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Marktpreise.
Neuenbürg, 14. Juli.
Butter, V» Kilo . 85- 95 ^
Landeier, 2 Stück 12 Kisteneier 6 2 St. 11 ^
Pforzheim, 14. Juli.
Landbutter, V, Kilo.-44 90—1.
Süßrahmbutter.-44 1.10—1.20
Landeier 2 Stück.11— 12
Kisteneier, 2 Stück . 9—10 ^
Stuttgart, 14. Juli.
Saure Butter, V? Kilo.°l4 1.—
Süße Butter, V, Kilo .... -44 1.10—1.20
Frische Eier, 10 Stück. 55 ^
Kalkeier, 10 Stück.— —
Ausland.
Petersburg, 13. Juli. Das Kaiserpaar empfing gestern in Peterhof die abeffinische Gesandtschaft, die dem Kaiser den Salomonorden, dem Kaiserpaare und der Kaiserin-Witwe Briefe des Königs und der Königin von Abessinien und kostbare Geschenke überbrachte.
Während der kubanische Aufstand wächst, muß die spanische Regierung auch mit inneren Schwierigkeiten kämpfen, die seltsamer Weise durch einen großen Streik der Bäcker in Madrid entstanden sind. Die Bäcker in Madrid sind in den allgemeinen Ausstand eingetreten. Die Behörden lassen Brot aus den Nachbarstädten herbeischaffen, sowie durch Militärbäcker solches Herstellen. Eine am Mittwoch abge- haltene Bäckerversammlung, die über die Aus- standsfrage beriet, endete in einem Tumult, der die Polizei zum Einschreiten nötigte. Es wurden mehrere Personen verwundet und 60 Verhaftungen vorgenvmmen. In dem Handgemenge nach der Bäckerversammlung wurden ein Polizeihauptmann und fünf Schutzleute verwundet. Haussuchungen bei den Ruhestörern führten zur Auffindung von 106 Dolchen und Säbeln, sowie vier Pistolen.
London, 13. Juli. Heute vormittag brach in der deutschen Botschaft auf Carlton Terrace Feuer aus. Ein Teil des Dachstuhles ist obgebranyt, auch das oberste Geschoß hat etwas durch Wasser gelitten. Das Feuer wurde gelöscht.
Unterhaltender Teil.
Ein Brillantenhalsband.
Kriminal-Novelle von Ferdinand Herrmann.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Ihre Unterhaltung wurde durch den Eintritt des Polizeiarztes unterbrochen, der ein sehr ernstes Gesicht machte und auf das Bestimmteste die Notwendigkeit der sofortigen Ucbersührung Else's in ein Krankenhaus betonte. Der Ausbruch eines schweren Nervenfiebers sei nicht mehr zu verhindern sagte er, und er habe bei der zarten Konstitution des jungen Mädchens ohnedies wenig Hoffnung, sie am Leben zu erhalten, daß er sowohl gegen ihr längeres Verweilen in den Räumen des Untersuchungsgefängnisses, wie gegen ihren Transport in eine andere Stadt auf das Entschiedenste protestieren müsse. Gegen ein in so unzweideutiger Form auftretendes ärztliches Gutachten gab es natürlich keine weiteren Einwendungen und der Polizeirat erteilte auf der Stelle die erforderlichen Anordnungen. Als bezüglich der beiden Arrestanten alle Maßregeln getroffen waren, welche zunächst durch die Umständen geboten wurden, erbat sich der Polizeikommissar noch eine andere bestimmte Vollmacht von seinem Vorgesetzten.
„Der Pfandleiher Julius Wendeland hat der Polizei den Aufenthalt des mutmaßlichen Mörtzers verraten." sagte er, „in der ausgesprochenen Absicht, sich damit die ausgesetzte Belohnung von tausend Mark zu sichern. Die Art und Weise aber, in der er selbst zu dieser Kenntnis gelangt sein will, erscheint mir durchaus unglaubwürdig. Das ganze Geschältsgebahren dieses Mannes ist ein in so hohem Grade verdächtiges, daß ich auch in diesem Fall notwendig das lebhafteste Mißtrauen empfinden muß, und ich erbitte mir darum die Erlaubnis, der Sache ein wenig auf den Grund zu gehen, ehe ihm die Belohnung ausgehändigt wird."
„Das würde ja ohnedies nicht so schnell
gehen! — Aber ich erteile Ihnen diese Erlaubnis ohne Weiteres, wenn schon ich Ihre Bedenklichkeiten in diesem Falle nicht teile. Der Pfandleiher hat die Annahme des Schmucks zurückgewiesen , weil ihm ein solches Geschäft in der Thal gefährlich erscheinen mußte, und die Aussicht auf eine so glänzende Belohnung ist jedenfalls eine genügende Erklärung für seine Anzeige."
„Aber wie ist er zur Kenntnis von Römer's Aufenthalt gelangt? Daß ihm der Verdächtige selbst keine Mitteilung darüber gemacht haben wird, ist sonnenklar und ich schenke der diesbezüglichen Versicherung des Verhafteten unbedingten Glauben. Er giebt an, den Schmuck für einen unverhältnismäßig geringen Betrag an einen Unbekannten verkauft zu haben, der ihn auf der Straße angehalten und ihn dann in irgend eine Spelunke geführt habe. Dieser Unbekannte sei der Einzige gewesen, welchem er seine hiesige Wohnung genannt, weil ihm jener das Versprechen gegeben habe, ihm bei der Fortsetzung seiner Flucht behilflich zu sein. Unter solchen Umständen liegt wahrhaftig die Vermutung sehr nahe, daß das Kollier, wenn auch auf einem beträchtlichen Umwege, dennoch in den Besitz Wendeland's gekommen zu sei."
„Hm! Ihre Kombination ist zwar sehr kühn, Herr Kommissar, aber sie hat doch wohl etwas für sich", meinte der Polizeirat bedenklich: „Da wäre es vielleicht am besten, schleunigst eine Haussuchung bei dem Pfandleiher vorzunehmen."
„Verzeihung, wenn ich anderer Meinung bin! Wendeland ist ohne Zweifel ein gewerbsmäßiger Hehler; aber er weiß mit einer Schlauheit zu Werke zu gehen, welche es uns bisher ganz unmöglich machte, ihn zu erwischen. Er wird in diesem Fall, wo für ihn so viel auf dem Spiele steht, jedenfalls seine Vorkehrungen mit doppelter Vorsicht getroffen haben, und die Haussuchung, für die es überdies an einer genügenden rechtlichen Legitimation fehlen dürfte, würde sicherlich ganz resultatlos verlaufen. Ich meine, man wird es schon auf einem Umwege versuchen müssen!"
„Nun, ich lasse Ihnen freie Hand! — Es wäre kein geringes Verdienst, wenn es Ihnen gelänge den gefährlichen Gauner unschädlich zu machen."
Noch im Laufe der Nacht traf die Antwortdepesche aus M. in ver Hafenstadt ein. Man bat um die schleunige Auslieferung des Verbrechers und ebenso um die alsbaldige Ueber- führung des mit ihm verhafteten jungen Mädchens, welches indessen mit möglichster Schonung zu behandeln sei, da ein greifbarer Verdacht gegen sie nicht vorliege.
Man konnte diesem Ersuchen nur insoweit willfahren, als die Person Bernhard v. Römer's dabei in Frage kam, und er fuhr denn auch in der That schon mit dem nächsten Morgenzuge unter der sorgfältigen Bewachung zweier Kriminalbeamten nach M. ab. Man hatte ihm und seinen beiden Begleitern ein besonderes Koupee angewiesen, wo seine unsäglichen Leiden wenigstens nicht noch durch die Neugier müßiger Gaffer gesteigert wurden. Die Schrecknisse der letzten Nacht schienen ihn an Leib und Seele völlig gebrochen haben und in sich zusammengesunken, brütete er während der ganzen langen Fahrt in regungsloser Apathie vor sich hin, seine stieren Blicke unverwandt auf den nämlichen Punkt geheftet, und ohne ein einziges Wort mit seinen beiden ernst '.dreinschauenden Begleitern zu wechseln.
Er ahnte vielleicht, daß zu derselben Zeit im Krankenhause der Hafenstadt Else in wilden Fieberphantasien auf ihrem Leidensbette lag und daß wohl hundertmal in herzzerreißenden Lauten sein Name über ihre brennenden Lippen kam. — —
Es war am dritten Tag nach der Verhaftung des mutmaßlichen Mörders, als in dem mit prahlerischer Eleganz eingerichteten Arbeitszimmer des Rentiers und Stadtverordneten Nikolaus Hoffrichter zwei Männer in ernstem Gespräch bei einander saßen. Der eine von ihnen, ein großer breitschultriger Mann mit hartem, starkknochigem Gesicht, war der Herr Stadtverordnete
selbst, und man konnte sich kaum einen schrofferen Gegensatz vorstellen, als oen zwischen ihm und seinem Gegenüber, einem zierlichen, kaum mittelgroßen Manne von etwa 40 Jahren, der sowohl in den feinen durchgeistigten Zügen seines blassen, bartlosen Gesichts, wie in seiner Kleidung. seiner Haltung und seinen Bewegungen ebensosehr das Gepränge wahrer Vornehmheit trug, als das Aeußere des Herrn Stadtverordneten von dem Gegenteil Kenntnis gab. Hoffrichter hatte sich als Schlächtermeister ein sehr beträchtliches Vermögen erworben, und er hatte, als er sein Geschäft aufgab. wohl eine i prunkvolle Wohnung im elegantesten Viertel der Stadt beziehen und sich mit allen Attributen des Luxus und der Vornehmheit in verschwenderischer Fülle umgeben können, aber er war nicht im Stande gewesen, auch seinen inneren Menschen und seine Art, sich zu geben, in einer ange- meffenen Weise umzuwandeln. Wenn er schon früher unter seinen Berussgenossen als besonders roh und ungeschlacht gegolten hatte, so war in dieser Beziehung durch seine veränderte Lebens- gewohnheilen und seinen vornehmeren Verkehr nur sehr wenig an ihm abgeschliffen worden.
Aber die Welt, die nun einmal gewöhnt ist, sich vor dem Glanze des Goldes zu beugen und anbetend nicderzufallen, wo dem Götzen Mammon : eines seiner gleißenden Standbilder errichtet ist s — die Welt nahm auch an der Derbheit, oder ^ besser gesagt Roheit des ehemaligen Schlächters und jetzigen Rentiers Hoffrichter nicht den min- ! besten Anstoß. Sie wurde vielmehr als ein un- , zweideutiger Ausdruck hervorragender Biederkeit, Grobheit und Wahrheitsliebe höchlich gepriesen, j und es gab keinen, der es gewagt hätte, sie mit dem rechten Namen zu bezeichnen. .
Aber diese Brutalität der Gesinnung und ! des äußeren Auftretens war doch bei Weitem i noch nicht die unangenehmste Eigenschaft des reich gewordenen Handwerkers. Ein viel schlimmerer Zug seines Charakters war die geradezu unersättliche Habgier, die ihn beherrschte und die ' ihm nur wenige Monate nach der Aufgabe seines Geschäfts behagliche Muße vergönnt hatte. Er hatte den Entschluß gefaßt, das Geldverdienen im Großen zu betreiben, und er hatte sich auf § umfangreiche Häuserspekulationen eingelassen, die in der That stets von ausgezeichnetem Erfolg gewesen waren und sein Vermögen von Jahr zu Jahr ansehnlich vermehrt hatten. Er wäre danach sehr wohl in der Lage gewesen, bei der Wahl eines Schwiegersohnes viel mehr auf vortreffliche Eigenschaften des Herzens und des Charakters als auf Reichtum zu sehen; aber i solche Gesichtspunkte konnten für einen Mann seines Schlages nicht in Betracht kommen. Der Gatte seines einzigen Kindes mußte ihm an Ansehen und Vermögen mindestens ebenbürtig sein, das war ihm ein unerschütterlich feststehendes ; Prinzip, — die Berücksichtigung aller anderen Ansprüche, welche etwa seine Tochter selbst an den Mann ihrer Wahl hätte erheben können, kam dann erst in zweiter Linie, wenn davon überhaupt die Rede sein durste.
(Fortsetzung folgt.)
fEin Durstiger.j Kellner: „Eine schöne ! Empfehlung vom Löwenwirt, ob Sie diesen . Abend noch hinkommen würden?" — Student: ; „Weshalb möchte er das wissen?" — Kellner: „Weil's sich sonst nicht lohnt, heut noch 'mal frisch anzustccken!"
Telegramrpe.
Augsburg, 15. Juli. Eine schreckliche Blutthat geschah hier heule Nacht in Folge eines Wortstreits. Ein junger Mann wurde von 5' anderen nach dem Streite angefullen, derselbe erstach 2, ein dritter wurde tötlich verletzt.
Rom, 15. Juli. Ein großer Erdabrutsch fand in der Gemeinde Cave im Distrikt Rom ^ statt. Die Bewohner mußten die Häuser verlassen. .
N e w - I o r k. 15. Juni. Ein Cyklon zog über Ceryll im Staate New-Jersey von Woodhaven aus Longisland. Vier Personen >
wurden getötet, 40 verletzt, 100 Gebäude zerstört. j
Redaktion, Druck und Verlag von C. Me eh in Neuenbürg.