Bescheinigung.

Für die Wosserbeschädigten im Balinger Bezirk sind bis heute bei uns eingepangen von:

St.-Äcc. B. 3 ^L, Ungenannt 10Lt, G. P. 5 »4L, Kam.-Ass. M. 3 »4L, Max Genßle 1 »4L, Schuhm. Baumann 50 C. B. 3 -4L, Jac. Ahr, Gräfenhausen 1 -4L, Sammlg. v. Werks. H. in Rothenb. 2 ^ 30 H. Römpler in Schömberg, Collekte der Tischgesellschaft im dortigen Sanatorium 46 -4L

Herzlichsten Dank für diese Gaben im Namen der Bedrängten. Um weitere Gaben bittet

Neuenbürg, 17. Juni 1895. die Redaktion des Enzthälers.

Die Steinkohle als Holzerhalter. Das Gold, das die Alchymisten vergeblich in ihren Retorten zusammenzubrauen versuchten, fanden später deren Nachfolger, die Chemiker in der Steinkohle. Was wird nicht alles aus dieser heraus­gezogen! Das Leuchtgas, die schönsten Farben, der süßeste Stoff, verschiedene Heilmittel u. s. w. Und wer hätte gedacht, daß die vor Jahrtausenden unterge­gangenen Wälder, die in Gestalt der Steinkohle im Schoße der Erde aufgespeichert

Aus Stadt, Bezirk und Umgebung.

sind, auch das Material dazu liefern würden, um unsere jetzigen Hölzer dauernd zu konservieren. Es sind nun wohl 25 Jahre, daß Herr R. Lveuarius die ersten Ver­suche in dieser Beziehung machte und etwa 20 Jahre, daß er mit seinem holzkonser­vierenden Änstrichöl, dem er den NamenOardoliusum" beilegte, an die Oeffent- lichkeit treten konnte. Dieses Antiseptikum hat während der 20 Jahre seines Be» stehens seinen Ruf über die ganze Erde verbreitet und in einer Weise sich bewährt, daß es andere ähnliche Präparate weit hinter sich gelassen hat. Wer in unseren Tagen einen billigen, auf Jahre hinaus wirksamen Holzanstrich erzielen will, wird nicht mehr zu Oelsarbe oder Teer, sondern zu L.vsuariu8 varboliusum greifen, dessen Verarbeitung die denkbar einfachste ist und ohne weiteres von jedermann vorgenommen werden kann. Aber man hüte sich dabei vor minderwertigen Nach­ahmungen, die unter dem entlehnten NamenOarboliusum" angepriesen werden, sich jedoch vielfach als wirkungslose Präparate erwiesen haben. Das Originalfabrikat ^veuarius Lardoliuoum ist durch Reichspatent (Nr. 46 021) geschützt, womit der amtliche Beweis erbracht ist, daß die Nachahmungen nicht Gleiches bieten können. Es ist interessant, von dem Prospekt und umfassenden Beweismaterial Einsicht zu nehmen, welche von der Firma R. ^vonariuZ <L 6o. in Stuttgart, Hamburg und Berlin kostenfrei für jedermann erhältlich sind. Wie wir erfahren konnten, ist den Herren Th. Weiß, Neuenbürg a. Enz und W. Treiber z. Windhof, Wildbad eine Berkaufsniederlage des echten ^.vsuariuo tlarbolinoum übertragen.

Am 15. Juni ist von der Evangelischen Ober­schulbehörde die dritte Schnlstelle in Neuen­bürg dem Schullehrer Vollmer in Erzgrube, Bez. Freudenstadt übertragen worden.

Pforzheim. 18. Juni. Auf heute früh war Herr Privatier Ferd. Katzenberger scn. von einem Mieter, Mechaniker Specht, be­stellt worden, um den rückständigen Mietzins in Empfang zu nehmen. Als Herr Katzenberger die Wohnung betrat, erhielt er von Specht drei Messerstiche, einen in den Rücken und zwei in die Brust. Die Verletzungen sollen nicht uner­heblich sein. Der Thäier ist flüchtig.

Eine erwähnenswerte Verordnung besteht in Pforzheim, dort wird um vor Strafbefehlen zu warnen, darauf aufmerksam gemacht, daß das Auslegen von Bettstücken an den Fenstern, die auf die Straße stoßen, nach bezirkspolizei- licher Verordnung innerhalb der Stadt verboten ist. Das gleiche ist auch bei Wäschestücken der Fall.

Deutsches Keich.

Zur Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals.

Mit einer Reihe der glänzendsten, großart­igsten Schauspiele findet am Mittwoch, Donners­tag, Freitag und Samstag die Eröffnungsfeier zu Ehren der Vollendung des Nord-Ostsee- Kanals, dieses herrlichen Werkes deutscher That- kraft und deutscher Staatskunst und Kulturarbeit statt, denn wahrhaftig, diese drei mächtige Fak­toren im Völkerleben Tharkraft. Weisheit der Staatslenkung und hohe Kulturentwickelung mußten im deutschen Reiche vorhanden sein, um aus ureigner deutscher Kraft den Riesenbau des Nord-Ostsee-Kanals, welcher nun die beiden deutschen Meere, die Nordsee und die Ostsee, zwischen Kiel und Hamburg, bezw. zwischen Holtenau und Brunsbüttel, verbindet, in so ver­hältnismäßig kurzer Zeit vollenden zu können. Nur der im Jahre 1869 vollendete Bau des Suezkanals kann dem Bau des Nord-Ostsee- Kanals als ebenbürtiges Werk zur Seite ge­stellt werden, aber größer und schöner ist der Ruhm des deutschen Kanalbaues, denn er ist voll und ganz ein nationales Werk und keine internationale Schöpfung mehrerer Nationen und fremdländischer Geistes- und Kapitalkräfte, wie es bei dem Bau des Suezkanals der Fall war. Kamen doch auch bei der Ausführung des Nord- Ostsee-Kanalcs die besten Eigenschaften des deutschen Volkes, feste, unermüdliche Arbeit ohne geräuschvolle Prahlereien, solide und billige Aus­führung und pünktliche Vollendung zu Ehren, und so steht nun der fast hundert Kilometer lange, 65 Meter breite und 8'/r Meter tiefe Kanal nach nun erst 8jährigcr Arbeit herrlich vollendet da, denn die feierliche Grundsteinlegung vollzog Kaiser Wilhelm I. am 3. Juni 1887 und die feierliche Schlußsteinlegung erfolgt seitens des Kaiser Wilhelm II. am 21. Juni. Rühm­lich gedacht sei auch des greisen, aber noch sehr thatkräftigen Erbauers des Nord-Ostsee-Kanales, des hochverdienten Geheimen Oberbaurates Baenjch in Berlin, welcher nicht nur die Aus­führung des Kanalbaues leitete, sondern auch vorher die Ausführbarkeit des Dahlström'jchen Planes in solch überzeugender Weise begründete, daß Kaiser Wilhelm I. und Fürst Bismarck be­wogen wurden, die Angelegenheit des Kanal- baucs zu betreiben und den deutschen Reichstag und den preußischen Landtag dafür zu gewinnen.

Zur Stunde sind jedenfalls die Hemden Ge- ichwadcr iämtlich in Kiel eingetroffen. Ihren Reigen eröffnete bekanntlich das österreichisch­ungarische Geschwader, welches allen anderen fremden Flottenabteilungen um mehrere Tage bis zu einer Woche voraus in dem Festhafen anlangte. Als nächstes der fremden Geschwader kam jenes der Bereinigten Staaten in Kiel an. Alsdann folgten die schwedische Flotille, der rumänische KreuzerElisabeta" u.s.w., selbstver­ständlich fand allen fremdländischen Geschwadern und Kriegsschiffen gegenüber deutscherseits die genau festgestellle Begrüßung statt. Die Ar­beiten am Kanal sind am vergangenen Samstag auf der ganzen Linie zum Abschluß gelangt, so daß nur noch die letzte Hand an die festliche Ausschmückung des Kanals gelegt zu werden brauchte. Hoffentlich passieren bei der Er­öffnungsfahrt am Donnerstag keine fatalen Zwischenfälle mehr, wie ein solcher Zwischenfall der JachtKaiseradler" dadurch zustieß, daß sie bei der Kanalfahrt von Kiel nach Brunsbüttel bei Rendsburg auf den Grund geriet und stunden­lang sitzen blieb.

Berlin. 18. Juni. Die Abendblätter melden o-usKiel: Pinassen aller Nationen durchkreuzen den Hafen, mit den Admiralen und Komman­danten, welche Besuche austaujchen. Das Wetter ist kalt und gewilleidrohend. Die Kanalstrecke ist mit Truppen besetz!. Der Schiffsverkehr ist von heute an untersagt. Die deutschen und fremden Admirale fahren morgen nach Hamburg. Die Tafel an dem Holtenauer Leuchtturm, welche der Kaiser enthüllen wird, enthüll in goldenen, erhabenen Buchstaben die Inschrift: Kaiser Wilhelm II. eröffnete den Nordostsee, kanal, übergab und weihte ihn dem Weltverkehr am 21. Juni 1895."

Kiel, 18. Juni. Prinz Heinrich em- psieng heute nachmittag den französischen Admiral Monard sowie den Stab desselben.

Berlin, 17. Juni. Das französische Ge­schwader wird, derPost" zufolge, in Kiel keine Besuche entgegennehmen. Die Absperrung wird so streng durchgeführt, daß auch dem Bericht­erstatter derTemps", dem bereits gestattet war, dem Admiral an Bord desHoche" seinen Besuch abzustatten, diese Erlaubnis nachträglich wieder entzogen werden mußte. Eine Beurlaub­ung von Offizieren und Mannschaften an Land oder auf andere Schiffe findet ebenfalls nicht statt.

Berlin, 17. Juni. Der Kaiser be- willigte, demReichsanzeiger" zufolge, aus dem Dispositionsfonds zum Bau einer evangelischen Kirche in Holtenau ein Gnadengeschenk von 48 000 und genehmigte, daß die Kirche zur Erinnerung an die Vollendung des Nordostsee- kanalsDankeskirche" benannt werde.

Berlin, 17. Juni. Dem Vernehmen nach, hat der Kaiser über die Verhältnisse auf Mariaberg und die über die dortigen Irren ge­übte Kontrole Bericht eingefordert

Berlin, 18. Juni. Sämtlichen Mitgliedern des Reichstages ist bereits ein Exemplar des Entwurfes eines bürgerlichen Gesetzbuches für das deutsche Reich zugegangen.

Hamburg, 16. Juni. Das benachbarte Dorf Ahndorf, das etwa 700 Einwohner hat, wurde durch eine furchtbare Feuersbrunst zer­stört. Im Verlauf einer Stunde brannten 9 Gehöfte mit 40 Gebäuden nieder; nur die Kirche, das Schulhaus und das Gut blieben vom Feuer

verschont. 600 Menschen sind durch die Kata­strophe obdachlos geworden.

Bamberg, 18. Juni. Ein eben unter Dach gebrachter, 3stöckiger Neubau in der Pödeldorferstraße im neuen Viertel ist heute gänzlich zusammengestürzt. Bis jetzt wurden unter den Trümmern des Neubaus 1 Toter, 8 Schwer- und 8 Leichtverwundete hervorge­zogen. Der Baumeister Reuter ist auf der Un- glücksstätte verhaftet worden.

Straßburg i. E. Gleich der General- Direktion der Reichseisenbahnen in Elaß-Loth­ringen hat auch die General-Direktion der Großherzoglich Badischen Bahnen für den Besuch der Straßburger Industrie« und Gewerbe- Ausstellung erhebliche Erleichterungen gewährt. An Donnerstagen während der Ausstellung nach Slraßburg. oder an Stationen, wo direkte Karten nach Straßburg nicht aufliegen. nach Kehl ge­löste einfache Personenzugskarten berechtigen zur freien Rückfahrt am gleichen und am folgenden Tage, wenn sie in der Ausstellung abgestempell wurden. Bei Benutzung von Schnellzügen müssen Schnellzugszuschlagkarten für Hin- und Rückfahrt besonders gelöst werden.

Hechingen, 11. Juni. In verflossener Nacht wurde hier in der evang. Kirche einge- brochen. Der Dieb drang durch eines der schmalen Fenster neben dem Haupteingang in die Vorhalle ein, nachdem er eine Drahtvergitterung losge- riffen und erbrach den Opferstock für die Armen. Den Opferstock für Erhaltung der Kirche ließ der Dieb unberührt, da er denselben wahrschein­lich nicht bemerkt hatte. Der Thäler muß von geringer Korpulenz gewesen sein, sonst wäre es ihm nicht möglich gewesen, durch die enge Fenster­öffnung durchzukommen.

Württemberg.

Stuttgart, 18. Juni. Se. Maj. der König ist heute Nachmittag 4 Uhr 50 Minuten von Bebenhausen mit fahrplanmäßigem Zuge hier eingetroffen und begab sich in den Wilhelms­palast. Das Gefolge bildeten der General­adjutant Generallieutenant Frhr. v. Falkenstein und Flügeladjutant Oberst'Frhr. v. Schott. Die Abreise nach Hamburg zu der Eröffnung des Nordostseekanals erfolgte 6 Uhr 10 Minuten mit dem Schnellzuge, an den der k. Salonwagen angehängt ist.

Stuttgart, 18. Juni. Die Kammer der Abgeordneten führte am Samstag die Beratung des Justizetats zu Ende. In der ersten Juliwoche wird der Landtag geschlossen. In dieser Woche hofft man die Etatsberatung und die damit zusammenhängenden Gesetze zu Ende zu bringen; dann kommt noch das Eisen­bahnbaugesetz zur Beratung. Die Eisenbahn­petitionen sollen bis zum Herbst zurückgestellt werden. Ueber die Gesetzentwürfe betr. Ein­kommenssteuer und Wasserrecht wird nur eine allgemeine Debatte statlsinden, worauf dieselben an die Spezialkommisstonen verwiesen werden. Die beiden kirchlichen Gesetze (Religionsreversalien und Amtsenthebung von evangelischen Geistlichen) sollen ebenfalls erst im Herbste bezw. Winter beraten werden. Heute wurde mit der Be­ratung des Etats der Posten und Telegraphen begonnen. Die Kommission beantragte dazu bezüglich des Portotarifts für den Oberamts­verkehr, da die Mehrheit in dem jetzigen Tarif eine Belastung des platten Landes gegenüber den großen Städten erblicke:1) Die Regier­ung um Erwägung zu bitten, ob die Posttarife