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müssen. Jede dieser Millionen liegt in zehn Beuteln zu je 100000 Mark, von denen zwei Drittel in Zwanzig- und ein Drittel in Zehn» Markstücken aufbewahrt werden.

Sobald die Revision beginnt, wird aufs Geratewohl eine der vorhandenen Abteilungen bezeichnet, aus welcher dann irgend eine der Unterabteilungen näher angegeben wird. Zu dieser Arbeit wird ein Miltärkommando abge­ordnet, sodaß das mühselige Zählgeschäft in ver­hältnismäßig kurzer Zeit erledigt ist. Sind zwei oder drei der 100000 Beutel aus den verschie­denen Abteilungen auf die Richtigkeit ihres In­halts geprüft» daun ist dieser Teil der Revision beendet Z

Außerdem werden auch noch die Bestände der übrigen zwei großen Reichsfonds, wie solche für die Jnvalidenversorgung und den Festungs­bau vorhanden sind, genau geprüft, nur daß hier die einzelnen Werte nebst den dazu gehörigen Couponbogen, die Stückzahl. Nummerzahl, Serien u. s. w. mir den in den Jnventarbüchern ent­haltenen Angaben sorgfältig verglichen werden. Sobald alle diese Einzelheiten geregelt sind, wird das Revisionsprotokoll ausgefertigt und von den zwei Revisoren unterschrieben, die beiden Schlüssel werden alsdann wiederum gleichzeitig eingesetzt, und das Verfahren ist beendet.

An Stelle des Juliusthurmes stand vordem ein Holzthurm, und als man die Citadelle baute, wurde dieser abgerissen und durch den festern Bocksteinthurm ersetzt. Woher die Bezeichnung Juliusthurm stammt, ist unbekannt. Im Laufe der Zeiten war der Thurm an der Spitze stark verwittert; die Militärverwaltung ließ daher zum Schutze der Millionen eine neue Bedachung und eine stolze Krone darauf setzen, deren rote Zacken im Sonnenschein wir Purpur weithin ins Land leuchten.

Ein großes Gebäude, das Laboratorium der Citadelle, lehnt sich an den Fuß des mächtigen Thurmcs am, und ein kleiner, auf der Höhe der Citadelle gelegener Anbau verbirgt den Ein­gang zur Schatzkammer. In diesem Anhängsel wohnt der Schlüsselbewahrer, und eine besondere Schildwache hütet den Thurm von außen. Kein Sesam thu' dich auf!" und keine Aladinslampe vermögen den Sterblichen diese Schatzkammer zu erschließen; denn das Kricgsministerium hat seinen Schatz wohl verwahrt, und nur Bellona, die Kriegsgöttin, kann ihn entführen. Will's Gott, bleibt er lange Zeit unangetastet!

Er würde übrigens bei der heutigen Riesen­kopfzahl der deutschen Armee im Mobilmachungs- falle nur für kurze Zeit ausreichen, betrugen doch im Jahre 1870 allein für das preußische Heer die Mobilmachungskosten elwa 6 Will. Mk. pro Tag; der beste Beweis für den alten Satz, daß zum Kriegführen vor allem drei Dinge ge­hören, nämlich Geld, noch einmal Geld und immer wieder Geld!

Vermischtes.

Eine für Bäcker wichtige Entscheidung hat das Schöffengericht zu Berlin gefällt. Ein dortiger Bäckermeister war auf die Denunciation eines entlassenen Gesellen hin mit einem Straf- Mandat von 75 Mark bedacht worden, weil er in 25 Fällen die in der Bäckerei-Ordnung fest- gesetzte 12stündige Arbeitszeit überschritten, und auch in 3 Fällen an Sonntagen länger als bis 8 Uhr morgens hatte arbeiten lassen. In der Berufungs Instanz mußten die als Zeugen ver- nommenen Gesellen einräumen, daß es zumeist ihre eigene Schuld gewesen, wenn die ihnen aufcrlegte Arbeit nicht innerhalb der 12stündigen Schicht bewältigt worden sei. Wenn sie zdes Sonntags nicht immer, wie vorgeschriebe«, um 8 Uhr morgens hätten fertig sein können, so sei dies auf einen Witterungswechsel im Laufe der Nacht zurückzusühren gewesen, wodurch die Gährung des Teigs verlangsamt worden sei. Das Bäckereigewerbe liege nun einmal so, daß der Betrieb sich nicht auf die Minute regeln lasse, und was die Uebertretung des Gesetzes bctr. die Sonntagsruhe angehe, so sei zu be- merken, daß hier dem Angeklagten der Para­graph der Gewerbe-Ordnung zu Gute komme,

wonach es gestattet sei, an Sonntagen solche Arbeiten vorzunehmen, die das Verderben des Materials verhindern sollen. Man könne doch unmöglich die Backware im Ofen liegen und verbrennen lassen, blos weil es soeben 8 Uhr geschlagen habe. Das Gericht schloß sich diese» Gesichtspunkten an und fällte ein freisprechendcs Urteil.

Die Lehrer der Ohrenheilkunde an den deutschen Universitäten haben eine Eingabe an das Reichskanzleramt gerichtet. Sie wünschen, daß bei der Staatsprüfung die Aerzte vermehrte Kenntnisse und Fertigkeiten in der Ohrenheil­kunde aufweisen. In der Begründung dieser Forderung wird hervorgehoben, daß es im deutschen Reiche etwa 38 000 Taubstumme giebt, deren Gebrechen in der Mehrzahl nicht ange­boren, sondern ein erworbenes ist, und von Ohrenerkrankungen herrührt, die, zur rechten Zeit in ärztliche Behandlung genommen, oft heilbar sind; daß bei 75 von Hundert der ver- storbenen Säuglinge Mittelohrentzündung fest- gestellt ist. die am Lebenden erkannt und be- handelt werden könne; daß unter den Schul- lindern 25 von Hundert vorhanden sind, die nicht normal hören; daß dieser Prozentsatz sich bei Erwachsenen auf 33 von Hundert erhöht; daß eine nicht normale Hörschärse bei Kindern die geistige Entwickelung und bei Erwachsenen die Existenz erschwert; daß unter 158 Todes­fällen einer aus Ohreneiterung kommt.

36 Hinrichtungen fanden im Jahre 1896 im Deutschen Reiche statt, drei weniger als im Jahre 1895. Die ungewöhnlich große Anzahl von 39 Hinrichtungen in einem Jahre steht bisher im Deutschen Reiche unübertroffen da. Von den vorjährigen 86 Enthauptungen hat der Scharfrichter Reindel aus Magdeburg 32 vollzogen, und zwar der Reihe nach in Beuthen, Hannover. Münster, Altona. Stendal, Oels (Doppelhinrichtung), Braunschweig, Elber­feld. Güstrow (Doppelhinrichtung), Görlitz, Plötzensee (Doppelhinrichtung). Meseritz. Könitz, Kassel, Trier, Halberstadt. Lissa. Lyck, Posen. Die anderen vier Hinrichtungen geschahen je eine in Ravensburg, Konstanz. Amderg und Augs bürg. Von den 36 Hingerichteten waren 5 Frauen. Herr Scharfrichter Reindel hat bis Ende vorigen Jahres insgesamt 175 Hinricht­ungen vollzogen seit seiner am 1. Mal 1889 begonnenen Amtsthätigkeit. Unter dieser Anzahl sind 18 Doppelhinrichtungen, eine dreifache Hin­richtung und 18 Hinrichtungen weiblicher Ver­brecher.

Frankfurt a. M., 18. Jan. Wie viel­seitig die Automatenindustrie neuerdings geworden ist, ersieht man aus folgender Mitteilung der Frkf. Ztg.": Die Firma Kelterer u. Co. hat einen Automaten verfertigt, der eine Nachbildung der bekannten Straßburger Münsteruhr darstellt. Nach Einwurf eines Zehnpfennigstücks schlägt die Uhr die zwölfte Stunde, der Hahn kräht, die Engel beginnen einen Choral, während die Apostel an Christus vorüberziehen und sich ver­neigen. Der Apparat ist imEssighaus" aus gestellt.

Die Geschichte einer Expropriation macht in Gotha viel von sich reden. Dem dortigen Hofuhrmacher G am Neumarkt war sein Haus für 42000 Mk. cxpropriirt worden. Er begab sich darauf zum Rechtsanwalt H.. der ihm riet, den Klageweg zu befchreiten, da das Haus um 20000 Mk. zu niedrig geschätzt sei» und sich erbot, die Klage zu führen. H. Hot auch den Auftrag hierzu erhalten, jedoch die Frist der Einsprucherhebung verstreichen lassen. Nunmehr soll der Hofuhrwacher beab­sichtigen, gegen den Rechtsanwalt eine Klage wegen 20000 Mk. anzustrengen.

Ein heitererZwischensall ereignete sich anläßlich eines Ludwigshafener Prozesses vor dem Forum des Speyercr Regierungssenates. Am Schluffe der gegen den Fabrikanten Rcimano gerichteten Verhandlung erbat sich

der Kläger Lux, der Beschwerde führte, daß Reimann mit mit seinem Fabrikat die Luft der ganzen Umgebung verp>ste, von dem Vorsitzenden des Senats die Erlaubnis, die von seinem Nachbar Reimann verbreiteten berüchtigten Gerüche in natura vorsührcn zu dürfen, was ihm auch gewährt wurde. Kaum entströmt jedoch der bereit gehaltene Schwefelwasserstoff dem Behälter, so räumten auch schon der Senat und die Parteien in verzweifelter Flucht das Feld.

Aus England. Was in London getrunken wird, geht in der Thalauf keine Kuhhaut." Nach einer Berechnung in Castells Magazine" trinkt London jährlich allem an englischem Bier 177 Millionen Gallonen, d. h. täglich 485 000 Gallonen (2 193 840 Liter.) Der tägliche Wein- und Schnapsver- brauch beläuft sich auf 5500 Gallonen, bezw. 16000 Gallonen (24 992, bezw. 72 700 Liter.) Außerdem verbraucht die Hauptstadt jährlich 33 Millionen Pfund Thee, was ungefähr 90 000 Pfund den Tag ousmacht, gegen 112 000 Pfund Kaffee und 8800 Pfund Cacao.

(Hühneraugen.) Die verhornte Oberhaut- Schicht muß zunächst gründlich entfernt werden, was durch Auflegen von Kali-Seife, auch durch Betupfen mit Essigsäure und durch Anwendung anderer, vernichtender oder auflösender Mittel, in Verbindung mit warmen Fußbädern, geschehen kann. Rascher hilft dazu die Raspel oder das vorsichtig und kunstgerecht angewendete Messer. Dieser kleinen, aber durch unbeabsichtigte Ver­letzungen nicht selten höchst gefährlichen Opera- tion muß vollständige Reinigung des Fußes im Seifenbade, nebst kräftigem Abreiben oder Ab- bürsten, darauf Abspülen mit Karbolwasser, oder Abwaschen mit reinem, starken Alkohol, zur Entfernung aller an den Füßen reichlich vor- handenen Zersctzungs- oder Jnfektions-Stoffe, vorausgehen. Die Hauptsache zur Verhütung und bleibenden Beseitigung der Hühneraugen ist ein gut passendes, für jeden Fuß gemachtes Schuhzcug mit weichem Oberleder, das den Zehen Spielraum läßt und, durch festen Schluß am Enkel und Rist, den Fuß hindert, nach vorn zu gleiten.

(Wie reinigt man Fußteppische im Winter? Streue Schnee auf den Teppich, fege, nachdem elfterer einige Zeit darauf gelegen, den Teppich mit einem Teppichbesen wieder ab. und der Teppich hat wieder ein ganz frisches Aussehen. Flecken reibt man mit Marsciller Seife ein, bürstet sie aus, wäscht sie mit kaltem Wasser und reibt sie mit trockenen Tüchern vollends rein.

(Scharf abgewehrt.) Schriftsteller:Nun, meine Gnädige, wie gefällt Ihnen meine Novelle?" Dame:Sie sollten noch populärer schreiben, damit Sie jeder Ignorant versteht!" Schriftsteller:Was ist Ihnen denn unklar?"

(Häusliche Scene) Gatte (heimkehrend): Nun, wie geht's unserm Kleinen? Seinetwegen habe ich mich extra eine Stunde früher frei­gemacht!" Gattin:Nur seinetwegen? Nicht auch meinetwegen?"Nun, meinet- wegen auch deinetwegen!"

(Teures Ei.) Fremder:Kellner, ich möchte bezahlen, ein Beefsteak ...." Kell­ner:Macht 1 80 <Z." Fremder (sich

über den hohen Preis wundernd):Ei, ei!" Kellner:Und zwei Eier macht 2

(Wahre Liebe.)Weißt du. ich bin meinem Alfred so gut, daß ich ihn am liebsten gar nicht heiraten möchte, um ihn vor der Schwieger­mutter zu bewahren!"

Rätsel.

Er ist jederzeit willkommen Darf zu jeder Dame kommen.

Sie kann viel durch leis' Gewähren Mehr durch Blick und Wort gewähren. Es zu treffen fällt oft schwer Trifft man'ü nicht von ungefähr. II. I.

»«dMo«, Dt»s und v»Aai> von <. Mo«? w Nruenvürg.