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Wilhelms Sohn.
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Kriegschronik 1870/71.
27. Juli. 187V.
München. Der Kronprinz von Preußen ist heute morgen um 11 Uhr hier angekommen; der König war rhm bis Dachau entgegengefahren. Im Bahnhose wurde derselbe von den Prinzen, Ministern und Generalen empfangen und vom Volke enthusiastisch begrüßt.
Petersburg. Die „St. Petersburger Zeitung" schreibt: „In dem ganzen Auftreten Preußens sind und waren alle Handlungen klar, durchsichtig, ehrlich: die Politik, die Aeußerungen der Presse und die Zeichen der Volksstimmung. In Frankreich begegnen wir in allen diesen Dingen künstlicher Mache. Entstellung der Wahrheit und Jntrigue."
28. Juli 187«.
Stuttgart. Heute früh 8 Uhr traf der Kronprinz von Preußen hier ein. Auf dem Bahnhof wurde er von dem König, Len Spitzen der militärischen und bürgerlichen Behörden, der anwesenden Diplomatie empfangen. Eine Abteilung Infanterie war auf dem Perron aufgestellt. Als der Kronprinz am Ausgange des Bahnhofes erschien, erscholl dröhnender Jubel der harrenden Menge, der Len Führer unserer tapferen süddeutschen Armee bis an die Residenz begleitete. Heute Abend 6 Uhr wird der Kronprinz in das Hauptquartier des linken Flügels abreisen.
Berlin. Seit einigen Tagen werden vom Hose des Lagerhauses aus in die Bureaus der in dem Hause befindlichen General-Kriegskasse fortwährend kleine unscheinbare, mit zwei Eisenreisen, einballierte Holz- klsten von erwa 1'/? Fuß Länge und Vr Fuß Breite Höhe abgeladen. Dieselben enthalten je 2000 harte Thaler und sind den Beständen des Staatsschatzes entnommen, um einstweilen die ersten Bedürfnisse des Krieges zu decken. Die früher üblich gewesene Verpackung in Fässern hat man des bessern Transports wegen ausgegeben.
Paris. Die „kr688s" findet sich bemüßigt, zu erklären, Dänemarcks Neutralitätserklärung sei nur eine provisorische. Sie ist der guten Hoffnung, daß beim Anblick französischer Streitkräste ganz Dänemark wie Ein Mann sich erheben würde (!!).
Bergzabern. Gestern machte der Oberlieutenant Dexel vom 5. bayerischen Infanterie-Regiment eine Rekonoszierung bis nach Weißenburg hinein. Am Thore wurde er von den französischen Pompiers mit Schüssen empfangen. Die Bayern gaben ihrerseits Feuer und zogen sich zurück.
Metz. Kaiser Napoleon tras um 7 Uhr hier ein. Es hat ein starkes Gewitter stattgefunden, bei dem drei Offiziere und General Lorencez durch einen Blitzstrahl getroffen und verletzt wurden.
Napoleon erließ folgende Proklamation:
„An die Rheinarmee!
Hauptquartier Metz, 28. Juli.
Ich stelle mich an Eure Spitze, um die Ehre des vaterländischen Bodens zu verteidigen. Ihr werdet eine der besten Armeen Europas bekämpfen; doch auch andere Armeen, welche eben so tüchtig waren, konnten Eurer Tüchtigkeit nicht widerstehen. Ein Gleiches wird heute der Fall sein. Der Krieg wird lange, mühevoll sein, aber Nichts übertrifft die zähe Kraft der Soldaten, welche in Afrika, Krim, Italien und Mexiko kämpften. Welchen Weg immer Wir außerhalb der Grenzen des Vaterlandes einschlagen, Wir finden stets ruhmreiche Spuren Unserer Väter und werden Uns ihrer würdig zeigen. Ganz Frankreich begleitet Euch mit glühenden Wünschen, das Weltall hat seine Augen auf Euch gerichtet, von Unserem Erfolge hängt Las Schicksal der Freiheit und der Zivilsation ab. Thue Jeder seine Pflicht, der Gott der Schlachten wird mit Uns sein."
3«. Juli 187V.
Stuttgart. Heute früh um 7 Uhr hat sich der König in Begleitung des Prinzen Wilhelm, des Kriegs- mmisters von Sukow, des Oberstallmeisters Grafen v. Taubenheim und mehrerer königl.. Adjutanten mittelst Extrazuges nach Bruchsal begeben, um die im Badischen konzentrierten württembergischen Truppen zu besichtigen.
Calmbach. Eine am letzten Sönntng dahier abgehaltene Bürger-Versammlung hat einstimmig beschlossen, eine Sicherheits-Wache ms Lebelbzu rufen, und hiezu die Bürger und Einwohner bi^ zum 50. Lebensjahr bestimmt. Stellvertretung , durch junge Leute über 18 Jahre ist gestattet. Bereits sind die Einleitungen'soweit getroffen, daß nach Umständen diese Schutzwache jede Stunde ins Leben treten kann. Wacht-Stube mit Pritsche und Heu-Matrazen für 6 Mann ist im Rathause eingerichtet.
Deutsches Weich.
Kiel, 28. Juli. Der Kaiser ist soeben 7 Uhr abends auf der „Hohenzollern" ge- folgt von „Gcfion" hier eingetroffen. Die Slrandbatterien und die im Hafen liegenden Schiffe feuerten Salutschüsse ab. Der Kaiser reist heute Abend >0 Uhr 25 nach Wildpark- stalwn ab.
Sigma rin gen, 28. Juli. Die kaiserlichen Prinzen besuchen heute unter Führung des Fürsten von Hohenzollern die Stammburg Hohenzollern
In der inneren deutschen Politik herrscht die sommerliche Ferienruhe in vollem Maße. Längst sind die großen und kleinen Fragen, welche während der jüngsten parlamentarischen Sessionen im Reiche und in Preußen die öffentliche Meinung beschäftigten, wieder in den Hintergrund getreten, neue Probleme von einiger Wichtigkeit aber sind in der Zwischenzeit nicht aufgetaucht — glücklicher Weise. Eine gewisse Thätigkeit herrscht nur noch auf dem Gebiete der Reichstagswahlen, die noch immer nicht gänzlich abgeschlossen sind. Die jüngsten Vorgänge dieser Art waren die Ersatzwahlen i» Meseritz-Bomst und nn Fürstentum Waldeck, welche beide zunächst engere Entscheidungen nötig machten. Bei denselben siegte in dem vom Polcntum scharf bedrängten Meseritzer Wahlkreise höchst erfreulicher Weise der deutsche Kandidat, der zur sreikonservativen Richtung gehörende bisherige Abgeordnete v. Dziembowski, über seinen politischen Gegner, den Probst Dr. Szymanski. Die Waldecker Stichwahl stellte den antisemitischen Kandidaten Müller und den langjährigen bisherigen Reichstagsvertreter des Fürstentums Waldeck, den nationaüiberalen Dr. Böttcher, einander gegenüber, und hatte die Niederlage des letzteren zur Folge, welches Resultat in der Tagespresse vielfach erörtert wird. — Nach außen sieht sich die deutsche Politik zur Zeit einigermaßen in Marokko engagiert. Noch immer sind die Genugthuungs- fvcderungen Deutschlands wegen der Ermordung I
und Beraubung des deutschen Kaufmanns Rockstroh von der marokkanischen Regierung nicht j
genügend beantwortet, geschweige denn erfüllt worden. Ein stattliches deutsches Geschwader, i aus den Panzerkreuzern „Kaiserin Augusta" und j „Hagen", sowie der Kreuzerfregatte „Stosch" j bestehend, das außerdem nächstens noch eine !
Verstärkung durch den aus Ostasien heimkehrenden Kreuzer „Marie" erfahren wird, weilt darum an den Gestaden Marokkos, um den Forderungen der Reichsregierung endlich energischen Nachdruck zu verleihen. Hoffentlich machen sich ^ keine weitergehenden Schritte, wie etwa die hie j und da befürwortete vorübergehende Besetzung ! eines marokkanischen Hafens oeutscherseits, nötig.
In den bulgarisch-macedonischen Dingen ist j Deutschland zu größtmöglichster Reserve ent- ! schlossen, wie eine offiziöse Kundgebung der ^ „Nordd. Allg Ztg." zu versichern weiß. Die aus Wien stammende Nachricht, die Kabinett von Berlin, Wien, Rom und London hätten sich über ein gemeinsames Vorgehen auf der Balkanhalbinsel geeinigt, wird denn auch in einer Berliner Meldung des offiziösen „Hamb. Korresp." als unbegründet bezeichnet, wenigstens so weil es sich um die Mitwirkung Deutschlands handelt.
Die feierliche Grundsteinlegung zum Na- tional-Denkmale für Kaiser Wilhelm I. in Berlin wird nunmehr bestimmt am 18. August, also am 25jährigen Gedenktage der Schlacht von Gravelotte, stattfinden. Die Minister und Staatssekretäre werden, soweit sie sich Mitte August auf Urlaub befinden, denselben zu dem gedachten Zeitpunkt unterbrechen und zur Teilnahme an jener bedeutsamen Feierlichkeit nach der Reichshauptstadt kommen. Wie verlautet, werden den Mitgliedern des Gesamtvorstandes des preußischen Abgeordnetenhauses besondere Einladungen zur Teilnahme an der Grundsteinlegung zum Nationaldenkmal für den verewigten Heldenkaiser zugehen. Doch soll auch den übrigen Mitglieder des Abgeordnetenhauses Gelegenheit geboten werden, der Feier beiwohnen zu können, was wohl auch den Mitgliedern des Herrenhauses und des Reichstages gegenüber geschehen wird; selbstverständlich werden auch die Vorstände der beiden letzteren parlamentarischen Körperschaften offizielle Einladungen zur Teilnahme an der Feier erhalten.
Berlin, 27. Juli. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." mitteilt, wird die in diesem Jahre zum erstenmale beschlossene versuchsweise Zuteilung von landwirtschaftlichen Sachverständigen an die kaiserlichen Missionen im Auslande folgendermaßen ausgeführt: Hauptmann a. D. Cleinow geht nach Petersburg; Landwirt Scheldemann nach Wien; der frühere Generalkonsul Gerlich > nach London; der württemb. Forstreferendar