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bei welcher u. a. auch von mehreren der evan- gelisch-sozialen Richtung ungehörigen Geistlichen Ansprachen gehalten wurden.

Neuenbürg, 20. Nov. Der heutige Vierteljahrsviehmarkt war außergewöhn­lich stark befahren, denn es wurden allein 260 Stück Läufer, und Mast-Schweine und ca. 140 Stück Milchschweine zu Markt gebracht. Erstere wurden bei lebhaftem Handel zu 20110 per Paar, einzelne fette Schweine zu 66'/» und 85 die Milchschweine zu 814 -/L per Paar verkauft. Der Handel in Rindvieh, von welchem nur 27 Stück aufgestellt waren, war bis Zur Aufnahme diefer Notiz nicht lebhaft; es wurde nur ein Verkauf zu 325 abge­schlossen.

Deutsches Weich.

Berlin, 19. Nov. DieBoss. Ztg." meldet: Dem Reichstag wird in der nächsten Session auch eine Novelle zum Gesetz über Erwerbs-und Wirtschaftsgenossenschaften zugehen. Dem Vernehmen nach soll hauptsächlich beab- sichtigt fein, für diejenigen Genossenschaften, die offene Ladengeschäfte haben, ein»schärfere Kon­trolle betreffend die Abgabe vonWaren sowie einige Erleichterungen für die landwirtschaftlichen Genossenschaften betreffend den Verkauf von Waren herbeizuführen.

Berlin, 10. November. Der Agenzia Stefani wird von hier gemeldet: Der italienische Botschafter am russischen Hofe, Marchese Maff ei, hat sich auf seiner Reise nach Peters­burg in Berlin aufgehalten und seinem vollen Vertrauen Ausdruck gegeben, daß nach seinen Instruktionen bezüglich der orientalischen Ange­legenheiten das Einvernehmen der sechs Mächte, welches das beständige Ziel der italienischen Politik sei, aufrecht erhalten bleibe.

In einer Zuschrift an denVorwärts" be­stätigt Theodor v. Wächter, daß er aus der sozialdemokratischen Partei ausgetreten ist.

Die bayerische Abgeordnetenkammer war in vergangener Woche der Schauplatz be- wegter sozialpolitischer Debatten. Die jüngsten Zusammenbrüche von Neubauten in München, bei denen leider mehrere Personen getötet, andere mehr oder weniger schwer verletzt worden sind, hatten das Zentrum zu einer Interpellation an die Regierung darüber veranlaßt, welche Maßnahmen sie zur möglichsten Verhütung ferner Baukatastrophen zu ergreifen gedenke. Die Interpellation veranlaßte eine lebhafte Diskussion, in welcher verschiedene Vorschläge zur Bekämpfung der auch in der Richtung der leichtfertig ausgcführten Bauten zu bemerkenden Auswüchse des Bauunternehmertums gemacht wurden, doch konnten regierungsseitig noch keine bestimmten gesetzgeberischen Schritte verheißen werden. Es folgte dann noch eine andere sozial­politische Erörterung nach, welche sich auf den von konservativer und bauernbündlerischer Seite eingebrachten Antrag anknüpfte, es möchten die großen, mit Filialen arbeitenden, Warengeschäfte einer höheren und zugleich progressiven Besteuer­ung unterzogen werden. Finanzminister Dr. v. Riedel stellte im Laufe der Debatte ein ent­sprechendes Gesetz in Aussicht, dasselbe dürfte zweifellos genehmigt werden.

Essen, 17. Novbr. In Oberhausen ist ein dreistöckiges Haus eingestürzt. Eine Frau wurde verschüttet und schwer verletzt aus den Trümmern hervorgeholt. Durch brennende Oefcn gerieten die Trümmer in Brand. Die meisten Einwohner hatten schon vor dem Ein- stürz das Haus verlassen.

Karlsruhe, 16. Nov. DieKarlsr. Ztg." meldet: Der Großherzog hat für Arbeiter und Dienstboten, welche sich durch treue Pflichterfüllung auszeichneten, ein be­sonderes Ehrenzeichen gestiftet, bestehend in einer bronzenen Medaille, deren Vorderseite das Bildnis des Großherzogs mit der Umschrift 'seines Namens und deren Rückseite die Inschrift trägt:Für treue Arbeit!" Für besonders aus­gezeichnete Fälle kann das Zeichen in Silber verliehen werden. Es wird verliehen an solche Arbeiter und männliche Dienstboten, welche nach

vollendetem 25. Lebensjahre 30 Jahre lang un­unterbrochen in einem und demselben Arbeiter­oder Dienstverhältnis gestanden haben, einen unbescholtenen Leumund besitzen und vaterländisch gesinnt sind. Getragen wird dasselbe an einem gelbgewässerten, durch drei rote Streifen vier­fach geteilten Bande. Die Verleihung des bronzenen Ehrenzeichens geschieht durch das Ministerium des Innern.

M a n n h e i m , 16. Nov. Wie ein hiesiges Blatt meldet, soll das Haus k. 1, 1 abgebrochen werden, um auf dem Terrain einen Prachtbau aufzuführen. Die Ladenlokalitäten, welche dieser Neubau enthalten wird, sind schon im Voraus von der Firma Hermann Schmoller u. Co. hier um die Summe von jährlich 18 000 gemietet.

Kembs, 16. Nov. Der Lachsen fang im Rheine ist dieses Jahr recht ergiebig. Ein hiesiger Fischer erbeutete neulich an einem Tage etwa einen Zentner dieser geschätzten Fische, darunter ein Exemplar von 38 Pfund. Das Fleisch derselben ist schmackhaft und wird in Basel mit 1.601.80-^ das Pfund bezahlt.

Erhaltung der Volkstrachten. Gleich­wie in Baden und Bayern hat sich auch in Hessen ein Verein der Volkstrachten gebildet. Die An- regung zur Gründung dieses Vereins ging aus von Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog und dessen Gemahlin, weil durch die Erhaltung der Trachten die Liebe zur Heimat befestigt wird.

Württemberg.

Tübingen. 18. Nov. Se. Maj. der König von Sachsen ist gestern mittag hier eingetroffen und wurde am Bahnhof von Seiner Maj. dem König von Württemberg empfangen. Hierauf fuhren Höchstdieselben sofort nach Beben­hausen.

Stuttgart, im November. Das Jahr 1896 wird für Stuttgart ein Ausstellungs­jahr sein. Das neuerbaute großartige Gewerbe­museum wird durch eine gewerblich-elektrische Ausstellung eröffnet; die deutsche Landwirtschafts­gesellschaft wird in diesem Jahre ihre Ausstell­ung in Stuttgart abhalten; verschiedene andere Veranstaltungen, wie ein großes Sängerfest usw., schließen sich an. Einen Hauptanziehungspunkt wird die im Frühjahr stattfindende Internationale Gemälde-Ausstellung bilden, die in ähnlicher Weise wie die Stuttgarter Ausstellung von 1891 geplant ist. Es war dies eine der ersten Kunst- Ausstellungen in Deutschland, die ihren Erfolg nicht durch die Etablierung eines großen Bilder­marktes erreichte, sondern durch eine wohlvor­bereitete Auslese guter Kunstwerke aller Richt­ungen, deren Zahl nicht über 400 hinausging. (Bekanntlich geht seitdem auch anderwärts das Bestreben dahin, die Kunstausstellungen durch Herabsetzung der Ziffer und Hebung des künst- lettischen Niveaus zu reformieren.) Es gelang damals in Stuttgart, ausgezeichnete Kollektionen von deutschen, österreichischen, holländischen, belgischen, französischen, italienischen u. spanischen Bildern zusammenzubringen, und die Ausstellung, in den schönen Räumen des neuen Flügels der Staatsgalerie untergebracht, hat bei Einheimischen und Fremden einen so vortrefflichen und nach­haltigen Eindruck hinterlassen, nebenbei gesagt auch so außerordentlich günstige finanzielle Ab­schlüsse ergeben, daß schon damals der Wunsch nach einer Wiederholung ein allgemeiner war. Jetzt nach fünfjähriger Pause soll diese in's Werk gesetzt werden und man zweifelt in den beteiligten Kreisen nicht, daß auch diesmal der Erfolg, der äußerliche wie der ideale, sich in vollem Maße einstellen werde.

Stuttgart. Zur Feier der 25. Wieder­kehr der Tage von Villiers und Chämpigny werden verschiedene Festlichkeiten staltfinden. Das Grenadier-Regiment Königin Olga Nr. 119 (1. K. W.) begeht die Feier am Sams­tag 30. Nov. mit Regimentsappell in Anwesen­heit der Veteranen, deren sich bis jetzt 1100 angemeldet haben. Mittags ist Festessen der Veteranen und der aktiven Mannschaften in den Kompagnie-Revieren. Abends 5 Uhr: Auf­führungen im Zirkus, bestehend in Gesangsvor­trägen, einem Waffentanz in Uniformen des

vorigen Jahrhunderts und lebenden Bildern, Episoden des letzten Feldzugs darstellend. Am späteren Abend: kameradschaftliche Vereinigungen der Offiziere, Veteranen und aktiven Mann- schäften in verschiedenen Lokalen der Stadt. Ihre Majestäten der König und die Königin werden voraussichtlich dem Appell und den Auf­führungen im Zirkus anwohnen. Am Sonn­tag 1. Dezember findet dann im Festsaal der Liederhalle das große Veteranenbankett statt, welches vom Württ. Kriegerbund in die Hand genommen ist. Seine Majestät der König, allerhöchst welcher die erste Anregung zu diesem Bankett gegeben hat, hat sein Erscheinen zuge- sagt. Das Jnfanterie-RegimentKaiser Friedrich König von Preußen Nr. 125 (7 K. W.) hält seine Feier am Montag 2. Dez. mit Appell, Fcstgottesdienst und großer Parade im Schloßhof unter Teilnahme der Veteranen; Speisung derselben in den Kompagnie-Revieren. Abends festliche Aufführungen im Festsaal der Liederhalle durch Angehörige des Regiments. Den Schluß des Festes bildet auch hier ein Bankett. Auch zu dieser Feier ist das Erscheinen der Königlichen Majestäten zu erwarten.

Stuttgart. Der Erweiterungsbau des Hotels Marquardt soll bis Samstag unter Dach kommen. Zum Richtfest um 5 Uhr wer­den sich sämtliche 400 Arbeiter am Neubau ver­sammeln und nach der Richtfeier festlich bewirtet werden.

Ulm, 18. Novbr. Regierungsrat Flax, land an der hiesigen Kreisregierung erkrankte vor einiger Zeit an einer Zellengewebe-Ent­zündung am rechten Fuß. Diese Entzündung wurde in den letzten Tagen so bösartig, daß der Brand entstand und Professor Dr. v. Bruns von Tübingen gerufen werden mußte, der dem Patienten das Bein zwischen dem Knie und Knöchel abnahm. Heute vormittag ist nun Reg.-Rat Flaxland gestorben.

Ulm, 18. Nov. Einem hiesigen Band-, Spitzen-, Seiden- und Posamentiergeschäft, das in Stuttgart eine Filiale hat, widerfuhr an einem der jüngsten schönen Nachmittage das Mißgeschick, daß die Steuerkommission ins Haus kam. um wegen Verdachts der Steuerhinter­ziehung die Bücher etwas in Augenschein zu nehmen. Urplötzlich, der Laden war voll Kunden, wurde das Haus von hinten und vornen von Steuerwächtern abgesperrt, und der Firmen­inhaber hatte gerade noch Zeit, einem im Comp­toir anwesenden Geschäftsfreund zuzuflüstern: Telephoniere nach Stuttgart, sie sollen sich in Acht nehmen", als auch schon der Herr Steuer­kommissar sich vorstellte und den Zweck seines Erscheinens erklärte. Der Geschäftsfreund durfte nach einigen Formalitäten mit den Kunden den Laden verlassen; er eilte spornstreichs zur näch­sten Telephonstelle, verlangte dringende Ver­bindung mit der Stuttgarter Band-, Spitzen-, Seiden- und Posamentier-Filiale und rief, als er Anschluß hatte, mit größtem Eifer hinein: Achtung! Aufpassen! Ihr Schwager läßt Ihnen sagen, bei ihm sei soeben Haussuchung, Sie sollen die Sachen beseitigen!" Wie erstaunte er aber, als er von Stuttgart die Worte vernahm: Danke schön, aber Sie kommen zu spät! Hier Steuerkommissar G., wir halten soeben auch in der hiesigen Filiale Haussuchung!" Der Ulmer Geschäftsfreund soll ein sehr langes Gesicht ge­macht haben. (S. C. B.)

Weinsberg, 19. Nov. Gestern abend 8 Uhr fand in der Post die Abschiedsfeier des zum Stationsmeistcr in Calmbach beförderten Herrn Expedienten Hepp statt. Dieselbe war äußerst zahlreich besucht und gab deutlichsten Beweis von der Beliebtheit, welche er sich wäh­rend seines 6jährigen hies. Aufenthalts zu ver­schaffen wußte. Herr Stadtschultheiß Seufferheld feierte den Scheidenden als einen offenen geraden Charakter, als einen in allen Kreisen beliebten Mann und brachte am Schluß ein Hoch aus ihn und seine Familie aus. Verschiedene Reden und Gesänge, insbesondere ein von hiesigen Lehrern gebildetes Quartett trug viel zur Unterhalt­ung bei.

Fortsetzung in der Beilage.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.