Kaiserin ausdrücklich gewünschte Einfachheit bei ihrer Bestattung wird bedingen, daß von einer Trauerdekoration der Kirche überhaupt abgesehen wird.

Homburg v. d. H., 8. Aug. General- Feldmarsch all Graf Waldersee nebst Gefolge trifft am kommenden Samstag hier ein und nimmt im Hotel Vier Jahreszeiten Wohnung.

Zwickau, 6. Aug. Am Samstag hat in Liebau ein kleines Mädchen einen Wolf in die Flucht geschlagen. Der Vagant war mit zwei Hyänen aus einer dort Vorstellungen gebenden Menagerie entsprungen und in den Wald entkommen. Er hatte die Dreistigkeit, sich an eine vor dem Ort weidende Gänseherde heranzuschleichen und war einem der Laughälse schon dicht auf den Fersen. Die kleine Hüterin, die bis dahin beschaulich im Grase gelegen hatte, sprang auf, warf nach dem Räuber und verfolgte ihn mit dem Stock. Er machte kehrt und fletschte die standhafte Beschützerin ihrer Pflegebefohlenen unheimlich an, da diese aber unerschrocken losschlug, zog er es doch vor, die Gans laufen zu lassen und sich wieder in das Dickicht zurückzuziehen. Die Kleine würde schwerlich so heldenmütig draufgegangen sein, wenn sie gewußt hätte, wer ihr gegenüber stand, aber sie hatte den Wolf für einen Hund gehalten. Der gefährliche Geselle wurde bald darauf zur Strecke gebracht, ebenso eine der Hyänen, die andere treibt sich noch im Forst umher.

Cuxhaven, 7. Aug. Die Gräfin Wal­dersee ist gestern abend gegen 11'/, Uhr hier angekommen. Sie wurde vom Grafen Waldersee empfangen und nach dem Hotel geleitet. Darauf begab sich der Graf wieder an Bord derGera". Heute morgen begab sich die Gräfin auf dem DampferWillkommen" an Bord derGera", welche um 9'/, Uhr nach Brunshausen fuhr. Hier findet auf derColumbia" ein Festmahl statt. 250 Rekonvaleszenten sind heute morgen um 6 Uhr mit dem DampferGlückauf" nach Wilhelmshafen befördert worden.

Hamburg, 8. Aug. Eine zahlreiche Menschenmenge war heute Vormittag am Hafen, der bis weit über Altona mit Flaggen und Guirl'anden geschmückt ist, versammelt. Um 11 Uhr traf die Gera, von zahlreichen Passagierdampfern begleitet, ein. Tie Mannschaften waren auf dem Oberdeck aufge­stellt und brachten beim Passieren der St. Pauli­landungsbrücke ein dreifaches Hurrah aus, das von der Menge lebhaft erwidert wurde.

Berlin, 8. Aug. Nach einer Meldung aus Hamburg hat heute Vormittag 11 Uhr da­selbst der feierliche Empfang des General­feldmarschalls Grafen Waldersee stattgefunden. Als dieGera" von Brunshausen kommend im hiesigen Hafen eingetroffen war, wurde der Feld­marschall von einer zahlreichen Menschenmenge, die den Hafen umsäumte mit lauten Willkommrufen begrüßt. Graf Waldersee dankte von der Kommando­brücke herab, indem er dem Publikum grüßend zunickte. Nachdem unter dem rotweißen Pavillon der Vertreter des Kaisers, Generaladjutant Generäl von Wittich mit den Vertretern des Senats, den Generälen und den Admirälen Aufstellung genommen hatte, verließ Graf Waldersee das Schiff und be­gab sich nach dem Pavillon. Als Ehrenwache war

eine Kompagnie des 76. Infanterie-Regiments, als Ehreneskorte ein Zug Königs-Ulanen aus Hannover zur Stelle. Nach der Begrüßungsfeier im Pavillon schritt der Feldmarschall die Front der Ehren- kompagnie ab, ließ Parademarsch ausführen und fuhr dann in offenem Wagen an der Seite des Generals von Wittich nach dem Stadthause, wo die Bürgermeister Hamburgs ihn begrüßten. Trotz des strömenden Regens hatte sich auf dem ganzen Wege eine große Anzahl Menschen eingefunden, die den Grafen Waldersee mit brausenden Hochrufen begrüßten. Vom Kaiser erhielt Graf Waldersee bei seiner gestern in Cuxhaven erfolgten Ankunft eilt längeres Begrüßungstelegramm. Nächsten Montag Nachmittag 5 Uhr trifft Graf Waldersee in Hannover ein, wo großer Empfang durch die städtischen und königlichen Behörden sowie durch das Offizierskorps der Garnison stattfindet.

Berlin, 8. August. Wie auS Hamburg depeschiert wird verlieh der Kaiser dem Grafen Waldersee den Orden xonr Io me rite mit Eichenlaub unter Belastung in seiner biherigen Stellung an der Spitze der III. Armeeinspektion in Hannover.

Berlin, 8. Aug. Laut Berliner Tageblatt wurde der Kriegskorrespondent des Tageblattes, Wilhelm Meyerbach in Südafrika von den Eng­ländern unter der Beschuldigung der Spionage ver­haftet und soll in Middelburg kriegsgerichtlich ab­geurteilt werden.

London, 7. Aug. Das Ariegsamt ver­öffentlicht ein Telegramm Lord Kitcheners auS Pretoria vom 6. ds. Seit dem 29. v. Mts. haben darnach die englischen Kolonnen 48 Buren getötet, 19 verwundet und 220 gefangen genommen, während sich 57 freiwillig ergaben. Die Engländer er­beuteten 1 Geschütz, 140 Gewehre nebst Munition und eine große Menge Wagen und Vieh.

London, 7. Aug. Daily Mail veröffent­licht ein Telegramm aus Pretoria, in welchem es heißt, Lord Kitchener sei seit einigen Tagen sehr leidend und werde nicht einmal nach Kap­stadt kommen können, um den Herzog und die Herzogin von Kork zu begrüßen. Man giebt hier sehr dunkle Auskunft über den Verlauf seiner Krankheit. Manche versichern, er habe in einem Gefecht eine ernstliche Verwundung erhalten. Jeden­falls müsse er in kurzer Zeit gesundheitshalber nach England zurückkehren. DerRappel" veröffentlicht ein Telegramm aus Pretoria in welchem es gleichfalls heißt, Kitchcner sei ernstlich erkrankt.

London, 8. Aug. König Eduard wird mit der Königin und Prinzessin Viktoria morgen London verlassen, um sich nach Cronberg zu begeben.

vermischtes.

Eine bankerotte Stadt. Die Stadt Chicago ist bankerott. Sie kann ihre Beamten nicht mehr bezahlen, und niemand will ihr Geld bringen. Die Straßen werden nicht mehr gereinigt, das Pflaster bleibt unauSgebessert, und die Brücken verfallen. Der Bürgermeister sagt, an diesem schmählichen Zustand seien die reichen Steuerzahler schuld, welche durchweg die Steuern hinterzögen. Die Steuerzahler

aber meinen, daß die hungrigen Politiker, welche die Aemter innehütten, die Stadt arm gestohlen hätten. Dazu kommt, daß Chicago durch seinen aus alter Zeit datierenden Freibrief daran verhindert ist,- namhafte Schulden zu machen. Die Stadt darf nicht mehr als höchstens 5 Prozent des ein­geschätzten Wertes des steuerbaren Eigentums borgen. Chicagos fundierte Schuld beträgt daher nicht mehr als 16 Millionen Dollar, was für eine Stadt von nahezu 2 Millionen Einwohnern gering ist. Auch ist das ganze Steuersystem nichts wert. Nicht weniger als 21 verschiedene Behörden erheben in Chicago Steuern. Das giebt Hunderten von Poli­tikern fette Aemter, was wiederum der Grund ist, warum es schier unmöglich erscheint, eine gründliche Steuerreform anzubahnen. Die Politiker haben ein Interesse daran, daß alles beim alten bleibt, und da sie diejenigen sind, welche die Gesetze machen, bleibt alles beim alten.

Standesamt Kalw.

Geborene.

24. Juli. Anna Maria Rühle, Tochter des Wilhelm Gotthilf Rühle. Lokomotivführers hier.

4. Aug. Anna Luise Böckle. Tochter des Johannes Böckle, Fahiknechts hier.

4. Paul Richard Schüttle, Sohn des Wilhelm

Schötlle, Zacquardwebers hier.

6. EliiaLcche Schechinger, Tochter des Jakob

Friedrich Schechinger, Maschinenstrickers hier.

Getraute.

3. Aug. Johann Georg Weil, Dienstknecht hier und Karoline Kaag geb. Claus, Wiiwe hier.

3. Franz Wilhelm Schofer, Maschinenstricker

hier und Marie Charlotte Gack geb. Binder hier.

5. Karl Gottlieb Friedrich Häutzer, Kaufmann

in Backnang und Emma Bertha Bozen­hardt hier.

G e st v r b e n e.

3. Aug. Karl Wilhelm Kurz, Sohn des Gottfried Kurz, Kaufmanns hier, 4 Monate alt.

7. ,, Rosa Agnes Hofmann, Tochter des Martin

Ludwig Hofmann, Stotionskassiers hier, 2 Jahre alt.

Gottesdienst«

am 10. Sonntag nach Hrinit.. 11. Aug.

Vom Turm: 347. Der Kirchcnchor singt: Kommt und laßt uns Christum ehren rc. Predigtlicd: 217, Herz und Herz re. 9 Uhr: Vormitt.-Predigt, Herr Dekan Ro o s. 1 Uhr.- Christenlehre mit den Töchtern.

Wekkametei!.

/MM EIN

grünen packeku g 30u.50sikg> des siekei sl!s lnsevten summ!

(dsoonäers auch in 8tg.l-

kan, Ln88vn n. s. v. ist Nie 5Virknnx «los Halms, geraden« iibsrrasdioml und rvird von keinem andern Kittel erreiche. In 10 LIinuteu lebt kein Stück mehr. Oarantisrt Kittkrsi. Fabrikant: Apotheker kl. I-abr in Wüi'nburx. In dalrv rin haben io beiden Apotheken.

Wenn ich mir eine Erleichterung davon verspräche, würde ich mich Ihnen Mitteilen. Aber das, was auf mir lastet, ist zu schwer, als daß ein zweiter sich in meine Lage versetzen könnte."

Andrea ergriff voller Teilnahme seine Hand.Das ahnte ich nicht. Wollen sie sich aber nicht in ihrem Kummer an den einzigen wenden, der Ihnen helfen kann?"

Er lächelie bitter.O, der hat sich bisher noch nicht die Mühe gegeben, sich um mich zu kümmern."

Herr Graf!" Sie ließ erschreckt seine Hand fahren.Wenn ein Vater sein Kind straft, so liebt das Kind ihn dennoch und vertraut ihm."

Mit Nichten. Zu große Härte ertötet Liebe und Vertrauen."

Er sah, daß ihre Augen sich mit Thränen gefüllt hatten.

Habe ich Sie durch meine Worte verletzt?" fragte er.

Ich weine aus Mitgefühl," sagte sie sanft.Ich habe in den Wochen unseres Zusammenseins die Geduld kennen gelernt, mit der Sie körperlichen Schmerz ertragen. Wie groß muß der seelische gewesen sein, wenn er Ihnen Ihren Glauben rauben konnte!"

Er seufzte.Ich würde Ihnen erzählen, was mich bedrückt, aber wie soll ich Ihrer reinen Gesinnung klar machen, daß es Menschen giebt, die auf so tiefer moralischen Stufe stehen wie der, der mein Leben vergiftet hat? Es hieße eine Tempelschändung begehen, wollte ich in Ihrer Gegenwart von meinem Vater sprechen. Ja," setzte er, ihren überraschten Blick bemerkend, hinzu,ich bin tausendmal 'chlimmer daran als einer, der keinen Vater hat. Alles Unglück meines Lebens ist sein Werk."

Gewiß ohne seine Schuld," sagte sie überredend.Wenn Sie es auch nicht einsehen, so meint er es doch sicherlich gut mit Ihnen."

Er lachte.So denken Sie. Ich aber weiß, daß, wenn ich einen erbitterten Todfeind besäße, dieser mir nicht mehr zugefügt haben könnte als mein Vater. Doch das kann Sie nichts angehen; ich will Sie nicht mit meinem Unglück be­lasten. Sprechen wir nicht mehr davon. Es ist, wie Sie bemerken werden, nicht meine Art, mich mitzuteilen; daß ich es jetzt thue, liegt an Ihnen. Sie sind so gut, so teilnehmend, daß Sie unwillkürlich Vertrauen Hervorrufen."

Wenn ich Ihnen nur helfen könnte," erwiderte sie.Vor allen Dingen wäre es mein Hauptwunsch, daß Sie sich mit Ihrem Herm Vater aussöhnten» denn die Bibel lehrt uns, unsere Eltern zu ehren."

Sie sind im Irrtum, wenn Sie meinen Vater und mich erzürnt glauben. Wir gehen äußerlich ganz gesittet mit einander um. Meine Verachtung kann er nur ahnen, ausgesprochen habe ich sie ihm nie."

Ihre Verachtung! Wie kann man solches Wort anwcnden, wenn man von seinem Vater spricht!"

Er schwieg einen Moment, dann sagte er:Bitte, wollen Sie mir den Gefallen thun, den Brief zu lesen, den ich heute erhalten habe? Dann werden Sie mir gerechter werden."

Ich will Sie um alles nicht verlassen, mir Dinge mitzuteilen, die Familien­geheimnisse sind," entgegnete sie ängstlich.

In meiner traurigen Geschichte giebt es kein Geheimnis; das kennt alle Welt," sagte er.Lesen Sie den Brief. Sie werden mich danach bester verstehen. Hier ist er. Lesen Sie ihn laut bitte!" (Fortsetzung folgt.)