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Reuweiler, den 18. Juni 1895.

Trauer-Anzeige.

Tiefbetrübt gebe ich Freunden und Bekannten hiemit die schmerzliche Nachricht, daß meine liebe Frau

zumLamm" in Neuweiler heute früh nach kurzem aber schwerem Leiden sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Der tieftrauernde Gatte:

Ernst Burkhardt mit seinen 2 Kindern. Die Beerdigung findet Donnerstag vormittags 10'/- Uhr statt.

Neuenbürg.

Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme während der Krankheit und bei dem Hinscheiden unseres theuren Gatten, Vaters, Schwieger- und Großvaters

für die trostreichen Worte des Herrn Dekan Cranz am Grabe, sowie für den erhebenden Gesang des Liederkranzes und die überaus reichen Blumenspenden sagen den herzlichsten Dank

die trauernden Kinterbtieöenen.

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(alte Zenungen) har billig ubzugeben

C. Meeb.

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Dennach.

Hiemit erlauben wir uns Verwandte, Freunde und Bekannte zu unserer

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auf Montag den 24. Juui 18SS

in das Gasthaus zum «Mag" dahier

freundlichst und ergebenst einzuladen, mit der Bitte, dies als persönliche Einladung annehmen zu wollen.

Gcrrk IriedricH Schmidt,

Sohn des Ludwig Schmidt, Bäckers. Iriederike Pfeiffer,

Tochter des Jakob Pfeiffer, Landwirts von Rothensol

Neuenbürg.

Miidchen,

welche das Weißnähen gründlich er­lernen wollen, werden angenommen Frau Schnauffer.

bei

Mädchcn-Hesuch.

Ein jüngeres, ehrliches Mädchen, das melken kann. auch Liebe zu Kindern und zur Einsamkeit hat, findet gute Stelle bei

Fr. P. Ries im Größelthal.

Neuenbürg.

Ein Kettenmacher

oder jüngere Bijoutiers, die

sich darauf einarbeilen wollen, sowie ein Lehrling wird angenommen bei Jak. Neuweiler.

Marxzell.

Cm WM Knecht

für Mühlenfuhrwerke wird zum so­fortigen Eintritt gesucht.

Andreas Axtmann, Müller.

Aus Stadt. Bezirk und Umgebung.

8 Beinberg, 19. Juni. Gestern wurde unser Ort abermals von einem schweren Gewitter heimgesucht, das sich in einem wolkenbruchartigen Regen, mit Hagel vermischt, entlud. Der Blitz schlug in 2 Obstbäume, amneuen Weg" in einen sogen. Stock und imBadewald" in eine Tanne. In Zainen soll der Hagel bedeuten­den Schaden angerichtet haben.

Pforzheim, 19. Juni. Zu dem Attentat auf Hrn. Katzenberger. Gestern nachmittag wurde der flüchtige Mechaniker Specht im Wald­teilTiergarten" durch zwei Kriminalpolizisten verhaftet und in sicheren Gewahrsam verbracht. Es stst nur geringe Hoffnung vorhanden, Herrn K. am Leben zu erhalten, da derselbe 2 Stiche in die Brust hat, wovon einer die Lunge traf, außerdem einen in den Rücken und zwei in den Unterleib, welche die Gedärme bloslegten. Der Ueberfall selbst soll sich wie folgt abgespielt haben: K. wollte am Montag bei Sp, der im K.'schcn Hause, westl. Karl-Friedr.-Str. Nr. 28 im Hinterhaus eine kleine Familienwohnung inne hat, den verfallenen Mietzins holen. Frau Sp. sagte, ihr Mann sei abwesend und bestellte Hrn. K. auf nächsten Morgen früh 8 Uhr. Als K. etwas vor dieser Zeit, kurz nach 7 Uhr, die Sp.'sche Wohnung betrat, traf er das Ehepaar am Frühstückstisch. Sp. hieß K. warten, bis er mit Essen fertig sei. Kaum hatte das Frühstück geendet, so ergriff er ein neben ihm auf dem Tisch bereit liegendes Tranchiermesser und stürzte sich damit ohne Weiteres auf K., der sich ver­geblich mit einem schnell ergriffenen Stuhl zu wehren versuchte. Als auf sein Rufen Hilfe kam. war die Thal schon geschehen. K. lag in einer Blutlache da und der Thäter hatte bereits, ohne Kopfbedeckung, die Flucht nach dem Walde ergriffen.

Pforzheim, 19. Juni. Der heutige Schweinemarkt war mit 80 Ferkeln befahren. Eine größere Anzahl Kaufliebhaber war anwesend und wurden sämtliche Ferkel, das Paar zu 1925 Mark verkauft.

Deutsches Weich.

Nord-Ostseekanal. Bei der Feier der Eröffnung des Nord-Ostseekanals werden nach der amtlichen Aufstellung 89 deutsche und fremde Kriegsschiffe bezw. im Reichsdienst befindliche Handelsdampfer im Kieler Hafen ankern; außer­dem nicht weniger als 186 Dampf- und Segel­yachten aller Nationen; endlich werden selbstver­ständlich eine Unmenge von Privatdampfern mit

Zuschauern Hafen und Rhede von Kiel beleben. Wohl bei keiner Festlichkeit, welche jemals in Deutschland stattgefunden hat, sind so viele deutsche Fürsten vereinigt gewesen. Während die kaiserliche Familie (der Kaiser, die Kaiserin und die 4 ältesten Prinzen) den Kanal auf der DuchtHohenzollern" durchführt, befinden sich an Bord desKaiseradler" der Prinzregent von Bayern, der König von Sachsen, der König von Württemberg, der Großherzog von Baden und der Großfürst Alix von Rußland. Alle übrigen deutschen Fürsten sind an Bord des Schnelldampfers des Norddeutschen Lloyd in BremenKaiser Wilhelm II." untergebracht, und zwar nicht weniger als 22 Prinzen, Groß- herzöge, Herzögc und regierende Fürsten mit ihren Hofstaaten. Außerdem sind auf dem SchnelldampferKaiser Wilhelm" die Präsidenten . der Senate der freien Städte, der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst, der Statt­halter von Elsaß-Lothringen Fürst zu Hohenlohe- Langenburg und die Staatsminister der an der Kanalfahrt teilnehmenden deutschen Fürsten untergebracht.

Hamburg, 19. Juui. Die auf den Dächern und in allen Läden errichteten Tribünen sind besetzt. Nachdem der Wagenverkehr ausge­hört hat und die polizeilichen Anordnungen wegen des Fußverkehrs in Kraft getreten sind, ist die Ordnung bisher eine musterhafte. Der König von Württemberg begab sich nach seiner Ankunft sofort zum Frühstück in den Zoologischen Garten, an dem außer den Fürstlichkeiten der Reichskanzler, viele Minister und Senatoren, im ganzen etwa 120 Personen an 12 Tischen teil- nahmen. Der Festsaal ist auf das prachtvollste geschmückt. Nach dem um l'/i Uhr das Früh­stück beendet mar, wurden 50 Wagen bestiegen und nach der Elbe gefahren. Um 1'/» Uhr be­gann die Rundfahrt durch den Hafen. Ueberall wurden vor der Vorbeifahrt die Fürsten von brausenden Hurrahs begrüßt. Um 2'/, Uhr er­folgte die Landung an der Landungsbrücke bei St. Pauli. Kurz vor 3 Uhr traf Prinz Hein- rich mit Gefolge hier ein. Nach 4'/i Uhr lief der Kaiserzug langsam in den Bahnhof ein. Unter begeisterten brausenden Hurrahrufen des zahlreichen Publikums entstieg der Kaiser in der Uniform der Garde du Corps dem Salonwagen, schritt auf den Bürgermeister Lehmann zu. welcher in einer kurzen Ansprache demselben den Will­kommengruß und die Huldigung der Stadl Hamburg darbrachte; dem Kaiser folgten die vier ältesten kaiserlichen Prinzen in geschmack­voller Matrosenkleidung. Die Fahrt vom Damm­

thor-Bahnhof bis zur Landungsbrücke bei St. Pauli gestaltete sich zu einer einzigen ununter­brochenen Huldigung, welches Hamburgs Be­völkerung dem Kaiser darbrachte. Um 6'/- Uhr traf der Wagen des Kaisers am Rathaus ein. Nach einem im Vorsaal gehaltenen Cercle be­trat der Kaiser den Speisesaal, die Fürsten und die übrigen Tischgäste folgten. Der Anblick der besetzten Tafel war großartig. Der Kaiser zeigte eine auffallend heitere Stimmung und unterhielt sich hauptsächlich lebhaft mit seinem Tischnachbar zur Rechten, dem Prinzrcgenten Luitpold, auch mit dem neben dem Prinzregenten sitzenden König von Württemberg, dem links vom Kaiser sitzenden Bürgermeister Lehmann, dem König von Sachsen, dem Großherzog von Baden führte der Kaiser lebhafte Gespräche. Nach dem 2. Gang hielt Bürgermeister Lehmann eine Ansprache an den Kaiser, worin er sagte: Kaiser und Reich haben den Nord-Ostseekanal geschaffen. Hamburg sei durch den Kaiser auf den Wunsch des Senats zum Ausgangspunkt der Feier ge­macht worden; dadurch habe der Kaiser Ham­burg eine große Ehre erwiesen. Die glänzendste Versammlung erhabener Fürsten und hervor­ragender Männer, die jemals diese Stadt durch ihren Besuch ausgezeichnet, habe er heute hier begrüßt. Der Segen einer Verbindung beider Meere kommt nicht nur den deutschen Küsten zu gute, er befördert und belebt nicht minder den internationalen Verkehr. Die internationale Be­deutung des Kanals wird durch die Anwesenheit der hohen Vertreter der meisten fremden see­fahrenden Nationen verbürgt. Danken wir dem Schöpfer dieser herrlichen Anlagen, danken wir dem Kaiser und dem Reich. Mögen alle Hoff­nungen in Erfüllung gehen, die sich an die Eröffnung der neuen nationalen und inter­nationalen Wasserstraße knüpfen! Wir dürfen Sie bitten, sich zu vergegenwärtigen, daß es ein deutsches Werk ist, dessen Eröffnung wir ent­gegensetzen, und Sie daher ersuchen, allseitig in den Ruf einzustimmen: Der Kaiser, die Kaiserin und die erhabenen Verbündeten des Kaisers und Königs, sie leben hoch! In Erwiderung auf diese Rede sagte der Kaiser: Verehrter Herr Bürgermeister! Tief ergriffen bin ich von den vernommenen Worten, tief ergriffen vor Allem von dem Empfang, den mir Hamburg bereitet, wie ich desgleichen selten wohl erlebt habe. Der Geist, der mir entgegenschlug, war kein ge­machter, gewöhnlicher. Gleich Windesbraut schallte mir der Jubel der Stadt entgegen. Ich weiß wohl, daß ich mir nicht anmaßen darf, daß der Jubel meiner Person gegolten. Viel«

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