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besteht, stieß bei Macowah auf eine starke Abteilung Hovas. Der Kampf endete mit der Flucht der Hovas, die 60 Tote verloren, die Franzosen hatten einen Verlust von 13 Ber- wundeten. unter ihnen ein Lieutenant. Nachher stürmten die Schützen noch das Hovas-Lager bei Ambademonte.
New-Aork, 20. Mai. Eine ausgedehnte Feuersbrunst in St. Albans (Staat Vermont) machte 500 Personen obdachtlos. Der Schaden beträgt 750000 Dollars.
Aus Rußland, 18. Mai. Ueber den Brand in Brest-Litewski wird gemeldet: Mehr als 700 Häuser, sieben Kirchen, eine Synagoge, die Bahnhöfe der Warschau-Terespoler und der Poleskibahn mit allen Gütermagazincn, das Post- und Telegraphengebäude sind verbrannt; 15 000 Einwohner sind obdachlos. Viele Leichen werden aus den Trümmern hervorgezogen.
Anterhattender Teil.
Eine Hochzeitsreise.
Erzählung von F. Arnefeldt.
(Fortsetzung.)
Es gewann auch den Anschein, als. habe Treuenfeld selbst schon das Verzweifelte seiner Lage eingesehen und von vornherein sich jeder Ausflucht begeben, denn er beantwortete alle Fragen, die der Untersuchungsrichter an ihn stellte, mit der größten Offenheit.
„Ich habe nichts zu verbergen," sagte er. den Kopf stolz in den Nacken werfend; „denn die Schmach, die auf meinem Namen ruhte, ist abgewaschen durch meiner Hände Arbeit."
„Sie tilgten die Schulden der Firma Treuenfeld u. Göldner und nahmen keinen Anstand, eine Blutschuld auf ihre Seele zu laden, Ihren Namen mit einem noch weit ärgeren Mackel zu behaften," versetzte der Untersuchungsrichter eindringlich.
„Ich!" schrie Benno auf, „ich hätte das ge- than. Wer wagt es, mich einer solchen That zu zeihen?"
„Ich!" eatgegnete der Untersuchungsrichter kalt und schneidend, „die Zeugen und ihr eigenes Geständnis."
„Was hätte ich eingestanden? fragte Benno. „Sie haben mich verhaftet auf die Aussagen eines albernen alten Weibes hin, Sie haben sich von diesem und noch einer alten Frau Dinge erzählen lassen, die besser im Interesse des Herrn v. Rehfeld mit ewiger Vergessenheit hätten be- deckt bleiben sollen. Von Ihnen erfahre ich erst alle Einzelheiten des an mir verübten Betruges, die ich bis jetzt nur vermutet und erraten hatte, nennen Sie das ein Eingeständnis?"
„Sie geben zu, in Rehfelde die Dienerschaft mit dem Tote bedroht zu haben?"
„Die Hasenfüße stoben schreiend auseinander, als ich die Hand an den Revolver legte," antwortete Benno, unwillkürlich lachend.
Sie haben gedroht, Herrn v. Rehfeld niederschießen zu wollen," fuhr der Untersuchungsrichter fort.
„Das habe ich," entgegnete Treuenfeld, tief Atem holend, „und hätte es gethan, wäre mir ein anderer nicht zuvorgekommen."
Der Untersuchungsrichter machte eine Bewegung. „Der Dolch erschien Ihnen doch sicherer als die Schußwaffe."
„Ich habe keinen Dolch gebraucht."
„Wir werden sogleich darüber sprechen. Sie sind Herrn v. Rehfcld gefolgt?"
»Ja "
„Sie haben ihn vergeblich gesucht?"
„Durch ganz Italien."
„Wo fanden Sie seine Spur?"
„In Venedig. Von dort verfolgte ich ihn nach Wien und kam im letzten Augenblicke, um noch in ein Koupee des Zuges zu springen, mit welchem er davon fuhr."
„Sie hatten es gut gewählt; es stand mit dem, in welchem Herr v. Rehfeld saß, durch eine Thür in Verbindung."
„Das entdeckte ich erst später.
„Gleichviel, Sie nutzten es, um Ihren Rachedurst zu kühlen."
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„Nein, sage ich, und tausend Mal nein!" rief Benno. „Halten Sic mich für einen elenden Feigling, der seinen Gegner im Schlafe überfällt und mordet?"
Der Untersuchungsrichter zuckte die Achseln.
„Ich entdeckte unterwegs, daß Rehfeld in dem Koupee neben mir war", fuhr Benno fort; „endlich hatte ich ihn erreicht. Nun wollte ich vor ihn hintreten, wollte Rechenschaft von ihm fordern und ihn zwingen, sich mit mir zu schießen, sobald der Tag angebrochen war. Nicht lebend sollte er mit dem Weibe, das er mir gestohlen, das Haus seiner Väter erreichen. Die Pistolen führte ich bei mir."
„Den Dolch auch," schaltete der Richter ein. „Sie haben es vorgezogen, sich seiner zu be- dienen. Hier ist er." Er zog den Dolch mit dem goldenen Griff hervor und hielt ihn Benno hin.
„Ganz recht, das ist mein Eigentum", versetzte Benno ruhig. „Sie haben ihn in der Tasche meines Ueberziehers gefunden, den ich ausgezogen und im Koupee zurückgelassen hatte."
„Wem wollen Sie ein solches Märchen aufbinden," lachte der Landrichter verächtlich, „muß ich Ihnen wirklich erst sagen, daß der Dolch neben dem Leichnam gefunden worden ist, daß die Flecken daran von dem Blute des Ermordeten herrühren."
Der junge Mann wich entsetzt zurück. „Mit diesem Dolche wäre der Mord verübt?"
„Wollen Sie mich wirklich glauben wachen, daß Sie das überrascht?"
„Es überrascht mich nicht, es erschüttert mich, es zermalmt mich!" schrie Benno. Er fiel auf einen Stuhl, schlug die Hände vor das Gesicht und ließ ein dumpfes Stöhnen hören.
Der Untersuchungsrichter verhielt sich schweig, end und beobachtete ihn. Er sah in seinem Benehmen die Zerknirschung des überwiesenen Verbrechers und erwartete das Geständnis.
„Sie sehen jetzt ein, daß es töricht wäre, noch länger zu leugnen", begann er endlich wieder, da Treuenfeld noch immer stumm blieb und wie traumverloren vor sich hinstarrte; „der Dolch ist ein Ankläger, der so vernehmlich redet, als hätte sich der Mund des Toten geöffnet und den Namen dessen genannt, der ihn ermordet."
„Ich wünschte, er könnte reden; sein Wort würde mich entlasten," versetzte Treuenfeld dumpf.
„Sie trauen ihm eine übermenschliche Großmut zu."
„Nein; aber ich denke, er würde angesichts der Ewigkeit der Wahrheit die Ehre geben und bezeugen, daß ich sein Mörder nicht gewesen bin."
„Herr, sie lästern!"
Benno sprang wieder auf und trat an den Tisch, hinter welchem der Untersuchungsrichter saß. Mit seinem Wesen war eine auffallende Veränderung vorgegangen; der Stolz und Trotz hatten einer sichtbaren Angst und Unsicherheit Platz gemacht.
„Hören Sie mich an, Herr Landrichter." bat er in tiefen bebenden Tönen, „hör»n Sie mich an! Ich erkenne jetzt, daß der Schein furcht- bar vernichtend gegen mich ist; ich beschwöre Sie, glauben Sie mir, ich bin unschuldig."
„Gut, ich will Ihnen glauben," antwortete der Landrichter mit einem Anfluge von Spott, „vorausgesetzt, daß Sie mir den nennen, dem Sie Ihren Dolch geliehen haben."
Wieder blickte Benno düster vor sich hin, dann schlug er sich vor die Stirn. „Jetzt Hab' ich's. Der rotbärtige Kerl war es, er hat mir den Dolch gestohlen!"
„Was wollen Sie damit sagen?
„Sie sollen es sogleich erfahren. Ich habe Ihnen bereits mitgeteilt, daß ich in Wien in dem Augenblick auf dem Bahnhof ankam, wo der Zug, in dem sich Herr und Frau v. Rehfeld befanden, im Begriffe stand abzugehen, und daß ich nur noch Zeit hatte, in ein Koupee zu springen. Es saßen schon drei Herren darin; ich war jedoch viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um auf meine Reisegefährten zu achten. Zwei derselben stiegen bald wieder aus, der dritte blieb und suchte mich, sehr gegen meinen
Willen, in ein Gespräch zu ziehen und ward mir auch dadurch lästig, daß er, so oft der Zug hielt, aus dem Wagen kletterte und sich dabei so ungeschickt benahm, daß er bald stolperte und auf mich fiel, bald mein Reisegepäck herunterwarf, das er dann immer wieder mit einer Entschuldigung in Ordnung brachte. Jetzt weiß ich, daß diese anscheinende Tölpelei Absicht gewesen war."
„Wieso?"
„Er ersah dabei die Gelegenheit, mich zu berauben, und hat mir den Dolch entwendet, der in meinem Ueberzieher steckte, den ich ausgezogen und neben mich gelegt hatte."
„Der Reisende war aber nicht mehr in dem Koupee. als der Mord geschah."
„Nein, er war auf der Station vorher ausgestiegen und nicht wiedergekommen."
„Wissen Sie, wie er aussah und wie er gekleidet ging?"
„Ungefähr. Er hatte blondes Haar, einen roten Bart und trug eine grüne Joppe und einen grauen Hut mit Feder."
(Fortsetzung folgt.)
Detmold, 10. Mai. DaS hiesige Gymnasium ist im laufenden Schuljahr« ohne Ober- sekunda. Das hat. wie die „Mind. Ztg " mitteilt, darin seinen Grund, daß die Untersekundaner, die sich zur Prüfung für Obersekunda, also für den einjährig-freiwilligen Dienst gemeldet, von einem Tertianer, dem Sohne eines Oberlehrers der Anstalt, sich Kenntnis der Prüfungsarbeiten verschafft hatten. Die Folge hievon war, daß das Examen, das natürlich alle glänzend bestanden, für nichtig erklärt wurde. Der Tertianer erhielt die Entlassung und die Untersekundaner müssen noch ein Jahr dieselbe Klasse besuchen.
Bläsheim, 14. Mai. Ein höchst seltener Fall in der Bienenzucht kommt gegenwärtig in einem Bienenstock des Lehrers Weiß von hier vor. Seit zwei Jahren erscheinen während der Frühlingsmonate in diesem Stock sogenannte Albinosdrohnen. Es sind dies Drohnen, die am ganzen Körper normal gefärbt sind, aber weiße Augen haben. Im Stocke sind sie ganz munter und behend wie die anveren Drohnen desselben Volkes mit normalen Augen. Aber wenn sie abgeflogen sind, treffen sie den Stock nicht mehr: sie sind tagblind. Im Zimmer fliegen gelassen, stoßen sie an die Wände an und können die Fenster nicht finden. Albinos sind Hemmungsdildungen (monstrg. ex äokeeto) und besitzen als ausgebildete Insekten noch die Augen des früheren Larvenzustandes.
„Raubst du dem Vogel Nest und Ei, ist's mit Gesang und Obst vorbei!" Dieses Sprüchlein muß jetzt schon, da in kurzer Zeit die Singvögel mit Nisten und Brüten beginnen, der Jugend immer wieder eingeschärft werden. Aber nicht allein mutwillige Buben stellen den Vogelnestern nach, auch Raubvögel. Katzen und gewerbsmäßige Vogelfänger vernichten jährlich zahllose Singvögel, so daß alle Kreise Mitwirken müssen, um den lieben Sänger in Flur und Hain zu schützen. Vor allem sind dazu die Herren Lehrer, deren Thäligkeit zu diesem wichtigen Zwecke mit Anerkennung hervorzuheben ist, berufen.
(Ein Kind der Zeit.) Mama, warum zahlst Du denn der Bonne 20 fl.? — Weil sie auf Dich Acht giebt, mein Kind. — Da gieb mir die Hälfte und ich werde selbst auf mich Acht geben.
(Schmerz.) Köchin: „Nun ist mir bereits 'der Dritte vom Militär untreu geworden. Und dafür soll man schwere Steuern zahlen!"
Wettervorheriagung. Von Norden her ist kräftiger Hochdruck in langsamem Vordringen begriffen, während die Druckverteilung in Mittel- und Süvdeutschland ziemlich unverändert geblieben ist. Es wird deshalb am Mittwoch bewölktes, kühles, aber mit wenig Niederschlägen verbundenes, am Donnerstag mehr trockenes, aufheiterndes Wetter eintreten.
Redaltion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.