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hinaus fanden sie sowohl in Amerika als m Europa begreiflicherweise massenhaft und nun muß der Petro- leumrina wohl oder übel mit seinen Preisen gleichfalls zurück-,eben, wenn er nicht den Rest seiner Kundschaft verlieren will. Effektives Petroleum siel deshalb m New-Äork, wo es am 1. Mai noch mit 8 Dollars 85 Cents bezahlt wurde aus 8 Dollars und die Pipeline Certificate (zu deutsch: Röhrenleitungsgutscheine für ungereinigtes Petroleum) fielen ,n gleicher Zeit von 185 auf 170. Immerhin steht aber das Petrolenm noch wesentlich höher im Preise als vor Beginn des Raubzugs durch den Petroleumring. Manche Detailleure in Petroleum haben sich auch in Süddeutschland von den Agenten des Petroleumrings dadurch emfangen lassen, daß sie sich von letzteren gratis aber gegen die Verpflichtung des Fortdezugs von Petroleum bei den seitherigen dem Ring ungehörigen Lieferanten neue Schrankvorrichtungen geben ließen, welche es ermöglichen, das Petroleum aus dem Faß von einer größeren Ent­fernung her in den Laden zn pumpen. Diejenigen Geschäftsleute, welche derartige neue Errichtungen haben, befinden sich also in der Knechtschaft des Petro-

Ausland.

Belgrad, 10. Mai. Hier liefen Gerüchte um von einem Attentat auf Milan. Sie sind darauf zurückzusühren, daß Milan in der Bildergalerie in Venedig mit einem Geld­vermittler, dem er Provisionen schuldet, einen Zusammenstoß hatte. Bei dem heutigen Empfange beachtete die Königin Natalie die jetzigen Minister gar nicht.

Aus Frankreich, 9. Mai. Ein starkes Sturmwetler mit Wolkenbruch und Hagel hat in der Gegend von Angers viel Schaden gethan. Die Eisenbahnverbindungen waren zeitweilig unterbrochen. In Nancy ist man bei den Erdarbeiten für eine neue Straße auf 70 gallische Gräber aus dem 6. Jahrhundert gestoßen, in denen sich Ueberbleibsel der Leichen von Kriegern, Frauen und Kindern befinden. Zahlreiche Waffen und Schmuckstücke in Edelmetall, sowie Urnen sind bei den Ueberbleiseln gefunden worden. Die Knochenteile sind sehr mürbe und zerfallen bei schärferem Zufasten. Im Hafen von Toulon geriet das alte KriegsschiffCastiglioue" in Brand und wurde größtenteils vernichtet. Es hatte als Kasernenschiff für 300 Mann vom 8. Marineinfanterieregiment gedient. Die Mann­schaften konnten sich rechtzeitig retten. Die bei Avignon Vorgefundenen Reste altrömischer Bauten dürften von der Stadt ^.uAusta ll'rieL- stiaorum heute St. Paul Trois Chateaux her­rühren.

Paris. 8. Mai. Die vrerte Strafkammer verurteilte heute den Vater eines Schülers des Lycäe Louis-le-Grand, der einem Kameraden mit einem Stück Brot ein Auge ausgeschlagen hatte, zu 5000 Franken Schadenersatz.

Petersburg, 6. Mai. Das Kriegs­gericht in Kuba (Ostasien) verurteilte dreizehn kaukasische Räuber zum Tode. Dieselben bildeten seit 1888 eine Bande, welche förmlich militärisch organisiert und uniformiert war und unter der kaukasischen Bevölkerung eine sagenhafte Berühmt­heit erlangte. Der Anführer war ein aus Si- birien entflohener Sträfling Namens Schich- Schade.

Hlnterhattender Teil.

Eine Hochzeitsreise.

Erzählung von F. Arnefeld t.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Zwei Monate lang ging die tolle Jagd ohne das geringste Ergebnis zu liefern. Mehr­mals stand er auf dem Punkte umzukehren, weil es leichter sei, seinen Feind in der Heimat zu treffen, in die er ja doch zurückkehren müsse, und immer trieb ihn die Unruhe weiter. Es schien ihm unmöglich zu raste« und zu warten; er mußte in Bewegung bleiben, wenn er sich auch bei ruhiger Erwägung hätte sagen müssen, daß dieses Reisen gänzlich plan- und ziellos sei.

Einer ruhigen Erwägung war Benno Treuen­feld aber nicht fähig. Er hatte nur den Ge­danken, dem Räuber seines Glückes nachzujagen, ihm gegenüberzutreten, ihm Erna streitig zu machen. Wie das geschehen könne oder solle, davon hatte er selbst noch keinen Begriff. End- sich mußte Benno doch an die Heimkehr denken,

die Geldmittel drohten ihm auszugehen; er war, wie er ging und stand fortgereist und mochte nicht schreiben, um sich Kreditbriefe nachsenden zu lassen; auch war die Hoffnung geschwunden, die Reisenden noch in Italien anzutreffen. Er kam nach Venedig und fand dort endlich den Namen des Herrn v. Rehfeld. Die Herrschaften seien nach Wien gereist, sagte ihm die Besitzerin des Hotels; sie konnte ihm auch das Absteige­quartier nennen, das sie in der österreichischen Kaiserstadt zu nehmen gedachten; sie hatte es ihnen empfohlen.

Benno eilte ihnen nach. In Wien im Hotel Zum Erzherzog Stephan" angekommen, erfuhr er, die von ihm Gesuchten seien soeben zum Bahnhof gefahren. Unverzüglich folgte er ihnen. Der Zug war im Begriff abzugehen. Er löste ein Billet, sprang in ein Koupee zweiter Klaffe und entdeckte auf der nächsten Station, daß der Zufall, der ihn so lange geäfft, ihn endlich gut geführt hatte. Herr v. Rehfeld und seine Ge­mahlin hatten das neben dem seinigcn belegene Koupee erster Klasse inne.

Jetzt war der Augenblick der Abrechnung gekommen; Benno brauchte nur eine Thür zu öffnen, so stand er vor seinem Feinde. Aber er zögerte. Er war nicht allein in seinem Koupee, und was er mit Herrn v. Rehfeld zu verhandeln hatte, das duldete keine fremden Zeugen. Er wartete, so schwer es ihm auch an­kam. Jetzt handelte es sich nur noch um eine kurze Spanne Zeit; Herr v. Rehfeld konnte ihm nicht entgehen.

5.

Geh', Dorothea! Rühre mich nicht an! Zwischen uns ist keine Gemeinschaft mehr!" rief Frau v. Rehfeld und wich vor der alten Kammer- frau zurück, die ihr nach alter Gewohnheil maschinenmäßig behilflich sein wollte, sich ihres Mantels zu entledigen und sich in dem ihr im Bahnhofgebäude angewiesenen Zimmer einzu­richten.:

Mit einem giftigen Blicke wandte ihr die Alte den Rücken und zog sich in ein Neben­zimmer zurück, vernehmlich scheltend auf die Un. dankbare, die nicht um den guten Herrn trauerte, der sie so sehr geliebt, sondern nur an seinen verruchten Mörder denke und trachte, wie sie ihn der Strafe entziehe.

Erna achtete dieser Reden nicht, zu viel hatte sie in der letzten Stunde erlebt und er- fahren, um sich auf einen Wortstreit mit Doro­thea einzulassen, die sie im Verdacht hatte, eine Hauptrolle in dem Komplott gespielt zu haben, dem ihr Lebensglück zum Opfer gefallen war; denn sie wußte jetzt, welch' einen Betrug man gegen sie verübt hatte. Obgleich die Fahrt, die sie mit Benno zurückgelegt hatte, nur eine kurze gewesen war, und beide sich der scharfen Be­obachtung mißtrauischer Augen ausgesetzt gewußt hatten, war es ihnen doch möglich geworden, einige Worte der Erklärung auszutauschen.

Biel bedurfte es ja nicht, um sich zu ver­ständigen, da es in Erna's Herzen immer eine Stimme gegeben, die zu seinen Gunsten ge­sprochen , und er keinen Augenblick an ihr ge- zweifelt hatte. Was sie aber einander nicht zu sagen vermochten, das errieten sie.

Auf dem schmalen Sopha in dem kahlen Gasthofszimmer in sich zusammengekauert, das Gesicht gegen das harte Kissen gedrückt, spann Erna die traurige Geschichte aus. Eine Menge Einzelheiten, die sie früher kaum beachtet hatte, kamen ihr jetzt wieder in's Gedächtnis und ge­wannen Bedeutung; mit furchtbarer Klarheit durchschaute sie das ganze Lügengewebe, mit dem man sie umgarnt hatte. Und wer hatte das gethan? Die beiden Menschen, die sie geliebt, denen sie unbedingt vertraut hatte! Fast schämte sie sich, daß sie ihren Zorn an Dorothea aus­gelassen; die Alte war ja nur ein blindes Werk­zeug gewesen. Aber ihre Mutter! Herr von Rehfeld!

Eine unbeschreibliche Bitterkeit erfüllte ihr Herz.O. Mutter, Mutter, wie konntest Du das thun!" schluchzte sie händeringend, und dann fragte sie sich, ob die Mutter um den Betrug gewußt habe, ob sie auch nicht getäuscht worden sei von dem Manne, der ihr Gatte hieß, und

der jetzt eine blutbedeckte Leiche war. Von einem jähen Schreck erfaßt, fuhr sie auf. Sie hatte sich in das vertieft gehabt, was ihr geschehen war. so daß sie für einen Augenblick die ent­setzliche Katastrophe vergessen hatte. Um so furchtbarer kam sie nun zum Bewußtsein. Mit dem Zorne, dem Grolle und der Empörung gegen den Gatten, der ihren Besitz durch Lug und Trug erschlichen, kämpfte Mitleid für den Ermordeten.

Er hat gesündigt aus übergroßer Liebe zu mir", flüsterte sie;er scheint seines Raubes nicht froh geworden zu sein; denn der Rächer war ihm auf den Fersen und das Geschick hat ihn ereilt!"

Was rede ich da!" rief sie aufspringend, beinahe laut.Packt auch mich der Wahnsinn, der die andern ergriffen hat? Zwischen Rehfeld's Tod und seinem Frevel gegen Benno und mir besteht kein Zusammenhang, darf keiner bestehen! Er ist einem Raubmord zum Opfer gefallen! Ich habe den Mörder gesehen!"

Sie schauderte und wankte.Ich werde krank; das Fieber, das mich damals erfaßte, als ich Benno untreu wähnte, kommt wieder!" stöhnte sie;aber ich darf jetzt nicht krank werden; ich bin die Einzige, die für ihn zeugt. Um seinet­willen muß ich gesund, um seinetwillen muß ich stark sein"

Der Morgen war angebrochen und erfüllte mit seinem bleichen Scheine das Zimmer. Erna warf sich angekleidet auf das Bett und hüllte sich in die Decke; sie wollte ruhen, um gestärkt dem neuen Tage mit seinen großen und schweren Anforderungen entgegen zu gehen.

Lange lag sie mit heißen, trockenen Augen und blickte durch das unverhüllte Fenster zum Himmel empor, an welchem ein grelles Morgen­rot aufflammte, dessen Prophezeiung sehr schnell in Erfüllung ging. Aus grauem Gewölk rieselte Regen herab, der eintönig gegen die Scheiben schlug. Das Geräusch übte eine wohllhätige, beruhigende Wirkung auf die junge Frau aus; ihre schweren Augenlider fielen zu; ein tiefer Schlaf senkte sich langsam auf sie herab.

Als sie erwachte, hatte der Regen aufge­hört; die Sonne schien in ihr Zimmer, und an ihrem Belt saß noch im Reisehul u. Mantel ihre Mutter, die soeben angelangt war.

(Fortsetzung folgt.)

(Der Lebensretter.)Sie haben meine Tochter mit eigener Lebensgefahr aus dem Wasser gezogen, junger Mann . . . Haben Sie denn die Mittel, um einen eigenen Hausstand zu gründen?" (Umschrieben.) Gatte (zu seiner jungen Frau, als er beim Mittagstisch etwas ißt und nicht finden kann, was es eigentlich sein soll):Du. Mina, ich bitt' Dich, koche etwas deutlicher!" (Viel auf einmal.) Gast (zur Kellnerin): Süße Anna, machen Sie kein so saures Gesicht bringen Sie mir lieber einen Bittern!" fJn der Ahnengallerie.) Fremder: . . .Ja, aber die Ahnen sehen Ihnen gar nicht ähnlich!" Baron: Wie haißt ähnlich! Soll ich mer ändern ihretwegen!?"

(Eingegangen.) Ncffe:Denke Dir, Onkel, mir hat geträumt, Du hättest mir 50 Mark geschenkt!" Onkel:So! Na, die kannst Du behalten!"

Auflösung des Rätsels in Nr. 71.

Insel Linse.

Citaten-Rätsel.

Nimm aus jedem Citat ein Wort, so daß sich ein neues Citat ergiebt:

1. Das schwere Herz wird nicht durch Worte leicht.

2. Anmut machet schön das Weib.

3. Erst wäg's, dann wag's.

4. Nicht Jeder erhält, was er verdient.

5. Allmächtig ist doch das Gold; auch Mohren kann's bleichen.

6. Wenn dich ein Weib verraten hat, so liebe flink eine Andere.

7. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.

Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.