quartiers unterrichtet, erkannte, daß die Frist bis zum Ablauf des Waffenstillstandes nicht der» säumt werden dürfe. So begannen denn die Verhandlungen im Schlosse Aellevue bei Frenois, woselbst auch Kaiser Napoleon, von Bismarck geleitet, vorläufig ein Asyl gefunden hatte. Immer noch sträubten sich die französi- schen Offiziere in die Uebergabe zu willigen und überließen sich sogar heftigen Aeußerungen ihres Schmerzes. Insbesondere klagte Wimpffen dem Grafen Bismarck, wie hart es für ihn sei, 48 Stunden nach seiner Ankunft aus Afrika und einen halben Tag nach Uebernahme des Kommandos seinen Namen unter eine für die französischen Waffen so verhängnisvolle Kapitulation zu setzen. Bismarck suchte ihn zu trösten, indem er ihm und der Armee volle Anerkennung spendete. Der König hatte in der Kapitulation bestimmt, daß die Offiziere auf Ehrenwort entlassen werden könnien und dem General v. Wimpffen und seinem Generalstab wurde gestattet, sogleich nach Abschluß der Kapitulation abzureisen und ihre Namen wurden nicht in der Liste der Kapitulanten mit aufgeführt. Die Vergünstigung wurde von Wimpffen und seinen Offizieren mit lebhaftem Danke ausgenommen, auch sprach Wimpffen an Moltke schriftlich seinen Dank aus für die rücksichtsvollen Forme«, in denen die Verhandlungen geführt worden. Um 12 Uhr war die Kapitulation abgeschlossen und von Wimpffen und Moltke unterzeichnet. Sie trägt das Datum: „Fresnays, 2. September 1870" und bestimmt, daß die stehende französische Armee kriegsgefangen sein sollte, daß alle Offiziere in Avbe- tracht ihrer tapferen Verteidigung gegen schriftliche Abgabe des Ehrenwortes, während des Krieges nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, ihre Waffen und persönliche Habe behalten sollten, daß alle Waffen, Fahnen und Kriegsmaterial in Sedan abgeliefert und einem deutschen Kommissar unterstellt werden, daß Sedan bis zum Abend des 2. September übergeben wird und daß die entwaffnten Truppen am 2. und 3. September auf das Terrain an der Maas bei Jges geführt und übergeben werden.
König Wilhelm, der seit 10 Uhr auf der Höhe von Torcy wartete, umgeben vom Kronprinzen von Preußen, Prinz Karl, Großherzog von Weimar, Prinz Luitpold von Bayern, Herzog von Koburg, Prinz Wilhelm und Herzog Eugen von Württemberg, den Erbgroßherzögen von Sachsen-Weimar und Mecklenburg-Streich, Erbprinz Leopold von Hohenzollern und Prinz von Augustenburg, nahm von Bismarck und Moltke die Kapitulations-Urkunde entgegen und ließ sie vorlesen. Dann wandte er sich zu den Umstehenden und sprach:
„Sie wissen nun, meine Herren, welch' großes geschichtliches Ereignis sich zu getragen hat. Ich verdanke dies den ausgezeichneten Thaten der ^vereinigten Armeen, denen ich mich gerade bei dieser Veranlassung gedrungen fühle, meinen königlichen Dank auszusprechen, um so mehr als diese großen Erfolge wohl geeignet sind, den Kitt noch fester zu gestalten, der die Fürsten des norddeutschen Bundes und meiner anderen Verbündeten» deren fürstliche Mitglieder ich in diesem großen Momente zahlreich um mich versammelt sehe, mit uns verbündet, so daß wir hoffen dürfen, einer glücklichen Zukunft entgegen zu gehen. Allerdings ist unsere Aufgabe mit dem, was sich unter unseren Augen vollzieht, noch nicht vollendet, denn wir wissen nicht, wie das übrige Frankreich es aufnehmen und beurteilen wird. Darum müssen wir schlagfertig bleiben; aber schon jetzt meinen Dank jedem, der ein Blatt zum Lorbeer- u. Ruhmeskranze unseres Vaterlandes hinzugefügt."
Hierauf begab sich König Wilhelm nach Schloß Bellevue. Der Kaiser kam ihm, von seinem Stabe begleitet, die Stufen des Schlosses herab entgegen und nach erfolgter Begrüßung begaben sich König und Kaiser allein in ein Zimmer, wo sie eine Viertelstunde allein verweilten. Hier war es auch, wo Napoleon dem Könige seinen Degen überreichte, der jetzt in Berlin neben dem Degen Napoleons I. aufbe- wahrt ist. Die Unterhaltung des Königs und
Kaisers soll sich angeblich nur um die Bestim- mung des künftigen Aufenthaltes des Kaisers gedreht haben. Ritterlich gesinnt stellte König Wilhelm dem Kaiser Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zur Verfügung, in welchem der so tief gebeugte und so tief gestürzte Mann ihm teure Erinnerungen an seinen Oheim Jerome wiederfand Nach Beendigung der Unterredung ließ der König den Kronprinzen eintreten und stellte ihn dem Kaiser vor, der ihm die Hand reichte. Es wird erzählt, der Kaiser habe sich zum Krön- Prinzen gewandt und sich mit innerer Bewegung über das freundliche Wesen des Königs geäußert. Sein Mund habe gezuckt, die Rührung habe ihn überwältigt und er habe die hervorbrechenden Thränen mit den Handschuhen, die er in der Hand hielt, abgewischt. Darauf verabschiedete sich der König und der Kronprinz bei ihm und fuhren ab, um dem Schlachtfelde einen Besuch abzustatten. Am 3. Sept. trat Napoleon mit Gefolge und Ehrengeleit die Reise über Belgien nach Kassel an; mehrere Generäle teilten mit ihm die Gefangenschaft in Kassel, die ihm infolge des Entgegenkommens Königs Wilhelm so leicht als möglich gemacht wurde.
Unermeßlich war der Jubel auf dem Schlachtfelde, das der König und Kronprinz abritten, als sich die Kunde von der Kapitulation ver- breitete. Gewaltiger aber noch war die Begeisterung in ganz Deutschland, die sich heute kaum noch beschreiben läßt, die man. um sie zu begreifen miterlebt haben muß. Illuminationen, Gesänge, öffentliche Kundgebungen, Unterbrechung des Amts- und Geschäftsganges, Beflaggung der Häuser bis in die entlegensten Dörfer, der Gehöfte, selbst der Förster- undK öhlerhüttrn verkündeten allerorten die festliche Stimmung.
Kriegsgefangen wurden durch die Kapitulation von Frenois 39 Generäle, 230 Stabsoffiziere, 2095 Subalternosfiziere und 83000 Mann. Erbeutet waren 1 Adler, 2 Fahnen, 419 Feldgeschütze und Mitrailleusen, 139 Festungsgeschütze, 1072 Fahrzeuge, 66000 Gewehre, 6000 Pferde. Die gefangene Armee wurde so rasch als möglich nach Deutschland befördert.
Die Deutschen verloren in der Schlacht bei Sedan 465 Offiziere und 8459 Mann; unter den Gefallenen befanden sich viele höhere Offiziere und General v. Gersdorff. Die Franzosen verloren in der Schlacht 38000 Mann, darunter 21000 Mann gefangen, 50 Geschütze, 5 Fahnen, 1 Adler, außerdem 3000 Mann, welche auf belgisches Gebiet übergetreten waren und dort entwaffnet wurden.
Nach der Kapitulation existierte von den ganzen kaiserlichen Armeen außer der in Metz eingeschlossenen Armee Bazaines vorläufig nur das bei Mezieres zusammengezogene XIII. Korps Vinoy. Dieses, von Paris her dem Marschall Mac Mahon zu Hilfe gesandt, fand die Zugänge von Westen her zu wohl gehütet, um noch am Kampfe teilzunehmen. Es entging so glücklich dem Schicksal in die Niederlage mit verwickelt zu werden. General Vinoy rückte nach der Kunde von Sedan nach Paris ab.
Das waren die großen Tage des 1. und 2. September 1870, die allen Deutschen auf ewig unvergeßlich bleiben werden.
Die Ritter des eisernen Krenzes.
Bekanntlich ist durch Kabinets-Ordre vom 18. d. M. den Besitzern des eisernen Kreuzes aus Anlaß der 25jährigen Wiederkehr der Siegestage von 1870/71 die Berechtigung verliehen worden, auf dem Ordensbande drei Eichenblätter von weißem Metall mit der Zahl 25 darauf zu tragen. Diese Eichenblätter sind möglichst dicht an dem eisernen Kreuz anzubringen.
Die von den Inhabern der Kriegsvenk- münze von 1870/71 zu tragenden Spangen mit den Namen der Schlachten, an welchen der Veteran Teil genommen hat, sollen, nach einer soeben im Reichsanzeiger abgedruckten amtlichen Bekanntmachung, in natürlicher Größe wie folgt getragen werden:_
Die Spangen sind aus vergoldetem Messing oder vergoldeter Bronze herzustellen.
Der Rand und die Inschrift sind glatt und poliert, die Buchstaben erhaben, der Grund matt.
Die Inschrift ist — erforderlichen Falles unter Verkleinerung der Buchstaben — in einer Zeile zu fertigen und hat sich auf den Namen des Ortes zu beschränken, an dem die Schlacht stattgefunden hat.
Die Befestigung auf dem Bande erfolgt mittelst Schiebers oder zweier in der Nähe der Ränder angelöteten, umzubiegenden Nadeln. Die Spangen werden an dem Bande so befestigt, daß sie wagrccht liegen.
Nach der Willensmeinung des Kaisers sind für die Berechtigung zur Anlegung der einzelnen Spangen maßgebend die durch den Großen Generalstob in dem amtlichen Gefechtskalender hinsichtlich der Teilnahme der Truppenteile an den Schlachten und Belagerungen getroffenen Feststellungen.
Wenn nach diesen ein Truppenteil u.s.w. an einer Schlacht bezw. Belagerung nicht Teil genommen hat, darf von den damaligen Angehörigen dieses Truppenteils die entsprechende Spange nicht angelegt werden. Betreffs derjenigen Schlachten und Belagerungen, welche dem Truppenteil nach den erwähnten Feststellungen rechnen, erfolgt die Anlegung der Spangen nach den Vermerken in den Personal- und Entlassungspapieren.
Aus Altenburg wird von einem Fall berichtet, in dem sieben Söhne einer Mutter 1870 in den Krieg zogen und wohlbehalten zurückkehrten Es sind dies die Söhne der Witwe Staude. Zicgeleibesitzerin in Zettweil bei Meuselwitz. Der achte und der neunte Sohn traten nach dem Kriege in dos Heer ein.
Zur Sedanerinnerung verdient auch folgende Thatsache aus dem bad. Schwarzwald erwähnt zu werden. Der Bürgermeister in R. hatte dem Dorfboten das Telegramm über den Sieg bei Sedan zum Ausschellen ausgeschrieben. Dieser las es im Dorf herum öffentlich wie folgt vor: „Unsere henn gfange de Kaiser Napoleon, 80000 Mann, 300 Kanonen und 28 — Militär! aus'" (Mitrailleusen.)
Auflösung des Fahnen-RStfels in Nr. 137.
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Pyramiden-Rätsel.
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aaa ab b b dde e e e e e e f g g g g h h i i i j k k l l l m n nnnnnooo o o r r s s t c u z Nach dem Muster obiger Buchstaben-Figur und aus ihren Buchstaben bilde man: 1. Buchstabe. 2. biblischerProphet, 3. italienischer Würdenträger des Mittelalters, 4. Hafen in Britisch Hinterindien, 5. herumziehender Hirte, 6. Deutscher Bolksstamm in altdeutscher Geschichte. 7. eine kostbare Sorte Holz, 8. Stadt und Golf der europäischen Türkei, 9. ein im Gedicht berühmt gewordener Ritter. Die linke Seite der Pyramide ergiebt ein Fest, die rechte das Jahr, auf welches dieses Fest zurückzuführcn.
Redaktion, Druck und Verlag von L. Meeh in Neuenbürg.