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ganze Land, worin auch die Numerirung der Fahrräder innerhalb der einzelnen Amtsbezirke vorgeschrieben würde.
Hannover, 4. Nov. In dem benachbarten Anderten erhängte wie der „Franks. Ztg." berichtet wird, heute Morgen der Fabrikarbeiter Kiekebusch seine vier Kinder im Alter von 1—10 Jahren und dann sich selbst, nachdem die Frau sich zur Arbeit nach der Cementfabrik zu Misburg begeben hatte.
Württemberg.
Stuttgart, 4. Nov. Amtl. Mitteilung. (Sonntagsruhe im Güterverkehr.) Auf den württ. Eisenbahnen wird die seit 29. Scpt. teilweise, seit 6. Okt. ganz aufgehobene Sonntagsruhe im Güterverkehr am 3. Nov. in vollem Umfang wieder eingeführt.
Stuttgart. Eine weit über Württemberg hinaus bekannte Persönlichkeit, Pyrotechniker Weiffenbach, ist hier gestorben; er war ge- lernter Goldarbeiter und wendete sich später der Fcuerwerkskunst zu. Diese machte ihn zum reichen Manne. Außer seiner Stuttgarter Fabrik hatte er in Münster und Straßburg Filialen.
Stuttgart, 4. Novbr. Ein Zeichen, welchen Preis hier Häuser in guter Lage repräsentieren, ist die Thatsache. daß Werkmeister Nill sein Haus auf der Köniqsstraße. in welchem sich z. Zt. das Naudaschersche Geschäft befindet, an Nauvascher um 600 000 dkL verkauft hat.
Ulm, 4. Nov. Ob st mar kt auf dem Güterbahnhof. Heute sind hier nur noch 5 Wagen. Der Handel hat fast ganz aufgehört. Insgesamt wurden diesen Herbst bis jetzt 920 Wagen ausländisches Obst hier umgesetzt, was eine Summe von mindestens 920000 ^ ausmacht, die nur von der hiesigen Umsatzstelle ins Aus- land gegangen sind.
Spaichingen, 4. Nov. In Spaich- ingen wurde vor einiger Zeit dem I Weiß jr. eine Tausendmarkdankaote und dieser Tage dem Vater desselben ein Zehnmarkstück entwendet. Der Verdacht lenkte sich auf das Dienstmädchen des Hauses, das den Diebstahl der zehn Mark sofort zugestand; bei der Durchsuchung des Koffers fand sich auch der Tausendmarkschein vor.
Vom Elfinger Berg bei Maulbronn wurde weißer Rißling für 390 «^, Trollinger für 240 cM Per 3 Hektoliter verkauft.
Stuttgart. (Landesproduktenbörse. Bericht vom 4. November von dem Vorstand Fritz Kreglinger.f Am Schluffe der abgelaufenen Woche war die Stimmung auf dem Getreideweltmarkt eine feste, da die Export» länder wenig und nur zu höheren Preisen offerieren. Verfügbare Ware bleibt gesucht, da die Ankünfte in Mannheim durch die schlechten Wasserverhältnisse sehr klein sind. Die sichtbaren Vorräte von Weizen haben in Amerika zugenommen. Auf den Landmärktcn sind die Zufuhren immer noch schwach und wird das Angebotene zu guten Preisen aufgekauft. Wir notieren per 100 Kilogramm: Weizen, Azima 16 »Lt 50 ^ bis 16 »4L 75 Gyrka 16 ^ 25 ^ bis 16 »4L 50 Laplata 16 ^ 50 ^ bis 16 »4L 75 Rumänier 16 »4L 50 ^ bis 16 -4L 75 russ. Roggen 14 ^ 50 bis 14 -4L 80 Saale-Gerste 19 25 bis 19 -4L 50
Tauber 18 -4L 75 , böhmische 19 -4L 25 -j, Land
hafer 11 -4L 80 bis 12 -4L 50 Albhafer 13 -4L — ^ bis 13 90 La Platamais 11 -4L 50 ^ bis 11 »4L
75 Mixedmais 11 -4L 50 ^ bis 11 -4L 75 weißes amerikan. Mais 11 -4L 60 — Mehlpreise per 100
Kilogr. incl. Sack bei Wagenladung: Letztwöchentlich.
Ausland.
In der Schweiz ist am Sonntag wieder eine allgemeine Volksabstimmung vorgenommen worden. Sie galt dem von der Bundesversammlung gefaßten Plane, der einheitlichen Gestaltung des schweizerischen Militärwesens durch Ueber- tragung desselben ausschließlich an die BundeS- grwalt, und zeitigte das Ergebnis, daß das genannte Projekt mit etwa 252000 gegen 185000 Stimmen und mit 1?'/» gegen 4'/, Kantons- stimmen abgelehnt worden. Der berüchtigte „Kantönligeist" ist also auch in dieser wichtigen Frage, in der es sich um die Zentralisierung und Stärkung des Heerwesens der Schweiz handelte, wieder stärker gewesen, als der Bundesgedanke.
Aus Ungarn, 3. Nov. Auf der Bahnstation Aszod bei Gödöllö ereignete sich, wie -em „Neuen Wiener Tagbl." gemeldet wird,
ein schreckliches Unglück. Die Gattin des Eisenbahnkassierers Viraghalmy überschritt mit ihren drei Kindern im Alter von 5 bis 1'/» Jahren das Geleiie, als eben ein Lastzug rangiert wurde. Alle vier wurden von einem Lastwagen so unglücklich überfahren, daß der Frau die rechte Hand, einem Mädchen das linke Bein, dem einen Knaben das rechte Bein und dem jüngsten Kinde der linke Oberarm abgetrennt wurden. Die verunglückte Familie wurde nach Pest ins Spital gebracht, wo man die verletzten Gliedmaßen sofort abnahm. Die Mutter starb unmittelbar nach der Operation. Ihr Gatte wollte sich bei dem Anblick seiner Familie durch einen Revolverschuß töten, wurde aber rechtzeitig daran verhindert.
Paris, 4. Nov. In Havre ist der russische Dampfer „Wladimir" eingetroffen, welcher Geschenke des Zaren für die französischen Städte bringt. Paris z. B. erhält eine ungeheure Jaspis Vase, Toulon, Marseille und Lyon erhalten Oelgemälde mit Darstellungen der Tou- loner und Kronstädter Festlichkeiten.
In Sachen des seltsamen Zwischenfalles mit der bekannten Kundgebung des Petersburger „Regierungsboten" bringt jetzt das „Wolf'sche Telegraphenbureau" eine neue Veröffentlichung, die offenbar zur Aufklärung dienen soll. Es ist dies die wörtliche Uebcrsetz- ung des Artikels aus der Nummer des Petersburger -Regierungsboten" vom 29. Oktober, auf welchen sich das vielerörterte Telegramm der „Russischen Telegraphen - Agentur" bezog. In diesem nunmehr vom „W. T.-B." im Wortlaut wiedergegebenen Artikel wird der englischen Diplomatie auf Grund recht selbstbewußter Aeußerungen des Unterstaatssekretärs des Auswärtigen im Kabinet Salisbury, Curzon, scharf der Text vom russischen Standpunkte aus gelesen. Rund heraus erklärt der Artikel, daß die einstweilige Lösung der armenischen Frage nicht England, sondern der gleichzeitigen Einwirkung Englands, Rußlands und Frankreichs auf die Pforte zu danken sei. Gleichzeitig muß aber die englische Politik den Vorwurf der Zweideutigkeit über sich ergehen lassen und unverblümt wird dem Kabinet Salisbury zu verstehen gegeben, daß sein Auftreten in der armenischen Angelegenheit einen entschiedenen Mißerfolg Englands darstelle. Jetzt hat nun zunächst die Londoner Regierungspresse das Wort.
London, 4. November. „Osservatore Romano" erhält aus bester Londoner Quelle die Nachricht, daß die Königin von England ernstlich erkrankt und die Abnahme der geistigen Kräfte rapide sei.
vermischtes.
Der Löwe im württembergischen Wappenschilde. Im württembergischen Wap- penschilde prangen bekanntlich vier schwarze Löwen, ein großer stellt sich als Schildhalter vor und die drei anderen kleinen Löwen, befinden sich im linken Halbfelde des Wappens vom Beschauer aus gesehen. Diese vier Löwen haben alle auffallenderweise eine rote rechte Vorderpfote, während die übrigen drei Pfoten schwarz sind. Woher kommt das? Die Löwen stammen aus dem Wappenschilde des erloschenen Kaisergeschlechts der Hohenstaufen und über den Ursprung dieser Eigentümlichkeit des hohenstaufischen Wappens wird folgende ergreifende Sage erzählt: Als Konradin. der letzte Hohenstaufe, vor seinem unglücklichen Zuge nach Italien im Herbst 1227 von seiner Mutter, einer bayerischen Prinzessin und Witwe des deutschen Königs Konrad IV., zu Hohenschwangau Abschied genommen hatte, behielt diese seinen zahmen Löwen, der mit ihm aufgewachsen war und den Konradin sehr wert hielt (der Löwe war ein Geschenk des Schah von Persien, auf ihrem Schlosse zu Ravensberg bei sich. Nachdem von Konradin lange Zeit gar keine Nachricht eingetroffen war, kam eines Tages der Löwe, den man seiner völligen Zahm- heit wegen frei herumlaufen ließ, aus dem Burghof winselnd mit aufgehobener blutiger Tatze zu Elisabeth. Da das Tier zutraulich wie ein Hund und darum der Liebling der Bewohner des Schlosses war, forschte man eifrig nach der Ur-
sache der scheinbaren Verwundung, doch war weder eine Wunde zu entdecken, noch gelang es, sonstwie eine Erklärung der rätselhaften Er^ scheinung zu finden. Acht Tage darauf über, brachte ein Eilbote die Schreckensnachricht von dem entsetzlichen Ende des Jünglings. Da zeigte es sich, daß sich der Löwe zur nämlichen Stunde windend und mit aufgehobener blutiger Tatze zu Konradins Mutter geflüchtet hatte, in welcher zu Neapel Konradins Haupt auf dem Blutgerüste gefallen war. Zum Gedächtnis des merkwürdigen Vorgangs erhielt auf Anordnung des Schmerzgebeugten, all ihrer Lieben beraubten Mutter Elisabeth jeder der drei schwarzen Löwen im Wappenschilde der nunmehr ausgestordcnen Hohenstaufen eine rote rechte Vorderratze. Als Erben eines Teils der hohenstaufischen Güter nahmen in der Folge die Grafen von Württemberg das Familienwappen der Hohenstaufen in ihren Wappenschild, und darum erscheinen sowohl die drei schwarzen Löwen im linken Halbfelde des württembergischen Wappens als der schildtragende Löwe mit roter Vorderpranke.
Wie lange dauert die Unvergeßlich, keit? Zur Erörterung dieser Frage schreibt man aus Mainz 10. Okt.: Auf dem hiesigen christlichen Friedhof werden alljährlich, wie die Begräbnisordnung bestimmt, diejenigen Grabdenkmäler entfernt, welche nicht von der Familie angekauft worden sind. Bevor jedoch die Entfernung vorgenommen wird, werden die noch lebenden Angehörigen ersucht, entweder die Grabstätte zu erwerben oder die Denkmäler zu entfernen, in anderem Falle werde dies Letztere von Seiten der Stadt geschehen. Unter den Monumenten, welche erst kürzlich entfernt worden sind, befand sich auch, wie der „M. A." berichtet, ein schöner Gedenkstein, welchen eine hiesige Familie ihrer verstorbenen Mutter zur Erinnerung hatte errichten lassen. Der Grabstein trug außer dem Namen der Verblichenen die Inschrift: „Unserer unvergeßlichen Mutter!" Das war im Jahre 1885! Zehn Jahre sind seit dieser Zeit in's Laad gegangen. Die Kinder leben alle in guten Verhältnissen, sie haben jedoch ihre „unvergeßliche" Mutter bereits so weit „vergessen", daß sie nicht nur die Grabstätte nicht erwarben, sondern auch nicht einmal das Grabdenkmal reklamierten. Der Stein wurde vielmehr auf dem Friedhof — als Haustein an einen Steinmetzen um wenige Pfennige versteigert !!
Die Elektrizität im Dienste der Post. Den Amerikanern dauert das Stempeln der Briefe mit der Hand zu lange, sie beginnen jetzt mit einem Apparat zu stempeln, der von einem elektrischen Triebwerk, den sie Crocker-Wheeler, nennen, in Bewegung gesetzt wird. Der Apparat soll, wie das Patent- und technische Bureau von Richard Lüders in Görlitz mitteilt, 500 Briefe in der Minute abzustempeln im stände sein. Das wäre allerdings eine Leistung, die auch europäische Postanstalten zur Annahme dieses Systems begegnen könnt.
Das Schielen wird zuweilen auf eine einfache Weise geheilt, indem man das gesunde Auge mit einem schwarzseidenen Läppchen, das doppelt zusammengelegt und mit Bändchen am Kopfe befestigt wird, bedeckt und nur dos kranke Auge ausjchauen läßt. Es liegen Fälle vor, wo schon nach 10—14 Tagen bei Anwendung dieses einfachen Mittels das Schielen beseitigt war.
(Stockflecke aus Glacehandschuhen.) Man legt in einen luftdicht verschlossenen Kasten etwas Hirschhornsalz, darüber Handschuhe so lange, bis sämtliche Stockflecke entfernt sind.
(Druckfehler.) Isidor umschlang seine Rosalie und flüsterte ihr ihns Ohr: So wollen wir denn zusammen durchs Leben handeln.
(Auf dem Kinderball.) „Herr" zu seiner „Dame": Fräulein, waschen Sie sich schon selbst?
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh 1« Neuenbürg.