mit Schweden zu vermeiden. Die norwegische Kammer hat eine Resolution angenommen, welche Hoffnung aus eine Verständigung mit Schweden und mit dem König Oskar giebt. Auch ein sogenanntes Koalitions-Ministerium dürfte in Bälde Zustandekommen.
Die Prophezeiung des Professors Falb, daß zwischen dem 26. und 28. Juni in Laibach ein neuer heftiger Erdstoß zu erwarten sei. hat dort so große Aufregung hervorgerufen, daß eine partielle Auswanderung und Arbeitseinstellung bei den Bauunternehmungen geplant wird. Infolgedessen richten die Bürger Laibachs in einem dortigen Blatte an Falb die offene Frage, auf welche wissenschaftliche Beobachtungen er seine Prophezeiungen zu stützen vermag.
AnterHattender Teil.
Ein Brillantenhalsband.
Kriminal-Novelle von Ferdinand Herrmann.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Der junge Mann, welcher der Besitzer eines kostbaren Brillantschmucks war und welcher trotzdem behauptete, sich in einer entsetzlichen Notlage zu befinden, war offenbar ungewiß, wohin er seine Schritte eigentlich zu richten habe. Fast an jeder Straßenecke stand er unentschlossen still, und wenn er dann nach kürzerem oder längerem Zaudern mit müdem Gang seinen Weg fortsetzte, so geschah es jedesmal mit einem tiefen Aufseufzen schmerzlicher Resignation. Er hatte wohl nicht die Unwahrheit gesprochen, wenn er dem Pfandleiher gegenüber die Angabe gemacht hatte, daß er sich auf einer Reise befinde und daß er in der alten Hafenstadt fremd war, denn er ging so unpraktisch kreuz und quer durch die Straßen, daß die Geduld seines unermüdlichen Verfolgers wohl auf eine ziemlich harte Probe gestellt werden mochte, und daß sie nach Verlauf einer halben Stunde kaum wesentlich vom Ausgangspunkt ihrer Irrfahrt entfernt hatten.
Vor dem glänzend erleuchteten Schaufenster eines Juweliers blieb Bernhard Schmidt abermals stehen. Auf einem Schild neben der Ladenthür war zu lesen: „Einkauf von losen und gefaßten Edelsteinen und von Edelmetallen in jeder Form." Seine Hand ruhte auf dem kostbaren Schatz in der Tasche seines Ueberrockes und er kämpfte offenbar mit dem Entschluß, hier einzutreten und sein Heil noch einmal zu versuchen. Aber würde man hier nicht noch strengere Anforderungen an ihn stellen, als in dem Kom- ploir des versteckt wohnenden Pfandleihers, von dem man ihm gesagt hatte, daß er gern einmal ein Auge zudrücke und es nicht allzu genau nehme m't der Herkunft der Dinge, die er belieh oder kaufte? — Mutlos zog Bernhard den Fuß wieder zurück, den er bereits auf die erste Stufe der Ladentreppe gesetzt hatte, und eben wollte er sich zum Weitergehen wenden, als er eine leichte Berührung an seiner Schulter fühlte. Sein Zusammenzucken und die nerviöse Hast, mit welcher er den Kopf rückwärts drehte, verrieten, daß er sich wohl in einem Zustande beständiger Furcht befinden müsse, und es war ihm offenbar eine Erleichterung, als er in ein ganz unbekanntes, von einem dichten rotblonden Vollbart umrahmtes und mit großen Sommersprossen übersätes Gesicht schaute, das viel eher einen unterwürfigen und fast demütigen als einen drohenden Ausdruck hatte.
„Ich bitte um Verzeihung, mein Herr", sagte der Rotblonde, der beim Sprechen sehr stark mit der Zunge anstieß. „Es ist ja möglich, daß ich mich täusche, aber es schien mir, als wenn Sie hier fremd seien und den Rat eines erfahrenen Einheimischen gebrauchen könnten! Ich würde mich damit gern zur Verfügung gestellt haben."
Bernhard schüttelte den Kopf und lehnte das zuvorkommende Anerbieten mit einigen höflichen Worten ab. Er sei hier allerdings fremd, aber es sei auch weder seine Absicht, die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen, noch habe er irgend einen andern bestimmten Wunsch, zu dessen Erfüllung ihm jener behülflich sei» könne. Er war erstaunt, als der freund
liche Mann trotz dieser unzweideutigen Abweisung unbeirrt an seiner Seite blieb.
„SieMrchten vielleicht mein Herr, daß ich Ihnen nachher durch unbescheidene Forderungen für meine Dienstleistungen lästig fallen werde? — Aber diese Besorgnis wäre in der Thal ganz grundlos, denn wenn ich auch ein armer Familienvater bin, der den hungernden Seinen gern einen redlich verdienten Groschen heimbringen möchte, so würde ich es doch ganz und gar Ihrem Ermessen überlassen, ob und wie hoch Sie meine Dienste belohnen wollten.
„Irgend ein kleines Anliegen", fuhr der Fremde fort, „hat doch am Ende jeder Fremde, und Sie werden in der ganzen Stadt nicht leicht Jemanden finden. der mit allen Verhäliniffen so wohl vertraut ist und in allen Verlegenheiten so sicher Rat weiß als ich!"
Bernhard stutzte und sah den sonderbaren Unbekannten, der ihm seine schweren Sorgen und seine bange Verzweiflung gleichsam von der Stirn zu lesen schien, aufmerksamer an. Bon dem Gesicht des Mannes war seines mächtigen Bartes und seines großen breitrandigen Filzhutes wegen nicht eben viel zu sehen; aber dieses wenige war bei weitem nicht so vertrauenerweckend als die bescheidenen und verbindlichen Worte. Aber gleichviel! — Wer dieser Mann aber auch immer sein mochte, — wenn er die Wahrheit gesprochen hatte, und wenn er einen Ausweg zu finden wußte aus einer verzweifelten Lage, so war sein ungebetenes Erscheinen eine Schicksalsfügung, für die der bedrängte junge Mann dem Walten des Zufalls nicht dankbar genug sein konnte. Wohl zögerte er noch eine kurze Zeit, den gänzlich Unbekannten in sein Vertrauen zu ziehen; aber als jener in seinen Anspielungen immer deutlicher durchblicken ließ, daß er wohl zu erraten vermöge, von welcher Art die Bedürfnisse des Fremden sein und daß er auch um die Mittel zu ihrer Befriedigung kaum in Verlegenheit sein würde, da teilte ihm Bernhard kurz entschlossen mit, daß er ihm allerdings gern eine anständige Belohnung zuwenden würde, wenn er ihm dazu behilflich sein könne, auf einen wertvollen Schmuckgegenstand ein größeres Darlehen zu erhalten.
„O, mein Herr, nichts ist leichter als das", erklärte der Mann, der ihm aufmerksam zugehört hatte. „Ich begreife, daß es Ihnen peinlich ist, dergleichen selbst in die Hand zu nehmen. Aber ich werde Ihnen mit Freuden meine Kräfte dazu leihen. Geben Sie mir nur den Gegenstand und irgend ein amtliches Papier, durch welches ich mich legitimieren kann, und ich werde Ihnen Alles bringen, was sich nur immer her- auspreffen läßt."
Als ihm nun Bernhard erklären mußte, daß er eine solche Legitimation nicht besitze, und daß er gerade deshalb schon an verschiedenen Stellen rundweg abgewiesen worden sei, da setzte auch der Unbekannte eine äußerst bedenkliche Miene auf und stimmte seinen hoffnungsvollen Ton um ein ganz Beträchtliches herab.
Das ist freilich schlimm, sehr schlimm! Die Behörden sind jetzt von einer lächerlichen Strenge in diesen Dingen. Sie sehen den Pfandleihern und Rückkaufshändlern dermaßen auf die Finger, daß die armen Leute derartige Geschäfte gar nicht wagen dürfen, ohne sich sogleich der Ge- fahr auszusetzen, als Hehler ins Gefängnis zu wandern. Da wird sich kaum etwas machen lassen."
„Aber mein Gotr, das Halsband, welches ich verpfänden will, ist ja nicht gestohlen", rief Bernhard verzweifelt aus. „Derjenige, welcher mir ein Darlehen darauf gäbe, wäre vollkommen sicher, daß ihm nicht die mindesten Unannehmlichkeiten daraus erwachsen."
„Ja, mein lieber Herr, solche Versicherungen könnte — ohne Anspielung natürlich — .auch jeder Spitzbube geben! — Nein, nein, auf diese Weise geht es nicht! Ich wüßte unter solchen Umständen nur eine einzige Möglichkeit und die wird Ihnen wahrscheinlich nicht konvertieren!"
„O, ich bin gezwungen, jedes Aushilfsmittel zu ergreifen," rief der junge Mann aus, „wie verzweifelt es auch immer sein möge, denn es
handelt sich hier nicht um mich, sondern noch um eine andere Person, die mir unendlich teuer ist, und deren Leben vielleicht von dem Erfolg meiner Bemühungen abhängt."
„Nun, wenn es so ist, wird sich am Ende doch etwas machen lassen. Wir müssen es eben nicht zu verpfänden, sondern zu verkaufen suchen, und es darf Ihnen dabei freilich auf einen beträchtlichen Verlust nicht ankommen. Diese Halsabschneider lassen sich für ihr Risiko gut bezahlen."
(Fortsetzung folgt.)
Der Meteorologe H. Habenicht in Gotha stellt folgende Wettervorhersage auf: Die Witterung dieses Sommers wird voraussichtlich nicht wesentlich von der normalen abweichen, d. h. Juni und Juli werden noch vorwiegend kühl und mäßig feucht bleiben. Der August wird vermutlich eine Trocken- und Hitzperiode bringen, welche im September ihren Abschluß erreichen dürfte, ähnlich wie 1892. Im August weicht die Eisgrenze bei Island fast in jedem Jahre weit nach Norden zurück, während sich die Wirkung des Eises bei Neufundland wegen seines diesjährigen späten Eintreffens noch nicht bei uns bemerklich machen dürfte.
Bismarck und sein Schneider. Im neuesten Heft des Werkes „Unser Bismarck" teilt Hans Kraemer einen köstlichen Brief des Kanzlers an einen Bekleidungskünftler mit. Bismarcks bürgerliche Gewandung fertigten näm- lich früher teils Frankfurter, teils Berliner oder Hamburger Schneidermeister, aber mit keinem scheint er besonders zufrieden gewesen zu sein. Als einer der Kleidermacher nach dem Kriege gegen Frankreich wiederholt schlecht sitzende An- züge lieferte, entlud sich der Aerger des Ministers in folgendem Handschreiben: „Varzin. 23. Juli 1872: Sie haben mir früher Sachen gearbeitet, die gut saßen, aber Sie haben leider die Ge- wohnheil davon verloren und nehmen an, daß ich mit dem Alter kleiner und dünner werde, was doch selten der Fall ist. Ich bitte Sie, nach meinem alten Maße zu arbeiten, von vor vier Jahren; was Sie mir seit 1870 geschickt haben, ist nicht zu brauchen, und ich habe von einem sonst so intelligent betriebenen Geschäfte, wie dem Ihrigen, nicht erwarten können, daß Sie die Naturgeschichte des menschlichen Körpers so wenig studiert haben . . ."
sDie Ballon-Aermel.j Alte Jungfer: Wenn die Frauen nur Schulter an Schulter kämpfen wollten, dann würden sie schon das öffentliche Stimmrecht bekommen. — Herr: Ja, das können sie eben nicht bei der augenblicklichen Aermel- mode!
sGuter Rat.j Frau A.: Unsere Küchenthür knarrl so furchtbar, was kann man blos dagegen thun? — Frau B.: Da werde ich Ihnen einen sehr guten Rat geben; schaffen Sie sich ein Dienstmädchen an, das einen Bräutigam hat.
sJm Hotel.j Hausknecht: Euer Gnaden» wann soll ich sie denn wecken? — Reisender (zerstreut): Ich werde Ihnen schon läuten, wenn ich geweckt sein will.
Telegramme.
Grünenthal, 24. Juni. Die Augusta Viktoria ist vormittags im Kaiser Wilhelm- Kanal bei 29'/, km festgefahren und wurde vom „Seeadler" zur Ausweichestelle zurückgezogen.
Windsor, 24. Juni. Lord Rosebery reichte die Entlassung des ganzen Kabinets ein. Es verlautet, die Königin berief Salisbury; dieser habe aber den Auftrag, das Kabinet zu bilden, nur unter der Bedingung angenommen, daß das Parlament aufgelöst werde und das jetzige Kabinet die Annahme von 2 provisorischen Budgetzwölfteln erkläre. Der Times zufolge dürste der Herzog von Devonshire Minister des Auswärtigen, Hicksbeach Schatzkanzler, Chamber- lain Kriegsminister werden.
Schangai, 24. Juni. Das japanische Generalkonsulat ist mit seinem Personal hier eingetroffen. Auf dem General-Konsulat wurde wieder die japanische Flagge gehißt.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.