gab den Mitgliedern des Ortsvereins ein Charakter» bild des großen Churiürsten und der Liederkranz trug patriotische Lieder vor.
Bad Teinach. Bei den durch Badbesitzer Bauer unter fachmännischer Leitung vorgenommenen Entsandungsarbeiten der altberühm- ten Hirschquelle zeigte sich bei einer Tieferbohrung dieser Quelle um 1 '/» Meter ein ungeheurer Kohlensäurereichtum, so daß die Quelle, die bisher pro Minute nur noch knapp 3 Liter Mineral- Wasser ergab, jetzt 15 Liter pro Minute von vorzüglicher Reinheit und lieblichem Geschmack auSwirft. Es können jetzt innerhalb 24 Stunden bequem 40000 Flaschen gefüllt werden. Der Kohlensäuregehalt übcrtrifft den der Bachquelle — die bisher zu den kohlensäurereichsten aller bekannten Quellen zählte — noch erheblich.
Deutsches Weich.
Berlin, 1. Febr. Die gestrigen Unterredungen des Grafen Murawiew mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe und dem Staatssekretär Frhrn. v. Marschall dauerten je ungefähr eine Stunde.
Kiel, l. Febr. Graf Murawiew ist mit dem preußischen Gesandten in Hamburg Grafen v. Wallwitz, hier eingetroffen und im „Hotel Germania" abgestiegen. Der Minister wurde um 11 Uhr vom Kaiser in Audienz empfangen. Graf Murawiew und Graf von Wallwitz nahmen sodann um 1 Uhr an der kaiserlichen Frühstückstafel teil.
Kiel, 1. Febr. Bei der heutigen Früh- stückstafel, bei welcher der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawtew zugegen war, brachte der deutsche Kaiser auf das Wohl des russischen Kaisers einen Trinkspruch aus, worauf die russische Nationalhymne gespielt wurde.
Kiel, 2. Febr. Der Kaiser besuchte heute Bormittag das Seemannshaus und wohnte der Anbringung des von ihm geschenkten Modelles eines Schiffes von der kurbranden- burgischen Flotte bei. Nachmittags besichtigte der Kaiser den auf der Germaniawerft im Umbau befindlichen Panzer „Baden" und trat nach 4 Uhr die Rückreise nach Berlin an.
Graf Murawiew hat seinem „Antritts besuch" in Paris prompt den angekündigten Aufenthalt in Berlin Nachfolgen lassen. Wie sich erwarten ließ, ist der neue Leiter der auswärtigen Angelegenheiten des Zarenreiches seitens der amtlichen Pariser Kreise ungemein gefeiert und geehrt worden, ja die Herren Franzosen haben hierbei sogar des Guten offenbar zu viel gethan, hat man doch dem Grafen Murawiew gegenüber in Paris ein Zeremoniell beobachtet, wie solches in monarchischen Staaten eigentlich nur beim Empfang regierender Fürsten üblich ist. Indessen, man muß eben der russenschwärmerischen Ueberschwänglichkeit der Franzosen etwas Nachsehen, daher braucht man auch die demonstrative Aufnahme Murawiew's in der französischen Hauptstadt keineswegs als einen so sehr wichtigen Vorgang zu betrachten, wie es hie und da geschieht. Allerdings ist besonders in den zwischen dem französischen Minister des Aeußern, Hanotaux und seinem russischen Kollegen gewechselten Trinksprüchen wiederum die Innigkeit der französtsch-russischen Beziehungen betont worden, aber zugleich wiesen diese beiderseitigen Kundgebungen eine so bestimmt ausgeprägte friedenszuversichtliche Schlußwendung auf, daß die europäischen Friedensfreunde über den Charakter der Pariser Reise des Grafen Murawiew beruhigt sein können. Im Uebrigen erhellt aus gewissen Aeußerungen desselben, die er in Paris gethan hat, hinlänglich, daß bei seinen Besprechungen mit den leitenden französischen Staatsmännern die orientalischen Angelegenheiten eine Hauptrolle gespielt haben, vielleicht wird sich nunmehr das enge Einvernehmen zwischen Ruß land und Frankreich in der weiteren Entwicklung der türkischen Reformfragen zeigen. Auch in Berlin hat der neue russische Minister des Aeußern eine recht freundliche Aufnahme gefunden, wie sie eben den wiederhergestellten guten Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland entspricht. Am Sonntag hatte der russische Gast längere Unterredungen mit dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe und mit dem Staatssekretär
des Auswärtigen Amtes v. Marschall, später nahm er an einem Diner bei ersterem Teil. Am Montag beqab sich Graf Murawtew in Begleit- ung des Frhrn. v. Marschall nach Kiel und wirde im dortigen königlichen Schlosse vom Kaiser empfangen.
Der frühere preußische Minister des Innern v. Köller soll zum Obesrpräsid en ten svon Schleswig-Holstein an Stelle des zurückgetretenen Herrn v. Steinmann ausersehen sein. Die Audienz, welche Hr. v. Köller kürzlich jbeim Kaiser gehabt hat, wird mit dieser seiner angeblich bevorstehenden Ernennung in Verbindung gebracht.
Der Reichstag ist in seiner Etatsberat ung bis zur Erledigung des Etats der Reichspost- und Telegraphen-Verwaltung gelangt, dessen Erörterung am Samstag zum Abschluß kam Am Montag und Mittwoch pausierte das Haus, am Mittwoch beschäftigt cs sich zum ersten Male mit dem Gesetzentwürfe über die Grundbuch ordnung für das deutsche Reich und event. noch mit der Vorlage, betr. die Umwandlung der vierprozentigen Reichsanleihe in eine dreiundeinhalb, prozentige
Im Reichstagsgebäude zu Berlin wurde am Sonntag die zahlreich besuchte konstituierende Versammlung zum Zwicke der Einrichtung deutscher Nationalfestspiele abgehalten. Die Versammlung nahm einstimmig und mit großer Begeisterung den Antrag an, im Jahre 1900 das erste deutsche Nationalfest abzuhalten. Die Wahl des Festortes, der nach einem weiteren Beschlüsse der Versammlung ein ständiger sein soll, wurde der Festsetzung des Präsidiums überlassen.
Vom Kaiserstuhl, 31. Jan. Man ist hier zur Zeit mit dem Ablassen der Weine beschäftigt. Dieselben haben sich gut entwickelt und werden infolge dessen allgemein höher taxiert. Nach 1893/95er besteht stets jgrößere Nachfrage und kamen auch Käufe hierin zu Stande. In Endingen wurden in kurzer Zeit von einer mittelbadischen Weinhandlung etwa 400 Ohm 93er zu 48—54 «-L angekaufl. 95er sind unter 60 per Ohm nicht mehr leicht erhältlich.
Württemberg.
Ravensburg, 1. Febr. Hier ist ein Storch angekommen, zum mindesten 4 bis 6 Wochen früher als in den Vorjahren. Derselbe scheint sich im Kalender versehen zu haben.
Ausland.
Zürich, 2. Febr. Der Kantonsrat beschloß nach langer Debatte mit 120 gegen 22 Stimmen die Zulassung der Frauen zur Ausübung der Advokatur. Ehefrauen bedürfen der Zustimmung des Gatten.
Laibach, 2. Febr. In der letzten Nacht wurde hier allgemein ein starker mehrere Sekunden andauernder Erdstoß verspürt.
Paris. 1. Febr. In einer bescheidenen Mansarde des La Billette-Viertels starb gestern plötzlich eine hochbetagte Frau, die sich in den letzten Jahren mit einem kleinen Blumenhandel, den sie an der Pforte des Pere Lachaise betrieben, ernährt hatte. Aus den in der Wohnung der Verstorbenen Vorgefundenen Papieren wurde festgestellt, daß die alte Blumenhändlerin eine Gräfin de Pathn und durch lange Jahre die intimste Freundin Napoleons III. gewesen war.
Paris, 1. Febr. Eine eigentümliche Demonstration veranstalteten gestern die Fisch weiber und Gemüsehändlerinnen von Marseille. Die Maire hatte ihnen die Benützung der Schnellwage untersagt, da dieselbe zu wenig Bürgschaft für ein richtiges Gewicht böte. Vom Präfekten war dieses Verbot jedoch wieder aufgehoben worden und um dem Chef des Departements ihre Dankbarkeit zu bezeugen, zogen 300 Hallen- vamen in blumengeschmückten Wagen vor die Wohnung des Präfekten, um demselben einige Dutzend prachtvolle Bouquets zu überreichen. Auf dem Wege dahin warfen sie unter die sie begleitende Volksmenge Blumen und Confetti.
Uever die Zukunft des Weltverkehrs.
Das Organ des Vereins deutscher Eisenbahn-Verwaltungen läßt sich wie folgt aus: Durch die sibirische Bahn werden Verschiebungen
im Weltverkehr erwartet, wie sie früher nur die Fahrten großer Entdecker, die in der Weltgeschichte epochemachende Abschnitte einleiten, im Gefolge hatten. Wenn am 1. Juli 1901 das Dampfroß von Calais durch ganz Europa und Asien bis nach Wladiwostok dahinbrausen wird, rechnet man. daß dann im Anschluß an den von London kommenden Verkehr der Eilzug die Strecke von Oüende bis Warschau (1502 Kilometer) bei 80 Kilometer Fahrgeschwindigkeit in 19 Stunden zurücklegen wird; von Warschau bis Patrakt (2219 Kilometer) gelange man bei 64 Kilometer Geschwindigkeit (die russischen Bahnzüge fahren lukanntlich langsamer) in vierunddreißig einhalb Stunden, von da nach Tscheljabinsk (1127 Kilometer) bei 533 Kilometer Geschwindigkeit in wenig über 2l Stunden, und schließlich brauche man von Tscheljabinsk bis Wladiwostock (9583 Kilometer) bei 42 Kilometer Fahrgeschwindigkeit 211 Stunden. Die ganze Strecke von 14 291 Kilometer nehme also 296,2 Stunden oder 12'/, Tage in An» ipruch. Man könne also in 14 Tagen in China oder Japan sein — gegen achtunddreißig Tage auf dem Wege durch den Suez-Kanal und 28 Tage über die Kanadische Ueberland-Bahn l Während auf dem G.biete des Großverkehrs bis heute der Dampf Alleinherrscher geblieben sei, erobere auf dem Gebiete der Kleinbahnen die Elektrizität in immer siegreicherem Vordringen das Feld. Wer heute, so heißt es weiter, eine Karle zur Hand nehme, in die alle die Kleinbahnen eingetragen sind, die im Laufe der letzten paar Jahre allein in Preußen geplant» in Ausführung genommen oder ausgeführt worden sind, muß sich kopfschüttelnd fragen, wie es denn möglich ist, daß in so wenig Jahren so viel gewollt wird. Daß dieser frische Zug in die Kleinbahn Unternehmung fast aller Länder gekommen ist — England, die Wiege der Eisenbahnen, hinkt am meisten nach —, muß der Elektrotechnik überaus zu statten kommen. Wenn es erst gelungen wäre, die Uebertragung der elektrischen Energie völlig von der Dimension loszulösen, völlig mobil zu machen, so wäre das Zeitalter des Dampfes auch auf dem Ber- k.hrsgebiete an seinem Ende angelangt. Jedenfalls werde die neue Energieform, wenn sie auch m bescheidenen Verhältnissen heranreife, auch auf den Großverkehrs Linien Bahn brechen.
Unterhaltender Heil.
Herzog Bogislav.
Von E. Escherich.
(Fortsetzung.)
Erstaunt sah Bogislav auf die kühne Sprecherin: „Wenn Einer Klage hat, soll er sein Anliegen vor dem herzoglichen Gericht Vorbringen und er wird allzeit ein offen Ohr für seine Beschwerde finden."
Aber Hertha schüttelte den Kopf; „das mag so verbrieft sein, von Alter's her, da der höchstselige Herzog noch selber seine Hand über den Kammercäten hielt — aber jetzt? Den Beschwerdeweg geht keiner mehr, denn alle wissen, daß es zwecklos. Wolltet Ihr aber selber die Zügel führen, da wär' alles anders, — alles!" Sie hatte die Hände in einander gefügt, wie um ihre Bitte zu unterstützen, jetzt beugte sie langsam das Knie vor ihm — „Da wär alles gut!"
Herzog Bogislav's Lippen zuckten, seine Pulse flogen, es ging ihm wie ein Vorhang vor den Äugen auf; er sah sich selber unthätig, zum Strohmann erniedrigt, dieweilen die anderen schalteten und walteten nach ihrem Gutdünken und wie er auf Hertha niedersah, da war es ihm, als schaue aus ihren bittenden Augen sein armes, geknechtetes Volk ihn an. Sern Herz schlug hoch:
„Sprichst Du so aus eigener Meinung, oder aus der der Anderen?" frug er stockenden Atem's.
„Alle denken so," erwiderte sie leuchtenden Auges. Alle; aber nicht alle haben das Glück, es Euch selber sagen zu können."
Ein großes Glücksgefühl durchströmte ihn. Mit starkem Arm hob er sie aus. Sei getrost Kind! ich will fürder selber Herzog sein und Dir, Dir will ich's danken!"