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Realgerechtigkeit einschließlich Wirtschafts-Jnven- tar, an Hrn. Hengst z. "Falken." Die Kauf­summe beträgt 117 500 Mk Herr Georg Käser. Vertreter der Brauerei Sinner, verkaufte das ihm gehörige Gasthaus zumGoldenen Falken" an Hr. I. G. Schwarz hier. Die Kaufsumme einschließlich des Wirtschaftsinventars beträgt 90000 Mark.

InEutingen bei Pforzheim brach am Dienstag vormittag 11 Uhr Feuer aus. dem einige Baulichkeiten zum Opstr fielen und wo- bei ein Schaden von 10 000 entstand. Der Brand brach in der Scheune des Taglöhners und Feldhüters K. Hölle aus, welche total ab- brannte, ebenso wie die Nachbarscheuer des Land- Wirts Friedrich Stark. Ueber 200 Zentner Heu und Stroh sowie ansehnlich? Fruchtvorräte sind zu Grund gegangen. 5 Familien sind obdach­los. Bor 5 Jahren ist das Anwesen des K Hölle bereits einmal niedergebrannt. Man ver- mutet, daß das Feuer durch Kinder verursacht wurde.

Pforzheim. Beim heutigen Schweine- markl wurden bei lebhaftem Handel bis Schluß des Marktes 96 Stück Ferkel und 2 Läufer abgesetzt. Für letztere wurden 42 Mk. bezahlt. Für 12 Paar Ferkel wurde per Paar 8. bezw. 8,50 M., für I I Paar L 9, für 8 Paar g. 10 und für 5 Paar ä 12 Mk. bezahlt. Je ein Paar wurde noch zu 13,50 M. und 15 Mk. abgesetzt.

Deutsches Weich.

Berlin, 17. Dez. Wie die Nat.-Ztg. hört, war der Entschluß des Kaisers, den Fürsten Bismarck in Friedrichsruh zu besuchen, als der Kaiser Berlin verließ, Niemand bekannt. Erst bei der Rückreise von Altona wurde mitge­teilt, daß der Zug in Fricdrichsruh halten werde. Fürst Bismarck war bei der Tafel sehr vergnügt und ließ zum Schluß einen Wein kommen, den er, wie er sagte, von seinem Freunde Crispi erhalten habe. Die Nat.-Ztg glaubt mit gutem Grunde annehmen zu können, daß die Unterredung sich hauptsächlich auf die orient- alische Angelegenheit bezogen habe. Bismarck stellte bestimmt in Aussicht, wenn seine Gesund­heit es erlaube, am 18. Januar zur Feier nach Berlin zu kommen.

Berlin, 18. Dez. Der Reichsanz. ver­öffentlicht die Zahlen einer Sammelforschung des kaiserl. Gesundheitsamtes während des 2. Vierteljahres 1895 über die Beobachtungen mit demDiphtherie-Heilserum in verschiedenen Krankenanstalten Deutschlands. Das Ergebnis sowohl hinsichtlich der Erfolge wie der Unschäd­lichkeit des Heilserums ist derartig günstig, daß eine weitere Anwendung des Mittels empfohlen wird. Ein sicheres Urteil über den wirklichen Nutzen der Serumbehandlung sei allerdings erst nach der Zusammenstellung des Materials von mindestens einem Jahr erzielbar.

Berlin, 17. Dezbr. DerRektor aller Deutschen", Reichstagsabgcordneter Ahlwardt, scheint auf seiner Amerikafahrt schlechte Ge­schäfte zu machen. Nach einer Meldung der Times" hat sich die gesamte New Jorker Presse gegen ihn ausgesprochen und sich über ihn lustig gemacht. Als der Wackere inCoopers Union Hall", die zweitausend Personen faßt, eine Ver­sammlung ankündigte, erschienen nur etwa zwei­hundert Personen, von denen beinahe die Hälfte Polizisten waren. Man hörte Ahlwardt gar nicht an und warf nach ihm mit faulen Eiern. Schließlich räumte die Polizei den Saal. Die hiesige antisemitische Volkspartei hat in einer Resolution ihre Mißbilligung über die Reise Ahlwardts ausgesprochen, die ohne Wissen und Willen der Partei unternommen sei. Jetzt kann er also zurückkommen oder drüben bleiben. Wünschen wir ihm das letztere!

DieFreie sozialistische Vereinig­ung" ist in Karlsruhe unter der Leitung des bekannten Dr. Rüdt zu Stande gekommen. Ueber die Stellung zum Parteiprogramm sprach Dr Rüdt in einer Konferenz, zu der nurfrei­heitliche" Sozialisten Zutritt hatten; er führte u. A. aus, ein Parteiprogramm lege er nicht vor. denn das wäre die alte Parteityrannei.

Er verbreitet sich sodann über Religion. Ethik, Sozialismus, Politik und sonstige Dinge. Schließ­lich wurde eine Kommission eingesetzt mit je einem Mitglied aus Heilbronn, Pforzheim, Karls­ruhe, Freiburz und Mannheim, welche ein Mani­fest ausarbeiten solle, in dem die Bestrebungen der nöuen Partei niedergelegt werden, schließ­lich gelangte der Antrag zur Annahme, ein in Heilbronn herauszugebendes WochenblattDer unabhängige Sozialist" in Süddeutschland als Parteipresse zu betrachten und das Abonne­ment auf denSozialist" ebenfalls zu empfehlen.

Leipzig, 17. Dezbr. Der Verband deutscher Kriegs-Veteranen hat be­schlossen, zur Erinnerung an die Wiederauf­richtung des Deutschen Reiches am 18. und 19. Jan. einen allgemeinen Kirchgang aller Veteranen zu einem Dank Gottesdienst zu unter­nehmen und die Veteranen Deutschlands auizu- fordern, sich zur Ausführung dieses Beschlusses in jedem Orte zusammenzuthun.

Eppingen. 17. Dez. An die hiesige Filiale der Herren Franck Söhne in Ludwigsburg wurden in diesem Jahre 168 000 Zentner grüne Cichorienwurzrln abgeliefert, wofür den Land- wirten der hiesigen Umgebung über 226 000 Mark ausbezahlt wurden.

Ausland.

Petersburg, 18. Dez. Der Kaiser ver­lieh den Unteroffizieren und Gemeinen der De­putation des preuß. Alexander-Gardegrenadier- Regiments goldene Uhren mit dem kaiserlichen Namenszug zur Erinnerung an das Namensfest des Kaisers.

Washington, 17. Dezbr. Präsident Cleveland sandte dem Kongresse eine Botschaft in Sachen Venezuela und beantwortete gleichzeitig die Antwortnote Lord Salisburys. Cleveland hält trotz Salisburys Widersprüchen die Ent­scheidung durch die Monroe Doctrin aufrecht und bedauert, daß England ein Schiedsgericht abge- lehnt habe. Cleveland fordert den Kongreß auf, durch eine Kommission die Grenze von Venezuela und Britisch Guyana feststellen zu lassen. In­zwischen werden die Vereinigten Staaten jede unrechtmäßige Gebietserweiterung Englands als vorsätzlichen Angriff auf die Rechte und Interessen der Vereinigten Staaten mit allen Mitteln be­kämpfen. Cleveland ist sich seiner Verantwort­lichkeit voll bewußt und nennt das schmerzliche Aufhören der Freundschaft mit England ein ge» ringeres Unglück als den Verlust der nationalen Ehre. Die Botschaft wurde vom Kongresse mit Beifall und Händeklatschen ausgenommen. Der Senat überwies diese Botschaft Clevelands an die Kommission für auswärtige Angelegen­heiten. Die demokratischen Mitglieder des Kon­gresses billigen einmütig die Botschaft, die Repu­blikaner bewahren mit ihrem Urteil zumeist Zurükhaltung. Die Mehrzahl aller Zeitungen erklärt, die Botschaft Clevelands habe die Unter­stützung der ganzen Nation für sich.

Der Präsident der Bereinigten Staaten von Nordamerika, Cleveland, hat in einer Botschaft an beide Häuser der Volksvertretung das brutale Vorgehen Englands gegen Venezuela beklagt und den Engländern geradezu mit einem Krieg gedroht, worüber in Nordamerika unge­heurer Jubel entstanden ist. Die englische Presse rasselt nun auch ihrerseits mit dem Säbel. Zu einem Krieg wird es aber sicher nicht kommen, denn nur den Schwachen gegenüber ist der Eng­länder rücksichtslos, wo er kräftigen Widerstand findet, hält er mit Falstaff die Vorsicht für die Mutter der Tapferkeit und weicht zurück.

Washington, 18. Dezember. Die Repräsentantenkammer nahm einstimmig einen Gesetzentwurf an, durch welchen der Präsi­dent ermächtigt wird, eine Kommission zur Grenz­regulierung in Venezuela zu ernennen, und be­willigte 100 000 Dollars zur Deckung der Kosten für diese Kommission.

New-Uork, 18. Dezbr. Auf dem zur Amerikalinie gehörenden DampferSt. Paul" explodierte heute früh das Hauptdampfrohr. Bon den im Maschinenraum grade anwesenden 40 Personen wurden fünf getötet und sechs

schwer verletzt. DerSt. Paul" kann in einigen Tagen wieder auslaufen.

In der Türkei bessern sich die Verhält­nisse langsam, doch ist schon wieder in Konstan- tinopel die Nachricht von einer Metzelei gegen katholische Mönche in Jemdje Kolah bei Marasch eingetroffen. Durch Verleihung eines Petro- leum-Monopols an den russischen Unterthanen Mawro Kordato hat sich die türkische Regierung 4 Millionen Pfd. Sterling verschafft. 1 Million davon freilich soll an Rußland zur Abtragung eines Teils der noch immer nicht ganz bezahlten Kriegskosten. Entschädigung verwendet werden; aber 3 Mill. Pfund Sterl. bleiben doch noch übrig und damit läßt sich auch in der Türkei etwas anfangen.

Ko n st a n t i n o p e l, 19. Dez. Wie die Times" meldet, seien die Minister gestern früh morgens nach dem Palast berufen worden, um Maßregeln ausfindig zu machen, welche dem dringenden finanziellen Bedarf abzuhelfen ge­eignet seien. Der Schatz sei leer und die Ottoman- bank weigere sich, weitere kleinere Vorschüsse zu gewähren. sOch Du ärme Türk!", heißt es am Schluffe einer bekannten rheinischen Anekdote.j

Vermischtes.

Weihnachtsreklame. Eine besondere Reklame kann man jetzt in dem Schaufenster eines Geschäftes in der Potsdamer Straße zu Berlin sehen. In dem großen, mit Fahnen ge­schmückten Schaufenster sitzt den ganzen Tag über, nur mit Unterbrechung der Mittags u. s, w. Pausen, ein ausgewachsener Neger mit einem roten Hute auf dem Kopie. An seinem Stuhle steht ein großer Schild, auf dem zu lesen ist- Großartiges Weihnachtsgeschenk. Preis 25 Hiernach wäre also der Neger für 25 vkL ver­käuflich. Bei näherem Hinsehen allerdings klärt sich die Sache bald auf. Die Beine des Schwarzen stecken nämlich bis zu den Hüften in einem großen Fußesack, und an einer andern Stelle hängt im Schaufenster ein Plakat, das darauf hinweist, daß die Preisauszeichnung sich nur auf den Fußsack bezieht. Hunderte von Menschen stehen vor dem Schaufenster und bewundern mindestens die Ruhe, mit der dieser Schaugegen­stand alle Spötteleien über sich ergehen läßt.

sSchlimm und schlimmer.j Herr: Fräulein Hulda singt auch nicht mehr so gut als vor drei Jahren. Fräulein: Ach, es muß schreck­lich sein, wenn eine Sängerin merkt, daß sie ihre Stimme verloren. Herr: Noch schreck­licher aber, wenn sie es nicht merkt. sGroßer Unterschieds Elise, wenn der Herr sich dir noch einmal nähert und zudringlich wird, da sagst du ihm 'mal ordentlich die Meinung Verstandes? Ja Mama! Deine oder meine?

Telegramme.

Berlin, 19. Dez.Die Nord. Allgem. Ztg." schreibt: Der Kaiser hat ein Exemplar der von ihm entworfenen Allegorie:Völker Europas wahrt eure heiligsten Güter!" dem Reichskanzler Fürsten Hohenlohe in kostbarem Rahmen gefaßt und mit eigenhändiger Unterschrift versehen» geschenkt. Der Reichskanzler hat sich heute Vormittag 1 l Uhr zum Vortrag beim Kaiser ins Neue Palais begeben. Das Staats­ministerium hielt heute Nachmittag unter dem Vorsitz des Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe eine Sitzung ab.

Havannah, 19. Dez. Gomez steht mit 6000 Mann Aufständischen an der Grenze der Provinz Mantanzao und schickt sich an. in die Provinz einzufallen, um die dortigen Pflanzungen zu zerstören. Eine Schar Aufftändischer brachte neuerdings wieder mehrere Eisenbahnzüge zur Entgleisung und steckten verschiedene Ortschaften und Pflanzungen in Brand.

Ha v a n n a h, 19. Dez. General Canella schlug mit 1000 Mann nach hartnäckigem Kampfe 3000 Insurgenten, welche sich in Ramon Jaguan in der Provinz Santiago versammelt hatten. 50 Insurgenten wurden getötet, 90 verwundet; von den Spaniern sind 16 gefallen und 53 ver­wundet.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.