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d h. gegen Katzen, Raubvögel, Raben re-, und von oben mit Rottannen- oder noch besser Wcißtanncn-Zweigen gegen neuen Schnee schützen Auf solchen Futterplätzn streut man dann fü- Jnsektenfresser kleingischnittene Abiälle von ohne Salzgekochtem Fleisch oder Speck- stuckchen. sür die Körnersresser geschrotenen Hafer. Scheunenabfall (aso Unkrautsamen). Hanfsamen, Sonnenblumenkerne, Mohnsamen, dagegen keine Brod- oderKartoffelstückchcn. weil diese gefrieren oder naß werden, und dann den sie fr,ss'»den Vögeln sehr schädlich sind Besonders nützlich ist es auch, gekochte Fleisch stücke und Spkck in die Krone der Obstbäume für die Meisen aufzuhängen. Auch muß man die Vögel auf die Fulterplätze durch dortiges Auirichlen eines mit Haferstroh umwickelten Piahls aufmerksam machen. — Das Einfachste und Erfolgreichste wäre es wohl, wenn die ver- ehrlichen Ortsbehörden die für die Futter- Plätze nötigen Dorne und Nadelreiszweige unentgeltlich aus dem Gemeindewald anbieten wollten. Würde cs aber nicht auch zur Verbreitung der Naturkenntnisse im Volke, wie zur Herzensbildung unserer Jugend Viel beitragen, wenn die verehrlichen OrtS- schulbehörden wenigstens den Knaben so viel Zeit frei geben, um unter sachkundiger Leitung an der empfohlenen Vogelfütterung sich beteiligen zu können?
Nagold. 25. Januar. Die auf letzten Sonntag in den Gasth. z „Hirsch" anberaumte 1. Jahresversammlung des Vereins für Geflügelzucht und Vogelfreunde war gut besucht. Der junge Verein hat sich an den 39 Vereine mit 5572 Mitgliedern zählenden „Verband der Gcflügelzuchtvereine" angeschlossen. Es wird auf Beitritt aus dem Altensteiger Bezirk gehofft; Oberamtmann Ritter hob hervor, welche Vorteile der Zusammenschluß zu einem Verein mit sich bringe. Es soll nun stetig und vorsichtig zur Errichtung von Zucht st ationen geschritten werden, von denen die Mitglieder Erer rasseechter Hühner beziehen können Aus ergangene Aufforderung werden folgende Ergeh nisse des Jahresabschlusses von einzelnen Hühner- züch>ern mitgeteilt: 1. Eier von je einer Henne; 99, 161, 134, 156 (Durchschnittspreis 6 2) von einer Truthenne 106 Sk. neben drei maligem Bcülen; 3) von einer Riesengans 60 bis 70 St.; 4) Durchschnittsselbstkostenpreis eines Lies 4.5 5) Reinertrag bei einem Stamm
von 15 Hühnern, die auf 31 angewachsen sind: 44 Im September 1897 wird sich der Verein als eine Sektion an der landwirtschaftlichen Ausstellung beteiligen, wozu er von Oberamtm. Ritter eingeladen und aufgemuntert wurde. Zum Schluß folgte noch ein kurzer Bortrag von Vorstand Arnold über den Schutz der Singvögel, den wir kurz skizzieren: 1. Natürliche Nlstgelegenheiten lassen (hohle Bäume. Hecken). 2. künstlichen Ersatz für geraubte Nlststätten schaffen: Kästchen an Giebeln, Dach- gestmsen,.Bäumen (hiezu halte Redner Zeichnungen in natürl. Größe entworfen), 3. Schutz vor Nachstellungen (Vogelfänger zur Anzeige zu dringen!), 4. Verfolgung ihrer F.inde aus dem (Tierreich) Schußgelder im Benehmen mit dem Obstbau-Verein), 5. Fütterung der Vögel im Winter; 6. Schutz der Wandervögel in den südlichen Ländern durch internationale Vereinbarung.
88 Pforzheim, 29 Jan. Die hiesigen Blätter nehmen Stellung zu dem Spiritismus, der hier und in der Umgegend in letzter Zeit besonders stark grassiert und eine Zeitung fordert die Polizei unter Bezugnahme auf den ausführlich geschilderten Verlaus einer „Sitzung" im Inter, sse der Sittlichkeit (eS hat sich um eine „dunkle Sitzung" gehandelt) und der Ge- sundheit auf, „diesem unsinnigen, gemeingefähr lichen Treiben enlgegcnzutreten". Auch von den Kanzeln herunter wird jetzt gegen den Spiritis- mus gepredigt; da aber der theologische Haupt- bekämpser desselben, Pfarrer Kecrl in Niesern, nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Wahrscheinlichkeit eines Verkehrs mit den Seelen Abgeschiedener selbst zugiebt, so wird hierbei nicht viel herauskommen. Die Bewohner Pforzheims und der Umgebung haben aus Ursachen,
die wir hier nicht weiter untersuchen wollen, von jeher eine gewisse Neigung für Extravaganzen gehabt. Jede „N uerung", einerlei, auf welchem Gebiete, findet willige Anhänger; so wird z. B. kaum anderswo so sehr für die „Naturhcil- melhode" geschwärmt und so gegen die „Schul Medizin" gewettert wie hier, und es wimmelt nur so von „Hausapotheken". Nichtsdestoweniger aber sind die zahlreichen Aerzte vollauf das ganze Jahr hindurch beschäftigt. Die Neigung zum „Außergewöhnlichen" ist auf dem Spiritist mus zu statten gekommen, und es wird schon eine Weile dauern, bis er wieder außer Mode ist.
Deutsches Weich.
Das Geburtsfest unseres Kaisers ist auch diesmal in allen Gauen des deutschen Vater landes im engeren wie weiteren Kreise herzlich mitgefeiert worden. und noch weit über die Grenzen des Reiches hinaus, selbst fern jenseits des Oz-ans, hat der festliche Tag fast allent halben, wo Deutsche in größerer Zahl beisammen wohnen, sein freudiges Echo gefunden. Ja Berlin selbst wurde Kaisers Geburtstag in der üblichen Welse durch zahlreiche entsprechende Ber- anstaltangen begangen. Den Mittelpunkt der Feier bei Hofe bildete die große Glückwunschcour im Weißen Saale des Residenzschlosses, abends fand beim Kaiserpaar Familientafel statt. Zahlreiche auswärtige Fürstlichkeiten, fast durchgängig Verwandte des Kaisers, hatten sich als Gäste zur Teilnahme on der Feier des Geburtstages des erlauchten Monarchen in Berlin eingefunden. Von bemerkenswerten Kundgebungen anläßlich der Feier von Kaisers Geburtstag ist namentlich die Rede hervorzuheben, in welcher der bayerische Thronfolger, Prinz Ludwig, bei dem in München zu Ehren des festlichen Tages statt gefundenen Banket der O fiziere des Beurlaubten standes der bayerischen Armee Kaiser Wilhelm als Schützer und Förderer des Friedens pries Auch die Festrede des Statthalters von Elfaß- Lothringen, Fürsten zu Hohenlohe Langenburg, bei dem am 27. Januar in Straßburg statlge- fundencn offiziellen Festmahle verdient Erwähnung. Der Statthalter betonte das unablässige Streben des Kaisers den Frieden nach außen zu wahren und die Wohlfahrt des deutschen Vater landes nach innen zu fördern, aber er wies auch zugleich darauf hin, wie der Kaiser das deutsche Schwert scharf und die deutsche Rüstung blank erhalte. Bei dem in der Wiener Hofburg an läßlich des Geburtstages des deutschen Kaisers stattgefundenen Galadiner brachte Kaiser Franz Josef einen warmen Trinkspruch auf Kaiser Wilhelm aus. Fast alle europäischen Souveräne sandten Kaiser Wilhelm telegraphisch ihre Glück- wünsche, auch der Sultan fehlte hierbei nicht.
Hamburg, 28. Jan. Die Hamb. Nachr schreiben: Anläßlich des Geburtstags Sr. Maj. des Kaisers fand gestern abend 7 Uhr auch beim Fürsten Bismarck in Friedrichsruh ein Diner statt, zu dem die fürstlichen Forstbeamten, der Bahnhofsvorsteher, der Postmeister und die dortigen dienstfreien Bahn- und Postasststentea Einladungen erhallen hatten; im Ganzen nahmen etwa 30 Personen an dem Essen Teil, darunter auch Prof. Schweninger, der vorgestern Abend in Fnedrichsruh eintraf. Das Hoch auf den Kaiser brachte Fürst Bismarck aus. Fürst Bis- marck bifindet sich durchaus wohl.
Berlin, 29. Jan. Die Blätter melden aus Hamburg: Der Arbeitgeberverband be- schloß, aus das Schreiben der Ausständigen keine Antwort zu erteilen, weil der Aus stand beendet sei, nachdem die Seeleute fast alle die Arbeit wieder ausgenommen haben. Die Rheder bewilligen von heute ab Lohnerhöhungen
Die „P e st k o n f e r e nz e n" im Reichs- gesundhcUsamte zu Berlin sind am Mm- woch nach mehrtägiger Dauer wieder geschlossen worden, ihre Ergebnisse sollen sehr befriedigend sein. Im Uebrigen ist der Zusammentritt der internationalen Sanitätskonferenz in Venedig, auf welcher Maßnahmen gegen die indische Pest beschlossen werden sollen, gesichert; Voraussicht lich erfolgt ihre Eiöffnung am 10. Februar.
Sozialdemokratische Betriebe und Arbeitsstätten haben schon wiederholt Beläge zu dem Wahlspruche der Sozialdemokraten
„Freiheit. Gleichheit und Brüderlichkeit" geliefert. Dieses Kapitel bereichert die sozialdemokratische Burgstädter „Volksstimme" durch folgende, ihr aus Crimmitschau zugegangene Mitteilungen: „Der C-'mmitschauer Konsum- Verein besitzt eine eigene Bäckerei, in welcher er neun Gehilfen, einen Oberbäcker eingeschloss n, beschäftigt. Die Gehilfen wurden nach einer bestimmten Akkordtabelle bezahlt, die sich auf das Gewicht der zu backenden Ware stützte Die Summe des verdienten Lohnes wurde dann gleichmäßig unter die neun Mann verteilt Als 1892 die Getreidepreise stiegen, und die Bäckerei ! sich nicht mehr so rentierte, wie früher, kam dir Verwaltung aus die geniale Idee, einen Gehilfen zu entlassen und d ssen Arbeit den andern Arbeitern mit aufzubürden, ohne ihnen aber den Lohn für den neunten Mann zukommen zu lassen. Hiervon wurde vielmehr der Hausmann bezahlt, das übrige Geld floß in die Kasse deS Vereins. 1896 stellte sich bei Annahme eines neunten Gehilfen die Schiebung heraus, und die acht allen Arbeiter verlangten nun die Herausgabe des ihnen zustehenden Lohnes von 1892 dis 1896. Natürlich weigerte sich die famose Verwaltung dststs Arbeiter-Konsumvereins, und so gingen die Bäcker an das Ge- werbegericht. Hier mußten sie jedoch aus formalen Gründen abgewicsen werden; doch machte der Vorsitzende die Abgewiesenen darauf aufmerksam, daß sie sich an das Landgericht wenden sollten, wo sie auf alle Fälle Recht bekommen würden. Dos Urteil mag dort nun ausfallen, wie es will, moralisch ist die Verwaltung gerichtet. Es ist doch unerhört, um eines Bruchteils von Pfennigen halber, wodurch die Dividenden erhöht weiden, gerade die am schwersten arbeiten muffenden Arbeiter um ihren Lohn bringen zu wollen. Das schönste kommt aber noch: Die Verwaltung hat die klagenden Genossen entlass.»." — Diesen AuSführung-a eines sozialdemokratischen Blattes irgend eiwoS hinzuzufügen, hieße, die Wirkung derselben abschwächen.
Bretten. 27 Jan. Nach der „Landp." wurde in Zaisen Haus en ein Konfirmand, Sohn einer armen Witwe, von einem 12jährigen Knaben beim Spatzenschreßen aus Unvorsichtigkeit erschossen.
In Zaisenhausen bei Eppingen (Baden) spielte gestern der 14jährige Lehrling und der 11jährige Sohn eines Bäckers mit einem geladenen Gewehr. Dasselbe entlud sich und traf der Schuß den Lehrling so unglücklich an den Kopf, daß er nach wenigen Minuten starb. Württemberg.
Ulm. 27. Jan. Die hies Privatpost, kurz vor Weihnachten gegründet, war nicht im Stande, ihren Verpflichtungen mit derjenigen Pünktlichkeit, die an eine derartige Einrichtung gestellt werden muß, nachzukommen. Sie hat nun, wie die ebenfalls verunglückte Privatpost in Heilbronn, ihren Betrieb eingestellt.
Tuttlingen, 28. Januar. Eia schnellerTod ereilte hier einen 37jähr>gea Kaufmann, welcher, während er an seinem Schreibpult arbeitete» plötzlich, von einem Schlag- anfaü getroffen, tot zusammenbrach. Eigentümlich ist, daß der Barer des Verstorbenen vor Jahren aus dem gleichen Platze und unter gleichen Umständen aus dem Leben schied.
Ulm, 28. Jan. Viel Segen auf einmal. Einem Bauern in einer Ortschaft bei Lauingen (Bay.) brachte an einem Tage ein Pferd ein munteres Füllen, die Kuh 3 Kälber und der Storch 2 Mädchen.
Infolge starken Schneefalls und heftige» Verwehungen bedeckt das ganze Allgäu eine solche Masse Schnee, wie sic größer seil Jahren nicht mehr mcdergegangen ist. Bahnschlitten mit 12 Pferden bespannt, vermögen kaum die Straßen offen zu halten. Auf der Stricke Leutkirch Jsny mußte der Eisenbahnbetrieb infolge starken Schneefalls eingestellt werden.
In Benningen wollte ein Mann seinen Hund erschießen. Die mit Schrot geladene Pistole ging indes zu früh los, die ganze Ladung traf den Fuß des unglücklichen Schützen und zerschmetterte die Fußknochen derart, daß voraussichtlich die Aputation notwendig wird.