die Donaufahrt in lebendiger interessanter Weise und namentlich auch den Eindruck von Konstan­tinopel, welche Stadt ein unbeschreibliches Bild darbiete. In Tiflis, der Hauptstadt Kaukasiens schloß sich Redner der wissenschaftlichen Expedition des Grafen Zichy an und hatte so Chancen, die einem einzelnen Reisenden selten geboten sind. Die verschiedenen Streifzüge und Reisen wurden teils zu Schiff, mit der Eisenbahn und zu Pferde unternommen. Die russischen Bahnen bezeichnet H. Wuttke als komfortabel und be­sonders für große Strecken sehr billig. Vom Kaukasus bis an die Grenze Ungarns (2250 Irm) bezahlte er II. Klaffe nur 44. Neben andern Städten schilderte Redner die Hauptstadt Baku des Gouvernements gleichen Namens, bekannt durch die reichhaltigen Naphtaquellen (Petroleum.) Es sei dies eine der unsym­pathischsten Städte, welche er je gesehen habe. Der Erdölgeruch werde stundenweit im Umkreis bemerkt. Die deutsche Eisen- und Maschinen­industrie sei dort engagiert. In der Nähe von Baku befinden sich die sog.Ewigen Feuer", ein Heiligtum der indischen Feueranbeter. Aus­führlich beschrieb Hr. Wuttke die der Zichy'jchen Expedition seitens des Emirs von Bochora bewilligte Audienz, wozu auch Erlaubnis der russ. Regierung nötig war. Dieselbe verlief höchst feierlich, Graf Zichy erschien im Magyaren­kostüm, die übrigen Mitglieder in Frack und weißer Binde. Eine Ehrenkompagnie von bochorasischen Soldaten war hiebei aufgestellt und wurden gegenseitige Ansprachen gehalten. Seit 1870 befindet sich Bochora unter russischer Herrschaft. Nach vielen weiteren interessanten Fahrten trennte sich Redner im Juni 1895 von der Zichy'jchen Expedition, um noch allein eine Reise nach Teheran in Persien zu unter­nehmen, woselbst er von der deutschen Kolonie sehr freundlich ausgenommen wurde und in seinen Studien bestmögliche Förderung fand. Die Reise von Teheran nach München machte er in 21 Togen. Der Vizcvorstand des Vereins sprach Hrn. Wuttke den Dank der außerordentlich zahlreich erschienenen Zuhörer aus.

Unterhaltender Heil.

Um ein Augenpaar.

Historische Erzählung von Victor Strahl.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Draußen tobt das Volk und unter Flüchen und Verwünschungen wurde der Name Jehan Boernave genannt.

Gebt ihn heraus, den Elenden, auf daß wir ihn steinigen!"

So rief jemand aus der Milte des Volkes und cs schien, als habe er damit dem Gefühle Aller Ausdruck gegeben, denn tausendfach wurde der Ruf wiederholt:

Steinigt ihn!"

Zertrümmert das Teufelswcrk!" schrie ein Änderet und er erhob einen Stein und warf ihn gegen das Zifferblatt.

Dies war das Signal zu einer schändlichen That.

Hunderte von Händen schleuderten einen Steinhagel gegen das Zifferblatt und gegen die darin eingemauerte eherne Tafel, worauf der Name des Erbauers in Silberschrfft prangte.

Das Zifferblatt und diese Tafel wurden bis zur Unkenntlichkeit entstellt.

Ein Teil des Volkes drang in das Münster, suchte Jehan Boernave, aber er und sein Weib waren verschwunden.

Peter Schwarber trat den Tobenden ent­gegen. Obwohl er der Schwiegervater des jetzt um so mehr gehaßten Künstlers war, verehrte ihn doch das Volk wie einen Vater, da er es stets gut mit der Stadt gemeint hatte, und wich scheu vor ihm zurück.

Ruhe!" donnerte seine Stimme über die Köpfe der Menge hinweg.

Der Lärm beschwichtigte sich und feierliche Stille trat ein, als Peter Schwarber, das Haupt in tiefem Kummer gesenkt, auf die Stufen des Altars trat und seine rechte Hand emporstreckte zu dem wunderbaren Gemälde, das die auf lichten

Wolken zum Himmel schwebende Himmelskönigin mit dem Jesusknaben auf den Armen darstellt

Gott und die Republik beschützen den un­glücklichen, blinden Künstler Jehan Boernave und sein Weib, mein geliebtes Kind, auf der Flucht. Friede sei mit ihnen, wie mit Euch!" erklang seine Stimme in herzerschütternden Lauten durch den heiligen Raum.

Jehan Boernave schuf ein Wunderwerk, wie kein zweites in der Welt vorhanden ist; Ihr lohntet es ihm mit schnödem Undank, das Licht der Augen wurde ihm von einigen Frevlern gestohlen! Der blinde Meister zerstörte in natür­licher Entrüstung darüber, daß diese Frevler der irdischen Gerechtigkeit entzogen wurden, sein Werk, weil eine Stadt, die so undankbar ist wie Straßburg, des R chms, ein solches Wunderwerk zu besitzen, nicht wert sein kann! Gehet heim in Eure Häuser, gehet heim in Frieden und nehmt Euch ein Beispiel an der traurigen Ge­schichte unserer Münsteruhr."

Das Volk zerstreute sich allmählich.

Jehan Boernave war und blieb mit seinem Weibe verschwunden. Wo sie einen Zufluchtsort gefunden hatten, wurde niemals bekannt. Der greise Peter Schwarber, der allein darüber hätte Auskunft geben können, schloß bald darauf die Augen zum ewigen Schlaf und nahm das Ge­heimnis mit in's Grab.

Im Volke aber verbreitete sich die Mär: Der Erbauer der Münsteruhr sei der leibhaftige

Gottseibeiuns gewesen.

* *

»

Lasten wir einige geschichtliche Daten über Straßburg und sein Münster folgen.

Nach den Ueberlieferungen der Chronisten war der Platz, wo jetzt das Münster steht, schon in altersgrauer Zeit dem Gottesdienst geweiht. Der Platz bildete damals einen förmlichen Hügel, der sich in westlicher Richtung in einen Hohl­weg absenkte, der aber längst ausgeschültet wor- den ist. Um diesen Hügel herum wohnten in armseligen Hütten, deren Eingänge durch Stcin- bauten geschützt waren, die ersten bekannten Einwohner.

Auf der Höhe, worauf jetzt das Münster steht, befand sich der heilige Hain. Er war von einer Steinmauer umgeben.

In diesem Haine wurden die Aussprüche der Götter verkündigt, die Anführer des Volkes ernannt, und vor allem wurde darin der Kriegs­gott Hesas verehrt, dem man sogar zu Zeiten Menschenopfer darbrachte.

Diese Ansiedelung führte den Namen Argen- torat, d. h.Stadt an der Ueberfahrt."

Als die Römer ihre Herrschaft über Gallien ausdehnten, verschwanden die Holzhütten; eine mit Mauern und Thürmen befestigte, regelmäßig gebaute Stadt entstand.

Der Name Argentorat wurde beibehalten.

In der Mitte des vierten Jahrhunderts be­reits wurden die Bewohner Argentorats von dem Bischof Amandus zum christlichen Glauben be­kehrt. Die heidnischen Tempel wurden zerstört und an deren Stelle eine christliche Kirche er­baut. Ein Standbild des Herkules wurde noch bis zum Jahre 1525 im Münster unter dem NamenKrutzmann" ausbewahrt.

Zu Anfang des fünften Jahrhunderts wurde diese römische Niederlassung infolge der großen Völkerwanderung verwüstet.

Als die Franken sich dieses Landes und bald nachher des ganzen Galliens bemächtigten, ließ der dem christlichen Glauben huldigende Fürst Chlodwig im Jahre 510 eine Kirche, das Münster, erbauen. Es war nur ein zum größten Teil aus Holz aufgeführtes Gebäude, das einige Jahr- Hunderte später. 873, durch eine Feuersbrunst zum Teil zerstört wurde.

Im Jahr 1002 überfiel Hermann II., Her­zog zu Schwaben und Elsaß, die Stadt, erstieg ihre Mauern und überließ sie der Plünderung.

Das Münster wurde ein Raub der Flammen, bildete nur noch eine schaurige Ruine.j

Der damalige Bischof Werner ließ diese Ruine wieder ausbauen.

Kaum war dies geschehen, als, 1007, bei einem schweren Gewitter der Blitz in das Münster schlug und es zerstörte.

Der Chor blieb ziemlich erhalten und Bischof Werner ließ darin den Gottesdienst weiter ab­halten. Er war ein Mann von kühnem unter­nehmendem Geiste. Er faßte den Entschluß, eine neue Kirche in bedeutend erweiterten Umfang bauen zu lassen.

Die berühmtesten Baumeister ließ er nach Straßburg kommen und beriet mit ihnen den Plan des neuen Gebäudes.

Im Kronthale wurden die Steine gebrochen. Landleute und Leibeigene mußten sie nach der Stadl schaffen und aus dem Frohn- und Herren­hose Herrichten.

Kaiser Heinrich II. kam während dieser Ar­beit, 1012, nach Straßburg

Die würdige Haltung des Domklerus machte auf sein Gemüt einen so tiefen Eindruck, daß er beschloß, den kaiserlichen Purpur abzulegen und sich unter die Zahl der Stiftsherren aufnehmen zu lassen

Bischof Werner gab dem Drängen des Kaisers nach, nahm ihn als Stiflsherrn des Domes aus. Jetzt befahl aber der Bischof dem Kaiser, als dessen nunmehriger Vorgesetzter, den kaiserlichen Purpur, den ihm die Vorsehung verliehen habe, wieder anzulegen.

Heinrich II. gehorchte, er vertauschte das schwarze Mönchskleid wieder mit dem kaiserlichen Purpur und stiftete eine Königspfründe.

Im Jahre 1015 wurde mit dem Graben der Fundamente begonnen.

In einer Tiefe von über dreißig Fuß wur­den Erlenholzpfähle in den Boden gerammt und die Zwischenräume mit Letten, die mit Kalk, Ziegelstücken und Kohlen zusammengeknetet wor­den waren, ausgesüllt. Auf diese Grundlage wurden die Grundsteine gelegt.

Nach A. Stöber'sSogen des Elsaß" leitet sich hiervon der heute noch im Volke wurzelnde Glaube ab. dos Münster sei auf Pfählen wie auf einem Roste erbaut.

Die Pfähle ständen im Wasser, das sich bis unter den heutigen Gutenberg Platz erstrecke.

Biele wollen in stiller Nacht das Plätschern der Wellen und das Kreischen der Ungetüme» die diesen unterirdischen See bevölkern sollen, gehört haben.

Nach der Sage sollen damals an dem Bau des Münsters über hunderttausend Personen be­schäftigt gewesen sein.

(Schluß folgt.)

Strenge aber wohlverdiente Strafe. Ein Spezereihändler in Köln bezog von einer Groß Firma die bekannte Suppenwürze Maggi, sowohl in kleinen Fläschchen zum direkten Weiter­verkauf als in großen Flaschen, um die leeren Originalfläschchen der Kunden nachzufüllen. Im Oktober v I. kam nun dieser Spezereihändler auf die Idee, ein minderwertiges Konkurrenz- Produkt in die mit der Firma und der Schutz­markeMaggi" versehenen Original-Fläschchen nachzufüllen und demselben so mit der wissentlich unwahren Angabe, es sei die Suppenwürze Maggi, Absatz zu verschaffen. Das Gericht ver­urteilte den Händler deshalb zu Mk. 150. Geldstrafe und zur Tragung sämtlicher Kosten. Außerdem soll das Urteil auf dessen Kosten im Reichsanzeiger publiziert werden.

(Heimgezahlt.f Frau von Leersack (welcher in Gefellschaft ein Herr vorgestellt wird):Ach, Sie sind der Kasierer von Müller und Sohn! Da werden Sie meinen Diener kennen, der öfters Waren bei Ihnen abgeholt hat!" Kassier: Bedaure, ich bin in der Abteilung für Bar­zahlung!"

(Erklärung.) A.:Warum sagt man denn immerMuttersprache" und nieVater- spräche" ?" B.:Weil der Vater selten zu Worte kommt!"

WAMM Ws je»kiizthiiltt"

für den Monat Marz werden noch von sämtlichen Postanstaltcn und Postboten angenommen. In Neuenbürg abon­niert man bei der Exped. d. Bl.

««daMo», Druck und »erla- vo» T. Meey tu Reueubürs.