665

Mt welchem Phosphorsäuredünger sollen wir in diesem Herbste düngen?

Immer wieder erscheint es nötig, daran zu mahnen, bei der Aus­wahl der anzuwendenden künstlichen Düngemittel vorsichtig zu sein, und nur auf Grund sicherer Erfahrung zu kaufen. Geschieht solches nicht, so liegt die Gefahr nahe, daß ein größerer oder geringerer Teil der ge­machten Ausgaben nutzlos ist. Obgleich hinsichtlich der im Herbste anzuwendenden Phosphorsäure Dünger durchaus sichere, genaue wissen­schaftliche Grundsätze gegeben sind, deren Richtigkeit durch reiche praktische Erfahrungen bestätigt ist. so lohnt cs sich dennoch, die Frage zu beantworten: Welchen Phosphorsäuredünger sollen wir für die Herbstsaaten verwenden?

Bisher wurde noch vielfach empfohlen, auch bei der Herbstdüngung die Phosphorsäure in Form von Supcrphosphat zu verwenden, indem man glaubte, nur im Superphosphat finde sich die Phosphorsäure in einer genügend löslichen Form, um die Pflanzen zu befähigen, sich noch vor Winter genügend zu kräftigen. Die praktische Erfahrung hat aber überall den Beweis geliefert, daß die Anwendung guter Thomasschlacke im Herbste hierzu ebenfalls nicht nur vollständig ausreicht, daß dieselbe im Gegenteil sogar günstigere Erfolge sichert, wie Superphosphat.

Denn man weiß heute, daß sich die Phosphorsäure in guter Thomas- schlackr in einer für die Planzenwurzeln sehr leicht aufnehmbaren Form befindet, und was besonders wichtig ist, daß sie im Boden in dieser leicht aufnehmbaren Form verbleibt, während hinsichtlich der Löslichkeit der Phosphorsäure im Superphosphat das Gegenteil der Fall ist. Herr Pros. Dr. Märcker sagt hierüber ganz richtig: Die wasserlösliche Phos­phorsäure der Superphosphate ist im Boden einem starken Zurückgehen ausgesetzt, und dies setzt sich in der Weise fort, daß nach einem gegebenen Zeiträume nur noch ein kleiner Teil der gegebenen Phosphorsäure wirk­sam bleibt. Das Thomasphosphatmehl zeigt dagegen diese Eigenschaft nicht, weshalb dasselbe auch überall eine bessere Nachwirkung hat wie das Superphosphat.

Kostet aber im Superphosphat die wirksame Phosphorsäure mehr als in guter Thomasschlacke, so ist es angezeigt, daß sich jeder Landwirt die Frage vorlegt, welchen Phosphorsäure-Dünger er bei seinen Herbst­saaten anwenden soll, in welchem Dünger er die Wirksame Phosphorsäure am billigsten kauft.

Die Antwort kann nur lauten : Bei allen Herbstsaaten ist gute Thomasschlacke der gegebene Phosphorsäure-Dünger, indem sie nicht nur der sofort, vielmehr auch nachhaltig wirksamste, dabei bei weitem der billigste Dünger ist.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

W i l d b a d. Die 6. amtliche Kurliste vom 2. Oktober schließt mit einer Fremdenzahl von 9085 ab.

Nagold, 27. Sept. Nach demGesell­schafter" wird der seitherige Reichstagsabgeord­nete Landgerichtsdirektor Frhr. v. Gültlingen bei der bevorstehenden Reichstagswahl wieder die Kandidatur annehmen. Zu dieser auch vomStaatsanzeiger" übernommenen Notiz giebt die Redaktion desGesellschafters" in der folgenden Nr. nachstehende Mitteilung: Nagold, 4. Okt. Auf unsere in letzter Nro. d. Bl. gebrachte Notiz wegen der Annahme einer Kandidatur für die bevorstehende Reichstagswahl, teilt uns Landgerichtspräsident Frhr. v. Gültlingen soeben mit, daß er eine diesbezügliche Erklärung noch nicht abgegeben habe.

Pforzheim, 3. Okt. Gestern und vor­gestern fand hier die XI. Jahresversammlung des allgemeinen evangelisch-protestantischen Mis­sionsvereins statt, zu welcher aus dem In- und Auslande sehr viele Teilnehmer erschienen waren. Dienstag vormittags war Konferenz des Zentral­vorstandes und nachmittags Jahresversammlung des badischen Hauptvereins. Abends wurde in der Schloßkirche ein Gottesdienst abgehalten, bei welchem Stadtpfarrer Hitzig aus Mannheim die tiefempfundene Festpredigt hielt. Nach dem Gottesdienste vereinigten sich die Festteilnehmer zu einer geselligen Unterhaltung imSchwarzen Adler", woselbst sämtliche Verhandlungen statt­fanden. Dem in gestriger Hauptversammlung erstatteten Rechenschaftsbericht von Dr. Arndt- Berlin entnehmen wir, daß der Verein, welcher sich die Christianisierung Ostasiens zur besonderen Aufgabe gemacht hat, zur Zeit 43 Zweigvereine mit 138 Ortsgruppen und über 2000 Mitglieder zählt. Die Einnahmen betragen im Berichtsjahr 41579 ükL, welchen 35887 Ausgaben gegen­überstehen. Der Berichterstatter bedauerte, daß der Verein in Württemberg bis jetzt noch keinen Boden habe fassen können. Hoffentlich finde er aber auch in diesem Lande endlich Eingang. (Die Erklärung wird wohl darin zu suchen sein, daß der Verein sich auf den freien protestanti­schen Standpunkt stellt, welchen er geflissentlich hervorkehrt). Missionar Munsinger aus Japan hielt einen sehr interessanten Vortrag über die dortige Missionsarbeit, die leider zu sehr von der Politik beeinflußt werde. So habe der chinesisch.japanische Krieg das Interesse an der Mission vollständig in den Hintergrund gedrängt. Dazu komme noch, daß die europäische Politik Japan gegenüber die Japaner im höchsten Grade mißtrauisch gegen die Europäer und also auch gegen die Missionare mache. Der Patriotismus gehe den Japanern über die christliche Religion. Vielfach werde letztere in Japan nur angenommen, weil man der Meinung sei, das Christentum sei den nationalen Interessen nützlich. Sehr häufig komme es auch vor, daß junge Leute sich be­kehren lassen, lediglich deshalb, weil sie in dem Missionar den Mann erblicken, von welchem sie, dank ihrer geradezu staunenswerten Auffassungs­gabe, rasch eine fremde Sprache lernen und sich über abendländische Sitten und Gebräuche unter­richten können. Die Japaner besitzen einen

außerordentlichen Verstand, aber wenig Tiefe. Es fehle ihm der methaphysische Sinn. Wohl sei ihm eine übertriebene Sentimentalität eigen, aber kein Gemüt: darum sei er auch nur schwer im Stande, in das Wesen des Christentums ein- zudringen. Sein Christentum neige häufig zum Pantheismus. Fest stehe, daß einstweilen nur wenige Japaner vorhanden seien, welche man Christen nennen könne und die berufen seien in religiöser Beziehung in ihrem Vaterlande die Rolle des Sauerteiges zu spielen. Gestern abend fand eine große Versammlung statt, in welcher Missionar Munsinger sich eingehend über die Zustände in Japan verbreitete und seine vor­stehend skizierten Mitteilungen entsprechend er­gänzte. Weitere Reden wurden von Pfarrer Dr. Kind-Berlin und von Pfarrer Schön- thaler-Zürch gehalten. Letzterer sprach über die Vorurteile gegen die Missionare. Diese Verhandlung bildete den Schluß der offiziellen Veranstaltungen. Als Ort der nächsten Jahres­versammlung wurde Kiel bestimmt.

Neuenbürg, 5. Okt. (Schweinemarkt.) Zugeführl 40 Stück Milchschweine. Preis 8 bis 12 bei flauem Handel.

Deutsches Weich.

Berlin, 3. Okt. DerReichsanzeiger" schreibt: Am 8. Oktober wird der Fernsprech­verkehr zwischen Berlin und Hamburg mit Kopenhagen eröffnet. Die Gebühr für ein Gespräch von drei Minuten beträgt 3

Mainz, 30. Sept. Es wird beabsichtigt, zu Ehren des 500jährigen Geburtstages von Johannes Gutenberg, dem Erfinder der Buchdruckerkunst, im Jahre 1897 hier in seiner Geburtsstadt ein großes Fest zu veranstalten, zu dem Einladungen an die ganze gebildete Welt ergehen sollen.

Straßburg, 29. Sept. Unsere Jndustrie- und Gewerbe-Ausstellung geht dem Ende ent­gegen; der Schluß derselben wird am 15. k. M. erfolgen. Die gehegten Befürchtungen, daß die Ausstellung für die Stadt mit einem Fehlbetrag abschließen werde, haben sich als unbegründet erwiesen, da bereits am vergangenen Donners­tag die Summe von 369000 , welche für

die Einnahmen aus den täglichen Eintrittsgeldern im Voranschläge eingesetzt war, überschritten worden ist. In der vergangenen Woche haben die Preisrichter darüber erkannt, wem von den Ausstellern Preise zuerkannt werden sollen. Ehrenpräsident des Preisgerichts ist Staatsrat Dr. v. Schlumberger, geschäftsführender Prä­sident Oberregierungsrat a. D. Diefenbach- Stuttgart; auch Prof. Neckelmann-Stnttgart gehört dem Preisgericht an. Bei einer Gesamt- zahl von gegen 1300 Ausstellern wurden gegen 882 Preise zuerkannt, darunter 247 erste, 341 zweite und 294 dritte Preise. Die ersten Preise bestehen aus Ehrendiplom und Medaille, die zweiten aus Diplom und Madaille, die dritten aus Diplomen. Unter den Ausstellern befinden sich 650 aus Elsaß-Lothringen, 450 aus Baden, 100 aus der Pfalz. Auf die badischen Aus- steller sind 313 Preise gefallen, darunter 84 erste, 131 zweite und 98 dritte Preise. Einen ersten Preis erhielt auch die hier vertretene Stuttgarter Möbelfabrik von Schüttle u. Dortail.

Nördlingen, 2. Okt. In einer der letzten Julinächte wurden an dem um die hies. Stadt führenden Spazierweg mehrere Laternen zertrümmert und etwa 15 Stück junge Obst- bäume mutwillig abgebrochen. Als Thäter wurden erst jetzt ein Eisenbahnadjunkt und 2 Bahn­aspiranten ermittelt. Das Schöffengericht hier verurteilte 2 dieser Helden zu je 400 ^ und den dritten zu 50 nebst Tragung sämtlicher Kosten. Eine entsprechende Disziplinarstrafe von Seiten der Vorgesetzten Behörde wird Nach­folgen.

Aus Baden, 28. Sept. In Petersthal im Renchthal stieß man, wie badischen Blättern berichtet wird, auf einen neuen Sauerwasser­brunnen. Beim Umgraben fand man einen Stein, der die Jahreszahl 1377 in römischen Zahlen trug, woraus der Schluß gezogen wird» daß vor einigen Jahrhunderten sich an gleicher Stelle ein Brunnen befand, der durch das Hoch­wasser der Rench zerstört wurde.

Württemberg.

Stuttgart, 3. Okt. Der Reichskanzler Fürst v. Hohenlohe - Schillingsfürst, der gestern nachmittag Besuche bei Prinz Herrmann zu Sachsen-Weimar und Herzog Wilhelm von Urach gemacht hatte, begab sich abends 6 Uhr nach Marienwahl, wo er von Sr. Maj. dem König und I. M. der Königin empfangen wurde. Darauf nahm der Fürst und seine Be­gleiter Teil am Diner, zu welchem die Minister, die preußische Gesandtschaft, die obersten Hof- chargcn geladen waren. Heute früh 7 Uhr 35 Min. hat sich der Fürst mit dem Nürnberger Schnellzug nach Schillingsfürst begeben, von wo dann die Reise nach Berlin erfolgt.

Wie man unter der Hand vernimmt, soll bei verschiedenen Mitgliedern der Finanz- Kommission der Kammer der Abgeordneten der Gesetzentwurf betr. die Weiterbildung der direkten Staatssteuern in Württemberg keine besonders freundliche Aufnahme zu gewärtigen haben. Bemängelt wird vor allem die Bestim» mung des Entwurfs, daß die Steuerprogression bei Einkommen von mehr als 15 000 -Ai auf­hören solle. Es ist nun freilich nicht zu leugnen, daß verhältnismäßig wenig Personen in Württem­berg ein Einkommen von über 15000 haben, aber es ist nicht erfindlich, warum man nun ge­rade diese sehr reichen Leute von der Progression ausnehmen sollte und der Betrag, der von ihnen durch die Progression mehr bezahlt werden müßte, dürfte nicht gering sein. In Preußen geht die Progression ohnehin bis zu 100000-/L Jahreseinkommen und soweit sollte man in Württemberg allermindestens auch gehen. Be­mängelung findet ferner die Aufrechterhaltung einer besonderen Gewerbesteuer neben der Ein­kommensteuer. In den Thüringischen Staaten besteht neben der Einkommensteuer keine besondere Gewerbesteuer. Will man aber gleichwohl das sogenannte fundierte Kapital der Gewerbetreiben­den noch zu einer besonderen Steuer heran­ziehen, so ist eS sehr schwer, ausgletchende Ge­rechtigkeit zu üben. Je nach der Branche ver­dient ein Geschäftsmann mit 20 000 vkL Betriebs­kapital weit mehr als ein anderer mit 80000 Betriebskapital. In den Kreisen der Geschäfts-