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Kriegschronik 1870/71.

24. September 1870.

Eerouves, den 24. Sept. Durch die Kapitulation von Toul sind 109 Offiziere, 2400 Mann, 120 Pferde, 1 Mobilgarden-Adler, 196 Bronze-Geschütze, darunter 47 gezogene, 3000 Gewehre, 3000 Säbel, 500 Kürasse, sehr bedeutende Munttions- und Ausrüstungs-Borräte, 143 025 Tages-Portionen und 51 940 Tages-Rationen in unsere Hände gefallen. v. Krenski.

Ferriöres , 25. Sept. Außer unbedeutenden Patrouillen-Gefechten vor Paris nichts Neues.

von Podbielski."

Tours, 24. Sept., 12 Uhr nachrs. Die Regierung hat an die Präfekten und Unterpräfekten folgende De­pesche gerichtet:

Lassen Sie die nachstehende Proklamation mit dem Decret anschlagen, veröffentlichen und mit allen Möglichen Mitteln bekannt machen.

An Frankreich!

Vor der Berennung von Paris hat Herr Jules Favre, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Herrn von Bismarck sprechen wollen, um die Ab­fichten des Feindes kennen zu lernen.

Folgendes ist dw Erklärung des Feindes : Preußen will den Krieg fortsetzen und Frankreich auf den Stand einer Macht zweiten Ranges Herabdrücken. Preußen will Elsaß und Lothringen bis an Metz auf Grund des Eroberungsrechtes. Preußen hat, wenn es auf einen Waffenstillstand eingehen sollte, die Uebergabe von Straßburg, Toul und des Mont Valerien zu fordern gewagt.

Paris, außer sich gebracht, würde sich eher unter seinen Ruinen begraben. Auf solche unverschämte Zu­mutungen kann man durch nur einen Kampf bis zum Aeußersten antworten. Frankreich nimmt diesen Kampf an und rechnet auf alle seine Kinder.

Die delegierten Mitglieder der Regierung.

Ferner läßt die Regierung folgende Depesche ver­breiten :

»In Fenestrange bei Epinal ist gestern ein neuer Ballon mit zahlreichen Briefschaften gefunden worden, worin konstatiert wird, daß die Festung Metz noch für lange verproviantiert und die Haltung der Truppen ausgezeichnet sei."

Durch Luftpost ist der Regierung eine Depesche des Maires von Paris, Etienne Arago, zugegangen, welche lautet:

Stadthaus von Paris.

Die Mairie von Paris wacht. 215 Bataillone Nationalgarde sind bewaffnet und halten die Wälle be­setzt. Der öffentliche Geist ist trefflich. Die ganze Be­völkerung ist entschlossen, sich bis zum Aeußersten zu verteidigen. Möge Frankreich darauf antworten."

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Neuenbürg, 25. Sept. Nach einer Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, belr. die Zuerkennung von Preisen sür Leistungen im Fischereiwesen pro 1895, ist dem Waldhornwirt Aug. Zipperlen inEnz- klösterle ein Preis von 30 Mark für Auf. stellung und Benützung von Fischbrutapparaten, Vereinigung einer größeren Zahl Fischwasser­strecken zu einem geordneten Gesamtbetrieb und Einbürgerung einer geeigneten fremden Sal- monidenart zuerkannt worden.

Wildbad. Der Straßb. Post entnehmen wir folgende Correspondenz:

Unter den Rheumatikern."

vr. Wildbad, Mitte August. Am besten haben es hier die Aerzte, namentlich die auswärtigen. Sie er­halten sofort von der vortrefflichen und liebenswürdigen Badeverwaltung eine Gratiskarte zum beliebigen Ge­brauch aller Bäder. Das ist sehr angenehm nicht allein wegen des Kostenpunktes, sondern weil es oft gar nicht

leicht ist, ein Wildbad zu einer genehmen Stunde zu erhalten, d. h. zu einer Stunde, die es gestattet, vor Tische noch vorschriftsmäßig eine Stunde im Bette zu­zubringen, nachdem man die 28 Grad Rsaumur, auf körnigem etwa 2 Zentimeter hohem Sande gelagert, 12 bis 20 Minuten hat auf sich ciuwirken lassen. Die Einzelbäder, Wild- und Wannenbäder sind bequem, aber uninteressant. Der normale Rheumatiker mit be­scheidenem Vermögen kauft sich für eine Reichsmark eine Karte für ein Bassinbad. Zu bestimmter Frist die Badezeiten sind nach Stunden abgeteilt tritt er in den abgesonderten Außenraum des Bassins, wo ihm ein kleines Kabinett angewiesen wird, in welchem schon eine schöne Metzgerschürze zur Costümierung nach Art unserer Mitbürger in Kamerum hängt. Also ausgerüstet, tritt der Mann der Gicht oder des Rheumas an das Bassin heran, steigt wenige Stufen hinab und lagert sich aus den Sand neben einigen mehr oder minder je nach dem Grade des Rheumas und Humors freund­lichen Genossen. Nötigenfalls wird der Kurgast auch hereingetragen und bildet dann den Gegenstand besonderen Bedauerns. Nicht ganz unbefangen legt man sich in die 28 Grad Reaumur; aber bald umspinnt Einen das laue Wasser mit eigentümlich weicher Wohligkeit und wie mit der Ueberzeugung: Das muß gut thun. Raffinierte Leute nehmen auch dann und wann noch eine Handvoll des körnigen Sandes und reiben sich damit die empfindlichen Stellen sicherlich ohne weiteren Zweck, als den einer sanften Massage; aber der Glaube thut viel. Wunderkuren im gewissem Sinn giebt es hier auch. . Oder ist es keine solche, wenn nach etwa dem zwölften Bad plötzlich ein Mann, der bisher müh­sam hereingeführt wurde, sich erhebt und mit Thränen im Auge freudig ausrust: nun kann ich wieder allein gehen! Das sind Wunder ohne Lourdeswasser, Wunder ausgeübt durch die gottgesegnete Natur.

Doch vergessen wir nicht, über diese Erlebnisse eine kalte Compresse auf den Kopf zu legen, sonst könnte es einen unwillkommenen Blutandrang geben. Nach bestimmter Zeit erscheint der unermüdliche Bademeister mit einem heißen Umhüllungstuch und nach kurzer Ab­reibung ist der Kurgast bettreif. Wohl ihm, wenn er dann nicht bei kaltem Regenwetter 10 Minuten nach seiner Wohnung zu gehen hat. Durch diese Erwägung werden alle Badegäste gegen das Zentrum der Bade­anstalten hingedrängt. Dort sind die Hauptgasthöfe, an ihrer Spitze der weltberühmteKlumpp" und das königl. Badhotel; aber auch Häuser wieBellevue", Post",Russischer Hof", sind im Hochsommer dicht besetzt, zumal die Zahl guter Privatwohnungen immer­hin eine begrenzte ist. Neuerdings ist die Berghänge hinauf eine Anzahl schöner Villen entstanden, die als Wohnungen sehr gesucht sind.

Auch die Badeeinrichtungen sind seit kurzem durch «kn Thermaldampfbad im König Karl-Badehause ver­mehrt, nach Art der berühmten Thermaldampfbäder im Friedrichsbad zu Baden-Baden. Die Katharinen-Stists- bäder bieten auch dem Unbemittelten billige Badege­legenheit. Ebenso ist ausgiebig für Frauenbäder ge­sorgt, bei welchem dann und wann die Bademeisterin dem angeregten Gespräch Ruhe gebieten muß, damit die in den Einzelbädern sich langweilenden Leidens­gefährtinnen nicht allzu sehr erregt und gestört werden.

Mit der Beschreibung der Heilquellen indes ist das alte Wildbad mit seinen Uhlanderinnerungen an Eber­hard den Greiner noch lange nicht erschöpft. In dem engen Enzthal, in welchem das an Forellen reiche Flüßchen lärmend dahin rauscht, ist eine wahre Schweizer­natur an Tannenwald und Wiesenberghalden. Ganz mustergiltig sind die Anlagen zu beiden Seiten der Enz, reich versehen mit Sitzbänken und Ruhe-Schutz- hütten. Es ist eme wahre Wonne, diesen Waldesduft zu schlürfen und die Hitze der Ebene dringt nicht in dies doch nur 430 Meter hohe Fluß- und Gebirgsthal. Höchst mannigfach ist die Zahl der kleinen wie größeren Ausflüge, darunter durch prächtigen Bergwald an die Bahnstationen gegen Pforzheim, das Eingangsthor für Wildbad, Calmbach und Höfen. Auch dort sitzen zahl­reiche Sommerfrischler m erquicklicher Billigkeit. Wer der Hitze der Ebene entgehen will, ist sehr gut aufge­hoben in Wildbad; nur muß er sich rechtzeitig für eine

Wohnung sorgen. Diese (im Privathaus für eine ein­zelne Person zu 15 bis 20 ^ sür die Woche) ist relativ das teuerste, denn speisen kann man ganz gut zu 1 «kt 20 bis 1 «kt 50 »k in den Restaurationen wie Kübler und in den bescheideneren Gasthöfen. In Wildbad hat man gegenüber anderen Orten noch den Vorzug einer trefflichen Kurmusik in dem architektonisch schönen, 90 Meter langem Wandelgang, unter dem königlichen Musikdirektor G. A. Carl uud eines Theaters mit gutem Personal und reichem Spielplan, geleitet von dem Altenburgischen Jntendanzrat Liebig und zu wesent­lichem Teil zusammengesetzt aus Mitgliedern der Alten­burger Hofbühne. Die Bühne schließt ihre Vorstellungen mit Ende August; das Kurorchester spielt den ganzen September hindurch. Das zum Weltbad gewordene Wildbad zeigt seine Weltbadnatnr in ziemlich aufge­donnerten Damentoiletten; indes diesen Batterien des Protzentums und der Eitelkeit kann man ohne allzu große Mühe den Rücken kehren und sich interessanteren Gästen zuwenden, die aus allen Gegenden der Wind­rose sich zusammenfinden. Wenn wir nach alle dem Gutem auch einen kritischen Wink geben dürsten, so wäre es der, ein Augen- oder besser ein Nasenmerk zu richten auf einige Stellen der freundlichen Enz, die nicht am besten duften. Sollte es dafür keine Hilfe geben? -

Den Antisemitismus muß, wer nach Wildbad geht, unbedingt ablegen, wenn er sich die Kur nicht ganz verderben will. Diese mittelbare Heilwirkung des Ortes ist neu und sollte von den philosemitischen Vereinen, mehr als bisher geschah, gewürdigt werden.

Calw, 23. Sept. Laut telegr. Mitteilung unseres Reichstagsavgeordneten, Landgerichls- direktors Frhrn. v. Gült lingen, wurden von Sr. Mas. dem König von den in Berlin em­pfangenen 9400 -K den Hagelbeschädigten im Nagoldthal 8300 «lL zugewiesen.

Calw, 22 . Sept. In der gestern abend in der städtischen Turnhalle stattgehabten Wohl» thätigkeils-Aufführung sür die Hagelbeschädigten des Nagoldthales wurde zum Schluß im An­schluß an die Vorführung der Eberharüsgruppe das LiedPreijend mir viel schönen Reden" von sämtlichen Konzertbesuchern gesungen. Die sehr gelungene Aufführung, welche äußerst zahl­reich besucht war, wird im Hinblick aus die große Bedürftigkeit der Hagelbeschädigten am nächsten Sonntag wiederholt werden.

Pforzheim, 21 . Sept. Einem hiesigen Kunstmühlcbesitzer sind gestern zwei wertvolle Zugpferde (große Braunen) nacheinander umge- standen. Die Sektion soll Magen- und Darm­entzündung ergeben haben. Die zwei Pferde haben seinerzeit 2600 gekostet.

Deutsches Weich.

Berlin, 23. Sept. Es kann jetzt als fest­stehend betrachtet werden, daß von der Reichs- regierung gesetzgeberische Maßnahmen zur Be­kämpfung der Sozialdemokratie nicht auS- gehen werden, dagegen ist es nicht ausgeschlossen, daß in Preußen eine Aenderung des Vereins- gesetzes in Vorschlag gebracht wird. Der ruff. Minister des Auswärtigen, Fürst Lobanow, wird auf der Heimreise aus Frankreich in Berlin Aufenthalt nehmen.

Berlin. 24. Sept. Der russische Finanz- minister Witte ist aus Paris hier emgetroffen.

Berlin. Eine nahezu unglaubliche Nach, richt kommt aus Paris: Der deutsche Reichs­kanzler Fürst Hohenlohe soll einem Mitarbeiter