Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Seine Majestät der König hat am ll Januar d. I. den Bahnhofverwalter H. Klasse Schwämmle in Neuenbürg seinem Ansuchen gemäß in den Ruhestand versetzt.

^ Conweiler. 11. Jan Am gestrigen Sonntag fand im Gasthaus z, Sonne hier eine Versammlung statt, um zu der Frage der Er­bauung einer Eisenbahn Marxzell-Neuen bürg Stellung zu nehmen. DaS neue Projekt galt zwar bis jetzt als gänzlich aussichtslos, da ja eine Bahn von Pforzheim nach Ettlingen und Herrenalb noch in diesem Jahr fertig gestellt werden soll, allein der Verlauf der Versammlung zeigte, daß es bei der Sache sich nicht blos um leere Worte handle. Durch die neue Bahn Pforzheim Ettlingen sind die Orte Langenalb. Conweiler. Schwann u. s. w. sowie die vielen Sägmühlen des Holzbachthales vollständig bei Seite gelassen, auch haben unsere Fabrikarbeiter und andere Interessenten gar keinen Nutzen von derselben Namentlrch sind die Orte des Hinteren Amtes Loffenau, Bernbach u, a., welchen doch eine kürzere Verbindung mit der Oberamtsstadt sehr am Herzen liegen dürfte, von derselben recht stiefmütterlich behandelt worden. Sie haben nach wie vor den weiten Weg nach Neuenbürg zu Fuß zurückzulegen. Die neue Bahn hat nur für Baden und einige wüntb. Grenzorte einen Wert. Es handelte sich also darum, der Frage näher zu treten, ob es nicht möglich wäre, die oben genannten Orte Langenalb, Conweiler u.s w. sowie das Hintere Amt der Oberamtsstadt näher zu bringen, überhaupt diese Orte mehr als bis­her in den Handel und Verkehr hinein zu ziehen. Außerdem wurde in Betracht gezogen, daß durch das künftige Zustandekommen der Strohgäubahn und des künftigen Zusammenschlusses von Herren» alb und Gernsbach eine direkte Verbindung zwischen Stuttgart und Baden Baden hergestellt werden könnte. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß die Touristen und Kranken, welche von Stuttgart nach Baden-Baden und umgekehrt reisen wollen, einen großen Umweg über Karls­ruhe zu machen genötigt sind. Ebenso ist die Möglichkeit eines Verkehrs zwischen Wildbad und Baden Baden sehr ungünstig Diesem Uebelstand würde eine direkte Verbindung Stuttgart-Pforz­heim.Neuenbürg-GernSbach sofort abhelfen und außerdem bliebe die Bahu bis nahe an Baden- Baden im Württembergijchen. Der Einberufer der gestrigen Versammlung glaubte nun den Versuch machen zu sollen, ob in unserer Gegend dem Projekt einer Bahn von Marxzell nach Neuenbürg zu bauen, einiges Interesse entgegen gebracht werden würde. Der Besuch der Ver sammlung war nun ein über Erwarten zahl- reicher; leider war die Sache nicht genügend bekannt gemacht worden und so waren nur ver- hältnismäßigwenig Gäste (besonders aus Schwann) anwesend. Hr. Schulth. Gann von hier be­grüßte die so zahlreich Erschienenen und erteilte dem Einberufer, H. A. Renschler von Con- Weiler das Wort, welcher in längerer Rede das Nähere über den Zweck und die Möglichkeit der Erbauung der Bahn ausführte. Bei der nach, folgenden Debatte fanden besonders die Aus­führungen des Hrn. Schult. Wieland von Schwann gebührenden Beifall. Ein vorge- schlagencs Projekt von Ittersbach eine Zweig­bahn über Feldrennach, Conweiler u. s, w. zu bauen fand keinen Anklang, umsomehr fand aber das Projekt Marxzell. Neuenbürg all- seitige Zustimmung. Zum Schluß wurden von der Versammlung eine Anzahl Vertrauensmänner gewählt, deren Aufgabe es sein soll, weitere Schritte zu thun, insbesondere die beteiligten Gemeinden und Privatpersonen für die Sache zu interessieren. Es wird freilich auch jetzt wieder Leute geben, welche über die ganze Sache die Nase rümpfen, oder gar über die ewige Pro­jektenmacher« schimpfen, aber wir lassen den Mut nicht sinken, nachdem die so zahlreich besuchte Versammlung gezeigt hat, daß es nicht so aus­sichtslos ist, auf die Erfüllung unseres Eisen- bahnwunsches zu hoffen, besonders, wenn die andern in Betracht kommenden Gemeinden kräftig und freigebig für die Sache eintreten werden.

Bernbach. Letzten Dienstag wurde in der Nähe unserer Markung, auf badischem Ge­biet, eine Mannsperson erfroren ansgefunden. Der Bedauernswerte, gebürtig von Loffenau, 22 Jahre alt, war zeitweise geistig gestört, hat in einem Anfalle des Irrsinns sich herumgetrieben und verirrt, ist dann offenbar ermattet und so der Kälte die übrigens im Verhältnis zur Jahreszeit nicht gerade heilig war zur Beute geworden.

Pforzheim. 12. Jan. Bor 6 Jahren wurde hier die Leiche eines kleinen Kindes in der Enz gefunden, ohne daß es damals gelang, der Mörderin habhaft zu werden. Jetzt ist es gelungen. dieselbe in der Person einer seit mehreren Jahren in C o n w e i l e r verheirateten Frau zu ermitteln. Dieselbe stand vor 6 Jahren in Pforzheim in Diensten. Um sich ihres un- ehelichen Kindes zu entledigen, warf sie das selbe in die Enz Das Fehlen desselben war damals nicht besonders auffällig, da die Mutter angab, es in Pflege gegeben zu haben. Da das Kind jetzt schulpflichtig wurde, und nach der Geburt richtig angemeldet war, wurde die Be Hörde auf das Fehlen desselben aufmerksam. In einem daraufhin vorgenommenen Verhör machte die Frau sehr unglaubhafte Angaben über den Verbleib dcs Kindes, worauf die Verhaftung derselben veranlaßt wurde. Die Thälerin ist geständig. (Pf. A.)

Pforzheim, 11. Jan. In vergangener Nacht kehrte der Goldschmied Wilhelm Debler, welcher erst vor kurzem von Schw. Gmünd hie- her verzogen ist, gegen 2'/r Uhr in seine in der Gymnasiumsstraße gelegenen Wohnung zu­rück. Als er im Begriff war, die Glasthüre zu öffnen, verlor er das Gleichgewicht und stürzte in die in unmittelbarer Nähe befindliche Treppe hinunter. Er erlitt einen Schädelbruch und war bald darauf eine Leiche. Ein Knabe, der Petroleum in den Ofen goß, verbrannte so, daß an seinem Auskommen gezweiselt wird.

Deutsches Aeich.

Der Reichstag hat am Dienstag seine Arbeiten noch Ablauf der fast vierwöchigen Weihnachtsferien wieder aufgenommen, und zwar mit der Beratung des Etats des Reichsamts des Innern. Die Einzelbcratung des Reichshaus­haltsetats wird sich auch diesmal zweifellos durch so manche Woche hindurchziehen. aber allerdings mit Unterbrechungen, da nach der Parlament««, sehen Gcflogenheit im Reichstage die Spczial- erörterung des Etats des Oeftercn durch Ver­handlungen über andere Gegenstände unter brochen wird. Von dem Beratungsstoff seines kurzen vorweihnachtlichen Sessionsabschnittes hat nun der Reichstag neben dem Etat noch die Novelle zum Postdampsergesetz und die Zwangs vollstreckungs Vorlageangeschnitten" mit in das neue Jahr hinüvcrgenommen. Erstere muß noch in zweiter und dritter Lesung, letztere in dritter Lesung zur Erledigung kommen; beide Sachen werden wohl baldigst vollständig aufgearbeitet werden. Im Uebrigen herrscht indessen noch Ungewißheit über das weitere Arbeitsprogramm dcs Reichstages, dessen fernere Gestaltung wesent» lich von dem Verlaufe der Verhandlungen des Bundesrates über die demselben zur Zelt unter- breiteten Vorlagen Reform der Militär strafprozeßordnung, Zwangsorganisation des Handwerks, reichsgesetzliche Regelung des Aus­wanderungswesens, Umwandlung der vierprozen- ligen Reichsanleihen u s. w. abhängt.

Berlin, 11. Jan. DerReichsanzeiger" veröffentlicht unter Ser Uederschrrft:Berichte von deutschen Fruchtmäcklen" heute und fortab täglich die angekündigten Tabellen über die Ge- treldepreisevonbenHauplmäcklen derPcoduktions- bezirke und über die verkauften Getreidemengen Die heutige Veröffentlichung erhält die Preise vom 8. und 9. Januar.

Berlin, 12. Jan. Da ein Vorstand der Produktenbörse nicht gebildet ist, haben die Aeltesten der Kaufmannschaft beschlossen, amtliche Preise für Rüböl und Spiritus von übermorgen ab nicht mehr notieren zu lassen.

Berlin, II. Jan. Eine durchgreifende Aenderung steht, derPost" zufolge, in den Ab- Zeichen, Achselklappen, Aufschlägen und Paspeln

der einzelnen Truppenteile bevor. Es handelt sich vermutlich um die durch die Regiments­versetzungen aus einem Armeekorps in das andere nötig gewordenen Veränderungen.

Karlsruhe, 11. Jan. Das Umwände» lungsgesetz sichert für zehn Jahre einen 3 '/, prozentigenZinsfuß zu. sowie Nichtvornahme außerordentlicher Tilgungen. Der Anlehens» betrag beläuft sich auf 237 Millionen.

Karlsruhe, 12. Jan. Der Gesetzentwurf betreffend die Konvertierung der 4prozent. bad. Staatsschuld in eine 3'/, Prozent wurde nach einer kurzen Begründung durch den Finanz- minister Buchenberger der neugewählten Budget- kommission überwiesen.

Württemberg.

Ludwigsburg, 12. Jan. Bei der am letzten Samstag von Sr. Hoh. dem Prinzen Weimar aus der oberen Hälfte der Markung Kornwestheim adgehaltencn Treibjagd wurden 150 Hasen zur Strecke gebracht, so daß in diesem Jahr auf besagter Gemarkung 450 Hajen in zwei Treibjagden zur Strecke gekommen sind.

In Haiterbach hielt Dr. v. Förster bei einem landwirtschaftlichen Abend einen Bor­trag über dasWesen der Krankheiten" worin derselbe, unterstützt durch Zeichnungen und mikroskopische Präparate ungefähr folgendes ausführte: Es glebt acute und chronische Krank­heiten. Unter den ersten nehmen die Jnfektions» krankheiten die erste Stelle ein. Sic werden ver­ursacht durch Bakterien (Demonstration) Unser Hauptinteresse nehmen aber heute die chronischen Krankheiten in Anspruch, als deren Typus wir die Tuberculose nennen. Solche Krankheiten haben zu ihrer Entstehung eine körperliche Ver» anlagung zur Voraussetzung, die wir Disposition nennen und die eine anatomische Grundlage hat. Bei der Schwindsucht ist es das angeborene oder erworbene Mißverhältnis zwischen Herz und Lunge, indem eine relativ große Lunge sich bei einem relativ kleinen und schwachen Herzen findet. Daher die chronischen Ernähr­ungsstörungen, die sich zwar im ganzen Körper, vorzüglich aber in der Lunge finden und diese daher zur Einnistung und Änftedlung des Ja» sektionsstoffes, der Tuberkelbac llen (Demon­stration) geeignet machen. Solche Disposition ist bei allen Krankheiten notwendig, aber nicht überall so klar erkennbar. Mitwirken!» dabei ist die Vererbung, die Ernährung im KindeS- alter, die Lebensweise und der Charakter des Einzelnen und seiner Eltern, der Verwandtschafts­grad der Eltern rc. Die Erkenntnis solcher prädisponierender Umstände ermöglicht den Ge­fahren derselben entgegenzutreten und darin liegt der Werl einer frühzeitigen Erkennung derselben und die Wichtigkeit, solches Wissen größeren Kreisen zugänglich zu machen.

G ö p p i n g e n , 9. Jan. Eine origi» nelle Bürgerausschußwahl fand m Gruibtngen, O.-A. Göppingen, statt. Beim ersten Wahlgange erschien gor kern Wähler, beim zweiten stimmte der Ortsvorsteher allein ab, der dann die austretenden Bürgerausschuß» Mitglieder wieder wählte.

Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 11. Januar von dem Vorstand Fritz Kreglingcr.s In der verflossenen Woche ist die Tendenz am Welt­markt unverändert geblieben. Das Angebot aus allen Exportläudern ist sehr schwach. Die Landmärkte zeigten etwas höhere Forderungen. Der heutige Hopfen­markt war besser besucht wie vor 8 Tagen. Ver­langt wurden grünfarbige Hopfen, die nur vereinzelt vorhanden waren und 60 Mk. erzielten. Gelbe und mchfarbige Ware wird z. Z. nur wiederstrebend gekauft. Umsatz 13 Ballen, wofür 1028 Mk. per Ztr. bezahlt wurden. Da größere Zufuhren nicht mehr zu erwarten sind, wird der Schluß des Marktes auf den 25. Jan. festgesetzt. Vorrat 180 Ballen Mehlp reise pr. 100 Kilogr. inkl. Sack: Nr. 0: 31 50 ^ tis 32 Nr.

1 : 29 ^ 50 bis 30 Nr. 2: 28 -4L

bis 29 - 4 L »!, Nr. 3: 26 bis 26 -4L 50 «r,

Nr. 4: 22 50 bis 23 -4L Suppengries

32 -4L 50 Kleie 8 -4L 70 -f.

Ausland.

Zürich, 11. Jan. Der frühere Predig» amlstandidat Theodor o. Wächter ist aus der Jcrenaustair als geistig normal ins Gefängnis zucückgebracht worden und wird demnächst wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit vor Gericht ge­stellt werden.