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13. Okt. !896. übler, Metzger.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Calw, den 14. Okt. (Berkehrssache.)

Zur Verminderung des herrschenden Wagen- mangels hat die Eisenbahnverwaltung die Be- ud Entladung der Eisenbahnwagen auch außer­halb der Expeditionsstundeu gestattet. Auch Mird das Publikum im Interesse eines beschleunig, len Wagenumlaufs und damit auch in seinem eigenen Interesse ersucht, die 24stündige Frist zur Be> und Entladung nicht auszunützen.

Pforzheim, 13. Okt. Die Plane des Theaterneub aus sind nun ausgestellt. Bereits wird auch der Platz für den Neubau m der Gymnasiumstraße abgegrenzt. Allem Anschein nach wird das Theater klein werden, da nur 800 Plätze vorgesehen sind. Es ist zu befürchten, daß wir auf diese Weise bald wieder vor einer Theaterfcage stehen werden.

Calw, 14. Okt. (Viehmarkt.) Der heutige Markt war ziemlich stark befahren, namentlich hatten auch Händler eine größere Zahl Tiere zugeführt. Der Handel ging flau, selbst fette Ware konnte nur zu gedrückten Preisen abgesetzt werden Auf dem Schweine­markt war der Handel ebenfalls wenig belebt. Mchschweine lösten 817 Mk. pro Paar, Lauser 3060 Mk. Gesamtzufuhr 509 Stück Rindvieh, 43 Körbe Milchschweine und 111 St. Läufer. Pferde waren nur 8 St. am Markt.

> . Pforzheim, 14. Okt. Auf dem heutigen Schweinemarkt waren 68 Ferkel. Verkauft wurden 64 Ferkel zu einem Durchschnittspreis von 9,50 Mk. das Paar.

Deutsches Weich.

Der deutsche Kaiser hat den interimi­stischen Leiter des russischen auswärtigen Amts, Schischkin, der nach und vor dem Zarenbesuch in Frankreich mit dem französischen Minister des Auswärtigen Unterhandlungen gepflogen hat, in das Neue Palais bei Potsdam zur Tafel geladen. Diese Einladung wäre sicherlich nicht erfolgt, wenn der Kaiser nicht zum Voraus ge- wußt hätte, daß die Verhandlungen in Frank- reich keinerlei Spitze gegen den Frieden oder gar speziell gegen Deutschland gehabt haben. Schischkm, der, wie verlautet, nach der Rückkehr des Zaren in die Heimat zum russischen Minister des Auswärtigen als Nachfolger des Fürsten Lobanow ernannt werden wird, hat auch mehr­fach mit dem deutschen Reichskanzler in Berlin konferiert, wobei ohne Zweifel die noch immer nicht erledigte Angelegenheit wegen der dem deutsch- russischen Handelsvertrag zuwiderlaufenden Zoll­erhöhungen seitens des russischen Finanzministers zur Sprache und hoffentlich auch zu einem be­friedigenden Ausgleich gelangt ist. Mehrere deutsche Blätter hatten schon in ihrer Ungeduld über das Lange-Nichtantworten seitens Rußlands verlangt, die deutsche Reichsbank soll die Be- lehnbarkeit aller russischer Werte wiederum ver- sagen, wie das vor Jahren einmal schon Fürst Bismarck angeordnet hatte und welche Maßregel dann von dem Reichskanzler Caprivi wieder aufgehoben wurde.

In Darmstadt weilt zur Zeit noch das russische Kaiserpaar bei dem Schwager bezw. Bruder, um sich von den Strapazen der franzö­sischen Festlichkeiten zu erholen. Die Darm- stadter Bevölkerung hat dem ruff. Kaiserpaar einen zwar weniger lärmenden, aber mindestens ebenso herzlichen Empfang bereitet und daS Kaiserpaar ist allem Anschein nach recht froh, die ausdringliche Unterwürfigkeit der Franzosen uunmehr hinter sich zu haben. Es heißt, daß das ruff. Kaiserpaar bis zum 29. hier zu ver­weilen gedenkt.

Darmstadt, 14 Okt. Das russische Kaisers) aar, sowie Großfürst Sergius und Gemahlin reisen am Freitag nach Homburg, um der Grundsteinlegung der neuen russischen K>rche beizuwohnen, an welcher auch Kaiserin friedlich teilnehmen wird. Die Herrschaften begehen sich nach der Feier nach Schloß Friedrichs Hof zum Mahl bei der Kaiserin vnedrich.

. . DieHamburger Nachrichten" führen aus, atz auch die in ChLlons vom Zaren gewählten *^ lendungen seines Toastes:un­

wandelbare Freundschaft undWaffen- brüderschaft" keine bedrohlichen Symtome erkennen lassen. Wenn die Waffenbrüderschaft historisch vorhanden gewesen wäre, hätte er auch auf sie getrunken, was nicht geschehen sei. Sollten die russischen und französischen Soldaten einstmals Seite an Seite kämpfen, so würde dieser Krieg nicht gegen Deutschland, sondern gegen England gerichtet sein, den gemeinschaft­lichen Gegner Frankreichs und Rußlands.

Berlin, 15. Okt. Der Lokalanz. berichtet: Die heute zu Ende gehende Berliner Gewerbe- ausstellung wurde insgesamt von etwa 3500000 zahlenden Personen besucht, durchschnittlich täg­lich von 20 800. Dem Berl. Tagbl. zufolge wird der Fehlbetrag -auf 700000 bis 800000 Mark geschätzt.

Kassel, 15. Okt. Dem hiesigen Vater- ländischen Frauenverein sind von hochherziger Seite 250 000 «sL zur Errichtung einer Heil- stätte für unbemittelte Lungenkranke zur Verfügung gestellt worden.

München, 14. Oktbr. Im Prozeß Berchtold hielt heute Vormittag der Staats­anwalt in seinem 2stündigen Plaidoyer die ge- samte Anklage gegen Berchthold sowohl wegen Diebstahls bei der Frau Emetskofer wie auch wegen 3fachen Raubmords in der Karlsstraße aufrecht. Der Verteidiger suchte in seinem Plaidoyer, welches von '/,11 bis 2 Uhr dauerte, alle einzelnen Belastungsmomente zu entkräften und wies insbesondere auf die bedeutende Rolle hin, welche die Suggestion in diesem Falle ge­spielt habe; die verschiedenen Zeugenaussagen ließen sich unter keinen Umständen vereinigen. Der Verteidiger beantragte Freisprechung für beide Fälle. Nach 14tägiger Verhandlung verurteilte das Schwurgericht nun heute abend 10'/, Uhr den Maurer Berchthold wegen des Zfachen Raubmords in der Karlsstraße zum Tode, außerdem wegen des Diebstahls bei der Frau Emetskofer im Februar 1893 zu 3 Jahren Gefängnis. Dem Mörder wurden auch die bürger­lichen Ehrenrechte aberkannt.

Würzburg, 14. Okt. DerFranks. Ztg." wird von hier gemeldet: Der Kitzinger Polizei stellte sich heute ein Schriftsetzer als Mörder der Familie v. Roos in München, gegen deren angeblichen Mörder, den Maurer Berchtold, vor dem Münchener Schwurgericht nun schon seit 14 Tagen verhandelt wird. Dem Anschein nach ist der Mann irrsinnig.

Kitzingen, 15. Okt. Der Schriftsetzer Bialke, der aufsehenerregende Angaben bezüglich des Münchener Mordprozesses machte, ist ein Schwindler, der bloß bezweckte, Unterkunft bei der Polizei zu finden.

Karlsruhe, 15. Oki. Die kons. Bad. Landpost deutet die Möglichkeit an. daß bei der Mordthat des Prem. Lieut. v. Brüsewitz Eifersucht mitgewirkt habe. Das würde das entsetzliche Verbrechen eher erklären, aber keines­wegs entschuldigen.

Offen bürg, 12. Okt. Lieut. a. D. Reinhardt, einer der Veteranen des Krieges 1870/71, ist heute früh an den Folgen seiner im Feldzuge erhaltenen schweren Wunden ge­storben. Reinhardt gehörte als Offizier der bad. Festungsartillerie an nnd erhielt während eines Ueberfalls bei den Pasfes-Perches (Be­lagerung von Belfort) eine volle Mitrailleusen- ladung mit 26 Kugeln in den Körper, die zum Teil noch jetzt nicht herausgenommen werden konnten. Die Folge dieser entsetzlichen Ver­wundung war eine andauernde schmerzhafte Krank­heit, die namentlich die Unterleibsorgane all­mählich zerstörte und jetzt den Tod des helden­mütigen Kämpfers herbeiführte.

Der Brezouard Berg in den Vogesen bei Markirch erglänzte am Morgen des 13. Okt. im Schmucke des frischen Schnees, welcher erst im Laufe des Nachmittags schmolz.

Frankenthal, 12. Okt Einem Mädchen von Gerolsheim, welches hier im Dienste stand, kam beim Putzen eine Nadel in die Hand, und ein Stück der Nadel war trotz allen Suchens nicht aufzufiuden, so daß Gefahr bestand, die Hand abnehmen zu müssen. Das Mädchen ging in die Klinik nach Heidelberg, wo die Hand mit Röntgenstrahlen photographiert wurde; der Sitz

des Nadelstücks wurde entdeckt und dasselbe ent­fernt. Die 'Hand des Mädchens ist hierdurch gerettet worden.

Herbstnachrichten.

Neckarsulm, 14. Okt. Die seitherige starke Unterschätzung der Güte der Trauben erweist sich er­freulicher Weise je länger, je mehr als eine irrige/ Nach allgemeiner Ansicht wird der heurige Wein bei sorgfältiger Auslese, worauf Heuer ganz besonders zu halten ist, besser ausfallen, als bisher angenommen wurde. Die Lese wird, da die Belaubung der Wein­berge das Wachsen und Ausreisen der Trauben noch kräftig unterstützt, so weit als thunlich hinausgeschoben werden.

Vom untern Remsthal, 14. Okt. Wohl geht dem Heurigen die Sonne und damit der Zuckerstoff etwas ab, dessenungeachtet aber wird er dennoch ein an­nehmbares und gesundes Getränke liefern und Privaten und Wirten Gelegenheit bieten, einmal etwas Billiges und doch nichts Schlechtes einzuthun.

Aus dem Oberelsaß sind größere Weinsend- ungcn nach der Schweiz abgegangen. In den Wirt­schaften wird der Neue zu 3240 Pfg. pr. Ltr. verzapft.

In den französischen Weingegenden des oberen Moselthals ist der Ausfall der Weinernte unge­mein reich. Das Hektoliter zerstampster Trauben, die etwa 80 Liter Wein ergeben, wird dort zu 610 Mk. angeboten. Es veranlaßt dies die deutschen Cham­pagnerfabriken, die sonst ihren Bedarf in Lothringen zu Lecken gewohnt waren, große Traubeneinkäufe in Frankreich zu machen. Der Preis des einheimischen Gewächses wird dadurch nicht unerheblich gedrückt.

Württemberg.

Neuenbürg. Wie schon berichtet, sollen nicht weniger als 315 Millionen Mark der württb. Staatsschuld, welche seither zu 4 Proz. verzinslich war, in 3'/, Proz. Schuldtitel um­gewandelt werden. Die Zinsersparnis für die Staatskasse beträgt jährlich 1575000 utL und vom Standpunkt des Steuerzählers empfiehlt sich sonach diese Maßregel von selbst. Ganz anders freilich ist die Sache, wenn man erwägt, daß sehr viele mittelbegüterte Leute, sogen. Klein­kapitalisten» ferner Stiftungen aller Art diesen Gewinn der Staatskasse künftig verlieren werden, wobei freilich den einzelnen Pcivatkapitalisten unbenommen bleibt, sich andere Werte zu höherem Zinsfuß zu kaufen und ihre bisherigen 4prozent. württemb. Obligationen zu verkaufen. Bei höherem Zinsfuß pflegt aber in der Regel die Sicherheit für das Kapital eine geringere zu werden und so werden vorsichtige Kapitalisten lieber mit 3V» Proz. Verzinsung zufrieden sein, bevor sie mit ihrem Kapital selbst irgendwie Ge­fahr laufen wollen. Zudem hat das Reich und Preußen den Anfang mit einer derartigen Kon­vertierung gemacht und so wird man der württ. Regierung keinen Vorwurf machen können, wenn sie den für die Staatskasse ganz beträchtlichen Jahresgewinn auch einheimsen will, da si: ihn zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im Budget sehr notwendig brauchen kann.

Tuttlingen, 12. Okt. Der Bortrag, den P r ä l a t K n e ip p auf Einladung des hies. Kneipp-Vereins in der Schweizerhofhalle gestern Abend hielt, war außerordentlich zahlreich aus Stadt und Umgebung besucht. Kneipp sprach über Abhärtung der Kinder, naturgemäße Er­nährung (unter Verwerfung des Kaffees und Biers). Heilung von Kinderkrankheiten, Abhärt­ung des Leibes, H.ulung von Influenza. Nach dem Vortrag konsultierten gegen 100 Kranke den Wasserdoklor, so daß der 76 jährige Mann bis gegen Mitternacht in Thäigkeit war.

Obstpreiszettel.

Stuttgart, 14. Okt. (Obstmostmarkt.) Zufuhr: zus. 12 Waggon. Preis Pr. Ztr. 5.30 Mk. bis 6.30 Mk. 15. Oktober. Mostobstmarkt auf dem Wilhelmsplatz. Zufuhr 1000 Zentner. Preis per Ztr. 5.80 Mk. bis 6.80 Mk.

Stuttgart, 15. Oktober. Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz. Zufuhr 1000 Ztr., Preis per Ztr. 3 -4L 40 bis 3 «4L 80 Krautmarkt am

Marktplatz. Zufuhr 2000 Stück Filderkraut, 16 -4L «k bis 18 -4L 4 - per 100 Stück.

Ausland.

Rom, 14. Okt. Die französische Beeinflussungsmajchine arbeitet be­reits an derUntergrabung des Dreibundes" durch falsche Mitteilungen, die sie an die italienischen Blätter zu richten versteht. So meldet das BlattRoma"aus zuverlässigster Quelle", Kaiser Wilhelm habe sich dahin geäußert, Italien sei keine zwei Sous wert, eS