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Neuenbürg.

MlitZr-Verein.

Sonntag den 22. ds. Mts., nachmittags 4 Uhr

hei Nutzer.

Vollzähliges und pünktliches Er­scheinen notwendig.

Der Vorstand.

Alles Zerdroiheiik,

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Sonntag nachmittag 4 Uhr Versammlung bei Pfrornmer.

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Wildbad.

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Neuenbürg.

Heute Samstag

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das Pfund zu 58 ^Z, bei Mehr­abnahme zu 45 ^ ist zu haben; auch werden lebendige Schafe abge­geben.

Metzger Greiber.

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Brauerei Karcher.

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Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 19. Nov. Bezüglich der Sonntagsruhe im Handelsgewerbe wollen wir nicht verfehlen, wieder darauf aufmerksam zu machen, daß gemäß der Verfügung des K. Oberamts vom 31. Mai 1892 an de« letzte« drei Sonntage« vor Weihnachten der Geschäftsbetrieb in allen Verkaufsstellen und die Beschäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern in allen Handelsgewerben während 8 Stunden und zwar in der Zeit von 88 Uhr vormitt, und von 11 Uhr vormitt, dis v Uhr abends gestattet ist.

Neuenbürg, 17. Nov. Dem Schw. Merk, wird von hier geschrieben: Die Samm­lungen für die Hochwasser beschädigten des Bezirks haben leider nicht das erwünschte Ergebnis gehabt. Die eingegangcnen Beiträge stehen in großem Mißverhältnis zur Größe des Schadens und zur Zahl der Hilfesuchenden. Die seiner Zeit vorgenommenen genauen Schätz­ungen ergaben einen Gesamtschaden von rund 400000 otL, darunter sind allerdings auch die Schäden der Besitzer gewerblicher und industrieller Anlagen inbegriffen, die mit wenigen Ausnahmen in der Lage sind, den Schaden leichter zu über­winden; aber auch der Schaden und die Zahl derer ist sehr groß, die zu den weniger Vermög- lichen gehören, die an dem Wenigen, das sie besitzen, mitunter recht empfindlich geschädigt sind, und die in Folge dessen eine trübe Zukunft vor sich haben. So liegen z. B. nicht weniger als 194 Unterstützungsgesuche mit einem nach- gewiesenen Schaden von rund 78000 von solchen Beschädigten vor, die weniger als 6000 Mark Vermögen besitzen, vornehmlich Kleinge­werbetreibende, Wiesen- und Gebäudebesitzer. Und wie groß mag wohl die Zahl derer sein, die nicht minder hilfsbedürftig sind, die aber aus leicht begreiflichen Gründen es verschmähen, um Unterstützung zu bitten. Nun betragen aber die eingegangenen Beiträge nur etwa 4000 Um den dringendsten Unterstützungsgesuchen auch nur einigermaßen Rechnung tragen zu können, hat auch die Amtskorporation aus den Mitteln der Oberamtssparkasse einen ansehnlichen Beitrag verwilligt. Aber wie viel Kummer und Sorge, Entbehrung und Not muß bei diesen bescheidenen Mitteln ungelindert bleiben! So ist also für menschenfreundliche Hände immer noch ein großes Feld vorhanden, um den Wohlthätigkeitssinn bethätigen zu können, und es wäre sehr zu wünschen, daß die neuerdings von der Zentral­leitung des Wohlthätigkeitsvereins wiederholt eingeleiteten Sammlungen nicht erfolglos bleiben möchten.

Beinberg» 18. Nov. Heute morgen 4 Uhr brach in der Scheune des Bauern Friedrich Keck hier Feuer aus, welches dieselbe binnen einer Stunde in Asche legte. Brandstiftung wird vermutet. Es ist dies innerhalb 2 Monaten der zweite Brand,

Deutsches Weich.

Die Reichstagssitzung vom 1«. Rovbr.

Die Erklärungen des Reichskanzlers und des Staatssekretärs des Auswärtigen in der Montagssitzung des Reichstags zu der Inter­pellation über die Hamburger Enthüllungen lassen sich in folgende Hauptpunkte zusammensassen: die Nichterneuerung des deutsch-russischen Ge- heimverlrages von 1887 bis 1890 war kein Fehler; die Beziehungen zu Rußland sind auch nach 1890 mindestens so gut geblieben, wie sie vorher waren; die Behauptung, englische Einflüsse hätten bei dem Verzichte auf den Ver­trag mitgewirkt, beruht auf Erfindung; durch die bekannten Enthüllungen ist das Vertrauen unter den Dreibundmächten nach einer Wolke des Mißtrauens erhallen geblieben.

Demnach sind die Hauptgründe, die von den Lobrednern der Enthüllung in der Presse angeführt waren, nämlich vor englischen Ein­flüssen zu warnen und zu engerm Anschluß an Rußland zu bewegen, hinfällig geworden. Allerdings hatte man in der Presse auch ,den Vorwurf erhoben, daß durch den Verzicht auf das deutsch-russische Abkommen die russisch­französische Annäherung bewirkt oder mindestens befördert worden sei. Aber zur Zeit des Boulangismus, also gerade zur Zeit der Existenz des deutsch-russischen Vertrages, war die Gefahr eines Krieges mit zwei Fronten größer als je­mals nach 1890, und wir sollten uns doch, wie Freiherr von Marschall andeutete, hüten, den französisch-russischen Beziehungen eine Bedeutung beizulegen, die bisher nur unsere Feinde im Auslande diesen Beziehungen angeblich bei- zumessen versuchten.

Wenn wir von den persönlichen Ausfällen des Abgeordneten Richter auf den Fürsten Bis­marck und den vom Hause mit Ungeduld an- gehörten oder verlachten Hirngespinsten des Abgeordneten Liebknecht absehen, nahm die Debatte im ganzen einen würdigen Verlauf, insbesondere hielten sich auch die Centrumsredner in den Grenzen der Sachlichkeit. Ueberblickt man die Redner aus dem Hause, so ist zu be­merken, daß jede ernstliche Anfechtung der Erklärungen der leitenden Staatsmänner aus» blieb, und daß insbesondere der Vorwurf, der den Ausgangspunkt des ganzen Streites bildete, warum nämlich nach dem Rücktritt des Fürsten Bismark der russische Draht angeblich zerrissen und das System der vertragsmäßigen Rückver- sicherung ausgegeben worden sei, aus der Debatte ganz und gar verschwand.

Nach diesem Ergebnis muß man hoffen, daß der Streit nicht noch weiter in der Presse fortgesetzt werde.

Berlin, 17. Nov. Das Duell da­rüber kann niemand im Zweifel sein, auch der nicht, der ihm eine gewisse historische Berechtig, ung nicht adsprechen möchte das Duell steht mit dem Rechts- and Sittlichkeitsempfinden der weitaus überwiegenden Mehrheit des deutschen

Volkes in einem unversöhnlichen Gegensatz, und

seine Todesstunde würde längst geschlagen haben, wenn nicht die zähe und träge gesellschaftliche Gewohnheit, wenn nicht die unverkennbare Be­günstigung oder wenigstens die äußerst milde Beurteilung von oben her sein Fortbestehen, seine Ausdehnung begünstigt hätte. So weit ist das Ansehen des Zweikampfes im Lande bereits gesunken, so wenig stichhaltige Gründe können für seine Berechtigung ins Feld geführt werden, daß bei den Dueüverhandlungen, die im April dieses Jahres im Reichstage stattfanden, sich auch nicht eine Stimme zu Gunsten des Duells erhob, und daß der Reichstag bei der Verurteilung dieser Sitte- das seltene Bild einer geschlossenen Ein­heit abgab. Und selbst die Regierung konnte nicht umhin, der allgemeinen, durch das Duell Schrader-Kotze erregten Mißstimmung Rechnung zu tragen und die Erklärung abzugeben, man fei inernste Erwägungen darüber eingetrcten, welche Maßregeln zu ergreifen sein würden, um eine Sicherung und Achtung der Straf­gesetze wirksamer als bisher zu erreichen.-

Heute debattierte der Reichstag über die angekündigten Interpellationen der Freis. Volks­partei betr. das Duellwesen und den Fall Brüsewitz. Der Abgeordnete Munkel, der Berliner Advokat, begründete, nachdem sich der Reichskanzler zur Beantwortung bereit er­klärt halte, die Interpellationen. Er begann mit der Darlegung der einzelnen Punkte um alsdann in einer von Ernst und Satire gleicher­weise durchsetzten scharfen Darstellung das Duell­wesen in Grund und Boden zu verdammen. Ein gutes Wort war es, als er das Vorhandensein einer Standesehre zugab, aber hervorhob, dieses beruhe nicht auf besonderen Standesvorrechten, sondern aus besonderen Standes p f l i ch t e n. Drastisch war die Erzählung von einem Falle, wo ein Amtsrichter, der zugleich Reserveoffizier war, wegen Duellverweigerung in seiner letzteren Eigenschaft den schlichten Abschied erhalten hatte

als Reserveoffizier wäre er zu schlecht, als Amtsrichter immer noch gut genug gewesen!! Im zweiten Teil seiner Rede behandelte der Abgeordnete den Fall Brüsewitz, zu dem eine zweite Interpellation eingebracht war. Dieser Fall stehe mit dem Duellwesen im engsten Zu­sammenhänge, hier und da seien die Thaten von dem unleidlichen falschen Ehrgefühl veranlaßt. Mit unerbittlicher Schärfe behandelte der Redner, allerdings unter öfterer Anwendung von bisher nicht erwiesenen Darstellungen, den Fall, indem er den Thäter einenVerbrecher- nannte und seine Thal alsfeige und ehrlos- bezeichnen. Wer so wie Brüsewitz die Ehrenkleidung des Offiziers verunehre, der beschimpfe in Wirklich­keit den Namen des Königs. Der Fall Brusewitz gebe die Unterscheidung der Satisfaktionsfahlg- keit und -Unfähigkeit. Mit den Satisfaktions- fähigen schieße man sich, die Satisfaktimw- unfähigen steche man einfach nieder. Reichskanzler erhob sich zur Entgegnung, die zunächst das Versprechen enthielt, den For-