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Kriegschronik 1870/71.
24. August 1870.
Der „Preußische Staats-Anzeiger" v. 24. schreibt:
„Die Austreibung der Deutschen aus Frankreich, die schmachvollste Verhöhnung des Völkerrechts im 19. Jahrhundert, wird fortdauernd mit Eifer betrieben und nimmt von Tage zu Tage größere Dimensionen an. Welchen Mißhandlungen unsere deutschen Landsleute bei ihrer Versagung sowohl in Paris wie in anderen Orten Frankreichs ausgesetzt sind, davon zeugen die Berichte, welche von verschiedenen Seiten über das Schicksal der Vertriebenen eingehen und ein trauriges Bild von dem in dem Lande herrschenden Fanatismus gewähren. Der Minister des Innern, Chevreau, erklärte am 12. August im Gesetzgebenden Körper, wo die Maßregel, die deutschen vom franz. Boden zu vertreiben, von Pelletan getadelt worden, daß bei dieser Vertreibung mit Mäßigung verfahren werden solle. Mit dieser Erklärung des Ministers stehen die Ausschreitungen der Behörden gegen die Hilflosen im offensten Widerspruch.
2«. August. 187«.
Berlin. Heute kamen hier aus dem Transporte nach den östlichen Festungen etwa 400 französische Kriegsgefangene, darunter 60 Offiziere mit dem General Plombin an der Spitze, hier durch. — Die Lazarette in der Stadt sind vollständig überfüllt, und seit gestern beherbergern auch schon die aus dem Tempelhofer Felde errichteten 5 Baracken mit je 30 Belten manchen Schwerverwundelen.
Der König brach am Nachmittag mit dem großen auptquartier nach Clermont auf, wo sich bereits der ronprinz von Sachsen mit dem Hauptquartier der Maasarmee befand. Die am Abend eingehenden Meldungen machten die bisherigen Vermutungen über den beabsichtigten Marsch Mac Mahons nach Metz fast zur Gewißheit. Mithin wurden alle Kräfte zum Angriffe auf die Armee Mac Mahons, die letzte Feldarmee Frankreichs, in Bewegung gesetzt.
Dem Prinzen Friedrich Karl ging der Befehl zu, zwei Armeekorps der Einschließuugstruppen von Metz gegen Mac Mahon in Bewegung zu setzen. Es wurde dem Prinzen hierbei anheim gestellt, nötigenfalls die Einschließung von Metz auf dem rechten Moselufer vorübergehend aufzugeben; ein Durchbruch Bazaines aus Metz nach Westen hin sollte aber unter allen Umständen verhindert werden. Nachdem im Laufe des Tages die Feldtelegraphenlinie fertig geworden und eine Verbindung hergestellt war, wurde am Abend dieser Befehl telegraphisch wiederholt.
Metz. Die Besatzung von Metz machte heute den Versuch, die Zernierungslinie nach Osten hin zu durchbrechen.
Straßburg. Folgendes offizielle Telegramm wird versendet:
Mundolsheim, 26. Aug., morgens 9 Uhr.
Seit dem 23. abends wird Stadt und Festung Straßburg von Kehl aus mit Belagerungs-Geschützen > beschlossen: von der Südfront des Nachts mit Feldartillerie, von der Nordsront seit dem 24. früh mit Belagerungs-Geschützen. Die Vorposten stehen 500 bis 800 Schrill vor der Festung. Der Schaden in Straßburg ist bedeutend. Einige kleinere Pulvermagazine find in die Luft geflogen; Zitadelle, Magazine und eine große Anzahl Gebäude stehen in Flammen. Die diesseitigen Verluste sind sehr gering. v. Werder.
27. August 187«.
Vom Kriegsschauplatz. Offizielles Telegramm:
„Großes Hauptquartier, 28. Aug. abends 7 Uhr. Gestern siegreiches Gefecht, des 3. sächsischen Reiter- Regiments, 1. Escadron des Ulanen-Regiments Nr. 18 und der Batterie Zenker gegen sechs Escadrons französische Chasseurs in Gegend von Buzancy. Der französische Kommandeur verwundet und gefangen.
von Podbielski."
Das Hauptquartier der IV. Armee ist Dun, das der III. Revigny; das große Hauptquartier Clermont en Argonne.
Die Festung Longwy wird vergeblich zur Uebergabe aufgefordert.
Große Brände in dem belagerten Straßburg.
An den Kriegsminister in Paris.
Le Chesne, 27. Aug., 8 Uhr 30 Min. abends.
Die 1. und 2. deutsche Armee, mehr als 100 000 Mann, blockieren Metz, besonders auf dem linken Ufer; eine aus 50 000 Mann geschätzte Streitkrast soll das rechte Ufer der Mosel besetzt halten, um einen Marsch
auf Metz zu hindern. Nachrichten melden, daß die Armee des Kronprinzen heute mit 50 000 Mann gegen die Ardennen vorgeht, sie soll schon in Arteuil sein. Ich bin in Chesne mit wenig über 100 000 Mann. Seit dem 19. habe ich keine Nachricht von Bazaine; wenn ich mich mit ihm zu vereinigen suche, steht ein Angriff in der Front durch einen Teil des 1. und 2. Armeekorps bevor, welche, von den Wäldern begünstigt, eine der «reinigen überlegene Streitkraft bergen können. Zu gleicher Zeit würde ich von der Armee des Kronprinzen angegriffen werden, die mir jede Rückzugslinie abschneiden würde. Ich erreiche Möziöres, von wo ich meinen Rückzug, je nach den Erreignissen, gegen Westen fortsetzen werde. Mac Mahon.
An den Marschall Mac Mahon.
Paris. 27. Aug., 12 Uhr nachts.
Wenn Sie Bazaine im Stich lassen, so bricht die Revolution in Paris aus, und Sie selbst werden von der ganzen Macht des Feindes angegriffen werden. Nach außen hin wird sich Paris zu schützen wissen, die Befestigungen sind vollendet. Ihre schnelle Vereinigung mit Bazaine erscheint mir dringend geboten. Hier fühlt Jedermann die Notwendigkeit, Bazaine zu befreien und mit äußerster Spannung folgt man Ihren Bewegungen. Der Kriegsminister.
Parodie zur Wacht am Rhein.
Melodie: Es braust ein Ruf wie Donnerhall — Ein heil'ges Mahnen jener Zeit,
Die Nord, Süd, Ost und West geeint,
Durchzieht das heil'ge, deutsche Reich.
Wo ist die Zeit, die jener gleich?
Drum soll auch heut die Losung sein,
— Alldeutschland stimmt mit jubelnd ein —:
:,: Fest steht und treu die Wacht am Rhein! :,:
Zu schirmen deutsche Landesmark,
Zog König Wilhelm kühn und stark Mit Deutschlands Söhnen über'« Rhein. —
— Lieb Vaterland, kannst ruhig sein! —
Bon Nord und Süd im Waffenbund Erscholl der Schwur aus einem Mund:
:,: Fest stehn als Brüder wir in Kampsesstund! :,:
Im Sturme ging's in's welsche Reich,
Ein Siegen war es ohnegleich!
Voran, voran im Siegeslauf!
Wer hielt wohl deutsche Mannen aus?
Und deutscher Arm und deutsches Schwert,
Es zeigte sich der Väter wert! —
:,: Heil, deutsche Kämpfer, seid stets hochgeehrt! :,:
Und was der Väter Ahnen war,
Erfüllen half's der Sedanstag.
Denn aus dem Kamps, an Opfern reich,
Erstand das neue deutsche Reich!
Nun brause hin durch Nord und Süd,
Du „Wacht am Rhein", Du stolzes Lied,
:,: Daß es begeisternd jedes Herz durchglüht! :,:
Und Ihr, die Ihr das Schwert gezückt,
So kühn dem Feind in's Aug' geblickt,
Jetzt ruht in stiller Erde Schoß-
Wie lieblich siel doch Euer Los!
Ihr schaut aus lichten Himmelshöh'n Ein ein'ges Deutschland, herrlich schön,
:,: Nach blut'gem Kampfe machtvoll ausersteh'n! :,:
Doch kehrt einst wieder solche Zeit,
Da uns der grimme Feind bedräut,
Wir schwören laut mit Herz und Mund In dieser hohen Feierstund:
„Wir zieh'n das Schwert, wir stimmen ein,
Lieb Vaterland magst ruhig sein,
:,: Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" :,:
Von Bernh. Kraft, Lehrer in Dudweiler; ehrenvolle Erwähnung unter 200 an die „Deutsche Warte" eingegangenen Dichtungen.
Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.
Neuenbürg. 27. Aug. Im Staatsan- zciger von heule ist die in der ersten Gehaltsklasse stehende Stadtpfarr- und Dekanat- amlS stelle in Neuenbürg zur Bewerbung ausgeschrieben.
Se. Mas. der König hat auf die Postmeisterstelle in Calw den Postmeister Ruefs in Crailsheim seinem Ansuchen gemäß versetzt.
Neuenbürg, 26. Aug. Das Wirrschafts' Gebäude und ein Teil des Bierbrauereianwesens der Bachner'schen (früher Lutz'schen) Brauerei samt Inventar wurde heute von Sattlermeister Karl Pfrommer hier um die Summe von 20000 c/tk angekauft.
§ Oberlengenhardt, 25. August. Am gestrigen Samstag ist dahier Wohnhaus und Scheuer des Slraßenwarts Friedr. Kusterer ein Raub der Flammen geworden.
Deutsches Aeich.
Cr o nb erg, 26. Aug. Der Kaiser ist heute Nachmittag 3'/r Uhr hier eingetroffen, von der Kaiserin Friedrich empfangen und von den Kriegervereinen der Umgegend sowie einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge stürmisch begrüßt worden.
Wie die „Post" meldet, hat der Kaiser befohlen, daß am Sedanstage die Berliner Schuljugend Spalier bilden solle, wenn er mit der Fahncnkompagnie nach der Parade über das Gardekorps vom Kreuzberg in die Stadt zurück- kehrt. Im ganzen dürften etwa 31000 Schulkinder versammelt sein.
Berlin, 26. Aug. Die „Nationalztg." meldet: Das Staatsministerium hat dem Vernehmen nach beschlossen, am 2. September denjenigen in Staatsbetrieben beschäftigten Arbeitern, welche am Feldzug 1870/71 teilgenommen haben, den ganzen Tag, den übrigen den Nachmittag von 4 Uhr ab unter Zahlung des vollen Lohnes freizugeben. — Die „Nordd. Allg. Z." weist auf die großartige von dem deutschen Volke einmütig begangene Gedenkfeier hin und hebt das Verhalten der sozialdem. Presse demgegenüber hervor. Die bestehende Geietzgebung, sagt das Blatt, bietet leider keine Handhabe, diesem schamlosen Treiben entgegenzulreten und keine Mittel, die frechsten Beleidigungen des Heldenkaisers zu ahnden. Dieser Zustand dürfe nicht andauern. Fehle es der Regierung zur Zeit an einem gesetzlichen Mittel, so erwachse ihr die dringende Pflicht, sich an die gesetzgebenden Körperschaften zu wenden, es sei Zeit zu zeigen, daß das deutsche Volk seine nationalen Gedenktage durch die Flegeleien der sozialdem. Federhelden sich nicht verkümmern und das Andenken an seine großen Männer nicht unbestraft besudeln lassen will. — Die Nordd. Allgem. Ztg. meldet, auch die Reichsregierung beabsichtige, den Arbeitern in den Reichsbetrieben am Sedansrag freizugeben.
Berlin, 27. Aug. Der „Reichsanz." erklärt die Meldung des englischen Tagblatts „Jronmorger", daß eine englische Gesellschaft bis zum nächsten Jahre für Deutschland Mitrail- leusen im Werte von 250 000 Pfd. St. zu liefern habe, für erfunden. Wie alle Neuerungen auf dem Gebiete des Waffenwesens, würden in Deutschland auch die Maxim-Mitrailleusen geprüft. Falls sic sich bewähren, dürfte die Herstellung in Deutschland erfolgen.
Bremen, 27. Aug. Der Lloyddampfer „Fulda" ist mit 194 deutschen Veteranen aus Amerika gestern Abend 11,15 Uhr auf der Weser eingetroffen. Die Ausschiffung erfolgt heute früh.
Meiningen, 25. Aug. Das meiningen- sche Dorf Roßdorf wurde gestern von einem Brandunglück heimgesucht. Ueber 40 Häuser wurden eingeäschert. Viel Vieh ist verbrannt.