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Kriegschronik 1870/71.
17. November 187«.
Sieg derDeutschen über die Loire-Armee bei Dreux.
Die Sieger hatten einen Verlust von 3 Todten und 35 Verwundeten zu verzeichnen.
18. November 187«.
Siegreiches Gefecht der deutschen 22. Division bei Chateauneuf.
Diesseitiger Verlust 1 Offizier und zirka 100 Mann, der des Feindes über 300 Todte und Verwundete und 200 Gefangene. — Die bei Dreux (tags vorher) und CHLteauneuf geschlagenen Mobilgarden flüchten nach Westen und Nordwesten.
Die Armee des Prinzen Friedrich Karl rückt nach der Loire vor.
Deutsches Weich.
Das preuß. Ministerium hielt am Mittwoch nachmittag unter Vorsitz des Fürsten Hohenlohe wiederum eine Sitzung ab. Dieselbe dauerte fast fünf Stunden, denn sie begann um 2 Uhr nachmittags und endete erst kurz vor 7 Uhr abends. Es scheinen demnach recht wichtige Gegenstände zur Erörterung gelangt zu sein. — Am Donnerstag trat in Berlin eine Hand- werkerverjammlung zur Erörterung einer Anzahl aktueller Fragen, die für das Handwerk Wichtigkeit besitzen, zusammen. — In Köln fand am Mittwoch eine zahlreich besuchte Versammlung der Handelskammern und wirtschaftlichen Vereine Rheinlands und Westphalens statt, welche eine Resolution zu Gunsten des baldigen Inkrafttretens des vorliegenden Entwurfes des bürgerlichen Gesetzbuches beschloß.
Berlin. 17. Nov. Das neue dem Bundesrate vorgelegte Margarinegesetz — es führt den offiziellen Titel „Entwurf eines Gesetzes, betr. den Verkehr mit Butter, Käse, Schmalz und deren Ersatzmittel" — wird von einem Münchener Blatte abgedruckl. Es enthält gegenüber dem Gesetz vom 12. Juli 1887 sehr scharfe Bestimmungen und Strafandrohungen.
Berlin. 17. Nov. Der „Reichsanzeiger" bringt einen Erlaß des Landwirlschaftsministers Frhr. v. Ha mm er st ein an die Regierungspräsidenten zu Aurich, Osnabrück, Münster, Düsseldorf, Aachen und Trier, wonach wegen der Gefahr der Maul- und Klauenseuche die Einfuhr von Milch aus Belgien und Holland bis auf Weiteres verboten wird.
Berlin. 16. Nov. Es bestätigt sich, daß die Deutsche Landbank von den Krieger'fchen Erben die Herrschaft Krabowo, eine 3500 Hektar große Besitzung, zum Preis von 2 400 000 -4L angekauft hat. Krabowo liegt in stockpolnischer Gegend unfern der russischen Grenze, und ein reicher polnischer Magnat hatte die Absicht gehabt, sie zu erwerben. Nachdem nun die Herr- schüft in den Besitz der Landbank gekommen ist, kann sie als dem polnischen Einfluß entzogen gelten. Wir glauben nicht zu irren, wenn wir annehmen, daß sich die Landvank mit dem Plane trägt, auf dem erworbenen Besitztum eine große geschlossene deutsche Kolonie zu errichten; eine Unternehmung, die bedeutende nationale und wirtschaftliche Vorteile verspricht.
Nach einer Meldung aus englischer Quelle soll das deutsche Geschwader plötzlich vor der Insel Am oh in der Formosastraße erschienen sein, angeblich, um die benachbarte Insel Qnein oh zu besetzen.
Karlsruhe, 16. Nov. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde über die beanstandete Wahl des Abg. Keller im 4l. Wahlkreise Bruchsal verhandelt. Nach langer Debatte wurde die Wahl mit 36 gegen 25 Stimmen für giltig erklärt. Im Laufe der Debatte griffen die Abg. Wacker (Zentr.) und Muser (Dem.) heftig das badische Wahlgesetz an, woraus der Minister des Innern, Eisenlohr, Gelegenheit nahm zu der Erklärung, daß die Regierung zu einer Aenderung der Verfassung bezüglich des Wahlrechtes bereit sei, daß sie aber eine Vorlage vorerst nicht mache, weil im Landtag bei seiner jetzigen Zusammensetzung keine Aussicht auf Annahme der Regierungsvorschläge vorhanden sei.
Halle a. d. Saale. 16. Nov. Der Arbeiter Reinhold John aus Schafstedt, der am 8. Oktbr. 1894 vom Schwurgericht zum Tode verurteilt wurde, weil er im Okt. 1893 in die gewerkschaftliche Hauplkaffe in Eisleben eingebrochen und bei dieser Gelegenheit den Wächter Wege ermorden hatte, wurde heule früh 7'/s Uhr durch den Scharfrichter Reindel-Magdeburg hingerichtet.
Zur Ehrung der Veteranen von 1870—71 beschlossen die Stadtverordneten in Braunschweig, eine 15jährige Rente für hilfsbedürftige Veteranen auszusetzen. Es sollen im
ersten Jahre insgesamt 15 000 -4L und in den folgenden 14 Jahren je 1000 -4L ausgesetzt werden.
Eine Veteran in aus dem Kriege von 1870/71, deren Brust das Eiserne Kreuz schmückte, ist unlängst in Aachen gestorben: die Schwester Michaela aus dem Bincenzhospital der Elisa- bethinerinnen. Die Verstorbene hieß mit ihrem bürgerlichen Namen Marie Reuel und war gebürtig aus Eupen.
Württemberg.
Stuttgart, 12. Nov. Bekanntlich hat im Laufe dieses Jahres die württembergische Regierung mit der Norddeutschen Hagelversicherungsgesellschaft in Berlin eine Uebereinkunft wegen der Regelung der Hagelversicherung in Württemberg abgeschlossen. Nach derselben hat die Gesellschaft die Verpflichtung übernommen, in Württemberg jede Versicherung von Feld- srüchten gegen Hagelschaden nach Maßgabe der Bestimmungen des abgeschlossenen Vertrags anzunehmen, während die Regierung sich verpflichtet hat, aus prozentualen Zuschlägen zu der Vorprämie der Versicherten und einem jährlichen Staatszuschuß zwei Fonds zu gründen, von denen der eine, welchem 20"/« der Vorprämie zufließen, soweit bestimmungsmäßig seine Mitel reichen, die den württ. Versicherten evenl. obliegende Nachschußpflicht tragen, der andere dagegen. welcher 10°/o der Vorprämie erhält, für den Fall, daß das Ergebnis des Versicherungs- geschäits in Württemberg im Vergleich zu demjenigen in dem übrigen Versicherungsgebiet erheblich ungünstiger sein würde, der Gesellschaft eine bestimmte Präcipualleistung gewähren soll. Die Uebereinkunft konnte, da ihre Giltigkeit von der Bewilligung eines staatlichen Beitrags zu d»m erwähnten Nachschußfonds abhängig war, nach Lage der Sache erst mit der Verabschiedung des Hauplsinanzetals für 1895/97 in Wirksamkeit treten, also zu einem Zeitpunkt, wo die meisten Landwirte ihre Hagelversicherung für das lausende Jahr bereits abgeschlossen hatten. Schon aus diesem Grunde mußte deshalb den Versicherten freigestellt werden, ob sie sich durch Bezahlung des 30°/«igen Zuschlags zu ihrer Vorprämie die durch den Nachschußfonds gewährten Vorteile sichern wollten oder nicht. Hiedurch ergaben sich zwei Kategorien von Ver-