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eingelegte Tischplatte hat uns besonders gut gefallen. A. Bürkle, Möbelschreiner in Urach führt einen Schrank m allerbester Form vor. Die Arbeit ist durchaus exakt, aber die Zeich. nung und der ganze Aufbau ist verfehlt. Großartig ist dagegen ein Pcunkschrank von Daniel Betz! er in Aalen. Derselbe war schon auf der Weltausstellung in Chicago und hat dort allgemeine Bewunderung erregt und wurde auch preisgekrönt. Was ein Schreiner, ein Möbelzeichner und ein Holzbildhauer an Kunst überhaupt entfalten können, ist in diesem Stück vereinigt.
Ausland.
Die Franzosen planen die Errichtung eines befestigten Lagers bei Nancy und eine Verstärkung der Garnison bei Pont-L-Mousson. angeblich weil deutscherseits das 15. und 16. Armeekorps in Elaß Lothringen verstärkt wor- den sei, was aber bekanntlich nicht der Fall ist. — Der Präsident der Republik hat zugesagt, bei den Festlichkeiten zu Ehren der französischen Nationalheldin Jeanne d'Arc nach Reims zu kommen, worüber die radikalen und sozialistischen Blätter ebenso ärgerlich sind, wie über den Plan des Kriegsministers Billot, einige Generale s, la suito der Armee" zu ernennen, welche im Kriegsfall die höchsten Kommandostellen zu bekleiden hätten und von diesen „Marschällen in neuer Auslage" fürchtet Henry Rochefort einen Staatsstreich zu Gunsten der Monarchie.
Reims, 24. Juni. Anläßlich des 1400- jährigen Jubiläums der »Taufe Chlodwigs" sind zahlreiche Pilger der Pariser Diözese hierher gekommen. Als sie sich mit Bannern im Zuge vom Bahnhof zur Kathedrale begeben wollten, wurden sie von der Polizei hieran gehindert. Ein unbedeutendes Handgemenge entstand und eine Anzahl Verhaftungen wurden vorgenommen.
Aus Rußland kommt eine seltsame Nachricht, nämlich von der Einstellung der Untersuchung des bekannten schauerlichen Maffen- Unglücks von Moskau. Ein Hauptschuldiger an dem Unglück soll der Generalgouverneur von Moskau selbst sein, und das ist ein Oheim des Zaren Nikolaus. Wenn sich die Meldung bestätigen sollte, so wäre die Einstellung des Untersuchungsverfahrens allerdings begreiflich. — Das russische Zarenpaar hält in dieser Woche seinen feierlichen Einzug in Petersburg und wird sich dann zum Sommeraufenthalt nach Peterhof begeben. einem großen und prächtigen Schloß an der Bucht von Kronstadt.
Konstantinopel, 24. Juni. In Wan fanden gestern neue Unruhen statt, bei welchen sehr viele Armenier getötet wurden; zahlreiche Schutzbedürftige flüchteten in das englische Konsulat. Die Ruhe ist jetzt wieder hergestellt. Die Gesamtzahl der bei den gestern und früher ge- meldeten Unruhen Umgekommenen wird auf 400 geschätzt. Da nun bald keine Armenier mehr übrig sein werden, dürfte die armenische Frage so ziemlich als gelöst zu betrachten sein.
London. 24 Juni. Nach einer Meldung des »Daily Telegraph" hat der Präsident der Südafrikanischen Republik, Krüger, in einer Unterredung, betreffend seine zuletzt nach London abgesandte Depesche, geäußert, es sei kein Grund vorhanden, politische Wirren zu befürchten. Er verlange nur Gerechtigkeit und habe das Ver- trauen, daß die Republik diese erlangen werde.
Auf der Insel Kreta scheint nun doch allmählig eine ruhigere Stimmung eintreten zu wollen. Der österreichisch-ungarische Minister des Auswärtigen, Graf Goluchowsky, hat eine energische Note an die Pforte gerichtet, worin er die Einführung von Reformen und die Wiederinkraftsetzung eines Vertrags mit den Kretensern verlangte. Da der österr.-Ungar. Minister von allen übrigen Großmächten bei diesem Vorgehen unterstützt wurde, so hat die Pforte doch allmählich Respekt bekommen und Kreta wird nun doch die verlangte Reform schließlich erhalten und namentlich auch Sicherheit des Lebens und Eigentums der Christen vor den Muhamedanern.
Der Schah von Persien hat amtlich bekannt machen lassen, daß hinfort öffentliche Aemter und Würden, sowie militärische Titel
und Orden nur noch als Belohnung für Verdienste verliehen werden sollen. Rücksichten auf Geld sollen in Zukunft nicht mehr in Betracht kommen.
Dokohama, 25. Juni. Die Zahl der bei der jüngsten Hochflut an der japanischen Nordostküste ums Leben gekommenen Menschen wird auf 27 000. die Zahl der Verwundeten auf 8000 geschätzt.
Das Räuberunwesen in Makedonien hat derart überhand genommen, daß es im Verkehre in verschiedenen Bezirken keine Sicherheit mehr giebt.
Hlnteröaltender Teil-
Ein unheimliches Erlebnis.
Von Oscar Linden.
(Fortsetzung.)
Don Esteban Ardillos mochte etwa Ende der Zwanzigerjahre seines Lebens stehen und besaß eine allerliebste Frau, welche bei Beginn mit unserer Bekanntschaft innige Freundschaft schloß. Die beiden Frauen fanden sich oft im Hause Ardillos zusammen und auch ich erschien auf Einladung des Arztes nicht gar zu selten in dem eleganten Heim Don Estebans. Zwischen mir und diesem hatte sich in den ersten Wochen ein Freundschaftsverhältnis entsponnen, das sich im Laufe der Zeit immer inniger gestaltete. Die Huldigungen, welche Ardillos meiner Frau zuteil werden ließ, nahm ich daher nicht so ernst, als es an meiner Stelle ein anderer gethan hätte. Auch Donna Marietta, Ardillo's Gattin, gab auf das Benehmen ihres Gatten Ellen gegenüber nicht viel, sondern sah darin nur einen freundschaftlichen Verkehr, wie er unter guten Bekannten gang und gäbe ist. Doch ich selbst sollte bald aus meiner Ruhe gerissen werden. Ellen war es. welche mich darauf aufmerksam machte, daß Ardillos manchmal ihr gegenüber die Grenzen der Freundschaft überschreite und mehr als notwendig seine Zuneigung ihr bezeuge. Dieses Geständnis meiner Frau machte mich stutzig und ich begann im Verkehre mit Esteban etwas zurückhaltender zu werden. Das erste, was ich und Ellen thaten, war, daß wir unsere Besuche bei Ardillos etwas einschränkten. Das geschah ziemlich unauffällig, doch konnten wir dem Arzte im Zirkus selbst nicht ausweichen. Da wollte es das Unglück, daß unser Hotel, worin wir wohnten, einer fürchterlichen Feuers- brunst zum Opfer fiel und wir obdachlos gewesen wären, hätte uns Don Ardillos nicht sein Haus angeboten. So unlieb mir persönlich dieses Angebot war, so mußte ich es dennoch annehmen, denn das Feuer hatte uns aller Hab- seligkeiten beraubt und wir standen beinahe nackt auf der Straße.
Currends hielt in seiner Erzählung einen Augenblick inne, that einen Schluck aus seinem Weinglase, strich sich mit seinen feinen, zarten, weißen Händen über seine Stirne, als wollte er damit eine böse Erinnerung vertreiben und fuhr dann fort:
„Wir mochten etwa eine Woche Ardillos' Hausgenossen sein, als ich mit dem Herrn des Hauses im Salon saß. Wir schmauchten unsere Zigarrillos, indessen die beiden Damen in der Veranda sich im Gespräche befanden.
Esteban hatte sich in einen Schaukelstuhl geworfen und, indem er sich in diesem leicht hin- und herwiegte, sagte er ganz unverhofft: „Was halten Sie von der Hypnose, Mister Currends?"
Ich war bisher all' diesen Experimenten gegenüber gänzlich kalt geblieben und konnte der Sache nicht den mindesten Geschmack abgewinncn. Meine Antwort war daher eine solche, welche Ardillos nicht befriedigen konnte.
„Sie fragen mich", entgegnete ich, um etwas, was mir herzlich gleichgiltig ist."
„Sie glauben also nicht an übernatürliche, scheinbar unergründliche Kräfte, welche im Menschen wohnen?"
„Nein", erwiderte ich und lachte.
Don Esteban schaukelte sich etwas schneller in seinem Stuhle.
„Hm", machte der Arzt und blies eine
dichte Rauchwolke aus seiner Cigarrillos vor sich hin. »Ich möchte Sie gerne vom Gegenteil überzeugen, Mister Currends."
Diese Worte begleitete mein Gastgeber mit einem trockenen Lachen.
„Wie meinen Sie das?" srug ich
„Ganz einfach", sagte Esteban und sah mich groß und scharf an. „ich möchte Sie sofort hyp, notisieren."
Ich lachte laut und hell auf.
„Ist das Ihr Ernst. Don?" frug ich.
„Gewiß."
„Nun. dann kann ich Ihnen offen sagen, daß Ihre Kunst bei mir vollkommen mißlingt."
„Was gilt die Wette, Mister Currends?"
Don Ardillos war bei diesen Worten aus seinem Schaukelstuhl gesprungen und stand hoch, aufgerichtet vor mir.
Auch ich Halle mich erhoben.
Die Situation war mir momentan unbe. haglich geworden.
„Dreitausend Pesados, Don Ardillos", entgegnete ich erregt, „daß Sie mich nicht zu hypnotisieren in der Lage sind."
„Die Wette ist angenommen" , sagte der Arzt ruhig und kühl.
„Doch Sie, Mister Currends verlieren sie, das kann ich Ihnen schon jetzt sagen."
Ich konnte mich nicht enthalten, abermals hell aufzulachen.
„Lachen Sie nicht, Don Currends." hörte ich nun Ardillos' Stimme; „Sie haben die Wette schon verloren!"
„Nie!" schrie ich mit aller Anstrengung dem Arzte zu, doch im selben Momente fühlte ich die dunklen Augen von Esteban mit glühendem Feuer mir entgegenleuchten, die Stimme versagte mir, meine Füße wankten und einige Augenblicke hindurch war es mir, als wenn alle meine Sinne schwänden. Mil meinen Händen strich ich durch die leere Luft, dann löste sich der Bann von mir und ich sah Esteban wieder ruhig in seinem Stuhle sitzen und sich mit demselben schaukeln. In dem Dunkel meiner Erinnerung dämmerte es mir auf, als hätte der Arzt mir einen Befehl mit barscher Stimme zugerufen. Doch des Inhaltes seiner Worte konnte ich mich nicht entsinnen.
Die Stimme Ardillos ließ mich wieder zu vollem Bewußtsein meines „Jchs" kommen.
„Also, Mister Currends", wandte er sich lächelnd an mich, wie denken Sie nun über die Hypnose?"
Ich muß gestehen, daß mich der höhnische Ton, mit welchem der Arzt die Frage an mich richtete, aus meiner Ungläubigkeit riß und ich insgeheim zugeben mußte, daß während weniger Minuten irgend eine Veränderung mit mir vorgegangen war, deren Grund unfehlbar jener eigentümliche Zustand, dem ich vorher verfallen war, bildete.
„Sie haben Ihre Wette gewonnen, Don Esteban", entgegnete ich daher, »und ich bin nun überzeugt, daß die Hypnotik kein leerer Wahn ist."
Don Ardillos lachte wieder recht trocken, als er erwiderte: „Ja, lieber Freund, der Unglaube muß in irgend einer Weise gerächt werden," dann, als wenn er mich beruhigen wollte, setzte er hinzu: „Ich habe mir den Scherz erlaubt, daß ich Ihnen eine Idee von mir fuggestierte, welche Sie jedoch sofort ausführten. Also verzeihen Sie."
(Schluß folgt.)
Zitat-Rätsel.
Aus jedem Zitat ist ein Wort zu nehmen, sodaß ein neues Zitat entsteht.
1. Was blasen die Trompeten?
2. Wer hat dich, du schöner Wald?
3. Nicht Roß, nicht Reisige schirmen die steile Höh.
4. Wenn tief in dir die Liebe brennt.
5. Und was das arme Herz auch träumt und dichtet, Zum Schluffe kommt das Voneinandergeh'n.
6. Nun blase, Sturmwind, immer zu, Eichhörnchen sitzt in guter Ruh.
7. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Me eh tu Ne.uenbürg.