113. Amis- Md AmeigeölüLL für derr Aerirk Kalw. 76. Jahrgang.
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Samstag, den 21. September 1901.
!. Vierteljährlicher Slbonnement-preir in der Stadt Mk. 1.10
! in- Haus gebracht, Mk. 1. 15 durch die Post bezogen im Bezirk; 1 außer Bezirk Mk. 1i 35.
Amtliche Aekaantmachaugen.
Bekannntmachung bctr. die Aufhebung der Flotzsperre auf der Enz.
Nachdem die Kammgarnspinnerei Bietigheim die erforderlichen Wiederherstellungsarbeiten an ihrer Floßgasse in der Enz ausgeführt hat, ist die bis zum 28. September d. I. verfügte Floßsperre auf der Enz wieder aufgehoben worden. (Vergleiche Wochenblatt Nr. 109.)
Ludwigsburg, den 18. Sept. 1901.
Für den Regierungspräsidenten:
Regierungsrat vr. Haller.
Die Herren Grundbuchbeamten
werden aufgefordert, den auf Schluß des Monats fälligen Bericht über den Stand des Umschreibungs- geschäftcs rechtzeitig zu erstatten.
Calw, den 19. Sept. 1901.
K. Arntsgericht- Oberamtsrichter Fisch er.
Die Ortsbehorden
werden beauftragt von sämtlichen Krankenkassen des Bezirks je S Statuten-Exemplare
— auf den neuesten Stand ergänzt — binnen 4 Tagen hieher vorzulegen.
Calw, den 20. Sept. 1901.
K. Oberamt. Voelter.
Tagesnemgkeiten.
Calw, 20. Sept. Uebcr den gegenwärtigen Stand betreffs Korrektur der Altburger Steige sind wir in der Lage folgende Mitteilung zu machen: Beschlossen ist der Bau der Straße von dem Hafner
Weiß'schen Bau bis zum Windhof, mit der Abänderung gegen die früheren Plane: Anlage eines Fußwegs (Trottoir) neben der Straße von der Stadt bis zur Einmündung des Wegs von der Gasfabrik in die obere Stadt und architektonische Ausschmückung der Stützmauer um den Schloßberg, mit einem Voranschlagsbetrag von zusammen 136 000 Angefangen soll werden, sobald die Güterankäufe beendet und die Stellung der Amtskörperschaft in Betreff des Beitrags derselben in Ordnung sind. Tie Umänderungen in der Stadt erfahren zur Zeit eine Ausarbeitung, in 10—14 Tagen wird das bezügliche Projekt aufgestellt sein.
(Amtliches aus dem Staatsanzeiger.j Infolge der am 14. Au g. d. I. vorgenommenen Prüfung ist u. a. Zöglingen in das Lehrerinnenseminar Markgröningen ausgenommen worden:
Katharina Seeg er von Zwerenberg.
2 . Z w er en b erg, 17. Sept. Vor zahlreicher Versammlung verbreitete sich gestern abend in fast einstündiger Rede Herr Keller, Land- wirtschastslehrer in Oberschlesien, über die Jungviehzucht. Aus seinen Mitteilungen ist besonders beachtenswert die sorgfältige Auswahl nicht nur der Rasse sondern auch der einzelnen Zuchttiere, je nach dem beabsichtigten Hauptzweck der zu züchtenden Tiere, ob zu Milch-, Zug-, Zucht- oder Masttieren in erster Linie. Nach Ansicht des Redners wäre für unsere Gegend der Möllthalerschlag der beste. Auch das Alter für die Zulassung zur Zucht ist bei beiden Geschlechtern nicht gleichgiltig. Zu frühe Zulassung erzeugt Schwächlinge, zu langes Warten führt leicht zur Verfettung der Eierstöcke, wodurch keine Trächtigkeit mehr erfolgt. — Wo man mit der Reinhaltung der Geschirre, der Zeiteinhaltung
und gleichmäßigen Erwärmung der Milch pünktlich sein kann, empfiehlt es sich, das Kalb sogleich an das Trinken aus dem Kübel zu gewöhnen, schon wegen der Fleischabnahme der Kälber nach dem Entwöhnen und des Rückgangs der Milchergiebigkeit, sondern besonders auch wegen der Ansteckung durch Uebertragung der Tuberkulose, was durch Verabreichung gekochter Milch verhindert wird. Tie erste, die sogenannte Priestermilch muß dem Kalb gereicht werden zur leichteren Entfernung des Darmpeches. Als Beigabe zur Milch empfahl der Redner Hafer, Leinsamen und etwas kohlensauren Kalk zur Knochenbildung und zur Verhütung der Lccksucht. Erstlingskälber bleiben wohl etwas kleiner, geben aber die besten Milchkühe. Vor der Aufzucht weiblicher Zwillingskälber warnte Redner wegen meist mangelhafter Geschlechtsausbildung. — Als naturgemäßeste Ernährung ist eine gute Weide zu empfehlen, wo das nicht möglich ist, muß ein Tummelplatz vorhanden sein, lieber das Verhältnis stickstoffhaltiger und stickstofffreier Nährstoffe gehen nach Angabe des Redners die Ansichten sehr weit auseinander. Allseitiger Dank wurde dem Redner für seine lehrreichen Ausführungen zu teil.
2 . O b er w eil er-Ai ch halden. Letzten Sonntag hielt Hr. vr. Hähl, Sekretär der Hahne- mannia in Stuttgart, im Gasthaus z. Hirsch hier einen äußerstinteressanten und lehrreichenVortragüber die Lungenschwindsucht (rndörcnloss), wobei er sich in 1'/»stündiger, sehr klarer und leicht- verständlicher Rede verbreitetete über die Ursachen, die Erscheinungen, die Verhütung und Behandlung dieser weitverbreiteten und gefürchteten Krankheit. Mit gespannter Aufmerksamkeit folgte die große Versammlung den für Kranke und Gesunde gleich lehrreichen Ausführungen. Die praktischen, leicht
Nachdruck verboten.
Dem Leben zurückgegeben.
Roman von B. Ern ft.
(Fortsetzung.)
Andy küßte ihre Mutter und bat sie, ihr langes Ausbleiben zu verzeihen. Da sie sich selbst anklagte, machte ihr niemand Vorwürfe; aber wäre dies auch geschehen, so hätte sie es kaum empfunden in der Glückseligkeit, die ihr Herz erfüllte und die sie sich nicht zu erklären vermochte. Sie mußte an die kranke Frau denken, die ihr gewünscht hatte, etwas Schönes auf ihren: Wege zu finden. Hätte sie Besseres finden können als die Verzeihung des einzigen Menschen, der ihr grollte?
Die letzten Augusttage waren sonnig und schön. Wer nicht durch seinen
Beruf gezwungen war, heimzukehren, dachte noch nicht an die Abreise. Die Stim
mung, die der scheidende Sommer überall erzeugte, machte sich auch hier bemerkbar. Man hätte immer im Freien wellen mögen, denn man wußte, daß dieser Aufenthalt und das Beisammensein mit den neuen Freunden nur noch kurz sein würde. Der Strand, an dem die Spätsommerbeleuchtung die schönste des ganzen Jahres ist, wurde viel aufgesucht, und seine Eintönigkeil schien eine größere Anziehungskraft auszuüben als die abwechslungsreicheren Spaziergänge durch den Wald und seine Umgebung.
Graf Nordau unternahm häufig am Nachmittage mit Fräulein von Greif- lingen und ihrem Bruder Segelpartien, von denen er erst abends heimkehrte. Die übrige Gesellschaft bekam ihn auf diese Weise wenig zu sehen, und ärgerte sich darüber, wovon Thea, seine Tischnachbarin, ihn täglich in Kenntnis setzte. „Wir haben ältere Anrechte an Sie als jene," versicherte die schöne Frau oft
chmollend, und er mußte sich dann alle Mühe geben, sie zu versöhnen. Ter
Onkel und.die Tante hatten die Hoffnung auf das Zustandekommen ihrer Pläne aufgegeben und ließen ihn gewähren. Andy that nie eine Aeußerung über sein Fortbleiben, sie ging ihren eigenen Weg und schien durch die Sorge um die schwer erkrankte arme Frau aus dem Dorfe so in Anspruch genommen zu sein, daß die Interessen der Gesellschaft für sie in den Hintergrund traten.
Sie betrachtete die Beschäftigung, die sich ihr in der Fischerhütte bot, als einen Segen. Abgesehen von dem guten Werke, welches sie vollbrachte und das ihr Befriedigung gewährte, war sie auf diese Weise nicht gezwungen, Nordau beständig mit Fräulein von Greiflingcn zusammen zu sehen und die Bemerkungen zu hören, die die Freundschaft der beiden auf allen Seiten hervorrief. Sie war fest überzeugt, daß sie sich allmählich in den Gedanken finden würde, aus jenen ein Paar werden zu sehen; aber doch war es für dm ganzen Tag um ihre Stimmung geschehen, als Thea ihr einmal mitteilte, sie habe gehört, wie der Graf der Hofdame das Versprechen gegeben habe, sie zum Weihnachtsfeste zu besuchen. Und als einige Tage später Frau Märker ihren Kindern mitteilte, der Graf habe laut und vernehmlich zu Fräulein von Greiflingen die Worte gesprochen: „Als Gräfin Nordau würde sie sich daran gewöhnen müssen," fühlte Andy sich von einer so unerklärlichen Traurigkeit erfaßt, daß sie nachts, als niemand sie sah, ihre Thronen nicht zurückhalten konnte und stundenlang bitterlich weinte. Sie wünschte ihm alles Gute — von ganzem Herzen. Aber sein Wankelmut schmerzte sie doch, und sie wünschte sehnlicher denn je, bei ihrer lieben Oberin zu sein, wo sie einzig und allein ihre Ruhe wieder zu finden hoffte. Seit jenem freundlichen Zusammensein hatte er Annäherung gesucht. Andy hatte geglaubt, jetzt sei das harmlose freundschaftliche Verhältnis von ehemals wieder hergestellt. Ihr Leben hatte noch keinerlei Enttäuschungen aufzuweisen gehabt. Die erste Zurückweisung, die sie erfuhr, hatte darum etwas so Schmerzhaftes, daß sie sie nicht verwinden