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Neuenbürg, 4. März. Zur Bewerbung ausgeschrieben ist nunmehr die hiesige Realie h r st e l l e Verpflichtung zu 30 Wochenstunden, Gehalt 2100 vkL nebst 130 Wohnungszuschuß. Melde-Termin 14 Tage.
Neuenbürg, 3. März. Auszug aus der Geschworenenliste des Schwurgerichtes Tüb-! ingen I. Quartal 1896: Karl Haisch, Mühlebes. in Liebenzell; Georg Pfrommer, Bäckermeister in Calw; Ernst Scholl, Privatier in Grälen- Hausen; Sonnenwirt Zeltmann in Dobel. Das Schwurgericht, das am 9. März beginnt, dauert 5 Tage.
Ztz Calmbach. 6. März. Ein junger Mann Namens G. Rapp aus Ueberberg O A. Nagold, der hier bei Adlerwirt Kieser im Dienst stand, kam gestern vormittag im „Schömberger Gäßle" durch einen bedauerlichen Unglückstall aus gräßliche Weise ums Leben. Derselbe war mit Sleinsühren beschäftigt und wurde von der Deichsel eines am Wege stehenden leeren Wagens. Welchen sein Fuhrwerk hart streifte, so Unglück lich unter seinen geladenen Wagen geschleudert, daß ihm der Kopf zerquetscht wurde und er alsbald den Geist aufgab.
ff- Dobel. 5. März. Der Frühling ist nicht mehr weit! Heute sind die ersten Staren hier angekommen.
Deutsches Weich.
Unser Kaiser, der schon wiederholt ein warmes Interesse für Italien und sein Königshaus bekundet hat, besuchte am Dienstag den italienischen Botschafter. Grasen Lanza, und beauftragte ihn, dem König Umberto sein aufrichtiges Beileid zu dem nationalen Schmerze über die Vorgänge in Eiylhräa auszudrücken. Des Abends hatte sich der Kaiser zum Thee bei dem englischen Botschafter Sir Lascelles angesagt.
In des Budgelkommission des Reichstages wurden am Donnerstag die im Marine- Etat neugeforderten drei Kreuzer, zwei Kreuzer zweiter und ein Kreuzer vierter Klasse, mit 24 gegen 4 Stimmen bewilligt, nachdem der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Freiherr v. Marschall-Biberstein, die Notwendigkeit der Vermehrung unserer Kreuzer vom politischen Standpunkte aus eingehend dargelegt hatte. In der vorhergehenden Sitzung halte sich die Kommission bereits für die Bewilligung der geforderten Panzerschiffe ausgesprochen. Gegen die Vermehrung unserer Flotte stimmten nur die Sozialdemokraten und die freisinnige Volkspartei, während die anderen Parteien geschlossen dafür eintraten. Es ist somit begründete Hoffnung vorhanden, daß der Reichstag sich dem Beschlüsse der Kommission anschließen wird.
Württemberg.
Ravensburg, 2. März. Das Schwurgericht verhandelte heute gegen den 31jährigen ledigen Korbmacher Quirin Eisele von Unter- baldingen, bad. Bezirksamts Donaueschingen, wegen des in der Christnacht verübten Raubmords an dem Bauern Bodenmüller in Au bei Merazhofen, sowie wegen eines Verbrechens der räuberischen Erpressung und zweier Verbrechen des schweren Diebstahls im Rückfall. Der Angeklagte, ein uneheliches Kind und von Jugend auf verwahrlost, ist vielfach mit Gefängnis, Arbeitshaus und Zuchthaus vorbestraft. Er ist durchaus geständig und wurde auf Grund des Verdikts der Geschworenen wegen Mords zum Tode, wegen der anderen Verbrechen zu 15 Jahren Zuchthaus und dauerndem Ehrverlust verurteilt. Er zeigte nicht die mindeste Reue und erwiderte auf eine Ermahnung des Vorsitzenden: Der Präsident habe wahrscheinlich von ihm erwartet, daß er recht heulen werde, das falle ihm nicht ein.
An Stelle der in den letzten Jahren stattgefundenen 3 Mark Lotterie wurde wieder die früher so beliebte Pferdemarktlotterie in verbesserter Form ausgenommen. Es werden seitens des Württ. Rennvereins zwei Lotterien mit Losen st 1 Mark ausgegeben, deren erste Ziehung am 23. April in Verbindung mit dem Pferdemarkt ist und die zweite im November. Nach dem Prospekt der Frühjahrslotterie kommen
nur Pferde und Geldgewinne und keine sonstigen Gegenstände, bei der Spätjahrs-Lotterie nur Geldgewinne zur Verlosung An dem Ueber- schuß der letzteren hat auch der neugegründete württemb. Pferdezuchtverein Anteil. Zur Frühjahrs-Lotterie sind 100 000 Lose zur Ausgabe bestimmt. Lose sind bei der Expedition des Bl. zu haben.
Ausland.
Aus Amsterdam, 5. ds. wird gemeldet: Die Ortschaft Asperon ist vollständig niedergebrannt; 2000 Personen sind obdachlos geworden; man befürchtet, daß mehrere Personen umgekommen seien.
Während eines Sturmes bei Townsville. an der Nordküstc von Queensland, sind 17 Dampfer gescheitert, mehrere gingen mit der der gesamten Mannschaft und allen Reisenden unter.
Nnterhattender HeiL.
Eine geheimnisvolle Begegnung.
Aus dem Tagebuch eines Pfarrers.
(Schluß.)
Genau so wie jetzt, wurde vor vier Jahren Herr Doktor Hoher in W . . .. der damals den Totenschein unbedenklich ausstellte, genau so wurde ich selbst getäuscht, denn hier finde ich denselben, ich schwöre darauf, denselben Mann als nochmals Verstorbenen wieder. Hören Sie mich an, und urteilen Sie dann selbst!"
Nun erzählte ich die näheren Umstände meines damaligen Erlebnisses mit der Familie Lavalle und schloß mit den Worten:
„Wenn Sie nun noch im Zweifel sind, Herr Doktor, daß Lavalle und Durallois ein und dieselbe Person ist, dann möchte ich Ihnen ein untrügliches Mittel zur Feststellung der Wahrheit Vorschlägen. Verweigern Sie die Ausfertigung des Totenscheines unter dem Vorwandte, daß zuvor die Obduktion der Leiche vorgenommen werden müsse. Sie werden sehen, welchen Eindruck diese Erklärung auf die Frau macht."
Der Arzt hatte nachdenklich zugehört und sprach dann:
„Nach Ihren Mitteilungen, Herr Pfarrer, ist es nicht mehr zweifelhaft, daß wir hier einen Kataleptiker vor uns haben. Die an Katalepsie leidenden Personen verfallen zeitweise in einen todcsähnlichen Schlaf, der längstens einen, in besonders schweren Fällen auch zwe»>Tage währt. Vielleicht sind hier gewisse Mittel angewandt, um die Dauer des Starrkrampfes zu verlängern. Aber ein Rätsel bleibt es mir, wie ein Mann von hoher Bildung sich zu einer so unwürdigen Komödie und zu einer so groben Täuschung her- geben kann."
„Von seiner Bildung halte ich nicht viel", bemerkte ich. „Er verstand nur, sich den Anschein eines Gelehrten zu geben. Vergessen Sie aber nicht die hohen Versicherungssummen!"
Ich wurde durch das Erscheinen der Witlwe unterbrochen und trat mehr in den Hintergrund, um nicht sogleich von ihr erkannt zu werden.
Ja, es war Frau Lavalle, die dort vor uns stand, ich sah es beim ersten Blicke. Mit gramerfülltem Antlitz, die Augen von Thräaen gerötet, — eine vollendete Schauspielerin, so trat sie uns entgegen
„Ich danke' Ihnen, Herr Pfarrer, daß Sie nochmals gekommen sind", sprach sie in gedämpften Tone zu meinem Amisbruder. „Der herbe Verlust hat mich schwer gebeugt, ich bedarf Ihres Beistandes sehr. Auch Ihnen, Herr Doktor danke ich. Sie wollen mir gewiß den Totenschein aushändigen. Ich gedenke noch heute mit der Leiche abzureisen."
Jetzt trat der Polizeibeamte vor, nannte seinen Namen und Staad und erklärte, daß der Totenschein nicht ausgehändigt werden dürfe, bevor nicht die Todesursache durch eine Obduktion der Leiche festgcstellt sei.
„O, wie grausam ist man hier zu Lande!" rief die Frau in schmerzlich klagendem Tone aus. „Ist es hier Brauch, den Frieden eines Sterbehauses, die Ruhe eines Toten so brutal zu stören. Herr Pfarrer, ich rufe Ihr Zeugnis
und Ihren Schutz an. Und Sie. Herr Dolw, wollen Sie es dulden, daß Ihre Wissens^ und Ihre Gewissenhaftigkeit angezweifelt werden»-
Mit abweisender Geberde schnitt der Poli»; Kommissar ihr das Wort ab.
„Ich werde sofort veranlassen, daß die Leich, binnen einer Stunde von dem Bezirks Arzl j, Ihrem Beisein, Herr Dr. Brenner, seciert wird Bis zur Beendigung der Obduktion bleibe ich gleichfalls zugegen.
„Gegen diesen Gewaltakt protestiere ich,- rief letzt die Frau energisch. „Ich bin eine Auz, länderin und unterwerfe mich nicht Ihren Mch nahmen, Herr Polizei Kommissar. Ich weid, mich sofort an mein Konsular wenden!"
„Das wird nicht nötig sein. Frau Lavnlle' sprach ich, indem ich nun der Frau gegen! überlrat.
Sie erkannte mich auf der Stelle, ich H es wohl, aber selbst bei dieser Ueberraschnnz verlor sie den Kopf nicht. Sie unterdrückte einen Schrei und antwortete, bleich wie verstau, Körper auf dem Leichentuch:
„Ich bin nicht Frau Lavalle, mein Nan>, ist Durallois. Sie irren sich, mein Herr. Wei sind Sie? Ich kenne Sie nicht!"
„O, Sie kennen mich nur zu gut, Fra, Lavalle; oder Frau Durallois, oder wie Sie sich sonst noch nennen?"
„Sw sehen, mit Ihrem Betrüge ist es z« Ende", ergriff der Polizei Kommissär das Wort. „Machen Sie sich bereit, mir nach der nächst,« Polizeiwache zu folgen "
Im nächsten Augenblick lag die Frau m uns auf den Kuieen, bat und flehte und macht, Versprechungen.
Als sie aber sah, daß alles das nichts half warf sie die Maske ab. -sie überhäufte mH besonders mich, aut den niedrigsten Schmähungen in den gemeinsten Ausdrücken. Gegen die ein- trelendeu Polizisten wehrte sie sich wie eia, Tigerin, so daß man Gewalt gegen sie anwende« mußte.
Lavalle oder Durallois wurde in ein Kranlea- haus überführt. Ec lag noch 36 Stunden i» kataleptischem Schlaf, der dem Tode so ähnlich war, daß jeder Arzt unbedenklich den Totenschein ausgefertigt haben würde.
Bei seinem Erwachen war er nicht wenig erstaunt und unangenehm überrascht, als er sich in einem öffentlichen Kcankenhause und au du Seite eines Polizeibeamten sah.
Das betrügerische Paar kam vor das Schwurgericht und im Laufe des Prozesses wurde fist- gestellt, daß der Kataleptiker fünfmal verstorben und daß viermal eine große Summe bei verschiedenen Verstcherungs-Gesellschaften für ih« erhoben worden war.
Er wurde zu fünfzehn, seine Frau zu zehr Jahren Zuchthaus verurteilt.
Telegramme.
Berlin, 6. März. Der „Reichsanz.' meldet: Seine Durchlaucht der Fürst von Fürstenberg wurde zum Obersthofmarschall mit dem Range der obersten Hofcharge ernannt Hamburg, 6. März. Heute nachmittag gegen 3 Uhr stürzte ein Neubau ein und bl- grub viele Arbeiter; bis jetzt wurden 5 Tot, und 9 Schwerverletzte hcrvorgezogen.
Karlsruhe, 6. März. Der 2. Kam« ging heute ein Nachtragsetatg zum Budget du Eisenbahnverwaltung zu, wonach u. a. zur Erbauung eines neuen Rheinhafens bei Kehl als erste Rate 600 000 »fL gefordert werden.
Paris, 6. März. Die indirekten Steuer» ergaben im Februar 1896 eine Mehreinnahi»! von 25 Mill. Frcs. gegen den gleichen Monat im Vorjahre. — Die Budgetkommission lehnt, mit 28 gegen 5 Stimmen die Einkommenssteuer- Vorlage ab und forderte die Regierung ach einen anderen Gesetzentwurf oorzulegen, welcher die Lasten in gerechterer Weise verteilt
Rom, 6. März. Der König empfing w Laufe des Tages verschiedene Senatoren « Deputierte, sowie den General Mezzacapo New -York. 6. März. Nach Depesq«- aus Havanna haben die Insurgenten 13 Stabt! in Asche gelegt.
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Nr. 39.
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Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.