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sZ Neuenbürg, 22. Nov. Die hiesige Ortsgruppe desAlldeutlchen Verbands" hielt am Donnerstag abend ihre II. Hauptver-. sammlung. In derselben hielt der Vorsitzende der Ortsgruppe, Hr. Präzeptor Calmbach, nach erstattetem Rechinschajlsbencht einen eingehenden Vortrag über die Entwicklung und Stärke unserer Kriegsflotte. Er zeigte darin (an der Hand des neuesten Werkes über Deutschlands Seemacht von Obcrstlieulenant a. D. Uhl und eines Aufsatzes des Kontre-Admirals a. D. v. Werner), daß wir zwar bei sofortiger Inangriffnahme des Baues von 10 Torpedojchiffen und der Erneuerung von Kesseln und Maschinen einiger Sch'ffe der Sachsenklasse" uns nicht blos gegen eine feind tiche Blockade unserer Küste durch unsere ver­bündete» mutmaßlichen Gegner, sondern auch gegen eine feindliche Invasion von dieser Seite aus zu schützen vermögen, daß aber bei dem Vor­handensein von nur vier geschützten Kreuzern unsere Handelsmarine, welche eine Handels­bewegung im Wert von 7 Milliarden darstellt, fast vollständig wehrlos der großen Zahl Von geschützten oder gepanzerten Kreuzern unserer vereinigten Gegner gegenüber steht. Diese Ge­fahr möge das deutsche Volk und seine Vertreter bei Zeiten erkennen und alsbald durch Bewillig­ung weiterer geschützter oder gepanzerter Kreuzer und einer Anzahl Torpedos einer solchen Gefahr der unmittelbaren Schädigung unseres Volks- Vermögens steuern. Aus einer kurzen Ueber- sicht der Hauptfragen, zu denen der Alldeutsche Verband teils im Reichstag durch seinen Vor­sitzenden, den Reichsiagsabgeordn. Hasse (z. B. Auswanderungsgesetz. Schutz der Deuschen im Ausland), teils durch Eingaben an den Reichs­kanzler (wie zuletzt in der Frage eines Stütz­punktes unserer Flotte in Ostasien), teils durch, Behandlung in denAlldeutschen Blättern" die sich einer steigenden Beachtung und Verbreitung erfreuen, Stellung genommen hat, war zu er­sehen, wie sehr es der Alldeutsche Verband mit seiner Hauplaufgabe der Pflege des deutsch- volklichen Bewußtseins und der Förderung deutscher Interessen im In- und Ausland Ernst nimmt. Wie sehr diese Bestrebungen am hiesigen Orte Anerkennung finden, zeigt die große Zahl der Mitglieder der Ortsgruppe (40). Mögen diese alldeutschen Bestrebungen überall wie hier Anerkennung und Verbreitung finden!

-s Calmbach, 22. Nov. Heute früh ver­ließ uns Herr Slationsmeister Ohrnberger mit seiner Familie, um seine neue Stelle in Kochendors anzuireten. Ihm zu Ehren fand am Donnerstag abend im Gasthaus zurSonne"

hier eine Abschiedsfewr statt. Dieselbe war sehr zahlreich besucht und gab den deutlichsten Beweis von der allgemeinen Beliebheit und Verehrung des Scheidenden, die er sich während seiner bei­nahe lOjährigen AmtSthäligkeit hier erworben hat. Verschobene Redner feierten den Scheiden­den als einen allzeit dicnstgesälligen, zuvor­kommenden, bescheidenen und tüchtigen Beamten, als offenen Charakter, als humanen Vorgesetzten und als lieben Kriegskameraden von 1870. Sein Weggang wird allgemein bedauert Der hiesige Liederkranz trug durch seine passenden und ge­diegenen Gesangcsvorrräge viel zur Unterhaltung und Verschönerung des Abends bei. Auch auf diesem Wege sagen wir dem lieben Hrn. StauonS- meister mit seiner ganzen Familie ein herzliches Lebewohl.

Nachtrag zur Reichstags wähl. Es wurden in unserem VII. Wahlkreis Wahlzelle! mit folgendem Inhalt abqegeben:

1. Könige, Kap. 12, B. 11 (Bibelvers):

Mein Baier hat Euch mit Peitschen gezüchtigt, ich aber will Euch mit Skorpionen züchtigen."

In Zav eiste in verflieg sich jemand zu der Aeußerung:

Sämtliche Mitglieder des Gemeinderats und Bürgerausschuffes, sowie sämtliche Groß- und Klein- Hundbefitzer und auch der Amtsdiener dazu möchten sich dem vom Reichstag zu veranstaltenden Ausflug nach Ostafrika «»schließen und mindestens die Hälfte davon dort ansässig machen.

In CalmVach, wo sich auch der neue Kandidat Schuster nicht persönlich vorgestellt hatte: Bon Gültlingen und Schuster,

Von beiden fehlt mirs Muster.

Ohne Muster kauf ich nicht Dieses dieser Zettel spricht.

Calw. 21. Novbr. Heute Donnerstag Abend, wenige Minuten vor 6 Uhr, wurde hier ein schönes Meteor beobachte!, das scheinbar in ganz geringer Höhe in der Richtung von Ost nach West über die Stadt wegging. Die prächtige Erscheinung, die aus einer glanzvoll erleuchteten Feucikugel und einem Hellen Schweis bestand, dauerte nur wenige Sekunden.

Pforzheim, 20 Nov. HerrDr. Katz, Oberstabsarzt a. D, aus Sluttgart, hielt am Montag Abend im Saale zumRömischen Kaiser" vor zahlreicher Versammlung einen Bortrag überDie A t m u u g s o r g a n e des Menschen." Wir verzichten an dieser Stelle, auf die interessanten physiologischen und ana­tomischen Ausführungen näher einzugehen und begnügen uns damit, auf einzelneWinke" auf­merksam zu machen. Der Mensch muß, so führte Herr Katz u. a. aus, in stetem Verkehr mit der atmosphärischen Luit bleiben, wenn er gesund bleiben will. Freilich sei dies in unseren großen­teils ungesunden, modernen Kulturverhältnissen

eine schwierige Sache. Es sei physiologisch wie ökonomisch falsch, daß die Leistungsfähigkeit des Menschen sich un Verhältnis der verlängerten Arbeitszeit steigere. Eine Stunde im Tage müsse er sich in der reinen und frischen Luft der Waldeshöhen bewegen. Dadurch werde die Lunge mit dem nötigen Sauerstoff versorgt, die Atmungsorgane kämen in lebhafte Aktion und der Körper werde mit einem Fond körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit ausgerüstet. Der Mann habe häufig eine unnatürliche Scheu vor allzusrischer Lust. Der Nordpolsahrer Payer, der gegenwärtig auf einer Vortragsreise begriffen sei. habe ausdrücklich hervorgehobcn, daß bei seinen Expeditionen keine Lungenkrankheiten, nicht einmal leichte Katarrhe ausgetreten seien: 'auch die kälteste Luft sei unschädlich, wenn sie durch die Nase und nicht durch den Mund ein- geatmel werde:Geschlossener Mund, erhält gesund." Wenn die Luft ihren Weg durch die Nase nehme, so käme die Atmosphäre rein, feucht und in der richtigen Temperatur in die Lunge. Um die AtmungSorganc vor Erkrankungen zu schützen, sei auch die Pflege der Haut durch Waschungen, Wasser- und Luftbäder, reine Wäsche sehr zu empfehlen. Unsere Sorge müsse stets daraus gerichtet sein, die Krankheiten durch eine vernünftige Lebensweise zu verhüten. Der zu­weilen übermäßige Gebrauch der Genußmittel, besonders des Alkohols, ruinieren Körper und Geist, namentlich sei derselbe für Lungenkranke rötliches Gift. Dem gesunden Menschen könne ein mäßiger Genuß alkoholischer Getränke wohl kaum schaden. Mann müsse sich hier, wie bei der Ernährung, von dem obersten Lebensprinzip der Mäßigkeit, leiten lassen. Mit dem Wunsche, die gegebenenWinke" im Leben praktisch zu bethätigen, schloß der Referent seinen anregenden, zuweilen mit Humor gewürzten Vortrag.

Deutsches Weich.

Berlin, 21. Nov. DisBert. Korr." schreibt: Nach dem vom Bundesrat genehmigten Gesetzentwurf betr. Abänderungen des Erwcrbs- und Wirtschaftsgenosscnschaftsgesetzes sollen die Konsumvereine Waren nur an Mitglieder und deren Vertreter verkaufen dürfen. Auf die land­wirtschaftlichen Konsumvereine ohne Läden finden die Beschränkungen keine Anwendung. Der Bundesrat stimmte dem Ausschußantrag für die Gesetzentwürfe betr. Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und betr. die Abänderung des Gesetzes betr. das Erwerbs- und Wirtschafts- genossenschaftgesetz vom 1. Mai 1889 zu.

Berlin, 22. Nov. Bei dem Brand eines Hauses in Kempen verbrannte ein Kind im Alter von 3 und ein Zwillingspaar im Alter