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Neuenbürg, 22. Dez. Bei der gestrigen Bürgerausschußwahl wurde außerordentlich lebhaft abgestimmt; es machten von 297 Wahlberechtigten 213 von ihrem Recht Gebrauch. Der aus der Wahlversammlung am Samstag hervorgegangene Vorschlag, welcher die bisherigen Mitglieder enthielt, siegte mit ganz überwiegender Mehrheit; es wurden allein 121 Zettel unverändert abgegeben, während dies bei der Gegenpartei nur 41 mal der Fall war. Letztere brachte es überhaupt nur auf 49 bis 61 Stimmen. Gewählt sind : Will). Pfrommer mit 161, Robert Silbereisen mit 160 Friedrich Wagner, z. Kr. mit 159, Albert Weil und Christian Frautz mit je 157, Jmanuel Bellon mit 146 und Christian Proß mit 143 Stimmen.

Calw, 22. Dez. Die Ausstellung von Arbeiten des vor einigen Jahren hier einge­führten Handsertigkeitsunterrichs erfreute sich gestern und heute eines starken Besuchs. An den ansgestellten Gegenständen kann man deutlich den Lehrgang der Kerbschnitzerei, die die Haupt­beschäftigung im Unterricht bildet, verfolgen. Die Arbeiten, die überaus pünktlich gemacht find, sind von 814 jährigen Schülern gefertigt. Auch in den Hobelbankarbeiten, Papparbeiten und Laubsägearbeiten war ein Lehrgang ansge­stellt. H. Lehrer Fischer, (vorher in Waldrennach) welcher den Unterricht erteilt, verdient mit seinen Erfolgen und der schönen Anordnung der gelungenen Ausstellung alles Lob.

Calw, 21. Dez. Am letzten Freitag wurde hier ein 22jähriges Mädchen von Unter­reichenbach eingeltefert, welches ihr neu- geboreiHs Kind getötet hat.

Der Fall Brüsewitz wird in schamloser Weise geschäftlich ausgenützt Durch eine Stutt­garter Verlagsbuchhandlung werden Brüjewitz- Postkarten in den Handel gebracht und find solche auch in Pforzheim schon kolportiert worden. Es ist dies einfach ein Skandal, gegen den das Publikum energisch auftreten sollte und den hoffentlich die Postverwaltung unmöglich machen wird.

Deutsches Aeich.

Der Hamburger Streik hat bei dem kürzlichen parlamentarischen Diner beim Reichs- kanzier, welches bekannllich durch die Anwesen­heit des Kais es ausgezeichnet wurde, ein hervorragendes Gesprächsthema gebildet. Der Monarch selbst berührte in seiner Unterhaltung mit einem der anderen Tischgäste diesen Gegen­stand und bekundete seine Genugthuung über den energischen Widerstand des Arbeitgeberbundes gegenüber den Forderungen der Streikenden. Ec knüpfte hieran verschiedene Betrachtungen über eine fest organisierte Verbindung der Arbeit­geber unter einander und betonte, daß eine solche Bereinigung allen Verhetzungen der Arbeiter erfolgreich entgegentreten könne und auch den Arbeitern selbst nnr Segen bringen würde. Im klebrigen ist zum Stande des Hamburger Streiks zu melden, daß der Senat die ihm unterbreitete Resolution der feiernden Arbeiter, welche seine

Vermittelung zur Beilegung des Ausstandes an­ruft, mit der Aufforderung beantwortet hat, die Ausständigen sollten zunächst die Arbeit unver­züglich wieder aufnehmen. Falls dies geschehe, will der Senat eine eingehende Prüfung der Lohnverhälinisse und Arbeitsbedingungen der Hvenarbeiter und verwandter Gewerbe veran­lassen und zur Beseitigung vorhandener Miß­stände Mitwirken.

Der Bundesrat ist in die Ferien ge­gangen, ohne die Militärstrafprozeßord­nung erledigt zu haben. Nach neueren, der Post" zugegangenen Berichten dürfte die An­nahme dieser Vorlage auch nach dem Zusammen­tritt des Bandesrats nicht sogleich zu erwarten sein, da die Zahl der Anträge recht erheblich ist.

Wegen der Ermordung und Beraubung des deutschen Kaufmanns Häßner in Tanger hat die Reichsregierung durch ihren dortigen G sandten, Grafen Tartenbach, mit erfreulicher Raschheit Genugthuung von der marokkanischen Regierung verlangt. Zunächst ist die Ermittel­ung und Enthauptung des oder der Schuldigen vom Gesandten unter Vorbehalt weiterer An­sprüche gefordert worden.

Di- von sozialdemokratischer Seite aus Hamburg verbreitete Nachricht, daß der unter­gegangene DampferSalier" möglicherweise ein Opfer des Hafenarbciter-Ansstandes geworden sei, insofern durch schlecht geschulte Leute daS Verstauen der Ladung besorgt worden wäre, ist nach einer Meldung von Bößmanns tele­graphischem Bureau gänzlich unbegründet; es wird viemehr festgesteüt, daß der Dampfer