Jahre 1434 erneuert. Doch auch dieser fiel den Flammen zum Opfer, während das Gerechtig- leitsbuch mit der Abschrift gerettet werden konnte. Die Urkunden. welche über die früheren Totschläger berichteten, sind ebenfalls verloren gegangen, nur vom 17. Jahrhundert finden sich noch etliche Namen derer, welche „der Freiheit ge- braucht."
„Am 19. August a. o. 1602 ist Michael Stemm! er. Metzger von Kuppenheim allhier ankommcn und erzehlt. wie daß ihme ein unge- fahrlicher Straich mißraten, davon er sd. h. sein Gegner) unvermudtlich gestorben. Weill dann er vernommen, daß die Statt allhie eine Löbliche Freyheit habe, welche ihme und seinesgleichen Schutz und Schirm gebe, wollte er derowegen umd Freyheit gebetten haben; die ihme dann zugesagt worden." Im Jahr darauf hat er „nochmalen umb Freyheit angehalten."
„Den leisten Dezembris a ck. 1618 ist Nicolauß Müller, Burger von Durlach, vor Bürgermeister und Gerichtspersonen (hirunder benamst) erschienen, und Anzaig gethan, daß, alß er vor drcy Wochen an einem Freyttag sambt noch etlichen in der Herberg zu Durlach rin Zech gethan, der Schwanenwürth alß ein Hochgelrogener, toller, Junger, händelsüchtiger Mann ihn mit hartten Worten angelassen und ihme die Faust ins Gesicht geschmissen, auch die Würtin und ihr Bruder ihn angefallen, Hab er, weill er nun gesehen, daß er in Leibs- und Lebensgefahr gestanden, sein Meßer erwischt und dem Würth ein Stich auf den Halß geben, darüber er gefänglich eingezogen. Da der Balbier Anzaig gethan, daß kein tödtlicher Stich gewesen, seie er gegen Erstattung des Bluthgelds (voll */» Pfund) wieder erlaßen worden und seins Pfadts nach Hauß gegangen und seines Hand- werkhs gewartet. Da aber der Würth hernach gar übell uffworden und verschieden sei, Hab er aus forcht des Gefängnüsses sich aus der Statt gemacht und dieser Statt Freyheit angerufen."
Im November des Jahres 1619 aber trug sich ein sehr »laidiger Handel" zu. Auf 72 Folioseilen berichtete Stadtschreiber Johann Conrad Arnold mit peinlicher Ausführlichkeit, wie Jakob Würnßer von Achenheim bei Straßburg, seins Zeichen ein Metzger, anjetzo aber ein geworbener Reiter unter dem Markgräfiichen Gesind, wegen eines im Lager zu Ellmendingen gehabten Balghandels ausgerissen und sich nach Neuenbürg in die Freiheit begeben, aber von Markgraf Carl zu Baden rc. gewaltthätiger Weise hinweggeführt worden sei. Nachdem der Schreiber den „durchleuchtigsten, hochgebohrnen" Fürsten Herzog Johann Friedrich, gnädigen Fürsten und Herrn seines unterthönigen Gehorsams und bereitwilligen Dienste „äußersten Vermögens jederzeit zuvor" versichert, erzählt er den Uebersall gemeiner Statt Newenbürg.
Letztere habe seit „kein und niemands Gedenken" eine Freiung, die viel benützt worden, ohne daß von irgend jemand ein Hindernis oder Eintrag geschehen sei. Nun aber sei „nechst jetzt vergangenen Sonttag zur Nacht um zwey" eine Mannsperson an das Stadtthor gekommen und habe den Thorwart um solche Freiheit angerufen mit dem Vorgeben, daß er in einem Schlaghandel sein Gegenteil so traktieret, daß er besorgen müsse, derselbe werde ums Leben kommen. Am andern Morgen sei er dann vor Vogt. Bürgermeister, Gericht und Rat der Stadt verhört worden und habe folgenden Bericht gethan: Er habe unter dem Markgräfiichen Regiment und Ritterschaft als Reiter gedient und am Sonntag zu Ellmendingen, allwo Markgraf Karl von Baden sein Lager habe, mit anderen einen schweren Trunk gethan, wobei es Händel gegeben, bei denen er abgewehrt habe. Dabei sei ein Niederländer hart an ihn geraten, also daß er „zur Saloirung Leibs und Lebens" ihm eins dargehauen mit dem Säbel von der Nase über den Backen bis an den Hals. Darob seien nun die andern Niederländer sehr aufgebracht gewesen und haben ihn tot haben wollen. Auch der Markgraf habe ihn mit „bloßer Wöhre" gesucht und gerufen: „Hin muß er sein!" In solcher Bedrängnis habe er sich in die Küche geflüchtet, worauf ihn eine Magd „zum Fenster
ausgelassen" und ihm der Weg gen Niebelspachen gewiesen, allwo er einen Burger bei nachtschlafender Zeit herausgeklopft, der ihm gesagt, daß er auf württembergisch Grund und Boden sich befinde, und daß zu Neuenbürg eine Freiheit sei. Da er willens gewesen. gemeiner Stadt Recht zu genießen, habe ihm der Burger sein Gaultier in den Stall gestellt und ihm den Weg zum Städtlein gezeigt.
Der Magistrat erklärte ihm die Freiheit mit dem Bemerken, daß dieser Handel unter aufgerichtetem Regiment sich begeben und ein Deserteur nicht ausgenommen werden dürfe. In tausend Aengsten bat Würnßer, ihn doch Pas- sieren zu lassen, da er den Niederländer getötet habe. Sollte er als Deserteur angesehen werden, so wolle er sich beim Regiment stellen, lieber als daß sein Name an den Galgen geschlagen werde. Er versprach dies durch Handgelübde. Nun wird ihm die Freiheit auf „nachgesetzte Condition und seine Gefahr" verwiüigl und ihm der Bären als offene Herberg angewiesen.
(Fortsetzung folgt.)
Eine Stiefelputzmaschine ist von einem Württemberger I. Hiestand in Blaubeuren erfunden worden. Die Konstruktion der Maschine ist folgende: In einem Gehäuse von Holz befinden sich zwei Bürsten in Verbindung mit einer Walze. Durch eine Welle, die mittels Hand-, Fuß- oder Motorenbetrieb in Bewegung gesetzt wird, werden die beiden Bürsten durch Vermittelung eines Exzenter- oder Hebelwerks in eine Längsbewegung zu einander gesetzt. Gleichzeitig wird mit Hilfe eines Kegelgetriebes die Bürstenwalze in eine rotierende Bewegung versetzt. Der Stiefel wird dadurch gleichzeitig von allen Seiten bearbeitet und erscheint schon nach wenigen Umdrehungen in schönstem Glanze.
Bismarck und sein Arzt. Wie Prof. Schweninger es verstanden hat, dem Fürsten Bismarck zu imponieren, erzählt H v. Poschinger wie folgt: Der Arzt wurde dem Fürsten durch den Abgeordneten Doetze-Barby, einen Jugend- freund des Kanzlers, zugeführt. Dieser wollte von einem Wechsel in der Person seines Arztes lange nichts wissen. Schließlich arrangierte man es so, daß man endlich sein Jawort erlangte und den bereitgehaltenen Schweninger sofort in das Gemach Bismarcks einsührte. Als der kranke Staatsmann am dritten Tage eine ihm von Schweninger nicht erlaubte Speise essen wollte, nahm Letzterer ihm den Teller von der Nase weg und schüttelte den Inhalt durch das Gartenfenster. . . Das verfehlte seine Wirkung nicht! Schweninger aber genoß seitdem das ununbedingte Vertrauen Bismarcks.
Der Siegeszug des elektrischen Lichtes erstreckt sich über die weitesten Gebiete der Erde. In den Tropen ist es schon lange heimisch und hat Sansibar schon lange seinen elektrischen Leuchtturm. Weniger bekannt dürfte die elektrische Lichtanlage der Stadt Hammerfest, die letzte Stadt im Norden, sein. Die Aufgabe des elektrischen Lichtes ist hier eine sehr große, denn die Winternacht Hammerfests dauert volle 66 Tage. Das merkwürdigste bei der Anlage ist aber — nach einer Mitteilung des Intern. Patentbureau von Heimann n. Co. in Oppeln — daß der elektrische Strom nicht durch Dampfmaschinen, sondern durch das fließende Wasser von drei kleinen Flüssen äußerst billig erzeunt wird. Das Gefälle ist nämlich so stark, datz die Flüsse trotz der großen Kälte nicht zufrieren. (Obengenanntes Patentbureau erteilt den geschätzten Abonnenten dieses Blattes Auskünfte und Rat in Patentsachen gratis.)
(Bevorzugung.) .... Fräulein Adele. Sie haben mich so begeistert, daß ich Sie besingen werde! - O, das haben Sie auch meiner Freundin versprochen! — Aber nicht in dem Versmaße!
(Erschreckend) Wachtmeister (beim Reitunterricht): Das laßt Euch gesagt sein: Jedes Fallen vom Pferd ist ein Kompliment für die Infanterie!
Telegramme.
Potsdam, 1. Dez. Dem gestrigen Diner beim Offizierskorps des Lehrinfanteriebataillons, an welchem die direkten Vorgesetzten des Ba- taillons teilnahmen, wohnte auch der Kaiser bei. Der Kommandeur des Bataillons brachte ein Hoch auf den Kaiser aus. Der Kaiser erwiderte in längerer Rede und gedachte der glanzvollen Leistungen der Württemberg- ischen Armee in der Schlacht bei Villiers. Der Kaiser schloß mit einem Hoch auf die württ. Kameraden.
Stuttgart, 2. Nov. Im Festsaal der Liederhalle fand gestern abend das vom Württem- bergischcn Kriegerbund veranstaltete Bankett der Veteranen von 1870/71 statt. Der Saal und die Galerien waren lange vor Beginn bis auf den letzten Platz besetzt. Schon am Samstag waren viele auswärtige Veteranen hier angekommen, um dem Feste des Grenadier- Regiments Königin Olga beizuwohncn. Heute abend wird die Feier des Infanterie-Regiments Kaiser Friedrich ebenfalls in der Liederhalle stattfinden. Das Bundespräsidium, die Generalität war vollzählig erschienen. Um ^/i7 Uhr kam der Ehrenpräsident des Kriegerbundes Seine Hoheit Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar. Kurz darauf folgte der Herzog Nikolaus von Württemberg, die Herzöge Albrecht und Robert von Württemberg, Graf von Urach, Fürst Zeil, Um 7'/» Uhr erschien mit brausenden Hochrufen begrüßt Seine Majestät der König, der hohe Protektor des Bundes. Nach der Eröffnung der Feier durch einen von der Kapelle Prem vorgetragenen Marsch „Hurrah Germania" erhob sich sofort Seine Majestät zu einer längeren Ansprache. Der hohe Redner hieß die anwesenden Kameraden und Kriegsgefährten willkommen und sprach seine Freude aus über das zahlreiche Erscheinen der Veteranen aus. Glänzende Erinnerungen knüpfen sich an diese ruhmvollen Tage, mit Wehmut und Dank sei aber heute auch derer zu gedenken, denen es nicht vergönnt war, sieggekrönt mit heimzukehren und die nun in Frankreichs Erde schlummern oder in Folge der Strapazen später gestorben sind. Wir aber, fuhr Seine Majestät fort, die gesund und wohl mit Gottes Hilfe heimgekehrt sind, wollen die in Zukunft blicken und festhalten an der deutschen Einheit, die schon längst herbeigesehnt und endlich auf den Schlachtfeldern vor Paris erkämpft worden ist. In stiller Dankbarkeit gedenken wir heute des alten Heldenkaisers, des Führers im Streit und erneuern das Gelübte der Ergebenheit und Treue seinem erhabenen Nachfolger auf dem Thron. Seine Majestät forderte die Anwesenden auf, die Gefühle der Vaterlandsliebe und Begeisterung hinauszutragen ins Land. Als Zeichen seines königlichen Wohlwollens habe er Heuer für die Kriegervereine, welche seit 25 Jahren bestehen und dem Bund angehören, eine Erinnerungsmedaille — an der Fahne zu tragen — gestiftet. Den Gefühlen, die uns heute bewegen, so schloß Seine Majestät, geben wir am besten Ausdruck, indem wir rufen, unser großes geeinigtes Vaterland lebe hoch! Brausendes Hoch- und Hurrah Rufen folgten den Worten Seiner Majestät. Der Schriftführer des Bundes verlas sodann die Urkunde über die Stiftung der Erinnerungsmedaille für die Kriegervereine. Prinz Hermann zu Sachsen-Weimar, der Ehrenpräsident des württ. Kriegerbundes, brachte die Gefühle der Dankbarkeit und Ergebenheit der Bundesmitglieder zum Ausdruck und dankte namentlich für das Erscheinen Seiner Majestät zum heutigen Feste und für die soeben durch Stiftung der Erinnerungsmedaillen erwiesene königliche Gnade. Redner schloß mit einem begeistert ausgenommen Hoch auf Seine Majestät.
Wien, 1. Dez. Wie die Blätter melden, ist der Herzog Wilhelm von Württemberg gestern abend bei einem Diner von einer schweren Ohnmacht befallen worden. Er muß sich die größte Schonung auferlegen.
Neapel, 1. Dez. Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen sind hier einaetroffen.
Mit einer Beilage
Revierpreisliste für 1896.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.