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ur MeichstcrgswclHL.

Auf unser Ersuchen an den HerrnNationalliberalen" im Enzthäler vom 31. Okt. ist uns von Seiten desselben bisher nichts zugegangen. Dagegen hat der Stuttgarter Beobachter in Nr. 258 ein offenbar von derselben Seite in den Pforzheimer Beobachter gebrachtesEinge­sandt" für sich verwendet. Demgegenüber muß nochmals betont werden, daß v. Gültlingen mit seiner ganzen Fraktion gegen die Umsturzvorlage, wie sie aus den Kommissionsverhandlungen hervorgegangen ist, gestimmt hat. Non einem schriftlichen oder mündlichen Anträge Rintelen weiß das Reichstagsprotokoll nichts und nehmen wir jetzt an, daß der Herr Nationalliberale auch nichts zum Beweise seiner Behauptung gesunden hat. Von dem Stuttgarter Beobachter nimmt uns die Entstellung der Wahrheit nicht Wunder, aber von einem Gesinnungsgenossen darf man füglich erwarten, daß er vor Ausgabe einer Parole sich erst klar darüber werde, daß er damit nur dem Gegner nützt, ohne jeglichen Gewinn für den sonst von ihm vertretenen Standpunkt; ist es doch Thatsache, daß v. Gültlingen in so und so vielen namentlichen Ab­stimmungen, seit er dem Reichstag angehört, fast stets an der Seite der Nationalliberalen ge­stimmt hat, z. B. gegen den Befähigungsnachweis mit den württ. Abgeordneten der deutschen Partei Siegle, Veiel, Bayha, Grub und dem mehr links stehenden Keller, v. Gültlingen stimmte gegen die Zulassung der Jesuiten, welcher Antrag aber Dank der HH. Ehni, Payer, Haußmann, Galler und Gesinnungsgenossen doch angenommen wurde; einige der HH. Demokraten haben zwar auch dagegen gestimmt, da ihnen die Prinzipienreiterei über die Hutschnur ging, andere derselben Partei fehlten, wie so oft, unentschuldigt.

v. Gültlingen stimmte für den österr., ital., schweizerischen Handelsvertrag mit Aus­nahme der Pos.frische Weinbeeren rc." mit Siegle, Weiß re.; bekanntlich auch für die Militärvorlage, ist aber anderseits längst für Reform der Militär-Prozeßordnung mit Oeffent- lichkeit, für Berufung gegen die Straskammerurteile, die sich hierausergebende Sparsamkeit, da­gegen für Entschädigung unschuldig Verurteilter. Nicht weniger als 4mal hat v. Gültlingen für Aufbesserung der Bezüge der Kriegsinvaliden der Unterklassen, insbesondere gegen das Ruhen ihrer Pensionen- wenn sie in Reichs , Staats- oder Kommunaldienst stehen, gesprochen.

Der Herr Nat.llib. sollte also doch die Frage weiter untersuchen, ob v. G. seinem Herzen als Nationalgesinnter schließlich nicht naher steht als er bisher glaubte und können wir ihn auch aus die Abstimmung v. Gültlingen's zur Ehrung Bismarcks Hinweisen. Durch ' Stimm­enthaltung nützt er nur derjenigen Partei, deren Führer in der bekannten Weise gegen die Ein­ladung der Veteranen von 1870/71 auf dem Stuttgarter Rathaus gesprochen und dieselbe aus das Sammelteller verwiesen hat.

Renenbürg, den 8. November 1895.

Das Wahlkomitc für o. Gültlingen.

Reichstagswahl.

Sonntag den 10. November, abends 6 Uhr

wird der Kandidat der Bolkspartei

Fritz Schuster, Landwirt und Müller

sich den Wählern Neuenbürgs

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persönlich vorstellen, wozu auch die Wähler der Umgegend eingeladen sind, da es dem Kandidaten nicht möglich ist, bei der Kürze der Zeit alle Bezirksorte zu besuchen.

Neuenbürg.

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Sonntag den 10 ds. Mts. nachmittags 3 Uhr

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in der Schwane (Nebenzimmer).

_Der Vorstan d.

Neuenbürg.

Von heute ab empfiehlt der Unterzeichnete

Suppenbeiner,

Saitenwürstchen,

sowie sonstige verschiedene Sorten Würste in guter u. frischer Qualität. Ernst Glauner. Metzgermstr.

Calmbach.

Eine vollständige

Merei-Eiimchtiln-

mit eiserner Motte und einem Sackkarren hat zu verkaufen.

Es kann jeden Tag ein Kauf ab» schlossen werden.

Wilh. Jäger. Wirr.

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L. S. Mvssr L vis. u. VMK. Kolli je.

Höfen.

Einen Zungen

nimmt in die Lehre

Wilh. Jauch, Wagner.

Suche für sogleich ein ordentliches fleißiges

Mädchen,

das etwas kochen kann und die übrigen Hausarbeiten besorgt.

Zu erfragen bei der Expedition ds. Blattes.

Heute Freitag Abend 6 Uhr Wahlversammlung in Birkenfeld.

Das Wahlkomitc.

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Kriegschronik 1870/71.

8. November 1870.

Prinz Friedrich Karl verläßt das nunmehr von den Deutschen besetzte Metz mit nicht ganz zwei Korps und wendet sich nach der Loire.

Fort Marti er bei Neu-Breisach kapituliert.

Verdun kapituliert. Die betr. offizielle Depesche sagt noch hierüber:

Verdun, den 11. Nov. Bei Kapitulation von Verdun zu Gefangenen gemacht: 2 Generäle, 11 Stabsoffiziere, 150 Offiziere und etwa 4000 Mann. An Geschützen vorgesunden 136 verschiedenen Kalibers, außerdem etwa 23 000 Infanterie-Gewehre, sowie be­deutende Bestände an verschiedenem Kriegsmaterial.

General v. d. Tann räumi Orleans.

Der russische General Annenkoff überreicht dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen in Versailles das Diplom als russischer Feldmarschall.

Dem Prinzen Friedrich Karl wird die gleiche Ernennung von Versailles aus telegraphisch nach Cornez gemeldet.

Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

(Eingesandt zur Reichstagswahl.j Ueber eine am Samstag stattgehabte Wahl- Versammlung in Nagold ist in der dortigen Zeitung folgender Bericht zu lesen:Nagold, 3. Nov. Das Wahlkomitc der schwäb. Volks­partei hatte aus heute die Wähler einge­laden zu einer Wahlversammlung in die alte Sautlerei". Daß bei weitem nicht die Mehr­zahl der Anwesenden demokratisch gesinnt war, bewies der Verlauf der Versammlung. Fabrikant Karl Reichert führte den demokratischen Kandidaten ein. Mit wenigen Worten umschrieb dieser selbst sein Programm. Man bekam den Eindruck, daß Herr Kandidat Fritz Schuster ein biederer Landwirt, Müller und Bierbrauer sein könne, im übrigen seinen starken Rückhalt werde suchen müssen an der Partei und den Redern hinter und vor ihm. Verblüffend wirkte

nur ein Satz in seiner kurzen Rede anläßlich der Staffeltarife:Wir in Württemberg Werden von Preußen behandelt nicht wie ein Bruderstamm, sondern wie eine unterjochte Provinz." Und das nach 1870! Als Hauptredner war der in weiten Kreisen als brillanter Redner bekannte Herr Konrad Haußmann, Rechtsanwalt aus Stuttgart, erschienen. Er sprach 2V- Stunden. Leute, welche eine Beredsamkeit der Art noch selten gehört haben, müssen ein Vergnügen daran finden, auch einmal zu hören, wie man die Wähler über alles Mögliche und Unmög» liche unterhalten kann, so daß man keine Lange­weile bekommt und schließlich gar nicht mehr weiß, um was es sich denn eigentlich handelt. Von Hrn. v. Gülllingen, dem Kandidaten der nationalen und staatserhaltenden Parteien, war im Grunde weniger die Rede als von Herrn v. Hammerstein, den kein Mensch wählen will,