begrüßte der Reihe nach die erschienenen Herren aufs freundlichste. Hierauf erfolgte die Abfahrt des Kaiserpaares nach Urville unter den Hurrah- rufen des überaus zahlreichen Publikums. Schulkinder warfen Blumen in den vierspännigen Wagen des Kaiserpaares. In Urville eingetroffen, war die Kaiserin sichtlich überrascht von den herrlichen Parkanlagen. In Metz traf das Kaiserpaar mit der Bahn um 4'ir Uhr mittags ein und fuhr gleich zur Kathedrale, die eingehend besichtigt wurde, und sodann zum Bezirkspräsidium. Hierauf erfolgte die Rückfahrt nach Urville.
Metz, 15. Okt. Weitere Berichte über den heutigen Besuch des Kaiserpaares in Metz besagen, daß die Begeisterung der Bevölkerung keine Grenzen kannte und daß die Stadt in wahrhaft glänzender Weise geschmückt ist. Die Abfahrt des Kaiserpaares nach Urville erfolgte um 6'/i Uhr. Morgen früh wird die Kaiserin die Schlachtfelder von St. Privat und Amanweiler besuchen und alsdann in Metz die Wohlthätigkeitsanstalten besichtigen. Der Kaiser fährt über Novoant ebenfalls nach den westlichen Schlachtfeldern von Metz, von wo er um 4 Uhr in die Stadt und um 7 Uhr nach Urville zurückkehren wird.
Berlin, 15. Okt. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe begicbt sich nach Straßburg, um an der feierlichen Enthüllung des Kaiser Friedrich-Denkmals in Wörth teilzunehmen.
Wörth. 14. Oktbr. Hier ist alles in großer Thätigkeit. Zum hiesigen Telegraphenamt sind zwei neue Leitungen vom großen Kabel aus gelegt worden, sodaß das Amt direkt mit Straßburg und Berlin sprechen kann. Es befinden sich schon viele Fremde hier, zumeist Zeitungsberichterstatter. Sogar aus der Türkei sind Fremde anwesend, leicht erkennbar an ihrem roten Fez. Unterkommen ist keines mehr zu haben.
Berlin, 16. Okt. Die Berliner Morgenblätter melden aus Kasan: Im Stadttheater fand während der Vorstellung eine Explosion in der Garderobe statt. Der Rauch schlug auf die Bühne. Es entstand eine Panik wobei 8 Personen erdrückt und viele schwer verletzt wurden.
Straßburg i. E., 15. Okt. Die Straß- burger Industrie- und Gewerbe-Ausstellung für Elsaß-Lothringen, Baden und die Pfalz hat mit dem heutigen Tage ihr Ende erreicht. Der offizielle Schlußakt wurde nachmittags 4 Uhr im Kuppelraum der Haupthalle durch den hohen Protektor, den kaiserlichen Statthalter Seine Durchlaucht den Fürsten Hohenlohe-Langenburg in feierlicher Weise vollzogen. Der Erfolg der Ausstellung, die eine Dauer von fünf Monaten hatte, darf unbestritten als ein nach jeder Richtung hin hocherfreulicher, ein alle Erwartungen noch weit übertreffender genannt werden. Betrug doch die Zahl der Besucher ungefähr 1^/r Millionen! Damit mußte natürlich der finanzielle Erfolg gleichen Schritt halten, und daß dieser ein günstiger, durchaus gesicherter ist, darf heute feststehen.
Aus Baden. 14. Okt. Durch Maueranschläge in den Städten Karlsruhe, Mannheim, Heidelberg und Pforzheim protestiert Dr. Rüdt gegen seinen auf dem Breslauer Parteitag erfolgten Ausschluß aus der sozialdemokratischen Partei. Er wendet sich mit rücksichtsloser Schärfe gegen das „Parteipapsttum" und die Bebel- Lieb-Knechtschaft" und kündigt an, daß er den Krieg gegen die bürgerliche Gesellschaft auf eigene Faust fortzusetzen gedenke. Er fordert alle einsichtsvollen und unabhängigen Sozialdemokraten auf. sich um ihn zu schaaren und sich los zu machen von dem Parteilerrorismus, der eines freien Mannes unwürdig sei. Da Rüdt einen starken Anhang im Lande besitzt, so ist es keineswegs ausgeschlossen, daß ihm die beabsichtigte Parteibildung gelingt und er der „offiziellen Sozialdemokratie" noch mancherlei Verlegenheiten bereitet.
Freiburg i. B., 14. Okt. In hiesiger Gegend warten einzelne Gemeinden mit dem Herbsten noch zu, da die gegenwärtige Witter- ung noch sehr günstig für die Trauben ist.
Affen thal, 15. Okt. Die Affenthaler Lese ist nahezu beendigt. Der Most wog nach Oechsle 95—105 Grad, hat also den 1893er noch übertroffen. Der Liter rote Beeren kostet 80 ^ In Kappelwind eck kostet der Weiße 65 Mark per Ohm — 150 Liter, rote Beeren 65 p. Liter. inBühlerthal68 Mk. die Ohm Weißer und 70 Pfg. per Liter rote Beeren, in Altschweier 70 Mk. die Ohm Weißer und 80 Pf. per Liter rote Beeren. Ein großes Quantum Affenthaler wurde für den fürstl. fürstenbergischen Hoskeller angekauft. Kleine Quantums Roter und Weißer sind noch zu haben. In Obersas- bach wiegt der Most 98—106 Grad und ist noch Vorrat zu haben. In Jhringen stehen die Preise der Trauben für Elbing auf 12—13 Pfennig, für Ruländer (graue) auf 16 Pfg., für rote auf 18 Pfg. per Pfund. In Munzingen vorzügliche Lese und Käufer erwünscht; in Ettenheim ist die Qualität über dem 1893er Ergebnis und als Quantität teilweise voller Herbst. Preis je nach Lage 46—54 Mk. und 65-75 Mk. per 150 Liter. (S. M.)
Württemberg.
Stuttgart, 13. Okt. Es klingt geradezu unglaublich, wenn man sagen hört, daß heutzutage in irgend einem höheren Fach keine Ueber- füllung oder gar ein Mangel an Kandidaten herrsche. Dies trifft aber thatsächlich bei den Neu-Philologen in Württemberg zu. Wie wir hören, wurde es von der Oberstudienbehörde beklagt, daß zu dem letzten Reallehrer-Examen nicht eine größere Anzahl von Kandidaten erschien. Die mit Erfolg Geprüften konnten sofortige Verwendung finden.
Ulm, 16. Okt. Die Familie Schall und Neube hier haben das ihnen gehörige Cement- werk Gartenau bei Salzburg um 1600000 an ein Konsortium verkauft.
Schorndorf, 15. Okt. Gestern vormittag wurde in Oberberken ein in den 40er Jahren stehender Schneider von Heilbronn wegen Bettels der Behörde übergeben. Dieser arme Bettler hatte in sein Hosenpreis die schöne Summe von 480 in Gold und einzelnen Markstücken eingenäht. Ob man es mit einem sparsamen Bettler oder gar mit einem Dieb zu thun hat, wird die Untersuchung ergeben.
Besigheim^ 15. Okt. Ein von Kirch- heim herkommender nach Stuttgart bestimmter Weinwagen geriet auf der Kirchheim-Wahlheimer Steige in allzuraschen Lauf; der Fuhrmann sprang an die Deichsel, um den Wagen aufzuhalten, geriet aber unter denselben und wurde überfahren, so daß der 28jährige Mann nach kurzer Zeit starb. — Letzten Sonntag stießen b/i der kleinen Neckarbrücke hier zwei sich begegnende Weinfuhrwerke so unglücklich zusammen, daß die Deichsel des einen in ein volles Faß des andern ein Loch stieß, infolgedessen zwei Eimer des köstlichen Naß ausliefen.
Weinpreiszettel vom 14. bis 15. Okt. Besigheim. Heute Verkauf lebhaft. Käufe zu 153—180 Mk. Noch größere gute Qualität vorrätig, Käufer erwünscht. — Lauffen a. N. 145—175 Mk. immer noch Vorrat, namentlich von besseren Bergweinen.
— Löchgau. Preise 140—150 Mk., noch ziemlich Vorrat. — Fellbach. Ein fester Kauf zu 185 Mk.
— Rommelshausen. Bis jetzt nur ein fester Kauf zu 168 Mk., dagegen Vieles auf Schläge verstellt, noch ziemlich Vorrat. — Uhlbach. Vorrat noch r. 300 Hl. vorzüglicher Güte, Preise 200 bis 220 Mk. — Großgartach. Verkauf geht lebhaft zu 165—175 Mark, noch schöne Reste Rotwein erhältlich. — Nordheim. Preise von 156 Mk. an, Vorrat noch 300 Hl.
— Marbach. Preise gesunken von 190 auf 170 Mk., noch viel feil, Qualität sehr gut, Käufer erwünscht. — Beilstein. Preise gesunken bis aus 148 Mk., Verkauf des Gesellschastsweins ging trotz vorzüglicher Qualität schlecht; abgegeben wurden 80 Hl. 1. Klasse zu 60 Mark, 7 Hl. 2. Kl. zu 50 Mk. p. Hl., noch feil 1. Kl. 210 Hl., 2. Klasse 70 Hl. Sonst noch feil etwa 600 Hektol. —Beutelsbach. Ertrag, geschätzt zu 1500 Hektol., schlägt vor, Güte ausgezeichnet. — Geradstetten i. R. Ertrag schlägt erheblich vor, Gewicht 89 Grad nach Oechsle, bisher 1 Kauf zu 175 Mark, Käufer erwünscht. — Grunbach i. R. Ertrag ca. 2500 Hl., Käufer sind eingeladen. — Enzweihingen. Käufe bis 150 Mk., immer noch Vorrat, Käufer ;er- wünscht. —Winnenden. Lese geht heute zu Ende, Verkauf ging gestern gut, Preise 178—185 Mk., feil noch mehrere kleinere, aber gute Reste. — Strümpfelbach i. R. Lese m vollem Gange, Güte ausgezeichnet,
Käufer freundlich eingeladen. — Löwenstein mit Reis ach. Ertrag schlägt vor, Mostgewicht bis r» 100 Grad. Preise gesunken bis auf 150 Mk., Vorrat noch ca. 1200 Hl. — Stetten i. R. Einige Käufe zu 165 Mk. — Mundelsheim. Heute bei sinkenden Preise verkauft zu 150 bis 165 Mk. Rotwein, feil noch ca. 500 Hl., Wein kann sofort gefaßt werden, Käufer sind freundlich eingeladen.
Stuttgart, 15. Oktbr. Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz. Zufuhr 800 Ztr., Preis per Zentner 2 -4L 70 bis 3 --4L — — Krautmarkt am
Marktplatz. Zufuhr 4500 Stück Filderkraut, 22 -4L — ^ bis 27 -4L — ^ per 100 Stück.
Ulm, 10. Oktbr. Obstmarkt auf dem Güterbahnhof. Gestern wurden 25 Wagen nach auswärts verkauft, 10 hier ausgeladen. Heute stehen 65 Wagen hier zum Verkauf. Der Handel ist flau. Die Preise gehen etwas zurück. Der Ztr. kostet 5 «4L bis 6 -4L 20.
Ausland.
Paris, 13. Okt. Hier ist ein Ehepaar verhaftet worden, weil es ein lljähr. Mädchen überredet hatte, dem Gericht die vollständig erfundene Anzeige zu erstatten, daß sein Vater schwere Verbrechen an ihm begangen habe. Der bedauernswerte Mann wurde nach halbjähriger Untersuchungshaft frcigelaffen, nachdem durch das Gutachten eines Gerichtsarztes und durch die Geständnisse des Mädchens selbst seine Unschuld zutage gekommen war. Das verhaftete Ehepaar hatte gehofft, daß ihm im Falle der Verurteilung des Vaters die Vormundschaft über das Mädchen und die Verwaltung des Vermögens desselben übertragen würde.
(Das Testament Pasteurs) lautet einfach so: „Dies ist mein letzter Wille. Ich setze meine Gattin zur Erbin alles dessen ein, was ich ihr nach dem Gesetze vermachen darf. Mögen meine Kinder den Geboten der Pflicht jederzeit treu bleiben und für ihre Mutter die Liebe bewahren, welche sie verdient. L. Pasteur."
Vermischtes.
München. 4, Okt. Eine heitere Jagd- geschtchte meldet der „Staffelsee-Bote": Am 3. März l. I. fuhren die Lokomotivführer Abt, die Heizer Ostler und Gnadl von der Lokalbahn Murnau-Garmisch morgens 7 Uhr mit einem Güterzuge von Garmisch nach Murnau. Bei Hechendorf vor Murnau an der Steigung stand neben dem Bahnkörper ein Reh, das Heizer Ostler, der auf seinen Dienstfahrten stets einen Kugelstutzen im Tender versteckt mitführte, während der Fahrt streckte. In Murnau angekommen, koppelten die drei Genannten die Maschine sofort ab und fuhren nach Hechendorf zurück, angeblich um am Hechendorfer Krahnen Wasser zu fassen. An der Stelle, wo das Reh lag. hielten sie die Lokomotive an, legten das Reh über die Schienen und — überfuhren den Wildkörper aus leichtbegreiflichen Gründen! Das Wildpret wurde dann unter den Tenderkohlen versteckt und in der Murnauer Maschinenhalle geteilt. Nach längerer Zeit erzählte Gnadl im Rausch die Geschichte und ein anderer Heizer denunzierte denselben der Gendarmerie. Alle drei Eisenbahnwilderer gestanden die „That" ein. Heizer Ostler wurde von der Eisenbahndirektion sofort entlassen, Führer Adt mit 10 bestraft. So oft der Morgengüterzug nun auf der Strecke gesehen wird, witzeln die Bewohner der dortigen Gegend über den „Schützsn"-Zug. Wilderer auf der Lokomotive: das ist in der That etwas Neues!
(Mißglückte Verteidigung.) „Den Rentier Sanflheim halte ich für einen richtigen Esel." — „Erlaube mal, auf den lasse ich nichts kommen, denn der hat mir ja neulich fünfzig Mark geliehen." — „Na, da siehst Du also doch, daß ich recht habe."
Wahrsagerin: ... In den nächsten vierzehen Tagen bekommen der junge Herr viel, viel Geld! Es können Tausende sein ... — Student: Wollen Sie mir hundert Mark darauf pumpen?
Engländer, (eine Gegend mit deren Beschreibung im Reisehandbuch vergleichend): Entweder ist die Gegend falsch, oder das Reisehandbuch.
Redaktion» Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.