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besser befahren und gaben Preise etwas nach. Auf dem heutigen Hopfenmarkt standen etwa 200 Ballen zum Verkauf, wovon etwa 60 zum Preise von 2555 Mark abgsetzt wurden. Wir notieren per 100 Kilogr: Landweizen 16 » 1 « 40 Rumänier 16 -4L 25 ^ bis 16 «4L 50 dto. In. 17 «4L 25 bis 17 «4L 50 -k, dto. Ausstich 17 «4L 65 4 !, Azima 16 -4L 50 ^ bis 16 «6 75 dto. la. 17 «4L 4 ! bis 17 «4L 25 4 k, Laplata 16 «4L 75 4 , bis 17 4 t, Gyrka 16 «4L bis 16 «4L

25 4 !, Nikolajeff la. 17 «LL 35 Landkernen 17 «4L

4 !, Oberländer Is. 17 -4L 40 4 ! bis 17 «4t 50 4 !, Dinkel 10 «4L 80 4 k bis 11 -4L 50 4 !, Roggen russ. 14 -4L 25 4 k, dto. In. 15 -4L 4 t bis 15 -4L 20 4 t, rumän. 14 ^>L 50 sranzös. I». 15 -4L 20 4 >, Gerste, ung. 17 «4t 50 4 k bis 18 -4L 4 k, böhmische 19 «4L

4 k bis 19 «4L 25 Landhafer 12 -4L 40 4 k, Albhafer 13 -4L 50 4,, dto. In. 13 «4L 80 4 », La Platamais 11 -4L 25 4 k bis 11 -4L 75 4 k, weißes amerik. Mais 11 -4L 75 4 !, Mixedmais 11 -4L 50 4 ! bis 11 «4L 75 4 !. Mehlpreise per 100 Kilogr. incl. Sack bei Wagenladung: Letzt­wöchentlich

Zustand.

Odessa. 9. Dez. Zwanzig Transport­schiffe, welche von Genitschesk aus in See gingen, sind auf dem Asowschen Meere seit 4 Tagen vom Eise eingeschloffen. Die Bemannung be­steht aus gegen 300 Leuten. Vier Schiffe sind bis jetzt gerettet. Dos Schicksal der übrigen ist unbekannt; man hält dieselben für verloren

Brüssel, 10. Dez. Der Kriegsminister wird, wie cs heißt, noch vor Jahresschluß einen Gesetzentwurf zur Einführung des persönlichen Heeresdienstes einbringen.

Paris, 10. Dez. Die Akademie der Wissen- schäften hat gestern den Alberto Levpreis (50000 Fr.) je zur Hälfte den Professoren Behring und Roux für die Entdeckung des Diphtherie- Heilserums zuerkannt.

Paris, 10. Dez. Die Regierung wird einen Gesetzentwurf vorlegen, welcher die Ver­waltung der Schutzherrschast von Anam-Tonking zu einer Anleihe von 80 000 000 Frs. für die Regelung der Finanzlage und für die Ausführ­ung von Arbeiten im öffentlichen Interesse er­mächtigt. Der Zinsfuß soll 3'/, Prozent nicht überschreiten, die Tilgung in 60 Jahren erfolgen.

New-Iork, 5. Dezbr. Auf der Fahrt des DampfersPersia" von Hamburg hierher entspann sich zwischen zwei an Bord befindlichen Elefanten Albert und Pilot ein fürchterlicher Kampf, der zwei Stunden dauerte und die Passa­giere in höchste Angst versetzte. Die wütenden Tiere zertrümmerten Alles, was an Deck in ihrer Nähe sich befand, und brachten sich gegen­seitig mit ihren Fangzähnen entsetzliche Wunden bei. Das Deck schwamm im Blute. Nur mit äußerster Mühe gelang es den Wärtern, die Tiere auseinanderzubringen.

Anteryattender Heil.

Soldaten-Liebe.

Preisgekrönte Humoreske aus dem Soldatenleben von S. Steinberg.

Na! so ein Reinfall is noch gar nich dage­wesen , wenn ick ihn nich selbst erlebt hätte, denn würde ick nich dran glooben, aber ick sage Ihnen, ick habe daran glooben müssen, bis uff den letzten Troppen. Dat jetzt immer so bei't Militär, wenn da Eener Pech hat, denn kann er sich den Finger in Appelmus verknaksen.

Also, ick war mit Lust und Liebe Soldat und hatte die Rekrutenzeit ohne die geringste Strafe glücklich überstanden. Zur Belohnung für meine außergewöhnlich gute Führung wurde ich bald zum Burschen des Herrn Hauptmannes ernannt. Ick war mit meiner Stellung sehr zu- frieden, denn sie brachte mir leichteren Dienst, elejantere Happens, und jebildeten Umgang. Aber damit war meine frisch jcbackene Herrlich­keit noch jar nich fertig, ihr verdanke ick noch das Allerscheenste, was ein Soldatenherz er­quicken kann: nämlich die nähere Bekanntschaft mit unserm umfangreichen Küchenvorstand Fräu- lein Jette Prepelmann. Wenn ick Jette so ge­mütlich bei der Hammelkeule oder Kalbsbraten erblickte, denn war ick im siebenten Himmel. Leider hatte der Herr Hauptmann den Braten gerochen, denn einige Dage nachher jab er mir unter vier Augen den herzerschütternden Befehl: Ein für allemal gesagt sein, dulde durchaus keine Scharwenzelei mit dem Mädel; ohne direkte Weisung niemals die Küche betreten." Als ick aus dem Zimmer des Hauptmanns taumelte,

brummte mir noch lange der herzlose Bannspruch in die Ohren. Es war doch ein wahres Glück, daß sich unsere Herzen so rasch gefunden Hallen, denn wie rasch wäre der zarte Keim unserer er­wachenden Liebe unter dem eisigen Hauche der hauplmännischen Verordnung erstickt worden. Der Himmel war mit uns gewesen, denn dieses mal hatte der Herr Hauptmann entschiedenkeine Ahnung", daß es bereits geschehen sei. Natürlich waren wir vorsichtig genug, mit keinem Blicke zu verraten, was so stürmisch unsere Herzen be­wegten. DieVerbindung" konnte am nächsten Tage nur auf dem neutralen Korridor und zwar auch nur in solchen Augenblicken hergestcllt werden, in welcher Jette von der hellschallenden Glocke der jungen Frau Hauptmann gerufen, meinArbeitskabinet" passieren mußte. Glich dieser Verkehr auch nur zweien mit Windeseile sich kreuzenden Eilzügen, so ermöglichte es die Liebe dennoch, mit einem hörbaren S'gnal ge­spitzter Lippen ohne jede Entgleisung an ein andervorbei zu schrammen". Der Abend des dritten Tages gestattete uns endlich das heißer- sehnle Jubeln im jungen Lenz der Liebe. Unsere Herrschaft besuchte das Theater. Selten sind die Wünsche für ihre Unterhaltung aufrichtiger gefühlt geworden als von Jette u. mir. Kaum hotte sich die Etogenlhüre geschlossen. so ruhte auch schon Zeltens Venuskopf an meiner stürmisch klopfenden Brust. Aber hier auf dem Korridor war nicht geeignetes Terrain, uns Liebe zu schwören, Pläne für die Zukunft zu schmieden. Aber wo sonst? Die Zimmer der Herrschaft mußten unter allen Umständen respektiert werden, die Küche war mir strenge verboten, unsere be- engten Privatgemächer eigneten sich keineswegs für eine gemütliche Unterhaltung, denn schon allein das militärische Schicklichkeitsgesühl ver­sperrte uns die Pforte. Jette fand in dieser bangenden Pein den einzig richtigen Weg. Das Helle und geräumige Badezimmer war wie ge­schaffen für sinniges, verliebtes Plaudern. Eiligst hatten wir es okkupiert. Man kann sich wohl denken, daß zwei liebende Wesen, die sich im ganzen Leben nur dreimal flüchtig gesehen, un­endlich viel zu erzählen hatten, daß die Stunden dahinflogen. als wären sie leichtbeschwingte Minuten. Plötzlich weckte uns die Thürglockc aus unseren süßen Träumen. Jette eckte mürrisch hinaus, um dem unliebsamen Ruhe störcr rasch wieder zu entfernen, doch kaum hatte sie die Thür geöffnet, als ihr halbersticktcr Schrei ertönte. Ick stund eben im Begriff aus der Thür zu treten, als Jette in zügelloser Hast die Thür von außen zuschlug und mir noch die Worte zurief:Um Jottes Willen, Aujust, ver­stecke Dir, die Herrschaft is anjekommen, die Gnädige is plötzlich unwohl jeworden." Im ersten Augenblick war mir jar nich klar, warum Jette aus der Fassung jckommen. doch verschwand ick mit affenartiger Gelenkigkeit in die mit einem Bodelocken überdeckte Badewanne, um meiner jungen Braut den ersten Beweis unbedingter Folgsamkeit zu liefern. Einige stillvergnügte Minuten hatte ich in dieser Zurückgezogenheit verlebt, als geflügelte Schritte über den Kor­ridor erschallten. Erfreut durch Jettes Ankunft von meiner auf die Dauer doch lästigen Ge- fangenschaft befreit zu werden, halte ick mir eiligst erhoben, schnellte aber im selben Momang so tief als möglich auf den Grund der Bade­wanne nieder. Eck bin sonst jar nich so schreck­haft, aber det war für meine Nerven doch zu heftig. Die gnädige Frau Hauplmann stand auf der Schwelle des Badezimmers und erteilte der in ihrer Bestürzung hin und her jalljopier- enden Jette den mir ins Herz schneidenden Be­fehl: Henriette! wo bleiben Sie denn? Machen Sie doch bitte das Bad rasch in Ordnung, aber nicht zu kalt, siebenundzwanzig Grad." Wie mir zu Mule war, kann sich Jeder leicht vor­stellen; meine Jlieder schlotterten man so am Leibe, ick hatte Mühe zu verhüten, daß sie in ihren elektrischen Zuckungen ;ejen die dröhnende Kupferwand meines Versteckes rempelten. denn noch immer klammerte ick mir an die Hoffnung, Frau Hauplmann würden noch eenen Augen- blick das Zimmer verlassen. War det denn so janz unmöglich! Aber sehr bald sollte ick durch das dünne Gewebe meinen Irrtum, einsehen.

Die ahnungslose gnädige Frau begann alle Vor­bereitungen zu treffen, meine jrenzenlose Ver- legenheit noch zu vergrößern. Dreimal hatte ick det sonderbare Rascheln jelöster Bänder und rauschenden Kleidungsmaterials vernommen. Det Rauschen war endlich zu Ende. Der Angst, schweiß tröppelte mir von der Stirn, die paar Sinne, die mir noch jeblteben waren, wollten ooch noch schwinden. Da. da, alljütiger Himmel, näherte sich detschlanke Etwas" meinem Verstecke, berührte mit der einen Hand den am Fuße der Badewanne angebrachten Mechanismus und O! du heiliger Strohsack! ein zischender und sprudelnder, erst sicdendheißer und dann eisig kalter Wasserstrahl ergießt sich mit einer ungemütlichen Dreistigkeit auf mich Unglücksmenschen. Vom siebenten Himmel hatte ick jede Spur verloren. Meine Höllenqual kann keen Schriftjelehrter beschreiben und dabei noch die entsetzlichen körperlichen Schmerzen. Mir war zu Mute, als ob ick in der glühendsten Hitze uf Eis läge. Während die Füße zu ver- brennen drohten, begannen die weiter rückwärts gelegenen Parthiecn unter dem Einfluß des kalten Wassers allmählich zu erstarren. Krampf­haft hatten sich meine Lippen geschlossen. Immer höher stieg det feuchte Element und dennoch ach, wenn in daran denke, drücke ick mir jerührt die Hand hielt ick standhaft aus, getreu dem Soldatenschwur: Zu Wasser und zu Lande," lieber hier in der Badewanne mein Leben für's Vaterland ver­buddeln, als meine gnädige Herrin in ihrer in notdürftigen Umhüllung erschrecken. Det hätte ick nich erleben mögen. Aber wat helfen alle juten Vorsätze, wenn die Vorsehung keene Ver­nunft annimmt und dat neidische Geschick eene janz jewöhnliche Wendung beschlossen hat? In demselben Augenblick nämlich, als das zudringliche Wasser schon an meine Gurgel herumplanschte, zog die zarte Hand der noch immer nichts ahnenden Frau Hauptmann ooch noch das Bade­laken von der Oberfläche meines unfreiwilligen Asyls. Etn markerschütternder Angst­schrei der gnädigen Frau erschütterte das Zimmer, und alarmierte sofort die janze Etage dann knickte sie, bei Hände drohend nach mir ausge- strcckt, ohnmächtig uf den nächsten Stuhl zu-

sommen.-Jetzt halte meine freiwillige

Selbstopscrung keenen Zweck mehr, und so rannte ick denn so eilig wie es meine triefende Kleidung und die gefüllten Wasserstiefel erlaubten, zur Thür hinaus in die offenen Arme des eben­falls erschreckt herbeieilenden Herrn Hauptmanns. Die Pastete war fertig. Wat nun folgte, kann sich jeder Jeder leicht denken. Nach einer fürchterlichen Pause rief mir die donnerjrollende Stimme meines Kompagnie-Chefs zum Verhör. Ick Höne eigentlich Nichts, Stumm und starr nahm ick mit aufjelöstem Herzen und ausjeweichtem Anzug dat standgerichtliche Urteil entgegen. Sie ganz gewöhnliches Sumpfhuhn, Sie" ver­unglückte Wassernymphe, scheeren Sie sich sofort in die Kaserne wie Sie da sind und melden sich beim Feldwebel mitDrei Tage". DaS andre findet sich." Hätten mir nicht die schweren jewässcrten Stiefel gehalten, ick wäre in die Kniee jerutscht, aber so nahm ick denn fran­zösischen Abschied von meiner verflossenen Braut und schlichlangsamen Schritts" von dem Schau­platz meiner ersten zu Wasser gewordenen Liebe.

Mit militärischer Pünklichkeit erhielt ich meinen ersten Arrest, die andern folgten sehr pünktlich in kurzen Zwischenräumen, damit ick nich aus der Jewohnheit kam. Jette, die meine militärische Laufbahn in der Badewanne so rasch beendet hatte, habe ick niemals wieder jesehen. Nur wenn ick meinen Militärpaß anbl.icke, in welchemmeine drei Tage" wegenUnachtsamkeit im Dienst" bescheinigt stehen, dann kann ick mir ihren liebedürstigen Anblik wieder vorzaubern. Aber so mache ick mir dieses Vergnügen nicht, denn ick werde dadurch nur an die grenzenlose Ueberraschung und Verlegenheit der gnädigen Frau Hauptmann und an das unjemmlichste Bad meines Lebens erinnert. In die Badewanne kriegt mich keen Mensch wieder rin, un wenn ick 100 Jahre alt werde.-

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.