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DerLahrer Hinkende Bote" für das Jahr 1896 ist soeben erschienen. Auch dieser neue Jahrgang des weltbe­kannten Volkskalenders steht inhaltlich seinen Vorgängern ebenbürtig zur Seite und läßt es begreiflich erscheinen, daß der Lahrer Hinkende Bote» trotz aller Kon­kurrenz noch immer der beliebteste und der am weisteten verbreitete deutsche Kalender ist. Der Hinkende bietet seinen Freunden wieder eine Fülle vortrefflichen Lesestoffes dar, der in den langen Winter­abenden manche Stunde auf das beste auszusüllen vermag. In erster Reihe sei aus die prächtigen Erzählungen hinge­wiesen, die, mögen sie länger oder kürzer, ernsteren oder humoristischen Inhalts sein, sich doch alle in gleicher Weise durch ihre Gediegenheit und ihre echte Volkstümlich­keit auszeichnen. Die Weltbegebenheiten des verflossenen Jahres werden in der hergebrachten populären Form dargestellt. Der elegant kartonnierte GroßeBolks- kalen der des Lahrer Hinkenden Botes bringt weiteren wertvollen Lesestoff. Mit welchem Eifer die Verlagsbuchhand­lung beflissen ist, den Lesern des Hinken­den nur wahrhaft Gediegenes zu bieten, ergiebt sich schon daraus, daß dieselbe einen Preis von 1000 Mark ausgesetzt hat für die beste Erzählung, die ihr bis zum 1. Oktober d. I. eingereicht wird. ,

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Ottenhausen, 11. Septbr. (Einges.) Die vom Konnte des Bahnbau-Projekts Pforzheim-Eltlingen-Karlsruhc von den württ. Gemeinden des Pfinzthales zur Herstellung der erwähnten Bahnlinie geforderten Beitrüge wurden von den Gemeindekollegien in den jüngsten Tagen einstimmig genehmigt. Beizutragen haben: Feldrennach 5000 Mk.. Ottenhausen 12,500 Mk., Ober- und Unterniebclsbach je 3000 Mark.

Teinach. Die Arbeiten zur Verbesserung der Nachbarschaftsstraßen von Tein ach nach Röthenbach und von Teinach nach Zavel- stein, zusammen 3862 in lang, werden im Wege der schriftlichen Bewerbung vergeben. Dieselben sind wie folgt veranschlagt: I. Erd- und Planierungsarbeiten 26 530 ^ II. Chaus- siecungsarbeiten 19 809,75 »kL III- Kunstbauten mit Lieferung der Marksteine 10 471,35 Zusammen 56 811,10 vtL Die sämtlichen Ar­beiten werden nur an einen Unternehmer ver­geben. Von dem Kostenvoranschlage, den Zeich­nungen und Accords-Bedingungen kann bei Werkmeister Wenger in Teinach Einsicht ge­nommen werden. Diejenigen, welche zu Ueber- nahme der Arbeiten geneigt sind, haben ihre nach Prozenten des Kostenvoranschlags auszu- drückenden Angebote schriftlich, versiegelt, auf der Adresse genau alsAngebot für die Straßen- bauarbeilen im Oberamtsbezirk Calw» bezeichnet, längstens bis Dienstag den 1. Oktober 1895, nachmittags 2 Uhr, bei dem Schultheißenamt in Teinach portofrei einzureichen. Die Bewerber bleiben an ihre Angebote bis zum Zuschläge, welcher übrigens in Bälde erfolgen wird, gebunden.

Nagold, 7. Sept. Wie wir von zuver­lässiger Seite erfahren, hat der geschäftssührcnde Ausschuß des WohlthätigkeitSfestes im zoologi­schen Garten in Berlin den sehr namhaften Er­trag desselben (10 700 Sr. Majestät dem König im K. Schloß zu Berlin zur freien Ver­fügung übergeben, worauf Se. Majestät herz­lich dankten und erklärten, daß Allerhöchst die­selbe die Summe an die Balinger lieber- schwemmten, sowie unter die Hagelbe­schädigten des Calwer und Nagolder Be­zirks nach Bedürfnis zur Verteilung bringen lassen werden. (Ges.)

Pforzheim, 10. Sept. Im heurigen Jubiläumsjahr sind etwa 15 Schriften erschienen, welche der Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg gewidmet waren. Es ist nun nicht ohne Interesse, zu erfahren, daß die von Aug. Allgaier in Pforzheim verfaßte und im Verlag von Otto Riecker's Buchhandlung daselbst erschienene SchriftVor 25 Jahren» die weitaus größte Verbreitung gefunden hat, indem von derselben

bis zum 1. September nicht weniger als 47 000 Exemplare abgesetzt worden sind. Der Absatz war namentlich in Norddcutschland ein sehr bedeutender.

DemPforzh. Beob.» schreibt man: Es sind in letzter Zeit mehrfach Klagen von Rad­fahrern geführt worden, über Belästigungen, die ihnen bei der Durchfahrt durch Dill- Weißen stein widerfahren sind, insbesondere nachts. Ganz abgesehen von den landläufigen Schimpsworten, die man ihnen nachrufl, sind schon Steine nach ihnen geworfen worden, so von der hohen Brücke über die Nagold herab. Als ein besonderer Unfug muß es aber bezeichnet werden, daß wiederholt größere Glasscherben in den Weg gelegt worden sind, um die Gummi­schläuche der Räder zu beschädigen.

Deutsches Weich.

Berlin, 10. Sept. An diesem Donners­tag findet im Stettiner Residenzschlosse ein Abschiedsdiner statt, welchem der Kaiser von Oesterreich und der König von Sachsen bei­wohnen werden. Nach dessen Beendigung fährt Kaiser Wilhelm mit derGrille» nach Swine­münde und besteigt dort dieHohenzollern», um an deren Bord den Flottenmanövern beizu­wohnen.

Berlin, 6. Sept. DerReichsanzeiger" bringt einen Erlaß des Kaisers, wonach auch die Teilnehmer am Treffen bei Weißenburg oder der Einschließung von Metz auf dem Bande der Denkmünze eine Spange mit der entsprechenden Inschrift tragen dürfen.

Berlin. Der Abgeordnete Auer hat m der sozialdemokratischen Partei zum Rückzug ge- blasen. Seine am Mittwoch in einer Berliner Volksversammlung gehaltene Rede atmet einen merkwürdigenPatriotismus», der mit den Schmähartikeln desVorwärts" auf Alles, was vaterländische Gesinnung und Festfreude heißt, nicht in Einklang zu bringen ist. Auer suchte den Nachweis zu liefern, daß die sozialdemokra­tische Partei keineswegs vaterlandslos sei, und dämpfte den Kampfesmut derGenossen» mög­lichst herab. Deutlich war die Wirkung des Hochdrucks, welche die scharfen Worte des Kaisers hervorgebracht haben, zu verspüren. Auswärtige Blätter bezeichnen die Rede des Kaisers am Sedantage mit Recht als eineKriegserklärung an die rote Internationale» der hoffentlich die entsprechenden Thaten folgen werden! Nun traut man kaum seinen Augen, wenn man im Vorwärts" zu lesen bekommt, daß die Auersche Besänftigungs- und Vertuschungsrede als Flug- blatt zwecks Partei-Agitation heraus­gegeben werden soll. Das heißt doch klar und deutlich: die Führer der Sozialdemokratie haben

sich am Sedantag überzeugt, daß das deutsche Volk ihnen nicht Folgschaft geleistet und daß ihre Verunglimpfung des Narionalgefühls der Partei empfindlichen Schaden zugefügt hat. Wir gehen noch weiter: der Sedantag hat gelehrt, daß unser deutsches Volk im Ganzen noch inner- lich gesund ist und in demselben Augenblick, wo cs vor eine gemeinsame große Ausgabe seiner Selbsterhaltung gestellt wird, dem umstürzleri- schen Lager in Schaaren den Rücken kehren und zur Fahne der selbsterhallenden Parteien eilen würde.

Leipzig, 10. Sept. Der wegen Maje­stätsbeleidigung, begangen durch eine Kritik des Trinkspruches des Kaisers in der Nummer vom 3. 0. M-, unter Anklage gestellte Redakteur der sozialdemokratischen ,,Leipziger Bolksztg.» wurde nach seiner heutigen staatSanwaltlichen Vernehm­ung sofort verhaftet. Der Redakteur heißt Rich. Jlge.

Brandenburg a. H., 7. Sept. Eine Ovation wurde bei der Sedanseier Hierselbst dem greisen Dichter des KricgsliedesKönig Wilhelm saß ganz heiter», Geh. Sanilätsrat Dr. Kreusler, dargebracht. Als nämlich der sehr stattliche Fackelzug bet der Wohnung des Dichters an der Langen Brücke vorüber kam, wurde Halt gemacht und aus 1000 Kehlen er­klangen alsdann einige Verse des von Dr. Kreusler gedichteten, während des Feldzuges so populär gewordenen Liedes. Der Dichter erschien während dessen am Fenster seiner Wohnung, mit Hurrah- rufen begrüßt.

Bei der Pulver-Explosion bei Königs-' Wursterhausen sind 22000 Irx Pulver in die Luft geflogen. Ueber 600 Fensterscheiben wurden in den benachbarten Ortschaften zer­trümmert.

Straßburg. 9. Sept. Der einzige Sohn des kaiserlichen Statthalters, Erbprinz Ernst v. Hohenlohe-Langenburg, hat sich auf Schloß Rosenau bei Koburg mit der Prinzessin Alexandra von Sachsen- Kob urg und Gotha verlobt. Erbprinz Ernst, Legationssekretär, Premierlieutcnant a la suite der Armee, ist geboren am 13. Septbr. 1863. Die Braut des Erbprinzen ist geboren am 1. September 1878, also eben erst 17 Jahre alt geworden. Sie ist die zweitjüngste Tochter des regierenden Herzogs Alfred von Sachsen- Koburg und Gotha aus dessen Ehe mit der Großfürstin Maria von Rußland, einer Schwester des verstorbenen Zaren Alexander Illi

Aus dem Elsaß, 8. Sept. 600 fran­zösische Deserteure halten sich nach einer Mitteilung derStraßb. N. Nachr.» im Elsas auf und immer kommen noch neue hinzu. Die Uniform wird ihnen an der Grenze abgenommen.