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Deutsches Weich.
Von den Vorlagen über den Reichs, tag, die im BundeSraie nach den Weih» nachtsferien zu erledigen sind, wird voraussichtlich der Entwurf der neuen Milnärstrafprozeßordnung zunächst an die Reihe kommen. Entgegen anders lautenden Meldungen wird jetzt versichert, daß derselbe nur noch der Plenarberatung in genannter Körperschaft bedürfe und daß hierbei größere Schwierigkeiten kaum zu erwarten seien. Dagegen ist es nach wie vor ungewiß, wie sich schließlich das Schicksal der Handwerksorgani- sations-Vorlage im Bundesrate gestalten wird, nachdem der preußische Entwurf einstweilen wieder fallen gelassen worden ist. Was die Novelle zum Jnvalidiläts- und Altersversicher, ungsgesetz anbelangt, so kann zwar an der Zustimmung des Bnndesrates zu derselben nicht gezweifelt werden, aber sicherlich dürften noch längere Wochen bis zur Erledigung der Novelle verfließen. Die mit dem bürgerlichen Gesetzbuch zusammenhängende Vorlage über die Grundbuch- ordnung dürste im Bundesrale rasch und glatt zur Annahme gelangen, und dasselbe hat wohl auch von der Vorlage über die Umwandlung der vierprozentigen Reichsanleihen zu gelten.
In Leipzig soll in der ersten Hälfte des kommenden Märzmonats ein allgemeiner deutscher Jnnungs- und Hand- werkertag abgehalten werden, der, wie es heißt, Stellung zu der Vorlage über die Organisation des Handwerks nehmen würde. Der Zentral-Vorstand des allgemeinen deutschen Handwerkerbunds zu München und der Zentral- Ausschuß der vereinigten Jnnungsverbände Deutschlands in Berlin betreiben dieses Unter- nehmen. In den betreffenden Kreisen nimmt man an, daß im Laufe der ersten Märzhälfte die Generaldebatte über die Handwerker-Vorlage im Reichstage beendigt sein würde und soll alsdann die sofortige Bekanntgabe des endgiltigen Zeitpunktes für den Zusammentritt des Leipziger Handwerkertages erfolgen.
Stockach, 27. Dez. Die Familie des Herrn Landwirt Ignaz Schmidt in Mühlingen genoß drei Tage alte verdorbene Blut- und Leberwürste. Die Würste waren offenbar durch den Transport und die Aufbewahrung in der Wärme rasch in Gährung übergegangen und es trat bei dem 2 Jahre alten Kinde, der Frau und dem 70 Jahre alten Großvater Wurstvergiftung ein. Der alte Mann ist bereits seinen Leiden erlegen.
Bretten, 27. Dez. Wegen des Bahnbaues PforzheiM'Bretten fand am 26. d. M. im Rathaus in Bauschlott eine zweite sehr zahlreich besuchte Versammlung von Vertretern der beteiligten Landgemeinden, der Stadt Bretten und sonstigen Jnleresseitten statt, um den mündlichen Bericht der^am 16. August d. I. bestellten Kommission über den Stand der Sache entgegenzunehmen und bezüglich der weiteren Thätlgkeit zur Förderung derselben zu beraten. Außer den Gemeinden Bauschlott, Dürn, Göb- richen, Kieselbronn, Nußbaum und Spranthal sind auch noch Effingen und Oelbronn in den Verband eingetreten.
Württemberg.
Bei der in den letzten Tagen stattgehabten Beratung des Entwurfs eines Gesetzes, vetr. die Abänderung des Gesetzes vom 16. Juni 1882 über die Farrenhaltung, in der Kammer der Abgeordneten, wurde von einem Abgeordneten gelegentlich angeführt, daß von den bei der diesjährigen Ausstellung der deutschen Landwirtschaftsgesellschaft in Cannstatt prämierten
Tieren würtiemv. Aussteller 60—70 Prozent nicht in Württemberg gezüchtet seien. Dies beruht auf einem Irrtum. Bon großem Fleckvieh, welches ja hauptsächlich in Betracht kommt, wurden 95 Tiere aus Württemberg prämiert. Hievon waren 78 — 82 Prozent in Württemberg gezüchtet und 17 — 18 Prozent eingeführt. Bei dem Braunvieh befanden sich unter 34 prämierten Tieren aus Württemberg 21 — 61 Prozent in Württemberg gezüchtete und 13 — 39 Prozent eingeführte. Bei dem Limpurger Vieh werden die prämierten Tiere wohl alle in Württemberg gezüchtet sein.
Stuttgart, 28. Dez. Das Gerücht, daß das bekannte Konfektionshaus Helbling und Hermann hier ein großes Warenhaus nach dem Muster des „I^ouvro" und „Lcm msrolrä" in Paris errichten wolle, wird in den Kreisen der hiesigen Geschäftsleute mit gemischten Gefühlen ausgenommen. In einer Stadl wie Stuttgart hat bereits das Tietz'sche Bazarunternehmen die kleineren Geschäftsleute sehr geschädigt, um wie viel mehr wird man die Klagen der Leute hören, wenn noch ein zweites derartiges Warenhaus besteht. Die Errichtung eines dritten Bazars am Marktplatz ist auf den Widerstand des betreffenden Hausbesitzers gestoßen und unterbleibt vorerst. Die Gründung solcher großen Etablissements entspricht eben Vorgängen, mit denen man sich in anderen Städten längst abgefunden hat. Inwieweit sich die Annahme bestätigt, daß das neue Kaufhaus von Helbling u. Hermann sich bis zur Kronprinzenstraße ausdehnen werde, und teils den Platz des Eberhard-Ludwig-Gym- vasiums einnehmen soll, mag dahingestellt sein. Jedenfalls steht fest, daß die Verlegung des Gymnasiums aus seiner jetzigen geräuschvollen Umgebung in die äußere Lindenstraße schon länger ins Auge gefaßt ist. — Noch von einem andern neuen Unternehmen ist hier jetzt ernstlich die Rede, nämlich von einem zweiten Theater, welches an Stelle der Fritz'schen Reitschule an der Kasernenstraße, dem Sitz des Rumfparla- ments seligen Angedenkens, erbaut werden soll.
Ausland.
Die französische Republik geht im Zeichen einer geplanten neuen Heeresverstärkung in das Jahr 1897 hinein. W,e die „N. Fr. Pr." aus Paris zu melden weiß, bereitet die französische Regierung neben der Schaffung eines Telegraphen- Regiments nach österreichischem Muster eine Verstärkung der Infanterie durch Bildung vierter Bataillone vor. Es ist eine Hinzufügung von je einem Bataillon zu den 145 französischen, Infanterie-Regimentern geplant, jedoch ohne Abänderung der bisherigen Organisation, so daß die Infanterie künftig aus 714 Bataillonen bestehen würde. Diese Reform soll sich jedoch nur allmählich vollziehen, da zu ihrer plötzlichen Durchführung weder das nötige Material an Menschen noch die Geldmittel vorhanden wären; ob es aber den Franzosen überhaupt gelingen wird, die Mannschaften für die geplanten 145 neuen Bataillone zu bekommen, erscheint noch recht zweifelhaft.
England hat abermals mit einem Eingeborenen-Aufstande in seiner südafrikanischen Interessensphäre zu thun. Im Betschuana-Lande haben sich die Eingeborenen gegen die englische Herrschaft empört, der Ausgangspunkt der Erhebung ist der Taungs-Distrikt, Die Ursachen derselben sind noch nicht aufgeklärt, doch scheinen die von der englischen Regierung angeordnelen Maßnahmen zur Unterdrückung der Rinderpest hierbei ihre Rolle mitzuspielen. Die Freiwilligen I von West-Gciqualand und die Kolonial-Polizei s sind gegen die schwarzen Rebellen aufgeboten
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vereinigen in sied, die Läkrelldsu kügsusckaktsn der extrareickstsn Biers und dis anregende u. kräftigende Wirkung der Vraubeuweine. Nickt rm verweckselu mit den sogenannten dlalrivsinen, wie sie wokl im Handel verkommen und lediglick Oemiscke von Malzextrakt und 'Wein sind. Die Malton-Meins sind ausscdliesslick Oäkrungsproducte.
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worden. Die Polizeitruppe erstürmte nach lebhaftem Kampf die Stellung der Aufständischen, viele derselben wurden getötet. Die Weißen erlitten angeblich keine Verluste, daher wurde das schon angeordnete Vorrücken von Freiwilligen von Capstadt nach dem Betschuana-Land wieder eingestellt. Die Aufständischen sollen weiße Anführer besitzen und mit Gewehren, sowie mit den landesüblichen Assegais (Wurfspießen) bewaffnet sein. Die Grenze von Transvaal wird durch bewaffnete Boern bewacht.
Rußland, dieser Landkoloß, von dessen „thönernen Füßen" jetzt noch zu reden ebenso falsch wie gefährlich wäre, geht mit Riesenschritten seiner wirtschaftlichen und militärischen Vervollkommnung entgegen. Von dem ruhsisch- chinesischen Vertrage, durch den die Eisen- bahn durch die bisher unaufgeschlossene Mandschurei gesichert erscheint, haben wir bereits unsern Lesern Kunde gegeben. Jetzt werden neue Maßregeln der russischen Regierung bekannt, deren Ausführung einen weiteren Beitrag zur Charakteristik der zielbewußten, zur Erringung der Weltherrschaft fortschreitenden russischen Politik liefern würde. Aus Petersburg wird der „D. W " darüber telegraphiert: Das Ministerium für Verkehrswege hat beschlossen, im Juli nächsten Jahres die Fahrgeschwindigkeit der Eisenbahnzüge wie folgt zu erhöhen: Eil- züge 75 Werst in der Stunde, Schnellzüge 65 Werst. Post- und Personenzüge 56 Werst, Militärzüge und Eilgüterzüge 28 Werst. — Das Verkehrsministerium verlangt einen Kredit von mehr als 10 Millionen Rubel für den Bau neuer Eisenbahnlinien. Ferner hat das Ministerium für Verkehrswege beschlossen, für die Staatsbahnen im nächsten Jahre zu bestellen: 455 Lokomotiven. 300 Personenwagen, 10 000 Güter- und 2000 Cisternenwagen. Auf den Werften am Schwarzen Meer sollen, abgesehen von dem Panzerschiff „Rostislaw", welches in Nicolajew gebaut wird, zwei Panzerschiffe von 12 480 t Rauminhalt gebaut werden. Das erste soll >m Jahr 1898, das zweite im Jahre 1900 fertiggestellt sein. — In Petersburg sollen außer den im Bau befindlichen Panzerschiffen und einem Kreuzer 1. Klasse, drei Kreuzer 1. Klasse und 2 Torpedozerstörer gebaut werden. Dre Panzerschiffe sollen im Jahr 1897, die Kreuzer in den Jahren 1898 und 1899 ferliggestellt sem. Außerdem ist der in Frankreich erbaute Kreuzer 1. Klasse „Swetlana" ferliggestellt worden. Diese russischen Rüstungen auf wirtschaftlichem und militärischem Gebiete geben wirklich allen westeuropäischen Staaten zu denken.
Aus England, 28. Dez. Bei Castle- Island in der Grafschaft Kerry hat sich ein Sumpf in ernen See verwandelt» der sich so stark ausdehnte, daß eine Familie von zehn Köpfen, deren Haus und Vieh im Wasser verschwanden. Es wird befürchtet, daß noch weitere Menschen im Wasser ertrunken sind.
Luzern, 29. Dez. In einem Abteil erster Klasse des Eilzuges Mailand- Basel wurde einer hier wohnenden Dame eine Handtasche mit mehreren Diamantringen und einer Diamantbrosche von sehr hohem Werte g e st o h l e n.
Vitry le Franyois (Frankreich, Departement Marne), 29. Dez. Die Renlnerin Wilwe Hurat wurde samt ihrem Dienstmädchen ermordet aufgefunden. Die Wohnung war ausgeraubt.
Atlanta, 28. Dez. In der Nähe von Birmingham, im Staate Alabama, ist ein Eisenbahn zug von einer Brücke gestürzt. Die Zahl der ums Leben gekommenen Personen beträgt etwa 30, welche meist Berg»