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Gasthof zurKrone" auf dem Marktplatz; dazu kommen verschiedene neue Privatpensionen und Privatwohnungen, verbesserter Eisenbahnfahr­plan. neue Weganlagen und Billenbauten ein für die weitere Entwickelung des Höhenluft­kurortes Freudenstadt bedeutungsvolles Jahr!

Wcrvktpveife.

Neuenbürg, 8. Juni.

Butter, V, Kilo. 8095 ^

Landeier, 2 Stück 11 Kisteneier 5

Pforzheim, 8. Juni.

Landbutter, V, Kilo.--ik 901.

Süßrahmbutter.1.101.20

Landeier 2 Stück.1112 ^

Kisteneier, 2 Stück.1011 ^

Stuttgart, 8. Juni.

Saure Butter, Vr Kilo.1.

Süße Butter, Vz Kilo . . . . -^ 1.101.20

Frische Eier, 10 Stück. SO

Kalkeier, 10 Stück.

Ausland.

Budapest, 8. Juni. 1200 Briefträger und gleichgestellte Postbedienstete stellten heute den Dienst ein, nachdem ihre Forderung auf Erhöhung der Bezüge zurückgewiesen und ihre Wortführer in die Provinz versetzt worden waren. Am rechten Donauufer wurden heute keine Briefe ausgetragen, am linken nur teil­weise. Die Streikenden begaben sich in eine Ortschaft außerhalb des hiesigen Polizeibezirks, wo sie ihr Standquartier errichteten. Viele Postbedienstete sind auf dem Wege zu den Aemtern von den Ausständigen angegriffen, Briefträger und Kutscher eines Ambulanzwagens mißhandelt, Briefschaften zerrissen worden. Die Ausständigen suchen die ihren Dienst versehenden Amtsgenosfen zum Ausstande zu zwingen, die Polizei schreitet dagegen ein. Der Postverkehr wird durch Heran­ziehung von Postbeamten aus der Provinz, so­wie durch Neuanstellungen aufrecht gehalten. Ansammlungen der Ausständigen werden von der Polizei nicht geduldet-

Unterhaltender Teil.

Eine Hochzeitsreise.

Erzählung von F. Arnes eldt.

(Fortsetzung.)

Die Untersuchung gegen Theodor Günther nahm nicht so viel Zeit in Anspruch. Der Elende war geistig und körperlich schon viel zu sehr herabgekomwen, als daß er einem Richter gegen­über im Stande gewesen wäre, lange die Rolle des unschuldig Verhafteten zu spielen. Nach einigen vergeblichen Versuchen, zu leugnen, legte er bereits in Ostende ein umfassendes Geständ­nis ab. Mit dem beglaubigten Protokoll des­selben war Erna unverzüglich abgereist und wenige Stunden vor Eröffnung der Gerichts­verhandlungen in G . .. eingetroffen. In Weckcr's Begleitung war sie zu dem Präsidenten des Gerichtshofes geeilt, hatte die von ihr mit­gebrachten Beweise vorgelegt, denen die Anzeige beigesügt war. daß der geständige Mörder unter Bedeckung unterwegs sei und am nächsten Tage ausgeliefert werden würde. Darauf war Benno Treuenfeld's Entlassung verfügt worden, und Wecker hatte es bei dem Präsidenten ausgewirkt, daß ihm die Freiheit durch Erna's Mund ver­kündet würde.

Theodor Günther, welcher in Begleitung des Inspektors Schwarz und eines belgischen Polizisten eintraf, wiederholte sein Geständnis vor dem Untersuchungsrichter, ohne sonderliche Spuren von Reue an den Tag zu legen. In einem blasierten Tone, als spräche er von einer Sache, die ihn selbst gar nicht beträfe, erzählte er den Hergang.

Theodor Günther war längst mit seinem großen Vermögen fertig geworden und lebte feit Jahren nur vom Schuldenmachen, worin er es zu einer bedeutenden Virtuosität gebracht hatte. Seinem Grundsätze gemäßlieber schlecht als arm" bezahlte er nur diejenigen Gläubiger, welche am dringendsten wurden und ihn öffent- lich zu brandmarken drohten, und auch diese nur dann, wenn es ihm gelungen war, einen reichen Spielgrwinnst einzuheimsen, was freilich häufig geschah; denn er hatte die Kunst gelernt,das Glück zu zwingen", und übte, wo er es nur

irgendwie unentdeckt thun zu können glaubte. Hatte er sich in einem Kreise unmöglich ge­macht, so verschwand er für einige Zeit von der Bildfläche und tauchte später in einem andern Kreise wieder auf.

An jenem verhängnisvollen Nachmittage, als Herr v. Rehfeld mit seiner jungen Frau von Wien abreiste, hatte auch Günther einmal wieder das Bedürfnis gefühlt, der Kaiserstadt an der Donau den Rücken zu kehren; er gedachte dafür die an der Spree zu beglücken, welche er seit Jahren »icht besucht hatte, und wo er für seine Thätigkeit wieder ein jungfräuliches Feld zu finden hoffte. Während er sich dem Schalter näherte, um daselbst ein Billet zu lösen, sah er vor sich einen älteren Herrn, der zwei Billets erster und eines zweiter Klasse nach einer der großen Zwischenstationen löste, auf welcher sich die Linie mit einer andern kreuzte. Der Herr zog das Portemonnaie aus der Tasche, um zu bezahlen, entdeckte aber, daß dessen Inhalt nicht ausreichte, und holte mit einem Ausrufe des Unmutes eine Brieftasche hervor, die, wie der Zuschauer bemerkte, mit großen Kassenscheinen gefüllt war. Der fremde Herr entnahm der­selben einen Schein, wechselte, steckte die er­haltenen Münzen in das Portemonnaie und verwahrte die Brieftasche in einer Tasche des Rockes, über den er den Reiseüberzieher knöpfte.

Während Günther den Vorfall beobachtete, durchblitzte ihn der Gedanke, sich des Inhalts der Brieftasche zu bemächtigen. Schnell löste er ein Billet bis zu einer ein paar Stationen von derjenigen gelegenen, für welche der Herr die Fahrkarten genommen, und ließ ihn nun nicht mehr aus den Augen. Er sah, wie er mit einer Dame in ein Koupee erster Wagenklasse stieg, wie eine das Paar begleitende Kammerfrau in einem daran stoßenden Koupee zweiter Klasse Platz nahm, und pries sein gutes Glück, das ihn ein auf der andern Seite belegenes Koupee zweiter Klasse finden ließ, in welchem er zwei Herren zur Gesellschaft erhielt, die nur eine kurze Strecke fahren wollten.

In dem Augenblicke, als der Zug sich in Bewegung setzen wollte, sprang noch ein Herr in das Koupee, der in seinem Wesen etwas Ver­störtes hatte, und dessen Anzug verbraucht und unscheinbar aussah. Günther» welcher den ihm lästigen Reisegefährden scharf beobachtete, sah, daß dieser auf die Insassen des nächsten Koupees aufmerksam ward und ihnen ein Interesse schenkte, welches darauf hindeutete, daß sie ihm nicht fremd sein mußten.

Er suchte ihn, nachdem die anderen Herren ausgestiegen waren, in ein Gespräch zu ver­wickeln, erhielt jedoch nur einsilbige Antworten; dennoch entnahm er daraus, daß der braune, finster blickende Reisende aus Italien komme. Ein Ausruf des Herrn im Koupee erster Klasse am Schalter, er habe noch italienisches Geld im Portemonnaie, hatte Günther darüber belehrt, daß auch das Ehepaar in Italien gewesen sei, und er ahnte irgend einen Zusammenhang.

Günther führte keine Waffen bei sich und hatte es bei seinem Plan weniger auf einen Mord als einen Raub abgesehen ; da er sich aber auf alle Fälle vorsehen wollt", musterte er das Handgepäck seines Reisegefährten, ob dieser nichts mit sich führe, was seinen Zwecken dienen könne. Ein Pfftolenkasten schien ungeeignet; dagegen glaubte er, als jener den Ueberzieher auszog und neben sich legte, in einer Tasche in dessen Innenseiten den Griff eines Dolches zu ge­wahren.

In der mehr und mehr zunehmenden Dunkel, heit wußte er den Dolch leise und geschickt aus der Tasche hervorzuziehen und einzustecken; nun galt es noch, seinen Reisegefährten, der wenig Lust zum Schlafen verspürte, künstlich einzu- schläfern, damit er einen etwaigen Hilferuf aus dem nächsten Koupee nicht hörte. Auch hierfür wußte Günther Rat. H

Als Falschspieler mußte er stets auf alle Eventualitäten gefaßt sein. Er hatte sich des­halb ein narkotisches Mittel zu verschaffen ge­wußt. das er beständig bei sich führte, und ver­mittelst dessen er in dem Augenblicke, wo er Entdeckung befürchtete die Milspielenden schnell

in eine schlafähnliche Betäubung versetzen konnte. Schon einmal hatte er Gelegenheit gehabt, sich von der guten Wirkung seines Arkanums zu überzeugen; jetzt sollte es ihm wiederum Dienste leisten.

Als er auf der Station, nach welcher sein Billet lautete, ausstieg, stolperte er anscheinend, fiel über den Mitreisenden und warf diesem ein mit der Essenz befeuchtetes Taschentuch über das Gesicht, das denn auch seine Wirkung that und Benno Treuenfeld in Schlaf versetzte.

Günther hatte sein Billet abgegeben und sich anscheinend entfernt; er hatte aber den Augenblick ersehen, wo der Schaffner anderweitig beschäftigt war, um in das andere Koupee zweiter Klasse zu schlüpfen, dessen Thür offen stand, da die Kammerfrau ausgestiegen war. Nach wenigen Minuten kam die Alte wieder, und der Schaffner schloß die Thür; beide gewahrten aber Günther nicht; denn dieser hatte sich in das kleine Kabinet, das an das Koupee stieß, verborgen.

Dort lauschte er und vernahm bald das Schnarchen der alten Dorothea, die eingeschlafen war. Leise schlich er nun hervor, näherte sich ihr, drückte ihr ein wohlgetränktes Taschentuch auf Mund und Augen und öffnete die Thür zu dem zweiten Koupee, die er geräuschlos wieder schloß.

Das Ehepaar schlief. Er beugte sich zuerst zu der ihm zunächst sitzenden Dame und fuhr ihr mit seinem Tuche über das Gesicht; in dem- selben Augenblicke regte sich aber in der anderen Ecke der Herr. Es galt, ihm zuvorzukommen, und sein Erwachen zu verhindern. Mit einem Sprunge war er an dessen Seite und wollte sein Betäubungsmittel bei ihm anwenden. Ehe er dies aber vermochte, öffnete der Reisende die Augen, richtete sich auf. erblickte den Fremden und setzte sich zur Wehr. Ein kurzer Kampf entstand. Günther war» wenn nicht kräftiger, so doch weit gewandter als der etwas schwer­fällige, zudem noch schlaftrunkene und in einer sehr ungünstigen Lage befindliche Rehfeld. Den­noch entstand ein heftiges Ringen, bis es dem Räuber gelang, sein Opfer niederzudrücken, den Dolch zu ergreifen und den Stoß zu führen. Er war ein geübter Fechter und hatte gut, nur zu gut getroffen. Rehfeld stieß einen einzigen Schrei aus und sank zurück.

Ueber diesem Schrei erwachte die junge Frau, deren Betäubung eine unvollständige gewesen war. Dennoch war sie wie gelähmt, sie ver­mochte sich weder zu rühren, noch zu rufen, und diesen Moment benutzte der Mörder, die Brief­tasche an sich zu nehmen, das Fenster aufzu­reißen und sich auf das Trittbrett zu schwingen. Mit der Behendigkeit einer Katze kletterte er den Zug entlang, der in der Folge des gegebenen Notsignals bald langsamer fuhr. Während sich aller Aufmerksamkeit auf das Koupee richtete, aus welchen der Hilferuf erschollen war, fand der Mörder Gelegenheit, unbemerkt herabzu­springen und unter dem Schutze der Dunkelheit zu entkommen.

-Das Urteil gegen Günther lautete

auf Tod, die Gnade des Landesherrn wandelte es indes in lebenslängliche Zuchthausstrafe um. Ehe man ihn jedoch zur Verbüßung derselben an eine der großen Landesstrafanstalten ab­liefern konnte, fand man ihn eines Morgens tot in seiner Zelle. Er hatte sich am Thürpfosten aufgehäogl.

(Schluß folgt.)

sEwige Liebe.sWirst Du mich auch immer lieben, Emil?"Das schwöre ich Dir! Du bist meine Braut und wirst es ewig bleiben."

sSiegesbewutzt.sUnd was für ein Geständ­nis haben Sie mir zu machen, Herr Lieutenant?"

Mein Fräulein wir lieben uns!""

sRekognoszierung.s Richter: Bei dem Angeklagten ist dieser Thaler gefunden worden; gehört der auch Ihnen? Zeuge: Bekannt kommt er mir vor! sSicheres Zeichens Arzt: Haben Sie je in Ihrer Familie Symptome von Geistesstörung bemerkt? Herr: Ja, meine Schwester hat mal einem Millionär einen Korb gegeben!

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.