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Noch ein starker Händedruck, dann war er mit ein paar flüchtigen Sätzen die Senkung auf­wärts zu seinem Pferd gesprungen. Dort lag noch das Farrenkränzlein am Boden, das Hertha vorhin vom Haar geglitten war er bückte sich danach und steckte cs in sein Wams, dann schwang er sich aus sein Tier und sprengte da­von, so eilig als er gekommen aber das Meer und das Grauen, das es ihm vorher eingeflößt, war vergessen. Anderes Thatsächlicheres be­schäftigte seine Gedanken.

Auf der Moosbank aber saß Hertha noch lange:Ob er meinem Worte Folge leisten wird? ob sie ihn drinnen in der Herzogsburg wieder einschläfern werden?" Erst da die Sonne am Rande des Horizontes untergelaucht war, schritt sie dem Hause zu:Ich vertraue, daß ich sein edles Herz geweckt!" Aber dann plötzlich blieb sie stehen.Werden die Herren sich auch die Entziehung ihrer Macht ruhig gefallen lassen? Werden sie am Herzog nicht Rache nehmen?"

Eine furchtbare Angst kam über sie. Er war so jung, so stattlich und so gut. D'e Sonne, die sie in seine Gedanken gestreut, war so schnell und schön aufgeblüht wenn ihm Unheil drohte um deswillen? Einen Augenblick blieb sie stehen, dann schritt sie entschlossen dem Hause zu.Ich will die Base in Cöslin hcimsuchen, bei ihr, der Schaffnerin der Herzogsburg, werd' ich hören, was geschieht."

Im Schloß zu Cöslin war kühle Dämmer- ung, da Bogislav anlangte. Kahl und düster war der Vorsaal, finster und trübselig das Ge­mach, das Bogislav als Arbeits- und Wohngelaß diente, klein und armselig die daneben befind­liche Schlaskammer.

Drüben im anderen Flügel dagegen, wo die herzoglichen Räte ihre Wohnungen hatten, war Glanz und Prunk aufgehäuft, wie die da- malige Zeit es liebte. Daß das schönste Ge­mach dem Fürsten gezieme, daran schien bislang noch niemand gedacht zu haben, er selber am wenigsten. Heute wollte ihm alles dürftig und gering erscheinen. Mit einem Fußtritt stieß er den wurmstichigen Stuhl zurück und schwang die Glocke. Dem cintretenden Diener war die ent­schiedene Weisung, den Marschall von Zanow sogleich herzubescheiden.

Mit starken Schritten ging der Herzog im Saal auf und ab, als Zanow eintrat. Dieser, ein finsterer Mann in den Vierzig, machte eine geringschätzige Verbeugung.Was geruhen her- zogliche Gnaden von mir, daß Sie mich zu so später Stunde noch zu sich bescheiden?"

Bogislav war hochaufgerichiet stehen ge- blieben:Ich will von heute ab die Regierungs- geschäste selber übernehmend"

Wie vom Blitz getroffen prallte Zanow zu- rück.Ihr wolltet-"

Die Regierung selber übernehmen, wie ich Euch bereits gesagt"

Zanow hatte sich schnell gefaßt der erste Schreck war einer beinahe herausfordernd über- wütigen Stimmung gewichen:Ihr würdet Euch wundern, wenn Ihr Stunde um Stunde drüben sitzen müßtet, schichtend, ordnend, arbeitend von früh bis spät. Nein Herzog Bogislav, das ist kein Ding für Euch. Dazu seid ihr viel zu jung und zu sorglos gewöhnt."

Der Herzog schlug auf den Tisch, daß es dröhnte: Wie ich gewöhnt worden bin, das ist Euer Verschulden. Wie ich künftig sein werde, werd' ich mir selber vorschreiben."

Der Marschall wollte seinen Ohren nicht trauen:Herr Ihr" seine Stimme bebte er kam nicht weiter. Der Herzog schnitt ihm die Rede kurz ab.

Morgen werde ich selbst den Vorsitz in der Ratssitzung fuhren und dann wehe Euch, wenn ich nicht alles so befinde, wie das ge­meine Wohl es heischt. Für heute seid Ihr

entlassen!^

Es war sehr entschieden gesprochen, so daß Herr v. Zanow sich widerspruchslos zurückzog. s

Mit dem Glockenschlage neun Uhr, da die Ratssitzung beginnen sollte, war der Herzog ein- getreten. Zum ersten Male seit vielen Jahren wurden die Verhandlungen eingehend, die Unter­suchungen ernsthaft geführt. Als die Sitzung zu

Ende, war es den herzoglichen Räten zweifel- los geworden, daß ihre Allmacht vorbei. Leise flüsternd verließen sie mit einander den Saal, nachdem der Herzog ihnen allein vorausge- gangen war.

Den Nachmittag verließ Bogislav sein Ge­mach nicht; er hatte sich die Akten verschiedener Beschwerden bringen lassen nnd saß selber drüber, sich in ihren Inhalt zu vertiefen

Dann kam wieder eine Nacht still und dunkel wie die vorige, aber noch niedriger hing die Wolkendecke über Cöslin. noch unheimlicher gähnte die Finsternis vor den Kammersenstern des Herzogs, der sich erst spät unausgekleidet aufs Lager geworfen und nun in unruhigem Schlummer hin und her warf.

In der Burg schien alles zur Ruhe ge­gangen zu sein. Da schlich ein Mann, dicht in einen dunklen Mantel gehüllt durch den Hof und verschwand an der Treppe, die nach des Herzogs Gelassen führte Ohne einen Laut war er wie ein Schatten dahingeglitten, ohne einen Laut kehrte er nach einer Weile auf demselben Wege wieder zurück. So kurz aber die Spanne Zeit gewesen, die er drinnen verweilt hatte, so schnell war das Wetter umgesprungen, ein Sturm hatte sich aufgemacht mit furchtbarer Gewalt, aus der Ferne hörte man das dumpfbrausende Donnern des Meeres. Scheu sah sich die ver­mummte Gestalt nach allen Seiten um, denn da sie sich versichert hielt, schlüpfte sie eilig um die Ecke, die zum gegenüberliegenden Flügel vorsprang. Aber zwei Augen hatten sie doch gesehen.

lSchluß folgt.)

(Eingesendet.) Unlängst kaufte eine Frau in Dingsbach eine Kuh, welche nach kurzer Zeit ein Kalb zur Welt brachte. In ihrer Ein­samkeit war das Tier dem Nachkömmling be­sonders zugcthan, als aber bas Kalb ein gewisses Alter erreicht hatte, wurde es dem Schlächter überliefert. Jetzt ging das Malheur an. die Kuh schrie und schrie, daß sich ein Stein hätte erbarmen mögen. Mit Rücksicht auf ihre eigenen, j und der Nachbarn Ohren, mußte Abhilfe geschafft werden, aber wie? Jetzt kam der Feau ein rettender Gedanke, sie nahm das Schauckelpferd ihres Enkelkindes trug es in den Stall, und ! stellte es neben die Kuh; diese getäuscht leckte solches und das Schreien war zu Ende; die Weiberlist hatte geholfen.

Grafenhausen, 2l. Jan. Wie lange cs ein Huhn ohne Nahrung aushalten kann, hat letzter Zeit ein solches des Herrn Post, agenten Maier hier unfreiwillig bewiesen. Am 24. Dezember v. I. hat Maier mit seinem Sohne Gerstenstroh auf anderes gesetzt und damit ein Huhn, ohne es zu bemerken, zugedeckt. Dasselbe wurde lange, auch in der Nachbarschaft, vergebens gesucht. Letzten Montag» den 18. d. M.. wurde das Stroh der Mäuse wegen wieder umgesetzt und das arme Tierchen noch schwach am Leben und an den Füßen steif und kalt vorgefunden. Das Huhn wurde in gute Pflege genommen uud hat sich auch schon etwas erholt. Die Leistung des Dr. Tanner, der bekanntlich 30 Tage hungerte und dabei nur Wasser zu sich nahm, hätte dieses Huhn nicht erreicht.

(Die Sucht nach einemelou") für die Pariser Weltausstellung 1900 zeigt noch immer die hirnwütigsten Projekte. Dem südfranzösischen Ingenieur Michel, der mit alten Knochen aus den Pariser Katakomben Triumphbogen errichten wollte, ist jetzt ein anderer Erfinder gefolgt, der die Besucher der Ausstellung auf einer Kugel durch einen starken Wasserstrahl bis in eine Höhe von 200 Metern befördern will, was einen ganz angenehmen Zeitvertreib bieten würde. 200 Meter sind einem andern Ingenieur viel zu wenig. Er möchte in der Höhe von 1000 Metern eine Plattform von 1000 Quadratmetern errichten, auf die noch ein Turm mit großen elektrischen Reflektoren käme. Auf diesen Turm möchte er dann einen Erdglobus von 100 Meter Durchmesser und auf diesen ein 50 Meter hohes Standbild setzen, einen französischen Soldaten

in Feldadjustierung, in einer Hand eine Trompete, in der anderen einen Oelzweig. Höher gehts aber dann nicht mehr.

(Eine Nähmaschine, die auch nach rückwärts näht), ist der neueste Erfolg auf dem Gebiete der Nähmaschinen Fabrikation und von einem Gothaer Mechaniker zur Patentierung ange- meldet worden. Diese Erfindung, welche ge­eignet ist, einen vollständigen Umschwung in der j Fabrikation dieser wohl Verbreitesten aller Ma­schinen hervorzurufen, bedeutet eine ganz ge­waltige Verbesserung der jetzt gebräuchlichen Systeme und dürfte ihrem Konstrukteur goldene Früchte tragen. Die neue Eifindung unter­scheidet sich nach einer Mitteilung des Patent- und technischen Bureaus von Rich Lüders in Görlitz äußerlich durch Nichts von den alten ! Maschinen, da die Verbesserung nur in einer äußerst sinnreichen Konstruktion des sogenannten Transporteurs besteht.

(Durchschaut.) Verschuldeter Lebemannn: Gnädiges Fräulein, darf mein Lebensschifflein bei Ihnen dauernd Station nehmen?" Reiche Erbin:Bedaure, bin keine Rettungsstation!"

Falbs W et t e r p r o p h e z e i u n g e n für den Monat Februar. Vom 1. bis 4. Februar ist die Temperatur mild. Die Regen sind im Anschluß an jene der Vortage bedeutend und verbreiten sich über ganz Mitteleuropa. Vereinzelt treten Schneefälle ein. Doch sind sie nicht bedeutend. Der 1. ist ein kritischer Termin II. Ordnung, verstärkt durch eine Sonnenfinsternis. 5. bis 7. Februar: Infolge der vorausgegangenen Niederschläge geht die Temperatur plötzlich zurück. Das Weiter ist trocken und kalt. 8. bis 15. Februar: Die ^

Kälte geht bedeutend zurück. Es treten als ^

Wirkung des kritischen Termins vom 17. aus- ! ausgebreitete, anhaltende und sehr ergiebige ! Regen namentlich in Deutschland und Frankreich ^ ein, deren Maximum um den 15. stattsinden dürfte. Um den 11. sind Schneefälle, zum Teil ! auch Gewitter wahrscheinlich, namentlich in Süd- und Westdeutschland. Es besteht Ueberschwemm- ungsgefahr um den 15 und 16. Februar. 16. bis 18. Februar: Das Barometer steigt be- s deutend. Das Wetter ist vorübergehend zur ! Trockenheit geneigt infolge der vorausgegangenen ! starken Ausscheidung des atmosphärischen Wasser­gehaltes. Der 17 ist ein kritischer Termin I. Ordnung, der sich nicht nur mit einer Ver- frühung von zwei Tagen äußert, sondern auch die Veranlassung zu den Niederschlägen in der folgenden Gruppe gibt. Der Tag lelbst aber dürfte trocken verlaufen. Die Temperatur ist normal. 19. bis 23 Februar. Die Temperatur steigt. Starke ausgebreitete Regen, die zuletzt i in Schneefälle und stürmisches Wetter übergehen, j treten allgemein ein. Das Maximum der Niederschläge dürfte um den 22. fallen. 24. bis 28. Februar. Die Temperatur geht anfangs etwas zurück, steigt aber dann wieder. Es wird ' mild. Die Regen nehmen etwas ab. dauern aber namentlich im Westen und in Oesterreich noch fort. Die Schneefälle verschwinden gänzlich.

Auflösung der dreisilbigen Charade in Nro. 17.

Hammerfest.

Richtig gelöst von Anton Huber m Rothenbach; ' Hermann Jauch in Höfen. >

Rechenaufgabe. j

Ein Brett ist 9 m lang und 2 m breit, s Durch Zerschneiden in zwei Teile soll ein Stück ! zusammengesetzt werden das 6 m lang und 3 !

m breit ist. 8. 1.

Arithrnogryph.

1 2 3 4 5 6 6 ein männl. Vorname,

24L 9 ein männl. Vorname,

^ 3 10 11 2 6 ein Sohn Jakobs,

4d6^ein unpersönl. Fürwort,

5 6 6 5 ein Mädchenname, »

6 5 7 5 9 eine brit Kolonie, f

6 5 7 7 2 3 6 eine Familie der Schlangen, s

Die Anfangsbuchstaben ergeben einen männ- !

lichen Vornamen. 8. ll., 8. l

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.