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die, wo mein Junge ist. Darauf der Andere nur: Döskopp — und schon war er in der Bahnhofshalle verschwunden.
Jndeß verzagte der also Behandelte ob solcher Grobheit nicht; denn wenn auch Papa Grüterich schon mehr aus der Gegend des Westphalen- landes stammte, wo man sich dem Rheinland näherte, so konnte er doch einen guten Posten west- phälischer Grobkörnigkeit vertragen — die übrigens niemals bös gemeint und oft mehr wert ist. als süße Schmeichelei, — und nötigenfalls auch mit gleicher Ware dienen Er ließ also den groben Reisenden lausen und stiefelte zunächst die Straße entlang. Zu seinem guten Glück lies ihm jetzt ein Soldat, ein Infanterist noch dazu, in die Arme. An diesen wandte sich jetzt der gute Mann mit der Frage nach der Jnfanteriekaserne und hier ward ihm guter Bescheid. Die Ordonnanz hatte nur ein Paar Briefe nach der Bahn- Hosspost zu befördern und wollte dann selbst wieder nach der Kaserne; also schien es das Beste zu warten und dann mitzugehen.
Natürlich fragte der Papa auf dem gemeinsamen Wege nach seinem Jungen und erfuhr denn auch, daß es demselben recht gut gehe und als der Soldat nun merkte, daß er den Vater des guten Kameraden Grüterich. der stets noch etwas in die Suppe zu brocken hatte, wenn schon überall Schmalhans Küchenmeister war, vor sich habe, da behandelte er den Mann, ein- gedenk dessen, was noch am Abend abfallen dürfte, mit besonderer Hochachtung. Nicht un- bekannt war es der Ordonnanz, daß Wilhelm wohl hie und da geäußert hatte, nun müsse er, um wieder einmal zu „Moos" zu kommen, „dem Alten einen Rettig reiben". Kein Wunder wenn rr als guter Kamerad nun mit seinen Antworten auf des Vaters viele Fragen recht behutsam war, um jedenfalls nichts zu verderben. Soweit ging auch alles gut, selbst die verfänglichen Fragen nach „Wilhelms Bett, des Jungen Wandschrank, des Jungen Gewehr" u. dergl. waren glücklich vorübergegangen, da kam die Frage: „Nun, und hat der Junge auch ein anständiges Schilderhaus." Das war nun eine etwas knifflige Frage, da jedoch eine Ordonnanz stets zu den hellsten Köpfen gehört, meinte der freundliche Begleiter in etwas gedehntem Tone: „Nun ja. ein Schilderhaus, es ist eben je nachdem." „Na ich denke, für 20 Thaler muß man doch schon ein sehr anständiges Schilderhaus haben können", meinte Herr Friederich Diederich. „Nun natürlich, gewiß, das meine ich auch", so suchte die Ordonnanz zu lavieren, um der Sache auf den Grund zu kommen. „Der Junge wird doch nicht etwa von den 20 Thalern, die ich ihm geschickt habe, einen Teil in die Tasche gesteckt und ein altes Schilderhaus gekauft haben", brummte der Alle. „I wo wird er denn" bekräftigte die Ordonnanz; der gute Kamerad wußte noch immer nicht, was Kamerad Grüterich eigentlich mit dem Schilderhaus seinem verehrten Papa vorge- flunkert hatte. Zum Glück schasste der redselige Alte bald Klarheit, indem er meinte, daß es doch eigentlich viel verlangt sei, wenn jeder Soldat sein eigenes Schilderhaus haben müsse. „Ko- lossal unverschämt", platzte jetzt die Ordonnanz heraus, der jetzt die Situation klar geworden und sie meinte natürlich den Bären, den Kamerad Wilhelm dem lieben Papa aufgebunden. „Na so arg ist es zwar nicht" . begütigte Papa Grüterich, „aber freilich für den ärmeren Soldaten muß es oft schwer sein, ihr Schilderhaus sich anzuschoffen". „Ja, ja", machte nachdenklich die Ordonnanz. „Was hat denn Ihr Schilderhaus gekostet?" fragte der wißbegierige Herr Friederich Diederich. „Ich. ich habe gar keines", stotterte der Gefragte. „Ja wie machen Sie es denn, wenn —" fragte der Alte weiter, aber die Ordonnanz fiel ihm schon ins Wort: „Wenn ich eines brauche, so borge ich mir's". „Aha", machte der Alte und die Sache leuchtete ihm ein.
Die Beiden waren inzwischen durch die Stadt hindurch auf einen großen Platz gekommen, auf dem ein stattliches Gebäude stand. Es war die Kavalleriekaserne, vor der die Wache auf und ab spazierte. Und siehe da, es stand da auch ein Schilderhaus und solches hatte Herr Friederich Diederich im Nu erblickt. Da war
ja die beste Gelegenheit, seine Wißbegierde zu befriedigen und flugs stand er neben dem Schilderhaus, dasselbe flüchtig betrachtend. Dann wendete er sich an die bis an das Häuschen gekommene Wache: „Was kostet dieses Schilder. Haus?" Der Soldat warf dem Alten einen Seitenblick zu und spazierte Weiler. Vergeblich winkte die Ordonnanz dem allzu Wißbegierigen zu, mitzukommen. Als die Wache wieder bis zu dem Häuschen gekommen war. wiederholte Papa Grüterich die Frage. „Döskopp". schnauzte der Soldat den Alten an und jetzt hielt es dieser denn doch für geraten, der Ordonnanz zu folgen, die Miene machte, allein weiter zu geben. „Wird wohl wahrscheinlich ein geborgtes Schilderhaus sein und der Mann wird nicht wissen, was cs kostet", meinte unterwegs der also Abgeblitzte.
Ziemlich weit draußen in der Vorstadt lag die Jnfanteriekaserne. Sie war ein langgestrecktes Gebäude, an dessen Kopfseite sich eine Schildwache als Posten befand, während die Kasernenwache an der Breitseite war, jedoch so, daß man von der einen zur andern Seite nicht sehen konnte. Als die beiden Männer in die Nähe der Kaserne kamen, meinte die Ordonnanz, sie seien nun zur Stelle und vorbei an dem einsamen Posten wollte der Soldat um die Ecke des Gebäudes nach dem Hauptportal der Kaserne schreiten. Aber schon hatte Herr Grüterich das Schilderhaus erspäht und breitspurig pflanzte er sich vor demselben auf. „Ein ganz hübsches Schilderhaus" , redete er den auf und ab gehenden Posten an. Dieser hatte nicht übel Lust, den Mann näher ins Auge zu fassen i allein schon stand die Ordonnanz hinter ihm und machte dem Soldaten Zeichen. nach dem Kopfe deutend. Also setzte der Soldat seinen Weg fort und sagte nur zu dem Kameraden im Vorbeigehen: „Bring doch den verrückten Kerl fort." Herr Friederich Diederich war viel zu sehr vertiest in das Schilderhaus, als daß er das merkte. „Sie Herr Soldat", redete er den wieder zurückkommenden Posten an, „ist das Ihr Schilderhaus?" Wieder winkte die Ordonnanz und gutmütig sagte der Soldat: „Ja wohl!" „Was kostet es?" fragte der Unermüdliche weiter. „Zehn Thaler", antwortete der Soldat, den die Sache zu amüsieren schien. „Ist nicht teuer", meinte der Alte, „aber das Schilderhaus meines Wilhelm kostet zwanzig Thaler, das muß ja ganz was Feines sein". Der Soldat machte ob solcher Rede große Augen, aber da die Ordonnanz wieder an die Stirn tippte, sagte der Soldat nichts weiter. „Wie bringen Sie aber Ihr Schilderhaus wieder weg?" fragte der wißbegierige Papa Grüterich. „Das nimmt man auf den Rücken und trägt es in die Kaserne" lautete des Soldaten Antwort. „So, so", lautete des Alten Widerrede, „haben Sie auch schon meines Wilhelms Schilderhaus gesehen?" „Natürlich." „Ist es schöner als dies hier?" „Selbstverständlich. viel feiner". „Ist es auch schön bemalt?" „Döskopp", schallt es jetzt wieder dem Alten entgegen und die Ordonnanz zog ihn fort. „Ziemlich grob die Leute hier". meinte Herr Grüterich, „und immer gleich mit Döskopp bei der Hand."
Der größte Silberklumpen, der je der Erde entnommen wurde, ist vor Kurzem in den sogen. Schmuggler Minen zu Aspen (Kol.) in den Vereinigten Staaten gefunden worden. Die Bergleute stießen bei ihrer Arbeit auf einen gewaltigen Erzklumpen, der sich bei näherer Besichtigung und Prüfung als ein Block des reinsten Silbers darstellte. Erst nach beträchtlicher Mühe und Arbeit gelang es, diesen riesigen „Nugget", der ein Gewicht von 3300 Pfund und einen Wert von 150000 ^ hat. zu Tage zu fördern. Es ist dies das größte Stück reinen Silbers, von dem man jemals gehört hat, und stellt "den vor einigen Jahren in den Gibson-Minen gefundenen Silberklumpen von 300 Pfund, der bisher als der größte galt, vollständig in den Schatten.
(Ein freundlicher Wirt.) In dem Hausflur eines von der Straße aus geschlossenen Hauses der Königstraße in Berlin befindet sich eine Tafel
mit folgender Inschrift: „Wer in diesem Hause die Thüren nicht schließen will, wird ersucht, ge- fälligst draußen zu bleiben!"
(Aufgesprungene Lippen) befeuchte man mit lauwarmem Wasser, lasse es einrrocknen und betupfe sie darauf mit Hirschtalg oder Lippen« pomade, oder man nehme zwischen die aufgesprungenen Lippen ab und zu ein grünes Baumblatt, welches wohlthätig kühlt.
Briefkasten. O. W. Schreiben Sie dem säumigen Schuldner:
Beginnt, o Mensch, des Jahres Lauf,
So räum' Dein Rechnungssach hübsch auf!
Mach alle Reste klipp und klar Verschieb's nicht über'n Januar,
Denn Schulden sind 'ne böse Last; —
Am besten, wenn Du keine hast.
Telegramme.
Berlin, 3. Jan. General v. Bülow, Kommandierender des VIII. Armeekorps, wird als Nachfolger von Schlichnngs kommandierender General des XIV. Armeekorps; Generallieutenant Vogel v Falkenstein. Kommandeur der 5 Division, ist zum Kommandierenden des VIII. Armeekorps ernannt; Generallieutenanl von der Planitz, Inspekteur der II. Kavallerieinspeklion. ist zum General der Kavallerie. Generallieuienant von der Planitz. Generalinspekteur der Fußartillerie, . zum General der Artillerie, Generallieutenant Frhr. Colmar von der Goltz Pascha zum Kommandeur der 5. Division ernannt worden.
Berlin, 3. Jan. Bei dem diesjährige» Kaisermanöver wird Prinz Georg von Sachsen die eine, Graf Walderseedie andere Partei führen.
Berlin. 3. Jan. In Deutschland finden Sammlungen für die verwundeten Buren statt. Hamburg sammelte bereits 100 000 ^ Der gegenwärtig in Deutschland weilende, in Transvaal ansässige Deutsche Lippert steuerte allein 40000 bei.
Karlsruhe, 3. Jan. Dem kommandierenden General des XIV. Armeekorps, General der Infanterie v. Schlichting, ist unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens der nachgesuchte Abschied bewilligt worden.
Freiburg i. B., 3. Januar. General ' Adolf v. Glümer, der im Jahre 1870 die badische Division führte, ist heute Nachmittag hier gestorben
London, 3. Jan. Das Kolonialamt veröffentlicht Depeschen, wonach Boten Robinsons Jameson 10 Meilen von Elands River erreichten. Jameson mißachtete den Befehl zurückzukehren und setzte den Vormarsch nach Osten fort. DaS Gefecht begann gestern nachmittag. Jameson / wurde aus verschiedenen Stellungen verdrängt. Die Boeren nahmen 23 Mann, Verwundete, einschließlich 3 Offiziere gefangen und verbrannten 5 Tote.
London, 3 Jan. Eine gestern nachmittag eingegangene, vom Kolonialamt bestätigte Depesche meldet eine ernste Niederlage der Truppen Dr. Jamesons durch die Boers vor Johannisburg. Jameson hatte große Verluste an Menschenleben und ergab sich. Der Präsident des Kolonialamtes, Chamberlain. bat den Präsidenten Krüger telegraphisch um hochherzige Behandlung - der Gefangenen und Verwundeten. (Mit diesem Siege haben die Boers gezeigt, daß sie MannS genug sind, den englischen Uebermut zu bändigen, und würdig der Unterstützung aller Rechts- und ^ Friedensfreunde Europas.)
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Des Erscheinungsfestes wegen muß das sonst am Montag erscheinende Blatt für Dienstag ausfallen. Nr. 4 wird am Mittwoch früh ausgegeben. Anzeigen hiesur wollen bis Dienstag Abend 8 Uhr übergebe» werden.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh i« Neuenbürg.
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