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lassung des Fürstensalons. Der Bahnhof steht am neuen Rheinhafen, gegenüber dem neuen Getreidespeicher der Bahnverwaltung und dient seit 8 Tagen unter dem Titel:Bahnhofrestau­ration zum neuen Rheinhafen" als Wirtschafts­gebäude.

Professor Rudolf Falb sagt: Der 16. Dezember, ein kritischer Termin 3. Ordnung, dürfte sich schon vom 14. ab durch Regen be­merkbar machen, welche nach dem 16. Dez. in ausgebreitete Schneefälle übergehen. Darauf wird es sehr kalt und trocken bis zum 25. Dez. von wo ab bei milder Temperatur Regen- und Schneesälle sich avsbreiten.

Württemberg.

Die neuen Bestimmungen und Tarifsätze ^ bezüglich der Monatskarten und Schüler­karten finden nunmehr auch auf den direkten Verkehr der württ. Staatsbahnstationen mit den Stationen der Kirchheimer Bahn und der Erms- thalbahn Anwendung.

Stuttgart, 13 Dez. Glück im Un­glück scheint ein Dienstmädchen gehabt zu haben, welches gestern früh in einem Hause der Königs- straße hier aus einem Fenster des 4 Stocks auf das Trottoir herabfiel und sich nichts weiter als einen Beinbruch zugezogen haben soll.

S tuttgart, 12. Dez. Volkszählung. Die Zahl der ortsanwesenden Personen in Stuttgart betrug am 2. Dezember insgesamt 157 700 Personen, darunter 75 953 männlichen und 81 747 weiblichen Geschlechts. (1890: 139 817 Personen, also Zunahme um 12.8 "/«,.)

Volkszählungsergebnifse liegen nach der amtlichen Zusammenstellung u. a. von folgen­den Orten vor: Aalen '7842 (1890: 7155), Cannstatt 22 509 (20 265), Geislingen 6254 (5722). Heilbronn 33 465 (29 491), Rottweil 6953 (6912), Metzingen 5389 (5311), Schorndorf 5065 (4741). Crailsheim 5055 (4977), Ellwangen 4685 (4606), Laupheim 4561 (5549). Saulgau 4314 (4117), Sindelfingen 4165 (4239), Friedrichshasen 3621 (3208), Oehringen 3544 (3914), Wildbad 3474 (3446), Balingen 3319 (3361), Neckarsulm 3151 (3011), Blaubeuren 2980 (2929). Horb 2157 (2187). Sulz a. N. 1981 (1939). Gaildorf 1757 (1737), Heidenheim 9051 (8001), Göppingen 16 034 (14 352), Backnang 7293 (6767). Schramberg 7069 (6183), Tübingen 13 987 (13 273.)

Die türkische Gewehrlieferung ist, wie aus Oberndorf berichtet wird, nun in kurzer Zeit fertiggestellt. Sieben volle Jahre, mit kleinen Unterbrechungen, wurde daran gearbeitet und ist dies die größte Lieferung, die je bei der Gewehrfabrik Mauser gemacht wurde. Doch sind gegenwärtig die Gewehr­absendungen nach Konstantinopel eingestellt. Es herrscht eine geteilte Ansicht über die Gründe dieser Stockung in der Ablieferung; teils die türkischen Unruhen, teils eine zu erwartende Geldsendung seien schuld daran. In den letzten Wochen mußten ca. 300 Arbeiter entlassen werden, denen ungefähr in 14 Tagen ein gleich starkes Arbeiterpersonal folgen wird. Es waren über diesen Sommer und Anfangs Herbst gegen 2400 Arbeiter thätig, welche sich auf die Ober- ämier Oberndorf, Sulz und Rottweil in gleichem Verhältnis verteilen. Nun aber wird die Arbeiterzahl eine immer kleinere, bis wieder eine neue Bestellung kommt.

In Winterlingen, OA. Balingen, kam es nach demSchw- Merk." anläßlich der Ge­meinderatswahl zu Unruhen, welche das Ein­greifen des Staatsanwalts erforderlich machten. Infolge der Unsitte, daß die Gewählten ihren Wählern Getränke bezahlen, fanden sich diese, während die Stimmen gezählt wurden, vor dem Rathaus ein und machten Lärm. Sie wurden vom Ortsvorsteher vergebens zur Ruhe gewiesen, gingen schließlich zu Thätlichkeiten über und setzten die Freilassung eines Verhafteten durch. Auch in Besigheim hat die Ge­meinderatswahl ein blutiges Nachspiel gehabt. Es entspann sich eine Schlägerei, bei der ein Weingärtner von seinem eigenen Neffen mehrere Messerstiche erhielt.

Ausland.

Das österreichische Abgeordnetenhaus ist nach den aufregenden Debatten über die Lueger Angelegenheit und über die Dringlichkeit einer Wahlgesctzreform zur Budgetberatung übcr- gegangen.Im ungarischen Abgeordneten­haus zankte man sich 5 Tage lang herum, ob die Regierung gegenüber den bekannten Demon­strationen in Agram nicht allzu milde vorge­gangen sei; schließlich wurde aber das Verfahren der Regierung mit großer Mehrheit gebilligt. Ihre Diäten haben aber die ungarischen Abge­ordneten für die unnützig vergeutete Zeit auch ruhig eingestrichen.

Athen. 13 Dez. Auf Kreta fand ein neuer Zusammenstoß zwischen türkischen Truppen und Anhängern des Revolutionsausschuffes statt; 36 Soldaten und 6 Anführer wurden getötet oder verwundet

Wie zu erwarten war, sind die Engländer mit der Barentschädigung der belgischen Regierung an die Hinterbliebenen des erschossenen Kaufmans Stokes nicht zufrieden. Der belg. Major Lothaire, welcher Stokes erschießen ließ, soll nunmehr auch noch vor ein Kriegsgericht gestellt werden.

Die Nordamerikaner sind ärgerlich darüber, daß das deutsche Reich dem amerik Fleisch und namentlich den verschiedenen Fetten und Schmalzsorten ein großes Mißtrauen ent- gegcnbringt und dazu auch noch ein paar großen nordamerikanischen Versicherungsgesellschaften Bedingungen auferlegt hat, welche diese mcht erfüllen konnten oder richtig gesagt, nicht erfüllen wollten Nun drohen die Nordamerikaner mit Repressalien gegen Deutschland; aber im Reichs­tag hat Frhr. v. Marschall bereits erklärt, daß Deutschland sich von den Nordamcrikanern nicht einschüchten lasse.

vermischtes.

N Am Abend der Gemeind eratswa hl bespricht sich ein Bürger der Stadt, der aus dem Rathaus Sitz und Stimme hat, mit einem vor­übergehenden Kameraden über das mutmaßliche Resultat der Wahl. Sie tauschen ihre Ansichten aus und im Verlauf der Unterhaltung eröffnet der Kamerad seinem Freund die Wahrnehmung, daß ein gewisser T. sich geäußert hat,das nächste Mal komme er auch nicht wehr aus's Rathaus". Das Söhnchen des so beurteilten Stadtvaters hört dies und macht seinem Herzen ohne Besinnen mit dem lebhaften Rufe Luft: So des isch mir ganz recht, no därf i au meim Vater d' Stiefel nemme wichse." Ob sich der naive Junge nicht um­sonst freut und ob ihm seinerzeit das sorgenvolle Amt abgenommen wird, ist vorerst fraglich.

Berlin, 11. Dez. Ein komischer Zwischen­fall ereignete sich gestern vor der 138. Abteilung des Schöffengerichts. In einer Anklagesache wurde ein junges Mädchen als Zeugin ver­nommen. Um die sichtlich Befangene zu er- mutigen, meinte der Vorsitzende zu ihr:Er­zählen Sie nur so, als wenn wir es nicht kännten!" Ohne sich zu besinnen, fing die Zeugin an zu zählen. Als sie bis zur Zahl 12 angekommen war, kam die bis dahin unter drückte Heiterkeit der Zuhörer zum vollen Aus­druck. Der Vorsitzende war anfangs der Mein­ung, es liege eine Ungebühr seitens der Zeugin vor, gelangte aber zu einer andern Ansicht, als das junge Mädchen beteuerte, verstanden zu haben, es solle zählen.

Beim ersten Abziehen des Rotweines soll namentlich auf drei Dinge geachtet werden: 1) auf den reinen Geschmack, 2) auf die ent­sprechende Herbe und 3) auf die rote Farbe. Der Luftzutritt wirkt zwar veredelnd auf den Geschmack, aber leider höchst nachteilig auf Farb­stoff und Herbe. Daher darf der Kellermeister die Spülung des Weines nur soweit treiben, als eben nötig ist, denselben klar und haltbar zu machen, daher muß bei Rotwein das Nach- füllen mit großer Sorgfalt geschehen; das Schönen dagegen ist möglichst zu vermeiden. Kurz gesagt,

man soll den Rotwein möglichst von selbst sich absetzen lassen. Sobald er klar ist, wird er. wie der Weißwein vom Lager abgclaffen. Das Belassen auf dem Lager ist nicht zu em­pfehlen, da es sehr leicht Trübunaen. Nachzähl­ungen, Krankheiten rc. veranlassen kann. Ist doch der Rotwein so empfindlich, daß jeder starke Hammerschlag im Keller ihn in Trübung ver­setzen kann; eine solche bedeutet aber für den Rotwein stets Verlust an Farbe. Man sollte deswegen auch niemals Rotwein im Keller lagern, welche in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnen oder verkehrsreicher Straßen liegen. Die Er­schütterungen machen sich immer zum Nachteile der Weine geltend und sehr oft wird man sich darüber nicht klar, woher eigentlich eine Trübung stamme, sucht nach allem Möglichen und vergißt die Nächstliegende Ursache, die Erschütterung durch schwere Fuhrwerke jeglicher Art.

In Ungarn ist ein Projekt aufgekaucht, das die Verwendung der Ervwärmc als Krafr zum Inhalt hat. Wie das Intern. Patent­bureau von Heimann u. Co in Oppeln schreibt, wird beabsichtigt, einen Schacht von 1215000 Fuß Tiefe in die Erde zu bohren und hofft man, aus dieser Tiefe Wasser in einer Temperatur von 200 Grad Cels. zu erhalten. Dies würde heiß genug sein, um die Wohnungen, öffentliche Gebäude und auch die Maschinen zu Heizen. Da schon Jahre lang in Ungarn artesische Brunnen existieren, die heißes Wasser für öffent­liche Bäder, Treibhäuser rc. liefern, so würde dies also nur eine Erweiterung der Idee des artesischen Brunnens sein und also nichl zu den Unmöglichkeiten gehören. (ObengenannlesPatent- burcau erteil! den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rot in Palenlsachen gratis).

(Doch Etwas ) Durchlaucht läßt sich her­bei, an dem Kegclubend sich zu beteiligen. Er schiebt eine Kugel, welche vorbeigeht. Da der Fürst kurzsichtig ist, fragt er:Nun, wie viel' sind's?" Peinliches Schweigen. Endlich rafft sich einer auf und sagt mit tiefer Ver­beugung:Durchlaucht, zwei haben gewackelt!"

(Berechtigte Frage.) Meister:Da Bengel, haste zehn Fennje, hol mir mal drei Ziehjarren davor." Lehrjunge:Recht jern, Mccster, aber muß ick denn da nichn Jiitschein milnehmen ?"

Telegramme.

E h i n g e n , 13. Dez. Reichstagswahl. Im hiesigen Bezirk erhielt Landrichter Gröber (Zentrum) 3983, Gutspächter Schmid (kons. Agrarier) 36!. Prof. Dr. Quidde (Dem.) 390, Kloß (Soz.) 30, Zersplittert sind 11 Stimmen.

Laupheim. 13. Dez. Bei der heutigen Reichstagswahl erhielten im diesseitigen Bezirk Gröber 3497. Schmid 305, Quidde 228, Kloß 10 Stimmen. (Das Resultat aus den Ober­amtsbezirken Blaubeuren und Münsingen steht noch aus. Gröbers Wiederwahl ist aber zweifellos gesichert.)

München. 13. Dez. Der Kammer der Abgeordneten ging ein Gesetzentwurf zu betreffend den Bau neuer Lokalbahnen. Vorgestern sind für das rechtsrheinische Bayern 23 Lokalbahnen mit einem Gesamtaufwand von 23 000000 -A, ferner für die Pfalz drei Lokalbahnen beantragt worden.

Fiume, 14. Dezbr. Ein Teil eines im Bau begriffenen 4stockigen Hauses ist eingestürzt. Mehrere Arbeiter sind verschüttet. Bisher wurde 1 Toter und 4 Verwundete herausbefördert.

Arlon (Belg.), 14. Dez. Eine Explosion im Hause eines Waffenhändlers verwundete den Waffenhändler und 3 Käufer schwer. Die Frau mit 2 Kindern ist gerettet. Eine platzende Patronenmenge richtete großen Schaden an. Das Haus brennt.

Konstantinopel, 14. Dezbr. DaS englische und das italienische zweite StationS» schiff ist eingetroffcn. Das französische und östreichische folgen morgen nach.

Teplitz , 14. Dez. Gestern (.früh 5 Uhr erfolgte im Franz Josef-Stollen eia Schwimm« sandeinbruch.

Mit einer Beilage

Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh i« Neuenbürg.