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AuS Stadt, Bezirk und Umgebuug.

Seine Majestät der König hat auf das Revieramt Einsiedel den Oberförster Eisen bach in Enzklösterle seinem Ansuchen entsprechend versetzt.

Seine Majestät der König hat dem Bauomtsassistenten, Bauamtswerkmeister Bezler in Neuenbürg die erbetene Entlassung aus dem Staatsdienst gewährt und die im Finanz- deportement in Erledigung kommende Bauamts­assistentenstelle mit dem Titel eines Bauamts Werkmeisters dem Werkmeister Speidel bei dem Bezirksbauamt Reutlingen übertragen.

Neuenbürg, 16. Dez. Gestern nachmit- tag hielt der landw. Bezirks-Verein eine gut besuchte Plenar-Bersammlung im Gasthaus zurSonne" hier ab. Nachdem der Vorstand, Herr Oberamtmann Maier die Versammlung eröffnet und die Erschienenen herzlich begrüßt hatte, wurden die aus Anlaß der staatl. Rind­viehschau am 10. Mai d. I. verwilligten Prä- mien und Diplome zur Verteilung gebracht. Solche erhielten u. für Farren: II Preis (120 -A) Job Phil. Merkte, Sonnenwirt in Rothensol; IV. Preise (80 »iL) Landwirt Sey bold, Maisenbach; Wilh. Stoll, Waldrennach; Heinrich Rentschler, Grunbach; d. für Kühe: II. Preis (100 -M) Gottlieb Rentschler, Grün bach; III. Preis (80 Jakob Rentschler. Oberlengenhardt; IV. Preise (60 C. Com- merell, Höfen; Gebr. Mönch, Herrenalb; Ernst Stoll. Arnbach; Schultheiß Fischer. Langen brand, Friedr Hartmann, Engelsbrand; Joh. Rometsch. Grunbach; Joh. Fr. Ruf. Dobel. Der Vorsitzende richtete einen warmen Appell an die mit Staatspreisen bedachten und ermahnte sie. bei den jetzigen Erfolgen nicht stehen zu bleiben, sondern auf dem betretenen Weg weiter­zustreben. Alsdann hielt das Ausschußmilglied C. Zeltmann, Dobel einen lehrreichen Vortrag über Geflügelzucht. Einleitend bedauerte Redner, daß keine Frauen anwesend seien, weil diesen eigentlich die Geflügelzucht obliege. Sodann weist Redner auf den großen Nährwert der Eier hin und hebt hervor, daß die Eier-Pro duktion in Deutschland bei Weitem nicht aus­reiche. Allein für Eier und Geflügel wandern jährlich eine Summe von ca. 120 Mill. Mark ins Ausland, wovon */so mit 4 Mill. Mk. auf Württemberg entfallen. Es sei deshalb not­wendig. daß man der Geflügelzucht mehr Auf­merksamkeit schenke als bisher und mancher Landwirt werde ohne besondere Kosten seine Ge» I flügelzucht erweitern können, namentlich in! gegenwärtiger Zeit, wo das Getreide entwertet und oft geradezu unverkäuflich sei. Auf die Ge­flügelzucht selbst eingehend, faßt Redner drei Punkte ins Auge: 1. die Beschaffenheit der Ställe, 2. Rasse der Tiere und 3. Fütterung der Tiere. Die Ställe sollen möglichst groß und hell sein. Diese, wie auch die Futter- und Trinkgefäße sollen wöchentlich zweimal gründlich gereinigt und mit frischer Streu versehen werden. Ist der Hühnerstall an einer Steinwand ange­bracht, so sollte diese mit Bretter verschaalt werden. Die Aufsitzstangen sollen abgehobelt,

34 ein stark und soweit von einander ent fernt sein, daß die Hühner sich keine Federn ausrupfen können. Im Winter empfehle sich 12 Körbe trockenen Sand in einer Ecke des Stalls zu lagern, um den Tieren Gelegenheit zu geben, sich darin zu baden und von lästigem Ungeziefer zu befreien. Wenn man im Winter Eier haben will, so sei es absolut notwendig, daß die Tiere in einem warmen Raum, womög­lich in einem Pferde- oder Kuhstall unlerge- bracht werden. Zu Punkt 2 bezeichnet Redner die Italiener als die unstreitig besten Legehühner. Eine Kreuzung mit Spanier sei möglich, wodurch sie an Größe und Körpergewicht zunchmen und zur Mast sich tuffer eignen. So lange übrigens die Eierproduktion unzulänglich sei, sei die Mast nicht zu empfehlen. Die Hauptmerkmale der Italiener sind gelbe Füße und gelbe Schnäbel; die Farbe ist verschieden, doch sind die Schwarzen wertvoller. Anstatt der Nachzucht empfiehlt Redner den Ankauf der Tiere, weil von diesen schon im ersten Jahr Eier erhältlich sind. Beim Ankauf ist auf starke dicke Füße und Schnäbel

und hauptsächlich darauf zu sehen, daß die Tiere munter im Kopf sind und die Flügel nicht hängen lassen. Bruthennen, welche nicht zum Bruten verwendet werden, sollen in abgesonder- ^ tem Raum einer Hungerkur mit frischem Wasser und Grünfulter unterworfen werden, worauf sie schon nach 45 Tagen mit dem Bruten aufhören und das Legegeschäfl wieder aufnehmen. Die Hühner sollten nicht länger als 3, höchstens 4 Jahre gehalten werden, weil sie nach dieser Zeit mehr Fleisch und Fett, aber weniger Eier­samen ansetzen. Was die Fütterung der Tiere anlangt, so sei neueingckauflen Hühnern in den ersten Tagen nur weiches Futter als Kartoffel mit Milch vermischt oder in Wasser eingeweichies Brod zu reichen. Nach Ablauf von einer Woche lasse man sie ins Freie. Auch den älteren Tieren könne man vormittags das gleiche Futter geben. Nachmittags sei jedoch für Legehühner Körnerfutter notwendig, vornehmlich Gerste und Mais. Empfehlenswert sei auch eine Mischung von */3 Haber und V, Gerste, welches mit koch­endem Wasser übergossen und in erkaltetem Zu- stände gefüttert werde. Eierschalen sollte man nicht wegwerfen, sondern in zusammengestoßenem Zustande den Hühnern wieder vorsetzen. Zum Schluß richtet Redner einen warmen Appell an alle diejenigen, welche in der Nähe von fließen- dem Wasser wohnen, nicht blos der Hühnerzucht, sondern auch der Enten- und Gänsezucht mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Bei der sich hieran anschließenden Debatte hob Vincenz Weiß von Oltenhausen hervor, daß unsere klimatischen Ver- hältnisse der Hühnerzucht im Großen nicht zu­träglich seien und bezüglich der Ergänzung des Hühnerstandes will dieser Redner das Haupt­gewicht auf die eigene Nachzucht legen, weil die gekauften Hühner meist aus Brutanstalten stammen, von denen immer ein großer Prozent­satz abgehe.

(Schluß folgt.)

Wildbad, 16. Dez. Bei der heutigen Ergänzungswahl zum Gemeinderat haben von 536 Wahlberechtigten 358 abgestimmt. Gewählt wurden: G. Schmid z. gold. Ochsen mit 268 St., Georg Rath, ssn. Rotgerber 249 St., Karl Eisele 8en., Baddiener 192 St., Fr. Treiber, Kaufmann, 168 St. Weitere Stim­men erhielten: Karl Eitel. Kutscher, 158, Fr. Kuch, Zimmermann 88, Jakob Schill, Maurer, 60 Stimmen.

XNeuenbürg. An die Zeitungsleser. Es ist eine jedes Vierteljahr wiederkehrende Klage der Postanstalten, daß ein großer Teil der Bezieher von Zeitungen die Erneuerung ihrer Bestellungen auf die letzten Tage des alten bezw. auf die ersten Tage des neuen Vierteljahres verschiebt. Abgesehen davon, daß ein geregelter Weiterbezug der Zeitungen bei verspäteter Be­stellung nicht möglich ist, kommt es sogar häufig vor, daß die ersten Nummern des neuen Viertel­jahres überhaupt nicht mehr geliefert werden können, weil dieselben bei den betr. Herausgebern manchmal vollständig vergriffen sind. Außerdem entsteht aber auch den Postanstalten durch diese Verabsäumung eine recht fühlbare Mehrarbeit, da oftmals zehn und mehr Bestellungen auf ein und dieselbe Zeitung auszufertigen bezw. abzu­senden sind, was bei einer einigermaßen früh» zeitigen Bestellung Seitens der Bezieher leicht vermieden werden könnte. Daß durch diese zeit­raubenden Mehrarbeiten insbesondere am Schluß des Jahres bei dem gesteigerten Weih- nachts, und Neujahrs-Verkehr den Postbeamten , manche Unzuträglichkeiten, Reklamationen des Publikums u. s. w. verursacht werden, liegt auf der Hand. Wir möchten daher die Bezieher sowohl in ihrem eigenen Interesse, als auch zur Schaffung von Erleichterungen für die ohnedies mit Arbeit reich gesegneten Postbediensteten dringend ermahnen, ihre Bestellungen besonders auf weiterhin zu beziehende Zeitungen schon jetzt, möglichst aber Anfangs der Woche vor den Weihnachtsfciertagen, zu bewerkstelligen; zur Bequemlichkeit für das Publikum sind ja die Postboten und auch die Briefträger ermächtigt. Bestellungen entgegenzunehmen. Den Dank ernten die Zeitungsleser dadurch, daß eine Unter- brechung in der Lieferung der Zeitungen auf diese Weise ausgeschlossen ist.)

Calw, 17. Dez. Nach der am 2. Dez. ds. Js. vorgenommenen Volkszählung zählt Calw 2159 männliche und 2407 weibliche, zu­sammen 4566 Einwohner. Gegenüber der Ein­wohnerzahl im Jahr 1890 hat die Zahl der männlichen Einwohner uin 96 zugenommen, die Zahl der weiblichen um 52 abgenommen. Die Gesamtzahl der Einwohner ergibt somit nach der > diesjährigen Zählung eine Zunahme von 44 ! Personen.

Pforzheim, 17. Dezbr. Ein in dem benachbarten Ersingen unlängst verstorbener Sonderling hinterließ mutmaßlicher Weise ein beträchtliches Vermögen, aber seine Erben hatten keine Ahnung von dem Verbleib des Geldes. Einige Nachforschungen förderten kürzlich einen hinter der Bühnenstiege versteckten Schatz von 4100 zu Tage und gestern wurden in einer alten Milchkanne im Stalle 15 340 ^ in Gold gesunden. Da man glaubt, daß noch mehr Geld vorhanden ist, so wird seitens der lachenden Erben jetzt eine fröhliche Jagd nach dem Glück veranstaltet.

Pforzheim, 16. Dez. Bald wird wieder der Christbaum mit seinem Kerzenglanz alle Häuser zieren und unter seinen grünen Zweigen die Familien in freudiger Fcststimmung ver­einigen. Dabei wird sich der Wunsch regen, es möchte doch diese Festfreude nicht so rasch ver­fliegen, es möchte doch etwas von ihr nach­klingen als Trost und Stärkung in den Mühen und Sorgen der kommenden Tage, im Kampf und Streit des Lebens. Dafür will ein treff­liches Buch helfen Rat schaffen. Es betitelt sich:Unterm Christbaum". Weihnachtsge­schichten von Albrechl Thoma, Karlsruhe, Druck und Verlag von I. I. Reiff 1896 Unterm Christbaum will es seine Leser begrüßen und sie dann als liebgewordener Freund durch das Jahr geleiten. Der Verfasser ist in protestanti» scheu Kreisen unserer Stadt wohlbekannt und wertgeschätzt durch seine hier gehaltenen Vor­träge, besonders durch sein ergreifendes Gnstav- Adolf-Spiel, das gerade vor einem Jahre so tiefen Eindruck machte. Nun entfaltet er als sinniger Geschichtenerzähler eine neue Seite seines reichen Talentes und seiner unermüdlichen Ar­beitskraft.Weihnachtsgeschichten" sind es, die er uns bietet, längere und kürzere Erzählungen, die alle auf dem Höhepunkt ihres Verlaufes unter den Christbaum führen, wo die Verwick­lung sich löst, wo nach der Not die Hilfe, nach dem Sehnen die Befriedigung, nach dem Zwist die Versöhnung, nach der Verwirrung die Um­kehr und die Kraft zu neuem besseren Wandel sich findet. Bei dieser Achnlichkeit des Grund­gedankens herrscht aber in den einzelnen Er­zählungen nach Art und Zeit und Umständen eine reiche Abwechslung, die kein Gefühl er- mütender Eintönigkeit oufkommen läßt; immer wird dem unerschöpflichen Thema wieder ein neuer, überraschender Gesichtspunkt abgewonnen. Da thun wir Blicke in die ganze Geschichte unseres Volkes von der Römerzeit bis zum großen Jahr 1870 und besonders in die Entwicklung und die Geschicke unserer evangelischen Kirche; da schauen wir in alle Kreise und Schichten der gegen­wärtigen Gesellschaft mit ihren Bedürfnissen und Schäden und erfahren, wo jeden der Schuh drückt, und wie ihm zu helfen wäre. Es ist eine Fülle von Bildern und Gestalten, geschaffen aus zartem, deutschem Gemüte, fein gezeichnet und lebendig ausgemalt, oft rührend.in schlichter Einfalt, oft erquickend durch köstlichen Humor. Sie zeugen von des Verfassers geschichtlicher Gelehrsamkeit, von seiner dichterischen Erfind­ungsgabe . wie von seinem scharfen Blick für das wirkliche Leben; es ergeben sich dabei treff­ende Bemerkungen und beherzigenswerte Winke über die sozialen Verhältnisse und Aufgaben unserer Zeit. Durch alles aber weht der Hauch eines geiunden, warmen und milden Christen­tums. Denn das soll ja hier nahcgelegt wer- werden, und das poetische Vorwort kündet es an. wie in alle Mängel und Nöten des Lebens, die den Sinn verdüstern wollen, das freundliche Licht des Christbaums hereinstrahlt und die Herzen öffnet für dir Empfindung der Liebe Gottes und so erweckt zu hingehender, werk- thätiger Nächstenliebe), damit beizutragen, daß