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Die Schlacht bei Metz.

DaS war eine Schlacht!

Drei Tage lang

Vom Morgen bis zur sinkenden Nacht Der männermordende Donner kracht'

Und des Todes mähende Sichel klang.

Das war eine Schlacht!

Zwischen Kampf und, Kampf '

Hat der Tag je einen Rasttag gemacht,

Umnebelt vom schwebenden Pulverdampf,

Satt und übersatt.

Des Blutes, das er zu gierig trank,

Vom blutigen Mähen so müd' und matt,

Daß dem knöchernen Arm die Sichel entsank.

Das war eine Schlacht!

Und als des dritten Tages Gestirn Zur Rüste und von der Berge Firn'

Ihren Schattenschleier senkte die Nacht,

Da lagen Freund und Feind,

An die dreißigtausend vereint,

Im stummen Tode friedlich gesellt

Ein unabsehbar Leichenfeld.

Und auf das klaffende Völkergrab Lächelt der Mond vom Sternenzelt Schweigend des Todes Frieden herab.

Das war eine Schlacht!

Die ihr, das Vaterland

Zu schützen vor Gewaltthat und Schand',

Euch selber zum blutigen Opfer gebracht

Ihr treuen Tobten, du und du,

Die im Gefecht

Mit dem Leben besiegelt Deutschland's Recht, Niedergemäht von des Todes Macht Ausgesä't als des Friedens Saat,

Fahrt wohl zur ewigen Ruh'!

Das war eine Schlacht!

Des Feindes Plan, so keck erdacht Zu Schanden gemacht,

Zerrissen, zerschlissen wie sein Heer!

Er selbst nach knirschender Gegenwehr Zurückgeworfen in die Veste Metz!

Dort fest umsponnen mit ehernem Netz,

Mit eiserner Klammer regungslos,

Aller Hülf' und alles Entrinnen's bar, Ausbäumend in ohnmächtigem Schmerz

Und der deutsche Aar

Stückweis' ihm zerhackend das zuckende Herz.

Das war eine Schlacht !j

Westwärts in wehender Fahnen Pracht,

Mit klingendem Spiele d'ran und d'rauf,

In nimmer aufgehaltenem Lauf Weit, weit über'n Rhein Nach Frankreich hinein

Deutschland's Banner tragend sein Recht und Ehr', Im Sturmmarschtritt Im Siegesschritt

Wälzt gen Paris sich das deutsche Heer.

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

Pforzheim, 14. Aug. Daß es auch wirklich noch ehrliche Leute giebt, beweist folgender Vorfall. Am Montag verlor der Aus­läufer bei Hrn. Rob. Bürkle, Sägwerk-Würm­thal, den Betrag von über 2000 teils in bar, teils in Wechseln. Der ehrliche Finder, dessen Name nicht zu ermitteln war, lieferte so­fort seinen bedeutenden Fund an den Eigen­tümer ab.

Calw, 14. Aug. Der heutige Vieh- markt war mit 439 Stück befahren. Milchvieh wurde bei steigenden Preisen lebhaft gehandelt und fette Ochsen fanden Absatz zum Teil zu hohen Preisen. Auch auf dem Schweinemarkt zeigte sich lebhafterer Handel wie seither. Milchschweine lösten 1626 ^ und Läufer 4060 vE pro Paar. (C. W.)

Würzbach. Gemeindepfleger Burkhardt dahier schoß am 3. ds. wiederholt einen Sechser- Hirsch; es ist dies der dritte innerhalb 14 Tagen.

Dürrmenz-Mühlacker, 15. Aug. Am kommenden Sonntag den 18. ds., findet dahier das Gau turn fest des unteren Neckargaues, verbunden mit Fahnenweihe des hiesigen Turn­vereins, statt. Bemerkenswert ist dabei, daß sich der Pforzheimer Ruderklub mit einer Regatta auf der Enz entlang dem Festplatz beteiligt. Am Montag wird sodann noch ein Kinderfest mit Erinnerungsfeier abgehalten.

Deutsches Aeich.

Berlin., 14. Aug. Wie die hies. Blätter melden, legte der Reichstagsabgeordnete Freiherr v. Gültlingen in einem heute beim Reichs­tagsbureau eingegangenen Schreiben sein Mandat nieder. (Ec hat dasselbe bekanntlich verfassungs- gemäß durch seine Ernennung zum Landgerichts­direktor verloren.) (W. Dep.-B.)

Berlin, 14. Aug. Wie diePost" aus Essen a. R. meldet, schenkte Geheimrat Krupp anläßlich der Erinnerung an die nationalen Ge­denktage der Arbeiterpensionskasse der Gußstahl­fabriken 1 Million Mark.

Berlin, 13. Ang. Die Stadtverordneten bewilligten in der gestrigen außerordentlichen Sitzung 10 000 Mark Notstandsgelder für die Mark, 6000 für Schulferien am Sedantage und einen Kredit bis zu 50 000 für eine große städtische Sedansfeier. Bei letzterer Vorlage gab Bogtherr namens der Sozialdemokraten eine Er­klärung gegen eine derartige Feier ab. Die Vorlage wurde debattelos angenommen.

Berlin, 13. Aug. Verkracht ist abermals eine sozialdemokratische Gründung, dasKon­fektionshaus A. Täterow" in der Oranienstraße. Die Genossenschaftsschneiderei, die von 2 Führern der Schneider-Lohnbewegungen. Täterow und Pfeifer, vor noch nicht zwei Jahren ins Leben gerufen worden war, hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, nicht nur billiger als andere Geschäfte zu produzieren, sondern sie sollte auch eine Muster. Betriebswerkstätte sein. Das Geschäft hat sich nicht halten können, und nun ist über dasselbe der Konkurs verhängt worden. Täterow, der Firmeninhaber, war seiner Zeit Reichstags­kandidat für den ersten Berliner Wahlkreis.

Kiel, 14. Aug. Als heute mittag Ar­beiter, die auf einem von der Germaniawerft abgelaufenen Dampfer beschäftigt waren, über die das Schiff mit der Werft verbindende Brücke sich zur Mittagpause an's Land begeben wollten, brach die Brücke und die auf derselben be­findlichen reichlich 100 Arbeiter stürzten in's Wasser und wurden von der schweren eifenbe- schlagenen Brücke begraben. Bislang sind 10 Tote aufgcfischt. Viele Arbeiter sind verwundet.

Straßburg i. E. Der Besuch der In­dustrie- und Gewerbe-Ausstellung beschränkte sich am Sonntag angesichts des sehr schlechten Wetters auf 12422 Personen. Von Karlsruhe waren am Morgen mit Sonderzug 1385 verschiedenen Etablissements angehörende Arbeiter zum Be­such der Ausstellung gekommen. Am Samstag trafen 160 Mitglieder der Gewerbevereine Reut­lingen und Tübingen zu dreitägigem Aufent­halt ein.

Metz, 14. Aug. Bestem Vernehmen nach beabsichtigen französische Veteranen, unter Mit­wirkung des Bischofs von Nancy am nächsten Freitag bei Mars-la-Tour eine große Gedenk­feier abzuhalten.

Aus Lothringen, 13. Aug. Die hier erzielte Ernte befriedigt ganz außerordentlich, denn es haben nicht nur die Felder mehr Garben als wie gewöhnlich geliefert, sondern es bringen diese letzteren auch einen recht hohen Körner­ertrag. Der Hafer hat allerdings in den meisten Feldlagen nur kurzes Stroh.

Württemberg.

Stuttgart. Der König, welcher einer Einladung des Kaisers folgend, an der großen Parade über das Gardearmeekorps am 2. Sept. auf dem Tempelhofer Felde beiwohnen wird, begiebt sich am 30. nach Berlin, von wo er am 3. Septbr. nach Stuttgart zurückkehrt. Am 5. d. wird sich Se. Majestät alsdann mit Gemahlin, welche Ende August aus Ratiboritz wieder hier eintrifft, und Prinzessin Pauline zu lOtägigem Aufenthalt nach Holland zum Besuch der Königin­regentin (Schwester der ersten Gemahlin des Königs) begeben. Nach Rückkehr von dort er folgt die Uebersiedelung des Hoflagers nach Marienwahl.

Stuttgart. Das Schicksal des Raub­mörders st er ist immer noch nicht entschieden. Derselbe ist indes keineswegs, wie jüngst durch die Blätter ging, über sein Schicksal beunruhigt, sondern zeigt sich immer noch als denselben rohen Patronen wie seither. Er ist an einer Hand und an einem Fuß an seine Bettstätte gefesselt und stößt fortwährend Drohungen aus. Damit auch bei dieser traurigen Affaire der, freilich unfreiwillige, Humor nicht fehle, meldete der hiesigeBeobachter" kürzlich daß dieNachricht von der bevorstehenden zweiten (!) Hinrichtung Vösters" zunächst nicht richtig sei. -- Eine einzige Hinrichtung meint dazu boshaft der,

Kladderadatsch" genüge, wenn sie nicht zu oberflächlich sei.

Cannstatt, 14. August. Ingenieur Daimler hier hat von der K. Regierung die Genehmigung zu Motorbootfahrten auf dem Neckar zum Transport von Personen von der Wilhelmsbrücke bis oberhalb der König Karls­brücke und zu den drei Landungsstellen erhalten.

Spaichingen. Das am Sonntag den 11. ds. nachmittags 4 Uhr über die Stadt hin­gezogene Gewitter hat nicht unbedeutenden Hagel­schaden verursacht. Der Hagel fiel etwa 5 Min. lang in Erbsen-, mitunter Haselnußgröße. Die betroffene Fläche ist ca. 800 lla, groß, somit wurden bei einer Markungsfläche von rund 1250 da zwei Drittel behagelt. Der Schaden wird, da die Schloßen sehr ungleich sielen, von 10 bis auf 50 Proz. taxiert. Am stärksten haben Dinkel und Hafer gelitten. Von den geschädigten Besitzern sind einzelne versichert.

Weinsberg, 14. Aug. Wie nunmehr bestimmt verlautet, soll als Vorsteher der hies. Weinbauschule der Landwirtschaftslehrer Schoffer, Sohn des Herrn Landesökonomierat Schoffer in Kirchberg vorgeschlagen sein. Die Bestätigung ist in nächster Zeit zu erwarten.

Künzelsau, 14. Aug. Bor einigen Tagen fiel im benachbarten Nagelsberg ein junger Mann in eine Sense, welche ihm in der Herz­gegend tief in die Brust eindrang. Trotzdem der Herzbeutel angeschnitten ist und eine inner­liche Blutung stattsand. lebt der Schwerverletzte noch und ist einige Hoffnung auf Erhaltung seines Lebens vorhanden.

Stuttgart, 15. August. Kartoffelmarkt am Leonhardsplatz. Zufuhr 500 Ztr., Preis per Zentner 2 50 bis 3 Krautmarkt am

Marktplatz. Zufuhr 2500 Stück Filderkraut, 20 ^

bis 25 per 100 Stück.

Ausland.

Den Mittelpunkt des politischen Interesses in Oesterreich-Ungarn bildete in vergangener Woche der m Budapest tagende Nationalitäten- kongrcß, der eine sehr verschiedene, bisweilen sehr harte Beurteilung in der österreichischen Presse gefunden hat. Es sei hier nur an den Ausspruch des Pester Loyd erinnert, welcher den ganzen Kongreß mit der Bezeichnung als Privat­unternehmen einiger unberufener Nachfolger der ehemaligen magyarischen Märtyrer abthut. Be­greiflicherweise haben die Verhandlungen, wie auf allen dcrgl. Veranstaltungen zu gar keinem Resultat geführt, denn die Resolutionen, welche dort gefaßt wurden, werden papierene Beschlüsse bleiben, ohne an der Verwirrung der Nationa­litäten in unserem Nachbarlande das geringste zu ändern.

Rotterdam, 14. Aug. Der eine der beiden Chefs des in Genua zusammengebrochenen Hauses Fratelli Bingen, Gustav Bingen, ist gestern Nacht von der hiesigen Polizei festge­nommen worden, in dem Augenblick, als er den DampferSpaardam de Netherlands" von der American Navigation Company besteigen wollte, Bingen suchte sich mit Sublimatpastillen zu ver­giften. Er wurde zunächst nach dem Polizei­kommissariat gebracht, wo er zugab, daß er Gustav Bingen sei; sodann wurde er nach dem Hospitale gebracht. Man hofft, ihn wiederher­zustellen. Wie erzählt wird, wurden 690000 Frks. bei ihm gefunden. Er hatte sich unter, dem Namen Georg Blind einschiffen wollen.' Sein Bruder ist noch flüchtig.

Man muß anerkennen, daß die franzö­sische Presse gegenüber den an der Grenze veranstalteten Kundgebungen eine im allgemeinen würdige Haltung einnimmt. Um so berechtigter ist ihr Wunsch, die deutschen Kriegervereine von allen Demonstrationen auf französischen Schlacht­feldern abzuhalten. Was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Auch unsere Bevölkerung würde in der Lage des Besiegten mit großer Empfindlichkeit solchen Besuchen entgegensetzen; außerdem giebt es auf deutscher Erde Schlacht­felder genug, um nationale Feiern zu veran­stalten.

Die Nachrichten aus Madagaskar lauten , trotz wiederholter Dementis, die sie erfahren»