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ist der Mörder! Sie ist ihm gefolgt und" Er hielt plötzlich inne.

Und?" drängte Tom.

Der Alte flocht die Finger fest in ein­ander.Gott, mein Gott!" stöhnte er auf. Entweder hat er sie auch getötet, um unbe- hindert fliehen zu können und keinen Mitwisser seines Geheimnisses in seinem neuen Herrenleben um sich zu haben, oder er hat sie heimlich ent­führt, um sie später, wenn er ihrer überdrüssig geworden, wer weiß wo, zu verlassen. Mein armes, unglückliches, dethörtes Kind!"

(Fortsetzung folgt.)

Schneiderversandgeschäfte. Der vielfältigen Konkurrenz, die dem seßhaften Handelsgewerbe in neuester Zeit erwachsen ist, gesellt sich neuerdings in erhöhtem Grade eine weitere zu, die manchen kleinen Geschäftsmann in den Landstädten und --orten den letzten Rest seiner nur mit der äußersten Anstrengung treu erhaltenen Kundschaft rauben wird und so von neuem die Existenz gerade derjenigen Klasse von selbständigen Kaufleuten bedroht, deren Erhaltung im Interesse der Allgemeinheit ganz besonders geboten erscheint. Diese neue Konkurrenz besteht in jenen großen Versandgeschäften, deren Betrieb hauptsächlich darauf eingerichtet ist, Schneider und Schneiderinnen (Nähterinnen) mit Musterkarten aller Arten von Stoffen re. nebst den nötigen Zuthaten zu versehen. Sie er­leichtern den Bezug, indem sie, wie ein uns vorliegendes Zirkulär besonders betont,jedes Maß zu Engros- Preisen" abgeben. Wie dieseEngroß-Preise" den durch die große Konkurrenz bis auf das äußerste herabgedrückten Notierungen der ansässigen Geschäfts­leute gegenüber aussehen, davon kann sich jeder einen Begriff machen, der sich die Mühe nimmt, die mitunter ziemlich hohe Provision, die z. B. den Nähterinnen eiugeräumt zn werden Pflegt, die vielen Porti und Nachnahmegebühren für die Einzelbezüge, den Aufschlag, den das Versandhaus bei Kreditgewährung für etwaige Verluste auf die Preise machen muß, die Unkosten für Muster, Preislisten re. rc. in Betracht zu ziehen. Ein solches Versandhaus arbeitet mit viel größeren Spesen, als der Kaufmann am Platze selbst und es ist schon aus diesem Grunde erklärlich, daß es viel teuerer als letzterer verkaufen muß. Außerdem dürfte in Betracht zu ziehen sem, daß das Versandgeschäft kein großes Interesse daran hat, wie sich die Stoffe, die es durch die Nähterinuen vertreibt, beziehungsweise vertreiben läßt, im Gebrauch bewähren. Beim Einkauf richtet sich sein ganzes Augenmerk darauf, ob sich der Stoff in der Musterkarte gut ausnimmt undwie er sich ver­kauft", während der Detaillist, der täglich mit seinen Kunden im direkten persönlichen Verkehr steht, vor allem auf die Dauerhaftigkeit der Ware Rücksicht nehmen muß. Also nicht nur bezüglich der Preise, sondern auch bezüglich der Qualität der Ware kann der orts­ansässige Kaufmann größere Vorteile bieten, als selbst Las bedeutendste Versandhaus, das mit Hunderten von Nähterinnen arbeitet. Das konsumierende Publikum kauft daher bei dem ortsansässigen Kaufmann entschieden besserund billiger. Wer am Platze kauft, tritt dadurch für sein eigenes Interesse ein. Er hebt die wirtschaft­lichen Verhältnisse seines Wohnorts und stärkt die Steuerkraft der Geschäftsleute. In dem schon er­wähnten Zirkulär ist gesagt, daß die Nähterinnen in Württemberg und anderen Staaten für den Verkauf von Kleiderstoffen im allgemeinen eine Steuer nicht zu bezahlen brauchen. Das ist aber nicht wahr, denn zeder Handel,sofern er gewerbsmäßig betrieben wird" muß zur Gewerbesteuer angemeldet werden, einerlei, ob derselbe als Haupt- oder Nebengewerbe anzusehen ist. Die Steuerbehörden und besonders die Mitglieder der Einschätzungskommission werden mit der Zeit ihre Aufmerksamkeit diesen Betrieben zuzuwenden haben, um für den Ausfall an Steuern hier wenigstens einiger­maßen Deckung zu suchen.

In B a u tz e n hat die Polizei bei ihren Nachforschungen nach dem Gattenmörder Hoche mit großem Erfolg den Hund des Mörders in ihren Dienst gestellt. Das Thier hatte sich während der Thal verkrochen, kam aber wieder zum Vorschein, als die Polizei das Haus betrat. Dwje nahm, als der Mörder nicht auszusinden war, den Hund an eine lange Leine, und das Tier führte hierauf die Polizei durch mehrere Straßen nach dem Sprecufer und von dort, immer mit der Nase auf der Fährte, nach dem Restaurant zurGüldenen Aue", wo der Mörder ergriffen wurde.

(Ein alter Wähler.) Der älteste Mann, der bei der amerikanischen Präsidentenwahl mit­gestimmt hat. dürfte Kapitän Jonathan Norton aus East Lee in Massachusetts sein Norton war am 1. August hundert Jahre alt. Ec hat unter jeder Regierung der Vereinigten Staaten gelebt und hat ein typisch vielseitiges, amerikan- lscheS Leben hinter sich. Er war Weber, Bauer, Holzhändler, Uhrensabrikanl. Soldat und Kapitän

der Infanterie. Damit nicht zufrieden, hat er viele Jahre mit heißem Bemühen darnach ge- strebt, daskorpotuum mobile" zu erfinden!

(DurchstricheneKomplimente.") Daß Komplimente" selbst dann, wenn sie durchstrichen sind, unter Umständen als Beleidigungen auf­gefaßt werden können, hat das Amtsgericht I gestern festgestcllt. In derFreis. Ztg." liest man über den Fall folgendes: Ein Dr. M . der von einem Dr. R. an die Bezahlung eines noch aus der gemeinschaftlichen Studentenzeit stammenden Darlehens etwas scharf gemahnt worden war, antwortete diesem mit einem Schreiben, in dem sich die schmeichelhaftesten Wendungen fanden. Der Briefschreiber sprach von derwohlbekannten edlen Gesinnung und Culanz" des Adressaten, nannte ihn einen hochverehrten und geschätzten Doktor der Medizin" und schloß als einim großen und ganzen sowie im allgemeinen hochschätzender" Kollege. Diese Worte waren durchstrichen, aber wie absichtlich lesbar gelassen worden. Der mit diesen Schmeicheleien Bedachte strengte gegen den ehemaligen Studienfreund die Privatklage an. Der Gerichtshof erkannte auf eine Geld, strafe von 30 ^

(Eine ergötzliche Geschichte,) die allerdings dem Betroffenen nicht angenehm war, soll sich kürzlich in einem ostpreuß. Städtchen bei einer Versteigerung ereignet haben. Unter anderem ergriff der Ausrufer auch einen Ueberzieher und einen Regenschirm. Beides wurde für die üblichen Preise verkauft. Nach Beendigung der Versteigerung, als vorgedachtcr Ausrufer heim- gehen wollte, vermißte er sowohl Ueberzieher wie Regenschirm. Man glaubte anfänglich, daß Diebe sich das Gedränge zu Nutze gemacht hätten, es stellte sich dann aber heraus, daß beide Gegenstände vom Eigentümer selbst im Eifer des Gefechts losgeschlagen worden waren.

(Kräftige Wirkung.) Kaufmann (zu einem andern):Die Wirkung des Karlsbader Wassers ist wirklich eminent, mein Buchhalter kam um zwanzig Kilo leichter zurück!" Zweiter Kauf­mann :Das ist noch gar nichts, mein Kassierer hat sich einen Urlaub nach Karlsbad genommen und ist überhaupt nicht mehr wieder ge­kommen !"

(Unnütz) Vater:Mosesleben, was studierst Du denn da?" Sohn:Astronomie, Baterleben!" Vater:Woßu, wenn Du nu schon entdeckst ä neuen Planet, was thust Du damit?"

(Geregelt.) Hausfrau:Schade, daß Herr Müller abgesagt hat. Ich war aus vier Personen eingerichtet!" Gast:O bitte, das macht nichts ich esse für zwei!"

Auflösung des Akrostichons in Nr. 17S. Rotte, Halt, Ebro, Insel, Nagel, Wien, Elch, Iran, Name. Rheinwein.

Arithmogrhph.

1 6 8 8 2 3 zu Hütten und zu Thronen Wagt sich's, doch mög' es gnädig dich verschonen,

2 5 3 6 ist ein Prophet gewesen,

Du kannst von ihm im Buch der Bücher lesen.

3 6 4 8 nimmt jedes Ding hier ein,

Doch nimmer wird es sichtbar Dir allein.

4 7 8 2 ist als Baum bekannt,

An Bach und Gräben ist sein liebster Stand.

5 6 4 7 in uralter Zeit

War es ein Fürst voll Macht und Herrlichkeit.

6 8 5 2 7 ist ein Vögelein,

Sein Zwitschern tönt lieblich durch den Hain.

7 6 8 8 ein harmlos zahmes Tier,

Von ihm erzählet manche Fabel Dir.

2 4 7 2 verscheucht der Hirten Feuer,

Am liebsten hockt's im düsteren Gemäuer.

8 2 2 3 umspannt der Erde Land Als urgewaltiges demant'nes Band.

Hast du die Wörter alle recht gesunden Und ihre Anfangszeichen auch verbunden,

So wird dir eine hehre Stadt genannt In einem fernen, vielgepriesnen Land.

" (Woher kommt das WortMumpitz--) Auf diese imBerl. Tagebl." aufgeworfene Frage sendet ein Lehrer dem Blatte folgenden Deutungsversuch ein, der vielleicht andere zur Prüfung veranlassen wird: Ich als Laie meine es sei im jüdisch-deutschen Jargon ausMumm.' putz" entstanden und weise auf den vermummen, den Aufputz hin, den die Kinder am israelitischen Purimfest anlegten, um dieser Verkleidung unter allerhand Carnevalsscherzen vor ihren Auge- hörigen zu paradieren.Mach mir keinen Mumpitz vor", würde dann ganz zwanglos heißen:Spiegle mir nichts vor täusche mich nicht."

Telegramme.

Berlin. 15. Nov. Die in der Nacht zum Samstag vom internationalen Komite zur Bei. anstaltung wissenschaftlicher Luftfahrten von hier aufgelassene Ballon ist nach 12stündiger Fahrt an der Ostseeküste bei Ribnitz gelandet. Er er- reichte eine Höhe von 5700 Meter.

Berlin, 15. Nov. DerKreuzzeitung" zufolge hat der Hofprediger a. D. Stöcker, Berufung gegen das schöffengerichtliche Urteil vom 12. ds. Mts. eingelegt.

Mainz, 15. Nov. Reichstagersatzstich, wähl. Endresultat: Dr. Schmitt (Zentr.) 10,296, Dr. Davids (Soz.) 10102 Stimmen.

Ulm, 16. Nov. Die Maul- und Klauen, seuche, durch israelitische Händler verschleppt, greift wieder in erschreckendem Maße um sich.

Bern. 16. November. In verschiedenen Kantonen fanden gestern Nachwahlen für den Nationalrat statt. In Zürich kam zum 2. mal keine Wahl zu Stande. G r e u b a ch - Sozialist erhielt 8749, Schäppi-Demokrat 6640, Wille- Liberalkonservativ 6258 Stimmen. In Appen- zell-Außerhoden siegte der Freisinnige über den Sozialisten, in Nedwalden siegte der Konservative über den Demokraten. In Basel wurde als Ständerat der freisinnige Scherrer gewählt; er erhielt 1100 Stimmen mehr als der Konser­vative. Das Schaffhauser Volk verwarf mit großer Mehrheit die neue Verfassung. Der Kanton-Zug nahm ein neues Wahlgesetz mit Einführung des Proportionalsystems an.

Athen, 16. Nov. Ein fanatischer An­hänger des Sozialismus ermordete in PatraS auf offener Straße einen reichen Kaufmann und verwundete einen anderen schwer. Der Attentäter, welcher erklärte, namens des Sozialismus zu handeln, sowie mehrere andere Personen wurden verhaftet. Die That erregte großes Aufsehen; man glaubt, der Thäter sei wahnsinnig.

Rom. 16. Novbr., 1 Uhr nachts. Die Agencia Stefani" meldet: Die Regierung er­hielt gestern die offizielle Nachricht, daß am 26. Oktober der Frieden mit Abessynieu abgeschlossen worden ist. Negus Menelik richtete ein Telegramm an den König von Italien aus Addis-Abeka, welches lautet: Ich bin glücklich, zur Kenntnis Eurer Majestät zu bringen, daß der Friedens-Vertrag heute unterzeichnet wurde. Gott erhalte uns immer als Freunde. Da ich weiß, daß am 20. Nov. ein hoher Festtag in Ihrer Familie ist, freue ich mich, daß wir mit dem Königlichen Willen Eurer Majestät uns Dank der Einsicht und des ernsten Charakters Ihres bevollmächtigten Ge­sandten, des Majors Nerazzini, diesen denk­würdigen Tag zu einem Freudentag für die Väter und Mütter der italienischen Gefangenen machen können. Gott erhalte Eurer Majestät ein langes Leben.

Madrid. 15. Nov. Die Gendarmerie entdeckte in der Nähe von Barcelona eine große Menge Dynamit-Patronen, Pulver und Zünd­hütchen.

Washington. 15. Nov. Der Staats, sekretär des Kriegs erklärte die Sensationsnachricht der Blätter, daß Verwicklungen mit Spanien wegen der Kubanischen Angelegenheit wahr« scheinlich seien, für unbegründet und ebenst mc Behauptungen über Truppenverlegungen l

Süden. _,

Redaltion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.