wurde das ohnehin bleiche Gesicht des Fremden aschfahl. Lord Culwarren!" wiederholte er verwirrt. Culwarren von Gardenholm?"

Uebersee-Transport verpackt, wozu eine dortige Firma vorläufig tausend Kisten angefertigt hat.

Berlin, 22. Oktbr. Wie aus London telegraphiert wird, fordert Lord Kitchener dringend geübte berittene Mannschaften. Alles, was noch zu haben ist, sind 3000 Mann, von denen die meisten Kitcheners Wünschen nicht entsprechen dürften. Nach der Entsendung dieser 3000 Mann ist England von Kavallerie entblößt.

P e st, 21. Okt. In Groß-Kikinda hat sich ein wahrhaft erschütterndes Familiendrama zuge­tragen: Der Oberleutnant Baron Effelsberg ver­ehelichte sich im vorigen Jahre mit Baronesse Rheden, der Tochter einer Innsbrucker Familie, einer auf­fallenden Schönheit, welche er abgöttisch liebte. Vor einigen Tagen wurde dem jungen Offizier Familien­glück zu teil. Die Mutter erkrankte nach der Ge­burt, und trotzdem der Gatte sofort aus der Haupt­stadt einen Spezialisten kommen ließ, war keine Rettung möglich. Als ihm die Aerzte mitteilten, daß seine Frau in der Agonie liege, erschoß sich Baron Effelsberg im Nebenzimmer, während seine Gattin zehn Minuten nachher in den Armen ihrer Schwester den Geist aufgab. Einige Minuten später starb auch das Kind.

Paris, 19. Oktbr. SantoS Dumont hat heute nachmittag durch eine gut verlaufene Luft­ballonfahrt von St. Cloud nach dem Eiffelturm den Preis von 100000 Frs. gewonnen. Nach einem ersten fruchtlosen Versuch stieg er um 3 Uhr im Parke in St. Cloud auf und dirigierte den Ballon mit großer Sicherheit nach dem Eiffelturm, den er in einer Höhe zwischen 250 und 300 w umkreiste. 29 Minuten nach seinem Aufstieg war er wieder in St. Cloud angekommen. Nach den Vorschriften mußte die Strecke in 30 Minuten zurückgelegt wer­den. Das Wetter war hell. Auf dem Hinweg ging der Ballon mit einem Wind von 68 m Ge­schwindigkeit und brauchte 9 Minuten für die ganze Strecke. Der Rückgang gegen den Wind bot Schwierigkeiten, doch ging alles gut.

Obst- und Weinpreise.

Stuttgart, 21. -Okt. (Most-Obst.) Auf dem Nordbahn Hof wurden heute zuge­führt: 2 Waggon aus Frankreich, 10 Waggon aus Italien, 13'Waggon aus Belgien-Holland, 27 Waggon aus Oesterreich-Ungarn, 1 Waggon aus Preußen, zusammen 53 Waggonladungen Mostüpfel zu je ca. 10,000 Kilo. Erzielte Preise pro 10,000 Kilo bahnamtliches Gewicht Stuttgart 1300 bis 1350 Verkauf im kleinen die 50 Kilo 6 90 F bis 7 10 A

Horrheim, 21. Okt. Nur noch wenige Reste feil, die zum Preise von 8085 pr. 3 I>! abgegeben werden.

Vaihingen a. Enz, 21. Oktbr. Bis auf einige Eimer, die eingekellert und noch zu haben sind, alles verkauft, das Meiste zu 90 und 100 Letzte Anzeige.

Derselbe, mein Herr!" entgegnete der junge Mann eifrig.Er starb leider vor zehn Zähren und mein Bruder Philipp hat den Titel geerbt. Kannten Cie meinen Vater?"

Wie seltsam." murmelte der Fremde,daß sein Sohn mir die rettende Hand bietet! Ja, Herr Melstrom," wandte er sich dann an diesen,ich kannte Lord Culwarren, aber es ist schon viele Jahre her, noch vor seiner Verheiratung und seitdem war ich immer in fernen Ländern. Also Sie sind wirklich sein Sohn?"

Nur der Jüngere, ohne Stellung und Vermögen. Was ich aber be­sitze, stelle ich gern dem Freunds meines Vaters zur Verfügung. Doch darf ich nun auch Ihren Nmnen misten?"

O ja, obgleich ich mich wegen der Lage, in der Sie mich fanden, fast schäme, ihn zu nennen. Ich heiße Oliver Fosbrooke."

So, nun lasten Sie uns die Hände schütteln und sagen Sie mir, daß wir um meines Vaters willen Freunde sein wollen."

Von ganzem Herzen, junger Mann!" erwiderte FoSbrooke, die dargebotene Hand des anderen voll Wärme ergreifend.

Sie haben mir diesmal ohne Zweifel das Leien gerettet und ich müßte Ihnen dafür dankbar sein obgleich ich nicht weiß, wovon ich leben soll."

Lasten Sie unsere Freundschaft nicht hier aufhören," bat Melstrom.Sa­gen Sie mir offen, was Sie in diese Stimmung versetzt hat und dann werden wir schon Abhilfe finden. Wenn Ihre Schwierigkeiten mit Geld behoben werden können, soll es geschehen und reicht mein geringes Einkommen nicht aus, so wird mein Bruder nicht erlauben, daß eia alter Freund unseres Vaters darben soll."

(Fortsetzung folgt.)

aufgefunden wurde. Gegen 100 hatte der junge Mensch in der ersten Nacht beiDamen" angebracht.

Regensburg, 22. Okt. Der von 5000 Personen besuchte bayrische Bauerntag, an welchem auch zahlreiche Reichtags- und Land­tags-Abgeordnete teilnahmen, hat heute folgende Resolution angenommen: Der bayrische Bauerntag erklärt, die künftige Gestaltung des Zoll­tarifs sei eine Lebensfrage der Land­wirtschaft. Die bayrischen Bauern verlangen von den verbündeten Regierungen, besonders von der bayrischen Regierung, daß die den Landwirten wiederholt gegebenen Versprechnngen auf verstärkten Zollschutz der landwirtschaftlichen Produkte eingelöst werden. Der Bauerntag verlangt gleiche Verzollung der vier Getreidearten, einen Mindestzoll von 6 pr. Doppelzentner für diese, eine der Ausbeute ent­sprechende Verzollung von Malz, Mehl und anderen Müllerei-Erzeugnissen, Aufhebung der gemischten Transitläger, Minimalzoll für Vieh und tierische Erzeugnisse, für sämtliche landwirtschaftlichen Pro­dukte wie Tabak, Obst, Wein rc.

Ludwigshafen, 20. Okt. In dem nahen Oggersheim brach in dem Fabrikanwesen derMe­chanischen Spinnerei und Weberei" Großfeuer aus, welches einen großen 5 Stockwerk hohen aus Sand­stein erbauten Fabrikbau vollständig zerstörte. In dieser Fabrikabteilung befand sich die Spinnerei. Eine Menge gepreßter Baumwolle und Garne trugen dazu bei, daß sich das Feuer mit rasender Schnellig­keit verbreitete. Krachend stürzten die ungemein wertvollen, erst im vorigen Jahre größtenteils neu angeschafften Maschinen durch den brennenden Bau, die Mauern mit sich reißend und alles in Trümmer werfend. Die an die Spinnerei grenzenden übrigen Fabrikabteilungen, in welchen sich die Weberei und die Sammetschneiderei befinden, blieben unbeschä­digt, dagegen hat die Färberei etwas gelitten. Von dem 80 m langen Spinnereigebäude stehen nur noch die Grundmauern. Die Fabrik läßt gegenwärtig wegen Mangel an Aufträgen nur vier Tage in der Woche arbeiten. In der Spinnerei, die abgebrannt ist und in welcher etwa 250300 Arbeiterinnen beschäftigt waren, stand am Samstag der Betrieb still. Große Gefahr bestand für den Fabrikgaso­meter, dessen Explosion gefürchtet wurde, weshalb die dicht an dem Fabrikgebäude vorbeiführende Bahnstrecke einige Zeit gesperrt werden mußte. Der Schaden beträgt ca. 1 Million Mark. Schwer ge­schädigt sind die Arbeiterinnen der Fabrik, die auf längere Zeit ihren Verdienst verloren haben.

Berlin, 22. Oktbr. Nach einer Meldung aus Sprottau werden in dem dortigen und in dem benachbarten Saganer Kreise zur Zeit enornie Mengen Kartoffeln für englische Rech­nung aufgckauft, die zur Verproviantierung der englischen Truppen in Südafrika bestimmt sind. Die Kartoffeln werden in Sprottau gleich für