Pforzheim, 6. Aug. Auf dem VI. Kreis­turnfest des X. deutschen Turnkreises am 5. August in Straßburg erhielten erste Preise folgende Turnvereine des Pforzheimer Gaues: Pforzheim. Brötzingen, Dietlingen, Huchenfeld, Würm, Durlach, Eutingen, Dill-Weißenstein; zweite Preise: Niefern und Büchenbronn.

Deutsches Weich.

Berlin, 5. Aug. DieNordd. Allgem. Ztg." schreibt: In der Behauptung einzelner Zeitungen, daß auf Japan demnächst ein diplo­matischer Druck geübt werden würde, um es zu beschleunigter Räumung der besetzten Gebietsteile zu vermögen, wird angedeutet, daß zu diesem Zwecke abermals eine Einigung der drei Mächte Deutschland, Rußland und Frankreich stattge­funden habe. In Berlin ist an Stellen, die unterrichtet sein müßten, davon nichts bekannt.

In Karlsruhe wurde letzten Samstag und Sonntag ein badisches Landeskrieger­fest abgehalten, um gemeinsam die Erinnerungs­feier an die große Zeit vor 25 Jahren zu be­gehen. Als Vertreter des württembergischen Kriegerbundes nahmen mehrere Präsidialmit­glieder, darunter der Präsident s. Wöllwarth, an dem Feste teil. Bei dem Festakt hielt der Großherzog von Baden eine halbstündige Ansprache, worin er Liebe und Gehorsam als Grundpfeiler für Staat, Gemeinde und Familie bezeichnete. Die alten Soldaten möchten be­strebt sein, alle Bestrebungen zu bekämpfen, die darauf ausgingen, diese feste Ordnung zu ge­fährden oder zu zerstören.

Saarbrücken, 5. Aug. Der Groß­herzog von Baden, welcher das Protektorat über die hier stattsindende Gedenkfeier über­nommen hatte, ist um 1 Uhr mittags hier ein­getroffen. Dem Großherzog wurde ein begeisterter Empfang durch die nach lOOOOen zählende Menge zu Teil. Nach der Ankunft des Groß­herzogs auf dem Schloßplatze in Saarbrücken fand daselbst eine Parave der Spicherer Kämpfer und der 4500 Mann starken Kriegervereine statt, nach welcher der Großherzog eine Ansprache über die Bedeutung der Feier hielt und mit einem Hoch auf den Kaiser schloß. Mittags traf ein Telegramm des Kaisers an den Großherzog ein. Der Großherzog besichtigte den Saarbrücker Rathaussaal, dessen Bilderschmuck Kaiser Wil­helm I. geschenkt hat. Nach dem Festmahl wurde eine Fahrt nach den Spicherer Höhen ge­macht, woselbst am Fuß die Parade einiger Lothringer Kriegervereine stattfand. Auf dem Festplatz wurde ein Wettrennen des rheinisch­lothringischen Rcitervereins gehalten. Noch immer treffen Vertreter der Spicherer Kämpfe hier ein; der Fremdenverkehr ist ganz gewaltig.

Bon der Aach, 3. Aug. Häufig trifft man in Feld und Wald verwesende Katzen, Mäuse, Vögel, Kröten und sonstiges Getier. Plätze, wo solches von Insekten umschwärmt wird, sind gefährlich. In einem Orte an der Aach wurde neulich eine Frau von einem In­sekt, welches vorher an einem solchen Aas saß, neben das Auge gestochen. Das ganze Gesicht schwoll rasch auf, und die Geschwulst erhielt verschiedenartige Flecken, die nichts Gutes ver­sprachen. Der Arzt hatte große Mühe, die Ge­fahr zu beseitigen. Es sollte darum jeder, welcher ein Tier tötet oder tot findet, dasselbe auch vergraben und unschädlich machen, insbesondere bei dieser heißen Jahreszeit, in der wir an und für sich schon genug durch Insekten belästigt werden.

Württemberg.

Stuttgart, 4. Aug. Der König hat den Prinzen Hermann von Sachsen-Weimar, General der Kavallerie L lg. suits der Armee und des Dragoner-Regiments König (2. würt- tembergisches) Nr. 26, zum zweiten Chef dieses Regiments ernannt. Der Prinz, der sich im ganzen Lande großer Beliebtheit erfreut, hat heute sein 70. Lebensjahr vollendet.

Stuttgart, 6. Aug. Die Verleihung des Kommenthurkreuzes des Militärverdienstordens an die Generallieutenants v. Sarwey und v. Lettinger ist eine hübsche Anerkennung an

die württb. Truppen und ihr Eingreifen in der Schlacht von Wörth» an deren Jahrestag die Verleihung erfolgte. Der damalige Hauplmann Sarwey war Generalstabsoffizier, der damalige Oberlieutenant Dettinger Adjutant der 2. württ. Jnfanteriebrigade, welche bekanntlich bei Elsaß­hausen und Fröschweiler unter Generalmajor Frhr. v. Starkloff erfolgreich in den Kampf ein- griff und im Verein mit den beteiligten preußi­schen und bayerischen Korps den Sieg errang.

Stuttgart. fLandesproduktenbörse. Bericht vom 5. August von dem Vorstand Fritz Kreglinger.s Die abgelaufene Woche verkehrte in ziemlich veränderter Stimmung. Es zeigte sich wieder etwas Kauflust und fanden verschiedene Abschlüsse zu etwas reduzierten Preisen statt. Die Landmärkte sind infolge der Ernte­arbeiten schlecht befahren. Wir notieren per 100 Kilogr.: Weizen, Nikolajeff 15 -4L 80 ,4 bis 16 -4L Azima 16 -4L 20 ^j, Rumänier alt 16 -4L Kernen, Oberl. Is. 17 -4L 25 ^ Landhafer 12 -4L 35 Alb- haser la. 13 -4L 50 ^ bis 14 -4L , 4 , Kohlreps 21 -4L 25 bis 21 -4L 50 ^ franko Obertürkheim und Mauer.

Mehlpreise Pr. 100 Kilogr. inkl. Sack bei Wagen­ladung: Mehl Nr. 0: 27 -4L 50 ^ bis 28 -4L 50 Nr. 1 : 25 -4L 50 ^ bis 26 -4L 50 Nr. 2: 24 -4L

^ bis 25 -4L ^!, Nr. 3: 22 -4L 50 ^ bis 23 -4L

Nr. 4: 20 -4L 50 bis 21 -4L Suppen­gries 28 -4L 50 Kleie 6 -4L

Anstand.

Cowes, 6. August. Heute früh 9 Uhr begab sich der Kaiser an Bord des auf hiesiger Rede liegenden deutschen PanzerschiffesWörth" und hielt aus Anlaß des heutigen 25jährigen Gedenktages der Schlacht bei Wörth eine Ansprache. Er hob hervor, wie in dieser Schlacht zu Beginn des Feldzugs schon die Einigung der deutschen Stämme zum Ausdruck gekommen sei. Darauf brachte der Kommandant Prinz Heinrich auf den Kaiser ein Hoch aus. Gegen 10 Uhr unternahm der Kaiser eine Segelpartie mit dem Meteor".

London, 6. Aug. Bei einem gestern Abend im Preston-Park zu Brighton veran­stalteten Feuerwerk platzte, nachdem bereits zwei Mörser abgefeuert waren, eine hundert Pfund wiegende Bombe, deren Stücke nach allen Richtungen flogen. Sechzehn Leute wurden verletzt, davon zwei schwer. Ein Knabe ist heute den Verletzungen erlegen.

Italien und Japan werden jetzt in engere kommerzielle Beziehungen zu einander treten. Nach einer Meldung aus Rom ist daselbst am Sonntag Nachmittag der Austausch der Ratifikationen des neuen italienisch-japanischen Handelsvertrags zwischen dem Minister des Aus­wärtigen Baron Blanc und dem japanischen Gesandten Takahira vollzogen worden.

Shangai, 5. Aug. Heute liegen Details über die schreckliche Ermordung der fünf weib­lichen Missionare, drei Amerikanerinnen und zwei Engländerinnen, vor, welche in Kucheng, Sitz der Präfektur in Honau, einer Stadt 100 Meilen östlich von Foochow. am gelben Flusse gelegen, stattgefunden hat. Die Damen wurden von den Eingeborenen angegriffen und, nachdem die scheußlichsten Grausamkeiten an ihnen verübt waren, deren Einzelheiten sich nicht wiedergeben lassen, förmlich abgeschlachtet. Andere Fremd­geborene, unter ihnen mehrere Frauen und Kinder, wurden gepeischt und mißhandelt. Die chinesischen Beamten ließen diese Schändlichkeitn ruhig ge­schehen, wenn sie nicht selbst die Anstifter der­selben waren. Die Wiederaufnahme der Christen­verfolgungen wird hier allgemein der unbegreif­lichen Apathie der englischen und amerikanischen Gesandten zugeschrieben, welche sich gegen den nativistischen Haß der Chinesen ganz gleichgültig verhalten. Die nach Cheng-Tu entsandte Kom­mission wird hier als nichts weiter wie eine Hin­schleppung und schließliche Begrabung der An­gelegenheit betrachtet, besonders da mehrere der als Hetzer und Anstifter bekannten Beamten nicht nur nicht bestraft, sondern befördert wurden.

Nach anderen Meldungen haben die Ueber- lebenden Entsetzliches durchgemacht. Die er­mordeten wurden vor dem Tod furchtbaren Martern unterworfen. Namentlich an Frauen und Kindern wurden unsagbare Scheußlichkeiten verübt. Das Maffacre fand schon am Mittwoch statt. Die Mandarinen, die heimlich das Volk aufgestachelt hatten, unterdrückten die Nachricht

drei Tage lang. Der amerikanische Konsul Bixot in Futschau begab sich in einem Dampfboot mit mit einer Anzahl Freiwilligen nach dem Schau­platz. Bon Stewarts sieben Kinder sollen fünf ermordert sein. DieTimes" fordern zu ener­gischen Vorstellungen Englands und der Union an die chinesische Regierung auf.

Brüssel, 5. Aug. Heute früh bemerkte der Kassier der Brüsseler Sparkasse, daß 188000 !f Fr. in Banknoten aus der Kaffe verschwunden ff waren. Da keine Spur von Einbruch vor- s Händen war. wird »»genommen, daß der Dieb s die That begangen habe, bevor die Kassette in ; den Geldschrank eingeschlossen wurde. )

Aus Belgrad, 5. ds. wird derVoss. ^ Ztg." gemeldet: Gestern abend und heute nach- - mittag wüteten orkanartige Stürme mit Wolken- s brüchen, die ungeheuren Schaden anrichteten. l Das Flußbad in dem Savefluß wurde mitsamt ! den Badenden weggeschwemmt. i

Aus Spanien, 4. Aug. Durch eine Feuers» ! brunst wurde die Tabakfabrik in Valencia voll- ! ständig zerstört. Einige Leute sind verletzt. Der , Schaden ist sehr groß. f

New - Iork, 5. August. In die Kirche f von Quakertown (Pennsylvanien) schlug während ( des Gottesdienstes der Blitz ein, wodurch 20 ji Personen schwer verletzt wurden. Ein anderer ^ Blitzstrahl fuhr in eine Gruppe von 9 Personen, s die unter einem Baume standen. Von diesen wurde eine Person getötet und die Uebrigen f verletzt, darunter zwei lebensgefährlich. i

Vermischtes.

Die Kreuzottern nehmen in der Mark ! Brandenburg in recht bedenklicher Weise j

überhand. In Rathenow sind in diesem Sommer bereits mehr als 200 dieser gefährlichen Schlangen auf dem Rathause abgeliefert, wo für jede eine ! Fangprämie von 50 gezahlt wurde. In i kundigen Kreisen wird empfohlen, die schlangen- f vertilgenden Tiere, namentlich Störche und Igel, » mehr als bisher zu schonen und zu pflegen. !

(Leben Sie wohl!) Der seiner Gutmütig. >

keit wegen allgemein geschätzte und selbst von 7 den Verbrechern verehrte Landgerichtsdirektor f

B. in Berlin hat einmal an der ernsten Stelle j des Todes, angesichts des Schaffots eine Aeußer- s ung gethan, die seinem warmen Gefühle ent- j

sprossen, allen Anwesenden doch ein Lächeln s entlockte, und die in Richterkreisen wohl ewig - unvergessen bleiben wird, obwohl den würdigen Richter längst der Rasen deckt. Bei der Hin- fl richtung eines Mörders mußte der Landgerichts- f! direktor zugegen sein, da er den Vorsitz des ! Schwurgerichts geführt hatte. Nachdem das ! Todesurteil und die Bestätigung verlesen waren, ! erblickte der Delinquent den Direktor, es über- f kam ihn ein Gefühl der Rührung und er konnte es sich nicht versagen, dem Richter für die ihm bewiesene Milde und Nachsicht Worte des ! wärmsten Dankes zu sagen. Dem Direktor ! traten die Thränen in die Augen, er drückte > gerührt dem Sträfling die Hand und stammelte: i Leben leben Sie wohl!" In der nächsten f Minute fiel das Haupt des reuigen Verbrechers unter dem Henkerbeil. f

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(Die Findigkeit der Stephansjünger) hat f sich kürzlich in Wattenscheid wieder glänzend be- ! währt. Eine Postkarte, welche in Brüssel auf- - gegeben worden war, lautete:An den gröbsten - Wirt in Wattenscheid." Die Postkarte wurde s einem hiesigen Wirt richtig zugestellt, der sie s auch, was-das schönste an der Sache ist, richtig ^ annahm.

Franzosenbräu". Diese von Gaslicht umstrahlte Inschrift leuchtet gegenwärtig in ^ Paris an einem großen Kaffeehaus auf dem ! Boulevard. Der Wirt erklärt bereitwillig, sie ! bedeute französisches Bier. Dieses empfiehlt sich f also unter deutschem Namen! Auch eine Er- f rungenschaft! Das WortBräu" ist den Parisern ^ offenbar so geläufig geworden, daß sie nur noch auf das Bier schwören, das dieses Wort im Schilde führt. AberFranzosenbräu" ist jeden­falls ganz köstlich!

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.