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weil Ihr so einsam in der Welt dasteht und weiter keine Menschcnseele Eure Verwandten nennen könnt, als mich. Seht mal. eine so recht gemütliche Häuslichkeit, das ist, was Euch allen beiden fehlt. Ja. ja. seht mich nur an. Ich meine es im Ernst. Sehl mal, Ihr seid beide in dem Alter, in welchem der Weisheits- zahn zum Durchbruch kommt, Ihr verdient beide so viel, daß Ihr eine Frau ernähren könnt, und ein Uebriges würde man ja am Ende auch thun," setzte er hinzu.
„Onkelchen, Du bist heute wahrhaftig klassisch", rief Paul aus, indem er in seinem Grog löffelte, „wie kommst Du denn mit einem Mal auf die famose Idee, uns verheiraten zu wollen, Du hast vielleicht etwas für uns in petto?"
„Das gerade nicht, aber ich halte es wirklich für das beste für Euch beide. Ein jeder junge Mann, der sich in einer selbständigen Stellung befindet und ein einigermaßen genügendes Einkommen hat, muß heiraten, das ist eine Pflicht gegen sich selbst und gegen den Staat," fügte er mit großer Bestimmtheit hinzu.
„Ganz brillant geredet, bravo, bravo! Du sprichst heute wie ein Buch, lieber Onkel. Darf man sich dann die ergebene Anfrage erlauben, warum Du, liebes Onkelchen, die Theorie nicht selbst in die Praxis übersetzt hast und uns, wie es einem braven Mann geziemt, mit gutem Beispiel vorangegangen bist?"
Diese Bemerkung trug dem Fragenden einen bedeutsameu Blick der Jungfer Mine ein, der das Thema höchst unerquicklich war, denn ihr Gesichtsbarometer war bei Beginn dieser Erörterung tief gefallen. Auch Onkel Bäckermeister schien es bemerkt zu haben, und er be- eilte sich, den Verdacht, als ob ihm ein Gedanke ans Heiraten jemals in den Sinn kommen könnte, lebhaft von sich abzuwälzcn.
„Ich bin viel zu alt zum Heiraten", erwiderte er. „Wer wird einen solchen alten Junggesellen, wie ich bin, nehmen? Nein, nein, ich habe den Anschluß versäumt, und ich denke gar nicht daran, das Versäumte nachzuholen."
„Ich begreife auch gar nicht", nahm mit gewichtiger Miene seine Nachbarin das Wort, „woher den jungen Leuten die Lust zum Heiraten kommen soll, wenn man die Mädchen von heute ansteht. Nichts als allerlei Flitterkram haben sie im Kopf. Sich nach der neuesten Mode Putzen, wahnsinnige Toiletten tragen, zu tanzen und Klavier zu spielen, das verstehen sie, aber wie ein Gericht Essen gekocht wird, davon haben sie nicht die geringste Idee."
„Nun. nun. so gar schlimm ist es nun auch nicht," opponierte ihr Prinzipal, dem der Grog Kurage gemacht hatte, „man darf nicht alle mit gleicher Elle messen. Es sind unter den jungen Mädchen von heute viel, die nichts weiter als unnütze Dinge im Kopf habenaber es giebt doch auch andererseits wieder rühmliche Ausnahmen."
„Da hast Du recht, lieber Onkel!" bestätigte Franz dessen Ansicht, „alle sinh sie nicht gar so schlimm.
„Nun also, warum suchst Du denn nicht eine, die Dir gefällt und die den Kopf und das Herz auf dem rechten Fleck hat?"
„Ich, lieber Onkel?" fragte Franz entsetzt. „Daran habe ich wirklich noch nie gedacht."
„Der müßte auch ein prächtiges Bild abgeben, der sanfte Franz auf Freiersfüßen!" rief Paul in übermütiger Laune. „Da möchte ich wohl ein Mäuschen sein und zuhören, wenn er der Dame seines Herzens die Liebeserklärung macht, ha, ha, ha!"
Franz erörtertem der That schon bei dem Gedanken an ein junges Mädchen.
„Nun. wenn sich nur erst das Herz zum Herzen gefunden hat, dann stellen sich auch im passenden Moment die rechten Worte ein."
„Hast Du cs schon einmal probiert, bestes Onkelchcn?" lachte Paul, „daß Du es so genau weißt?"
(Fortsetzung folgt.)
Eine nette Feuerwehr. Der Kommandant der freiwilligen Feuerwehr eines belgi
scheu Städtchens sandte kürzlich an den ihm Vorgesetzten Präfekten einen Bericht über einen Brand, welchen die „Allg. Versicherungs-Presse" in möglichst treuer Uebersetzung so wiedergiebt: „Herr Präfekt! Als gestern wie gewöhnlich gegen Abend die Nacht gekommen war und ich mich nicdergclegt hatte, um im Schooße des Schlafes zu ruhen, wurde ich plötzlich geweckt durch Geschrei. welches nach Feuer rief. Da ich auf der Stelle erriet, daß es sich um ein Feuer handelte, welches brannte, erhob ich mich und bemerkte nun einen glühenden Schein in der Richtung der Brauerei Sacabivre. Sogleich ließ ich mit den Signalhörnern Alarm blasen und ich ver- einigte mich mit meinen Mannschaften, um uns nach der Brandstätte zu begeben. Dort ange- kommen, fühlte ich das Bedürfnis, Appell abzuhalten und ich fand, daß wir alle vollzählig waren. Unglücklicherweise hatten wir in der Ucberstürzung der Eile vergessen und waren daher genötigt, auf den Rat des Herrn Bürgermeisters mit Töpfen das Wasser aus einer Pfütze zu holen, welches sehr schlecht roch, wobei mir übel wurde, und als es nichts mehr zu brennen gab, ging das Feuer aus. Darauf habe ich meine Mannschaften angeredet und dankte ihnen für den Mut, den sie bei dieser Angelegenheit gezeigt hatten, denn ohne dieselben wären die Frauen. die in dem Hause waren. heute zerstört. Wir haben dagegen den Tod eines der Unsrigen zu beklagen, und zwar das Schwein von Franz, welches erschlagen worden ist, ohne daß es sagen konnte „wie". Ich bezeuge die Genauigkeit dieses Berichtes, indem ich zur Beglaubigung desselben mit mir zeichne Lävöre-Nöjusto, eommanärmt cke konck klecks.
Nehmt Euch vor dem „Neuen" in Acht! Einer unserer Leser hat bereits schwere Bedenken gegen das ungeberdige Kind. Jahrgang 1895, und schreibt: Daß der diesjährige Neue von hervorragender Güte ist, beweist nicht nur sein großes Gewicht, sondern auch insbesondere der große Luftraum im Fasse, den er dieses Jahr zur Gährung für sich in Anspruch nimmt. Gar mancher Winzer, der ihm nicht genug leeren Raum im Fasse ließ, konnte die Wahrnehmung machen, daß dieser feurige Patron durch das Spundloch sich Platz zum Austoben verschaffte. Sollte dieser unbändige Freiheitsdrang vom Werne gar auf die Weinirinker übergehen, so dürften für die bevorstehenden Kirchweihen, insbesondere in Weingegenden, sowohl den Wirten als auch der Polizei manche Ueberraschungen bereitet werden. — (Trotz des Mahnrufs wird's wohl beim alten — Z 11 bleiben. D. R.)
Der vor Kurzem verstorbene Pasteur litt als echter Gelehrter, wie's sich gehört, auch an dem Nebel der Zerstreutheit. Eines Tages war er Gast bei seinem Schwiegersöhne in Bour- gogne. Das Essen näherte sich seinem Ende, man kam zum Nachtisch, der in prächtigen Kirschen aus dem Garten des Gastgebers bestand. Die Herren und Damen der Tischgesellschaft machten nicht viel Federlesens mit dem köstlichen Obst, nur Einer trat mit ganz besonderer Sorgfalt und Behutsamkeit an die Aufgabe des Kirschen- essens heran — Monsieur Pasteur. Er tauchte nämlich jede einzelne Frucht mehrere Male in ein vor ihm stehendes Wasserglas und besah sie von allen Seiten, bevor er sie den Weg aller Kirschen gehen ließ. Der Schwiegersohn konnte nicht umhin, über die Sorgfalt zu lächeln, doch da kam er bei M. Pasteur an den Rechten! Der gelehrte Schwiegerpapa hielt ihm nun, ohne sich übrigens im Obstgenusse stören zu lassen, einen langen Bortrag über die zahlreichen Ba- zillen und sonstigen Lebewesen, die die äußere Hülle einer Kirsche bevölkern. „Sie sehen, mein lieber Sohn^, so schloß er seine Rede, daß man hier vorsichtig sein muß. Thut daher alle wie ich und reinigt Eure Kirschen." Sprachs, langte, um die von dem Bortrag ausgetrocknete Kehle zu netzen» nach dem Wasserglas, in dem er eben den Bazillen ein Massengrab bereitet hatte, und leerte es mit einem Zuge.
Meüs isch die badisch' Residenz?*)
En Lehrer imme fremde Land Fragt in d'r Prüsungswoch':
„Wem iich die Residenz bekannt,
Vom bad'sche Land denn noch?"
Kein einz'ger Racker meid' sich d'uff,
D'rum holt e Bretzel er,
Un' gebt die Frag' als Rätsel uff,
Un' sagt jetzt ungefähr:
„Sucht mir emol den Name raus,
Wie sechs von Euch sin' tauft,
Dann henn d'r d' vorder Hälst' schon Haus, Jetz' uffbaßt, daß es lauft;
Un' d' hinter Hälft' bedeutet dann,
Was Ihr zum Schloss braucht Sofort isch Einer, der's schon kann,
Im Eck drin' uffgetaucht.
No! sagt der Lehrer, schteh mol off,
Die Bretzel g'hört nord dein;
Do meint der schlaue Racker druff,
S' müßt „Friedrichshofen" sein.
*) Dem Büchlein: „K a r l s ruh e r G' s ch w ätz- gebabbel Gedichte m heimischer Mundart von Franz Karrer", entnommen, das soeben im Verlage von Otto Nemnich in Karlsruhe erschienen ist. Das Büchlein, gewidmet der „Fulderei" als Schälstein zur geselligen Unterhaltung von „ihrem Dr. Schr.", enthält eine Reihe meist heiterer Poesieen und empfiehlt sich den Freunden des Humors. Der Verfasser hat dem Büchlein ein Vorwort mitgegeben, in dem es heißt :
„'S kriegt jeder Mensch von Zen zu Zeit Als so en kleiner Rappel,
Un' so ah ich, d'rum hawe heit Mol geschriewe 's G'schwätzgebabbel.
Klingt des un' Sell d'rvon ah derb,
Des bringt d'r Volkston mit sich Im Ganze ischs grad nett zu herb Tisch dailbot ganz witzich."
Ein „Gemütsweib" sucht die Staatsanwaltschaft in Potsdam. Sie hat auf die Ergreifung der Wittwe Grünefeld, geb. Lamzies, die am 30. Juli aus der Bliesendorfer Feldmark ihren Mann derart mißhandelte, daß er bald darauf starb, eine Belohnung von 300 ausgesetzt.
Reiniget Eure Keller! Ueber das Faulen der soeben geernteten Kartoffeln wird von so vielen Seiten der Landwirte geklagt; man meint, die Kartoffeln kämen zu warm in den Keller. Dieser Grund ist nicht stichhaltig. Nein! Die Keller sind unrein. Entfernt alle fauligen Stoffe, deren so viele in den Kellern sind — putzt tüchtig mit dem Best«. Macht die Fenster auf, Tag und Nacht, bis gute reine Luft — frei von ansteckenden Pilzen — drinnen ist. Streicht die Wände wieder einmal mit Kalk an, schwefelt auch einmal, haltet den Keller aber 1—2 Tage recht geschloffen; dann wieder gelüftet, Nachts auflassen, wir wollen sehen, ob die Kartoffeln faulen! So vollständig gesund, trocken und wenig Wasser enthaltend, sind die Kartoffeln seit Jahren nicht in den Keller gekommen. aber — die Keller müssen trockener und reiner gehalten werden.
(Um Aepfel rasch und ohne Verlust schälen zu können), wird folgendes Mittel empfohlen: Man tauche die Aepfel eine Minute lang in kochendes, noch kürzere Zeit in brausend kochendes Wasser. Sie lassen sich dann abziehen, wie eine Pellkartoffel, wobei nicht das Geringste vom Apfel verloren geht. Eines Versuches ist dies wohl wert.
(Bedenklicher Kredit.) Vater (zu seinem von der Universität zurückkehrenden Sohne): Was, Schulden hast Du noch gemacht? Wie viel denn? — Sohn: 3000 Mk. — Vater: 3000 Mark! — Sohn: Freust Du Dich denn nicht, Vater, daß Dein Sohn soviel Kredit hat?
Prinzipal (z<m Lehrling): Aber wie sehen Sie aus im Gesicht, Meyer, haben Sie sich nicht gewaschen? — Meyer (stolz): Hat die Sonne nicht auch ihre Flecken?
(Zerstreut.) Friseur: „Ist das Haar so recht geschnitten, Herr Professor?" — Professor: „Viel zu kurz . . . bitte etwas länger."
Redaktion, Druck un- Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.