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leute waren. Der Zug stürzte gegen 100 Fuß tief hinab und geriet darauf inBrand. Nur 7 Mann kamen mit dem Leben davon.

Die neue Tagung des japanischen Par­laments ist in vergangener Woche eröffnet wor­den. Die Thronrede betont die zunehmende Herzlichkeit in den auswärtigen Beziehungen Japans und spricht sich für Vervollkommnung der nationalen Verteidigungsmittel nach Maß­gabe der finanziellen Kräite des Staates aus

Unterhaltender Heil.

Sylvester!

Wieder ist eine Jahreswelle dahin gerauscht in den endlosen Ozean der Zeiten! Wie ist doch die Zeit so flüchtig, und wie unaufhaltsam treibt jeder von uns Sterblichen seinem Ziele zu! Ernste Gedanken dieser Art ruft heute der Glocken hehrer Klang in uns wach, und mehr als sonst findet er heute offene Herzen. In dichten Scharen pilgern wir in die hell erleuch­teten Gotteshäuser; doch ihre Pforten sind zu eug. um die des göttlichen Trostes Bedürftigen, der über den Wandel der Zeiten erhaben ist, zu fassen. Ernste Gedanken find es auch, die sich in den fröhlichen Klang der Gläser mischen. Und doch ist Sylvester eigentlich nichts anderes, als jeder andere Tag: der Berührungspunkt eines entfliehenden und eines daherziehenden Zeitabschnittes.

Daß wir in ihm den letzten Tag des Jahres feiern, ist rein willkürlich; doch die Wandelbarkeit unserer Geschicke und unsere Ab­hängigkeit von der Zeit fordert einen Ruhepunkt, von dem wir rückwärts und vorwärts, nach innen und nach oben blicken, zu dem Herrn der Ewigkeit, vor dem tausend Jahre sind wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache. Darum hat cs immer, so lange j die Erde stehet, solche Zeitenstationen gegeben; wenn auch die dazwischen liegenden Zeitabschnitte dem Wechsel unterworfen waren.

Die Perser berechneten dieselben nach der Sonne, der Bringerin des Tages. Die Egypler begrüßten ein neues Jahr, sobald der Sirius sein glänzendes Licht in der Morgendämmerung hell erstrahlen ließ. Die Hebräer teilten die Zeit nach Mondumläufen ein. Der Tag des Neumondes brachte ihnen Vergnügungen und Festmähler und forderte Opfer und Gebete. Den Neujahrstag verlegten sie nach der baby­lonischen Gefangenschaft auf den ersten Tag des Monats Nitsan. in den die Frühlings Tag. und Nachtgleiche fiel. Wie die Hebräer, so berechneten viele andere Völker des Altertums die Zeit nach Mondnmläufen. Zeigte sich die silberne Sichel des zunehmenden Mondes zum ersten Male, so wurde sie mit Freudengeschrei und Tänzen be­grüßt. Der fromme Chrysostomus predigte gegen die, so die Neumonde hielten und tanzend durch die nächtlichen Straßen zogen. Selbst im Mittelalter erregten noch einzelne den Unwillen der Kirche, weil sie beim Erscheinen des neuen Mondes die Kniee beugten und die Kappen zogen.

Heute noch finden wir ähnliche Sitten bei den Mohamedanern und bei wilden Völkern. Man klatscht in die Hände und murmelt Gebete, und von den Eingeborenen des Kongogcbietes wird erzählt, daß sie beim ersten Anblicke der Mondsichel in die Knie sinken und den Mond andlickend wünschen:Wie dein Leben, so möge sich auch das unsrige erneuern!" Die alten Römer begannen das neue Jahr am 1. März, dem vermeintlichen Gründungstage Roms. Julius Cäsar verlegte die Neujahrsfeier auf 1. Januar.

Die christliche Kirche erhob diesen Tag im vierten Jahrhundert zu einem Feiertag, zum Gedächtnis der Beschneidung Christi. Unsere Vorfahren feierten früher Neujahr in Verbindung mit dem Weihnachtsfeste, später am 25. März, dem Erinnerungstage an die Verkündigung Mariä, doch schon während der Regierungszeit der Karolinger bequemten sie sich der römischen Neujahrsfeier an; einheitlich wurde die Jahres­wende aber erst im 17. Jahrhundert auf den 1. Januar verlegt.

, Aus der Wett der Technik.

Auf eine originelle Art besorgt die Ham- burg-Amerika-Linie in letzter Zeit das Löschen von Getreide. Sie hat einen Getreideelevator bauen lassen, welcher von allen bisherigen Typen obweicht. Auf einem schwimmenden Ponton be findet sich eine Verbunddampfmaschine von 600 Pferdekräften, welche starke Luftpumpen betreibt. Auf diese Weise wird das Getreide aus dem Schiffsraum gesogen und fällt auf eine Wage, welche jedesmal abkippt, wenn sie mit 500 Kilo­gramm belastet ist und die Füllung registriert. Der Elevator löscht und lädt in einer Stunde 2000 Zentner Getreide und erfordert zu seiner Bedienung nur 3 Personen. Er ist ferner trans­portabel und folgt der Arbeit von Speicher zu Speicher. In der Thal eine scharfe Konkurrenz für die Hafenarbeiter.

In den letzten Monaten sah man, wie der Nordostsee-Kanal durch einen gesunkenen Dampfer einige Tage gesperrt war. Was im Frieden nur einen Ausfall an Einnahmen bedeutet, kann im Kriege höchst unangenehm werden. Man denke einmal den Fall, daß beim Passieren einer Flotte das erste und letzte Fahrzeug sinken! Der Rest wäre für listigere Zeit eingesperrt. Die Technik ist eifrig bemüht. Mittel zu finden, durch welche ein derartiges Verkehrshindernis in wenigen Stunden behoben werden kann. Im Anschluß daran dürste es nicht uninteressant sein, die Steam Tug Compagny in Liverpool zu ver­folgen. Diese Gesellschaft beabsichtigt, Schiffe, welche in nicht allzutiefem Wasser gesunken sind, möglichst schnell und billig zu heben. Sie ar­beitet mit großen eisernen Ponions, welche mit je 5 starken elektrischen Winden versehen sind. Durch Taucher, oder sofern dies nicht möglich ist, durch Unterfangen, sucht man Stahldraht- scile von der respektablen Stärke von 5 cm unter den Rumpf des gesunkenen Sch'ffes zu bringen. Ist dies gelungen, so treten die Winden ^ in Thätigkeit und bringen das Fahrzeug bis zur Wasseroberfläche. Danach wird durch Taucher das Leck, welches das Schiff zum Unlergehen brachte, gestopft und das Wasser aus dem Rumpf gepumpt. In der Theorie klingt das Verfahren sehr einfach. In der Praxis treten allerlei Uebcl- j stände auf. Hölzerne Fahrzeuge brechen bei der Prozedur mit Vorliebe durch, sowie die Winden ungleich arbeiten Indes ist das Problem ge­rade für Deutschland sehr aktuell.

In Frankreich macht die Direktion der Staatsbahnen zur Zeit Versuche mit Aluminium­wagen. Bei den neuen Fahrzeugen, welche sich noch im Bau befinden, sind nur die Achsen in­klusive Räder aus Stahl. Die übrigen Metall­teile sind aus Aluminium gefertigt. Sicherlich wird man dabei die tote Last wesentlich ver­ringern. Wie sich die Wagen aber den Witter- ungseinflüssen gegenüber und ferner bei Zu- sammenstößen bewähren werden, ist noch recht zweifelhaft. Bis letzt zeigt Aluminium an der Luft stets das Bestreben, sich wieder in Thon- erde zu verwandeln.

Die Zahl der großen elektrischen Zentralen ist wieder um eine' vermehrt worden. Die Städte Meran und Bozen haben ein neues Elektrizitätswerk erhalten. Der Strom wird von den Generatoren mit einer Spannung von 10000 Volt erzeugt und bis zu den beiden Orten geleitet. Hier wird er zunächst auf 300 Volt transformiert und zu den Verbrauchsstellen geleitet, wo er eine zweite Transformation auf 110 Volt erfährt. Man beabsichtigt, die im Ueberfluß vorhandene elektrische Kraft auch zum Betriebe der Lokalbahnen heranzuziehen. Viel­leicht baut sich hier zuerst ein elektrisches Bahn- netz aus, da bereits eine große Primärstation vorhanden ist und speziell in der Nähe von Bozen Wasserkraft bis zu 6000 Pferdestärken zur Verfügung steht.

London, 22. Dez. Der Prinz von Wales ist schon lange König, zwar nicht von Großbritannien und Irland, wohl aber im Reiche der Männermode, wo er eine gewaltige Macht ausübt. Die neueste Errungenschaft schreibt dasN. Wien. Tagbl.", die das feine London ihm verdankt, besteht in seidenen

Westen. Zu Beginn der Saison bemerkte man mit Staunen, daß der Prinz von Wales zu seinen Schlußröcken nur mehr seidene Westen trage; diese waren sämtlich aus Makelassä, einer Art geflochtenem dicken Seidengewebe, geschnitten und zum Teile in schwarzer, zum Teile in weißer Farbe gewählt, hie und da sah man elfenbeinweiße. Bei Besuchen, die der Prinz am Tage abstattete, sah man ferner, daß er schwarz- seidene Gilets mit roten eingewebten Tupfen trage. Sein von allen Seiten ansgeforschter Leibschneider gestand, daß der Prinz zu Beginn des Winters 12 seidene Gilets in den vor­erwähnten Arten bestellt habe. Seitdem ist in London das Matelasic im Preise gestiegen, und man erzählt rührende Fälle, wo liebende Gattinnen ihre vorjährigen Ballkleider geopfert haben, um für die bedrängten Väter ihrer Kinder rasch einige Westen nach der neuesten Mode bauen zu lassen.

(Ein glücklicher Gewinner gesucht!) Der vierte Haupttreffer von 10,000 Mart in der Nürnberger Ausstellungslotterie »st noch nicht abgeholt. Es ist die Nummer 299 259. Die Frist läuft am 30. Dezember ad.

ImNiederbarnimer Anzeiger" wird folgendeEhrenerklärung" abgegeben; Der Militär Invalide N . . . . hat nicht im Jahre 1848 mit hölzernen Kanone^ und Säbeln geschossen." Da wird ja ein schrecklicher Ver­dacht von dem armen Manne genommen!

(Die Arme!) Mein Sohn will heiraten. Ich bin furchtbar unglücklich darüber! Aber warum denn, liebe Freundin? Ja. wissen Sie, seine Braut hat eben gar nichts nicht einmal weite Aermel!

sLeider.j Gigerl:Mein Herr» Sie haben gesagt, ich sei ein Affe?!" Herr:Bedaure, nein! Ich habe das nicht gesagt."

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Diamanträtttl.

Die Buchstaben sind so zu ordnen, daß die senkrechte Mittelreihe gleich der wagercchten lautet und einen Fest­tag nennt. Die üb­rigen wagrechlen Rei- hen sollen bezeichnen:

1. einen der Söhne Noahs,

2. einen Dichter unserer Zeit,

3. einen Liederkomponisten

(männlichen Vornamen),

4. einen heiligen Bund.

Telegramme.

Köln, 29. Dezbr. DieKöln. Ztg." meldet aus Essen a./Ruhr: Auf der Zeche Ludwig geriet der Förderkorb unter das Seil- gerüst; von 15 Jnsaßen wurden 13 verletzt in Vas Krankenhaus gebracht.

München, 29 Dez. Im Haberer- prozeß wurden die 59 Angeklagten zu Ge­fängnisstrafen von 2^/r Jahren bis herab zu 4 Monaten verurteilt.

Karlsruhe, 29. Dez. Der Staats­anzeiger für Baden bringt die Einberufung der badischen Stände auf den 12. Januar zu einer außerordentlichen Tagung. DerBad. Landesztg." zufolge handelt es sich nm eine Vorlage, betreffend Umwandlung der 4prozent- igen badischen Anleihe.

Petersburg, 29. Dez. Die heute bei der russtisch chinesischen Bank eröffnete Sub­scription auf Aktien der chines. Ostbahn wurde wegen Ueberzeichnung bald wieder geschlossen.

Briefkasten, ss. 6., 9. Wenn der gemeinschaft­liche Fuhrwerksbetrieb im Januar 1895 begonnen und im September 1895 beendigt wurde, so ist die Staatsgewerbesteuer und die darauf entfallenden Amts­und Gemeinde-Umlagen für die Zeit vom 1. April bis 1. Oktober 1895 auch gemeinschaftlich zu tragen. Zur Einkommenssteuer wurden Sie für das Jahr 1895/96 nicht herangezogen, weil Sie am 1. April 1895 kein steuerbares Einkommen hatten.

Redaktion, Lrack und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.