schließlich anderer Steuern (15000 Umgeld u. s. w.) ist der Verein mit ca. 44000 c/L angelegt.
Ulm. 7. Mai. Der Gypser Kanderer von Dürnau OA. Göppingen entwendete im vergangenen Winter auf dem Friedhof in Dürnau vom Grabe des Grafen v. Degenfeld weg einen Kranz im Werte von 15 und legte den gestohlenen Kranz andern Tags bei der Beerdigung eines Bekannten letzterem auf das Grab nieder. Er erhielt wegen dieses Diebstahls von der hies. Strafkammer eine einmonatliche Gefängnisstrafe zuerkannt.
Leonberg. 8. Mai. Heute Nacht nach 1 Uhr brach in Renningen ein großer Brand aus, der 7 Gebäude, nämlich 3 Wohnhäuser, darunter den „Hirsch«, und 4 Scheunen einäscherte. Entstehungsursache unbekannt.
Am Montag früh entdeckte ein Landjäger in dem Blockhaus an der Straße zwischen Calw und Zavelstein die Leiche einer erhängten Frauensperson. Dieselbe wurde als die einer Müllersfrau aus Teinach erkannt.
Ausland.
Wien, 9. Mai. Einer Meldung der Morgenblätter aus Pest zufolge ist die Stadt Alsä-Kubin durch eine Feuersbrunst zerstört worden; die katholische Kirche, das Pfarrhaus und mehrere öffentliche Gebäude sind niederge- brannt. Der Wind übertrug das Feuer in das Nachbardorf Nagy-Falu, welches vollständig niederbrannte.
P e st, 8. Mai. Die Ortschaft Galszecz im Zempliner Comitat ist zum größten Teile niedergebrannt. 150 Häuser und drei Kirchen sind eingeäschert.
Die Franzosen sind über den Ausgang des Zwischenfalles mit Japan sehr erfreut; ist doch der Gloire wieder ein Lorbeerblatt zuteil geworden, obgleich der diplomatische Erfolg mit Deutschland und Rußland geteilt werden muß. Andererseits ist aber auch den Franzosen eine Sorge wegen einer möglichen Bedrohung Ton- king's durch die Japaner abgenommen und gleichzeitig haben sie ihren eigenen Chauvinisten gegenüber einen weiteren plausiblen Grund dafür gefunden, daß französische Kriegsschiffe sich an der Einweihungsfeier des Nordostseekauals beteiligen.
In Rom hat Kardinal Hohenlohe, der Bruder unseres Reichskanzlers einem Diner bei dem Ministerpräsidenten Crispi beigewohnt und einen Toast auf Crispi's politische Erfolge ausgebracht. Der Kardinal wurde daraufhin zum Papste berufen, von dem er wahrscheinlich eine Rüge erhielt. Einer der gefährlichsten Gegner Crispi's. der frühere Minister Janar- delli ist übrigens bei den Provinzialratswahlen in seiner Heimat Rimini unterlegen, was für die im Juni stattfindenden Parlamentswahlen ein Crispi günstiges Vorzeichen ist.
Der russische Kaiser hat seine Krönung in Moskau auf das nächste Frühjahr verschoben, da die Kaiserin im Herbst einem freudigen Ereignis entgegen sieht.
Im englischen Unterhause erklärte der Schatzkanzler (Finanzminister) Harcourt, er werde wahrscheinlich nicht mehr von seiner Verantwortlichen Stelle aus im Hause sprechen. Es scheint also mindestens ein Kabinet Rosebery zu kriseln. Ob Rosebery selbst zurücktritt oder das ganze Kabinet, oder ob letzteres im Herbst das Unterhaus auflöst und Neuwahlen ausschreibt, scheint noch nicht ausgemacht zu sein.
London, 8. Mai. Timesmeldung aus Petersburg: Die russische Regierung, von der Antwort Japans befriedigt, betrachtet den Zwischenfall als erledigt; die militärischen Vorbereitungen, dezw. Mobilisation im äußersten Osten, seien daher auf telegraphischem Wege eingestellt.
Sh an Hai, 9. Mai. Das Reutersche Bureau meldet: Nach einem Telegramm aus Tschifu sinddieRatifikationen desFriedens- vertrags von Simonoseki heute dort ausgetauscht worden.
Unterhaltender Teil.
Eine Hochzeitsreise.
Erzählung von F. Arnefeldt.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Frau Göldner blieb in der größten Angst und Aufregung zurück; sie fürchtete das Schlimmste. Sobald sie sich nur einigermaßen gefaßt hatte, schrieb sie an Herrn v. Rehfeld, um ihn von dem Vorgefallenen in Kenntnis zu setzen und ihn zu beschwören auf seiner Hut zu sein. Am liebsten wäre es ihr gewesen, er wäre mit Erna zugleich zurückgekehrt: in Rehfelde erschien er ihr am sichersten. Einen zweiten Brief fertigte sie an Dorothea ab, um der Alten eine unausgesetzte Wachsamkeit zu empfehlen, und sandte beide Schreiben durch einen reitenden Boten nach der Bahnstation, damit sie den Beiden in Wien, wo sie den ersten Aufenthalt zu nehmen gedachten, schnell zu Händen kämen. Auch Benno Treuenfeld benutzte schon den nächsten von M. abgehenden Schnellzug, um die Reise nach Italien anzutreten. Er versuchte Erkundigungen über die von Herrn v. Rehfeld eingeschlagene Richtung einzuziehen, konnte aber nichts Bestimmtes erfahren; in seiner Unruhe und Aufregung schlug er aufs Geradewohl die Tour über München und Tyrol ein.
Bcnno's Ahnung war nur zu wohl be- gründet; der bis dahin ehrenwerte, wohlwollende Herr v. Rehfeld, der noch niemals Jemand ein Unrecht zugefügt hatte, war zum Fälscher, war zum Verräter an Benno und Erna geworden, weil eine Leidenschaft für die letztere, welche sein alterndes Herz ergriffen, eine solche Macht über ihn gewonnen hatte, daß sie hinriß, mit einem Zuge seine ganze untadelhafte Vergangenheit auszustreichen. Das Wohlgefallen, das er immer an dem lieblichen Mädchen gehabt und über dessen Natur er sich, so lange seine Gemahlin lebte, keine Rechenschaft zu geben gewagt hatte, war seit dem Tode der Gattin zu einer Liebe emporgewachsen, die ihn völlig zu einem Sklaven machte.
Benno selbst war es gewesen, der ihm unwissentlich den Gedanken für seinen Betrug eingegeben hatte. Der junge Mann hatte ihm geschrieben, er gehe für unbestimmte Zeit nach den Diamantfeldern, und es müsse für die Dauer seines Aufenthaltes daselbst eine Pause in dem Briefwechsel eintreten, da di^ Postverbindung zu unsicher wäre. Er fügte hinzu, daß er sich dieses Opfer auferlege und Erna es zu bringen bitte in der Hoffnung, dies werde die letzte Prüfung ihrer Standhaftigkeit sein; nach Beendigung der geplanten Expedition gedenke er zurückzukommen.
Die letztere Nachricht machte Herr v. Rehfeld beinahe rasend. Erna mußte die Seinige werden, ehe Benno heimkehrte; die elftere belehrte ihn über den Weg, den er einzuschlagen habe, er gab Erna den für sie bestimmten Brief nicht, und so erfuhr sie weder etwas von Bennos Aufenthalt auf den Diamantfeldern, noch von der Aussicht auf eine baldige Bereinigung mit ihm, noch von der Freude und Dankbarkeit, welche er über die ihm gewordene Verzeihung ihres Vaters ausgesprochen hatte. Sie sorgte und grämte sich um ihn, schrieb einen Brief nach dem andern, welche nicht an ihn abgingen, und ward endlich durch eine von Herrn v. Rehfeld gefälschte Auskunft des Konsulats grausam getäuscht.
Während dessen wähnte Benno durch seine Arbeit auf den Diamantfeldern seiner erfolgreichen Thäligkeit im Kaplande die Krone auf« zusetzcn. Bisher hatte er für die Befriedigung der Gläubiger des Hauses Treuenfeld u. Göldner geschafft; nun wollte er noch sorgen, der Ge- liebten ein schönes behagliches Heim zu bereiten.
Sein Aufenthalt auf den Diamantfeldern währte länger als er geglaubt hatte; als er aber nach der Kapstadt zurückkam, hatte er das erhebende Gefühl, daß er sich nach Europa einschiffen könne als ein reicher Mann, und daß, lange ehe er seinen Fuß auf die deutsche Erde setzte, kein Mackel mehr auf seinem Namen hafte.
Die Abwickelung seiner Geschäfte in der Kapstadt nahm noch etliche Monate in Anspruch; er hatte schon vor seiner Ankunft daselbst durch eine, wie er glaubte sichere Gelegenheit an Herrn v. Rehfeld und Erna geschrieben und hoffte Antwort vorzufinden. Als er sich ge, täuscht sah. ward er ängstlich und schrieb nochmals; gleichzeitig aber richtete er ein Schreiben an den Rechtsanwalt in der Residenz, der die Zahlungen an die Gläubiger für ihn besorgt hatte, und bat ihn um Auskunft, ohne ihm jedoch zu sagen, welche Banden ihn mit Erna verknüpften.
Der Rechtsanwalt, der glauben mochte, sein Klient fühle die Verpflichtung, auch für die ver- laffcne Frau und Tochter des verstorbenen Ge- schäftsteilhabers zu sorgen, gab ihm umgehend in höflichster geschäftsmäßigster Weise die Ant- wort, Herrn Trcuenfeld's Großmut werde in dem vorliegenden Falle unnötig sein; denn man sage, Fräulein Göldner stehe im Begriffe, sich mit Herrn v. Rehfeld, dem reichen Besitzer des Rittergutes Rehfelde, zu vermählen.
Zum zweiten Male in seinem Leben hielt Benno im fernen Lande eine Kunde aus der Heimat in der Hand, die den Bau. den er für seine Zukunft aufgeführt gleich einem Kartenhause zusammenblies, und wiederum faßte er den Entschluß, schnell abzureisen, um mit eigenen Augen zu sehen, was geschehen sei.
Er betraute mit dem. was noch abzuwickeln blieb, einen Bevollmächtigten und ging mit dem nächsten Dampfschiff nach Europa. In der Residenz angekommen, suchte er nur seinen Rechtsanwalt auf, dem er seine Angelegenheit übergab und bei dem er Frau Göldners Wohnung er« kündete. Er eilte dorthin; es hieß die Damen befänden sich in Rehfelde, wo in den nächsten Tagen die Hochzeit des Fräuleins mit dem Besitzer des Gutes gefeiert werden solle.
„Ich komme in der zwölften Stunde!« sagte sich Benno, indem er nach seiner Vaterstadt und von dort ohne eine Minute Verzug nach Rehfelde fuhr. Er kam zu spät. Die Trauung hatte bereits stattgcfunden; das erfuhr er auf seine erste Frage nach Herrn v. Rehfeld. Man sagte ihm, daß er vor wenigen Stunden mit seiner jungen Gemahlin nach Italien abgereist sei.
Der Mann mit dem tiefbraunen Teint, dem großen, schwarzen Bart und den düster blickenden , schwarzen Augen flößte den Dienern Besorgnis ein; sie weigerten sich, ihn bei Frau Göldner zu melden; aber er erzwang den Eingang Der Auftritt, den er dort veranlaßte, blieb noch lange als ein Schrecknis im Gedächtnis aller, die zugegen gewesen waren
Benno reiste in Italien von Ort zu Ort, ohne Herrn v. Rehfeld und dessen Gemahlin zu begegnen; zuweilen glaubte er bei seinen Erkundigungen, die er auf Bahnhöfen und bei Fremdenführern anstellte, die richtige Spur entdeckt zu haben, um sich bald zu überzeugen, daß er sich getäuscht haben müsse.
(Fortsetzung folgt.)
(Das erste „automatische Restaurant«) befindet sich seit kurzer Zeit in Berlin in der Ausstellung Italien am Zoologischen Garten. Der Besitzer desselben ist ein Italiener, welcher seit acht Monaten behufs Herstellung des sinnreichen Apparates in Berlin weilt. Das automatische Restaurant gewährt mit seinen „mechanischen Kellnern« einen eigenartigen Anblick. Rings herum an den Wänden des Raumes stehen die automatischen Schankapparale, noch viel umfangreicher als die Straßen- uud Bahnhofs-Automaten Gegen Elnwurf von 10 Pfg. verabreicht der Apparat mit größter Genauigkeit belegte Brötchen, Weine und Liqueure aller Arten und in bester Qualität, ja sogar ein Täßchen heißen Mokka. Sogar das Ausspülen der Gläser und Tassen wird mechanisch bewerkstelligt. Welchen Zuspruch das automatische Restaurant bereits jetzt genießt, läßt sich aus dem Verkauf des letzten Sonntags entnehmen; es wurden 2700 Brötchen, 9000 Gläser Wein und 12000 Tassen Kaffee verzehrt.
Redaktion, Druck und Verlag von C. Meeh in Neuenbürg.